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Phytosanitärer Beobachtungs- und Meldedienst, PBMD/WSL (2004). Borkenkäfersituation. Waldschutz Aktuell: Vol. 1/2004.

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Phytosanitärer Beobachtungs- und Meldedienst PBMD Service phytosanitaire d'observation et d'information SPOI Servizio fitosanitario d'osservazione ed'informazione SFOI

22. März 2004

W a l d s c h u t z A k t u e l l - 1 1 1 / / / 2 2 2 0 0 0 0 0 0 4 4 4

Borkenkäfersituation

Nach dem Jahrhundertsturm “Lothar” vom Dezember 1999 kam es in der Schweiz zu einer Massenvermehrung des Buchdruckers (Ips typographus). Mit einer Menge von 1,3 Millionen m3 stehenden, befallenen Fichten im Jahre 2001 und weiteren fast 1,2 Mio. m3 im Jahre 2002 erreichte der Befall ein bisher noch nie registriertes Ausmass. Der heisse, trockene Sommer 2003 hat die Situation noch verschärft. So dürfte 2003 gar eine Menge von gegen 2,0 Mio. m3 Fichten befallen worden sein.

Aber nicht nur der Buchdrucker, auch weitere Borkenkäferarten haben vom Jahrhundertsommer profitiert und die durch die Trockenheit geschwächten Nadelholzbestände befallen. Hier sind insbesondere der Kupferstecher (Pityogenes chalcographus), welcher vor allem in den Kronen von Fichten festgestellt wurde, und der Krummzähnige Weisstannenborkenkäfer (Pityokteines curvidens) an der Weisstanne zu nennen. Daneben traten auch der Grosse Lärchenborkenkäfer (Ips cembrae) und verschiedene Föhrenborkenkäfer-Arten verstärkt in Erscheinung. Die im Jahr 2003 durch sämtliche Borkenkäferarten befallene Menge Nadelholz dürfte die Zahl von 2 Mio. m3 überschreiten. Das entspricht fast 2/3 einer jährlichen Nadelholz-Normalnutzung.

Resultate der Revierumfrage "Borkenkäfer" 2002/2003, Buchdrucker

2002:

In den Monaten April bis September 2002 wurde in der Schweiz 834'000 m3 stehendes, vom Buchdrucker befallenes Fichtenholz genutzt. Von Oktober 2002 bis und mit März 2003 waren es weitere 169'000 m3. Nach Schätzungen der Revierförster wurde zudem eine Menge von 165'000 m3 stehendem Käferholz in den Beständen belassen. Für das Jahr 2002 ergibt sich eine gesamte Zwangsnutzungsmenge von 1'003'000 m3, zusammen mit den stehengelassenen Fichten eine gesamte Käferholzmenge von 1'168'000 m3. Im Jahr 2002 wurden 11’090 neu entstandene Käfernester (Befallsherde mit mehr als 10 Bäumen) gezählt.

2003:

Im Sommer 2003 (Monate April bis September 2003) wurde eine Menge von 1'218’000 m3 stehendes, vom Buchdrucker befallenes Käferholz genutzt. Ende Sommer stand in den Hauptschadengebieten der Voralpen und Alpen noch viel ungenutztes Käferholz im Wald. Der Hauptbefall in den durch die Trockenheit geschwächten Beständen erfolgte zudem im Sommer und konnte oft erst spät im Jahr erkannt werden. Zusammen mit den noch im Winter genutzten und den schliesslich stehen gelassenen Käferbäumen dürfte sich die gesamte Menge des vom Buchdrucker befallenen Holzes des Jahres 2003 gegen 2,0 Mio. m3 belaufen (Abb. 1). Die Anzahl der neu entstandenen Befallsherde ist gegenüber dem Vorjahr ebenfalls deutlich angestiegen, nämlich von 11'090 auf 17'085 im Jahr 2003. In den 6'450 aufgestellten Lockstofffallen wurden durchschnittlich 22'000 Käfer pro Falle gefangen, etwas weniger als im Vorjahr.

Im Mittelland war nach dem massiven Käferbefall im Jahr 2001 bereits im Jahr 2002 ein deutlicher Rückgang der Epidemie zu verzeichnen. Bis im Frühjahr 2003 hatte sich hier die Situation weiter beruhigt. Frischer Befall durch die überwinternden Käfer, welche die Bruten der ersten Generation anlegten, war nur noch in geringem Ausmass zu verzeichnen. Die sich infolge der guten Wasserversorgung in den Jahren 2001 und 2002 erholenden Fichtenbestände stellten für den Buchdrucker kein attraktives Brutmaterial mehr dar. Mit der anhaltenden Trockenheit und der Hitze des Sommer 2003 änderte sich die Situation drastisch. Die im Juli ausfliegenden Käfer der ersten Generation fanden in den unter Trockenstress stehenden Fichtenbeständen ideales Brutmaterial vor. Ab dem

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Sommer war vor allem in den von der Trockenheit besonders betroffenen Gebieten des Mittellandes erneut massiver Käferbefall zu verzeichnen.

Gegenüber den tieferen Lagen im Mittelland läuft die Käfergradation in den vom Sturm Lothar betroffe- nen Gebieten der Voralpen und Alpen verzögert ab. Im Berggebiet nahm der Käferbefall bis 2002 stetig zu. Während der Befall in den Hauptschadenregionen 2003 weiter zugenommen hat, ist in den übrigen Bergregionen ein langsamer Rückgang des Befalls zu verzeichnen. In diesen Gebieten war die Trockenheit weniger ausgeprägt als im Mittelland.

Im vom Sturm Lothar verschonten, hingegen von der Trockenheit ebenfalls stark betroffenen südöstlichen Alpenraum war, wenn auch auf wesentlich tieferem Niveau, ebenfalls eine Zunahme des Buchdruckerbefalls zu verzeichnen.

Abb. 1. Menge des Käferholzes und Anzahl der Befallsherde in der Schweiz von 1984 - 2003

Menge Käferholz

(in m3) Anzahl

Befallsherde

0 200000 400000 600000 800000 1000000 1200000 1400000 1600000 1800000 2000000

1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000 16000 18000 20000 stehen gelassenes Holz

Zwangsnutzungen Winter Zwangsnutzungen Sommer Befallsherde (Käfernester)

1 2

3 4

Bemerkungen:

1 stehen gelassenes Käferholz: 1999 erstmals erhoben, für 2003 geschätzt

2 Zwangsnutzungen Winter (Oktober - März): 1984 nicht erhoben, für 2003 geschätzt

3 Zwangsnutzungen Sommer (April - September)

4 Befallsherde mit mehr als 10 Bäumen (Käfernester)

Ausblick

Wie stark und wie lange sich die Trockenheit des Sommers 2003 auf den Zustand der Waldbestände auswirkt, ist gegenwärtig kaum abzuschätzen. Auf jeden Fall stellen durch Trockenheit geschwächte Bestände für Borkenkäfer ideales Brutmaterial dar. Die Käferpopulationsdichten befinden sich zudem auf ausserortentlich hohem Niveau. Je nach Region muss daher auch in den folgenden Jahren nochmals mit starkem Borkenkäferbefall gerechnet werden. Dies trifft nicht nur für den Buchdrucker zu, sondern auch für andere Borkenkäferarten.

Phytosanitärer Beobachtungs- und Meldedienst, PBMD WSL, 8903 Birmensdorf

... Baum- und Waldkrankheiten selber bestimmen ...

http://www.waldschutz.ch "Diagnose online"

"Waldschutz Aktuell - 1 / 2004"

Referenzen

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