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Archiv "Software: Schwerpunkt Anamnese" (07.02.2014)

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A 230 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 6

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7. Februar 2014

SOFTWARE

Schwerpunkt Anamnese

Der „Anamneseguide“ soll Ärzte schneller zur korrekten Diagnose führen und das Risiko von Fehldiagnosen minimieren.

S

eltene Krankheiten, atypische klinische Verläufe, psychoso- matische Störungen – gerade bei komplexen Krankengeschichten wer- den entscheidende Hinweise oft über- sehen. Fehldiagnosen und erfolglose Therapien sind die Konsequenz für Patienten, Ärzte und Versicherungen.

Nicht nur bei seltenen Erkrankungen vergehen oft Jahre, bis endgültig die richtige Diagnose gestellt wird.

Inzwischen ist nachgewiesen, dass 15 Prozent aller gestellten Dia - gnosen falsch sind, das heißt, auch nach berücksichtigter Verlaufsbe- obachtung wird die korrekte klini- sche Ursache der Beschwerden erst zu spät erkannt*. Studien haben die Außerachtlassung relevanter Diffe- renzialdiagnosen, also das verfrühte Abschließen mit einem Fall (soge- nannter premature closure), als die Hauptquelle für Fehldiagnosen identifizieren können.

Kann eine Software in diesem Problemfeld sinnvolle Lösungsan- sätze bieten? Ja, sie kann, vorausge- setzt, sie versucht die Fähigkeiten des Anwenders zu ergänzen, anstatt diese zu ersetzen. Sinn und Zweck der Software soll nicht darin beste- hen, dem Arzt eine einzelne, end- gültige und definitive Diagnose als richtige Antwort zu präsentieren, sondern vielmehr soll sie den An-

wender in seinen eigenen Überle- gungen unterstützen und einen neu- en Blick auf die Teile des Puzzles ermöglichen.

Die Software „Anamneseguide“

setzt hier an: Sie hilft dem Arzt, zum richtigen Zeitpunkt die richti- gen Fragen zu stellen, unabhängig von seinem Fachgebiet und Blick- feld. Auf diese Weise wird die Pa- tientengeschichte nach wichtigen Hinweisen „abgeklopft“, und Puz- zlestücke, die zuvor übersehen, ver- schwiegen oder nicht als relevant wahrgenommen wurden, können entdeckt werden. Die Software

führt den Arzt schneller zur korrek- ten Diagnose, und das Risiko einer Fehldiagnose oder Fehlbehandlung wird minimiert. Gleichzeitig stellt der Anamneseguide mit seinem Fo- kus auf Anamnese und klinische Befunde einen Gegenpol zum über- bordenden Einsatz der Apparateme- dizin dar, können doch fast 70 Pro- zent aller Diagnosen allein mit Hil- fe von Anamnese und klinischer Untersuchung gestellt werden.

Die Software vereint die Ana - mnesefunktion mit einer Diagnosen- datenbank. Anhand der Symptome und Laborwerte, die der Nutzer ma- nuell eingibt, stellt der Anamnese- guide detaillierte anamnestische Fragen nach weiteren Symptomen, Risikofaktoren oder Vor- und Be- gleiterkrankungen, die sich auf die zum jeweiligen Zeitpunkt wahr- scheinlichsten Diagnosen beziehen.

Technisch greift die Software dafür auf ein künstliches neuronales Netz zurück, um weiterführende Fragen auszuwählen und Antworten in Form von Differenzialdiagnosen zu generieren. Gleichzeitig sind die Algorithmen der Software darauf ausgerichtet, auch weniger wahr- scheinliche Diagnosen in den

„Überlegungen“ zu berücksichti- gen.

Zusätzlich zu den eingegebenen Symptomen greift die Software auf Alter und Geschlecht des Patienten sowie auf die Prävalenz von Dia - gnosen zurück, um die Ergebnisse zu gewichten. Dabei wird allerdings auf die Verwendung klassischer sto- chastischer Modelle verzichtet, da diese die Ergebnisse zugunsten von Diagnosen mit hoher Prävalenz ver- fälschen würden.

Die Anamneseguide-Software befindet sich in einem fortgeschrit- tenen Stadium der Entwicklung und wird voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2014 klinisch validiert werden. Sie steht in ihrer Grund- funktionalität als Webservice kos- tenfrei zur Verfügung und benötigt keinerlei Installation (www.anamne seguide.de). Zusätzlich gibt es sie als native iPhone-App.

David Ervenich

@

Informationen:

anamneseguide.de

*Berner EB, Graber ML: Overconfidence as a Cause of Diagnostic Error in Medicine. The American Journal of Medicine 2008; Vol 121(5A): 2–23 Bildschirmansicht

der Software zur Diagnoseunterstüt- zung als Webservice (rechts) sowie Dar- stellung der Software als iPhone-Applikation

T E C H N I K

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