_ _ _ AKTUELL _ _ _ _ _ __ _ _
Waldschutz Aktuell
Buchdrucker flog im Mai auch
in höheren Lagen
Die nasskalte Witterung des Monats April hat den Hauptflug der über- winterten Buchdrucker (lps typogra- phus) hinausgezögert. Im sonnig- warmen Mai nahm die Flugaktivität des Käfers stark zu.
In tiefen Lagen konnte Anfang Mai frischer Befall festgestellt werden. In der zweiten Junihälfte haben sich die Bruten meist bis zum Puppenstadium entwickelt, so dass ab Mitte Juli mit dem Ausflug der Käfer der ersten Generation gerechnet werden muss. Da der überwiegende Teil des liegenden «Lothar»-Sturmholzes aus- getrocknet ist, werden vor allem stehen- de, oft geschwächte Fichten an den Rän- dern der Sturmschadenflächen befallen.
Diese Randbäume sowie frisch gewor- fene oder schiefgestellte Bäume stellen zurzeit das attraktivste Brutmaterial dar.
Daneben wurden aber auch bereits schon recht grosse Befallsherde mit über 100 m3 Käferholz in Nachbarbeständen von Sturmschadenflächen festgestellt.
In höheren Lagen konnte zu Beginn des letzten Monatsdrittels des Mai bis hinauf auf 1600 m ü. M. frischer Befall festgestellt werden. Die Bruten befanden sich in der zweiten Junihälfte vorwiegend im Larvenstadium. Wie erwartet ist hier nach dem Winter ein grosser Teil des liegenden «Lothar»-Holzes (insbesondere geworfene Bäume) noch genügend frisch und stellt attraktives Brutmaterial dar. Wo liegendes, noch befallstaugliches Sturm- holz vorhanden ist, wird sich der Befall vorerst auf dieses konzentrieren.
Käferbefall bei geräumten Sturmschadenflächen
Im Bereich von geräumten Sturm- schadenflächen ist oft früher mit dem Befall von stehenden Bäumen zu rechnen als in Gebieten, wo grosse Mengen Sturm- holz liegen bleiben.
Dies hat folgende Gründe:
- Auch im Bereich von geräumten Sturm- flächen findet sich geeignetes Brut- material (Stöcke, stärkere Wipfelstücke, angeschlagene Bäume, nicht rechtzeitig genug aufgerüstetes Holz, nicht recht- zeitig abgeführte Holzpolter).
- Das sehr warme Frühjahr 2000 bot dem Buchdrucker gute Entwicklungs- bedingungen. So entstanden im letzten Jahr im Mittelland mindestens zwei voll
6 WALD UND HOLZ 7/01
Brutbild von Pityoktemes vorontzovi.·
Tief in den Splint eingeschnittene drei- bis neunarmige Sterngänge.
ausgebildete Käfergenerationen. Im Frühjahr 2001 ist somit auch in der Umgebung von geräumten Sturm- flächen gegenüber dem VorJahr mit er- höhten Käferpopulationen zu rechnen.
- Solange das liegende Sturmholz attrak- tiver ist als die stehenden Bäume, wird der Buchdrucker dieses bevorzugt besiedeln. Ist kein bruttaugliches lie- gendes Holz mehr vorhanden (ausge- trocknet, geräumt, bereits besiedelt) stellen die vom Sturm angeschlagenen, stehenden Bäume den nächsten attrak- tiven Brutraum dar. Der Buchdrucker geht daher bei geräumten Sturm- flächen früher zum Stehendbefall über als bei ungeräumten.
Da sich die Käferpopulationen in geräum- ten Flächen nicht ungehindert entwickeln können, fällt hingegen der Stehendbefall nicht so heftig aus, wie dies später in Ge- bieten mit liegen gebliebenem Sturmholz der Fall ist. Diese Erfahrung konnte auch nach dem Sturm Vivian häufig gemacht werden.
Attraktives Brutmaterial gut überwachen
Entscheidet man sich für Massnahmen gegen den Buchdrucker, müssen diese jetzt innerhalb eines grösseren Waldkom- plexes vollständig und rechtzeitig ausge- führt werden. Mit punktuellen Eingriffen kann der Käferdruck nicht massgeblich gesenkt werden. Bei der Überwachung ist ein besonderes Augenmerk auf die ange- schlagenen Bestandesränder zu legen, je nach Höhenlage und Exposition auch auf bruttaugliches, noch liegendes Holz. Man frage sich: Welches ist für den Käfer hier und jetzt wohl das attraktivste Brutmate- rial? Weitere Hinweise hierzu sind auch auf dem Internet zu finden:
http://www. wsl .ch/forest/wus/pbmd/
Weisstannenborkenkäfer
In Gebieten, wo die verschiedenen Weisstannenborkenkäfer bereits vor dem
Sturm Lothar zu Problemen führten und We1sstannen-Sturmholz vorhanden ist, ist auch auf diese Käferarten zu achten (vor allem Krummzähn1ger Weisstannenbor- kenkäfer Pityokteines curvidens, daneben auch P spinidens und P vorontzov1). In der Region Aaretal-Emmental 1m Kanton Bern wurde anfangs Mai dieses Jahres Stehendbefall an Weisstannen festge- stellt, nachdem sich die Käfer im vergan- genen Jahr 1m liegenden Sturmholz ver- mehrt hatten.
Entsprechend der Verbreitung der We1sstanne kommt dem Krummzähnigen Weisstannenborkenkäfer zumindest re- gional Bedeutung zu. So kam es letztmals nach dem Sturm Wilma 1n der Ajoie (Kan- ton Jura) in den Jahren 1995 und 1996 zu einer Massenvermehrung dieser Borken- käferart.
Nadelschütte
durch Fichtenröhrenlaus
Die Fichtenröhrenlaus Liosomaphis abietina besaugte im Frühjahr die Nadeln verschiedenster Fichtenarten. Alle Nadel- jahrgänge ausser dem diesjährigen wer- den von der Laus angegangen und ver- färben sich erst gelb, dann braun und fallen anschliessend ab. Fichten mit star- kem Lausbefall sehen zum Teil kläglich aus, erholen sich aber in den Folgejahren erf ahrungsgemäss recht gut.
Blaufichten in Parks und Gärten sind besonders häufig befallen, aber auch die Gemeine Fichte im Wald wird attackiert.
Problematisch ist ein Fichtenröhrenlaus- befall in Christbaumanlagen, da sich die betroffenen Bäume nicht mehr verkaufen lassen.
Für das verstärkte Vorkommen dieser Laus ist der milde Winter 2000/2001 ver- antwortlich, welcher die überwinternden Läuse kaum zu dezimieren vermochte und diese sich im zeitigen Frühjahr durch ungeschlechtliche Vermehrung rasch re- produzieren konnten.
Phytosanitärer Beobachtungs- und Meldedienst, PBMD, WSL, 8903 Birmensdorf
Packen Sie an.
Stiftung BergwaldproJekt Haup1Strasse24,7014 Trin Telefon 081 630 4145 Telefax 0816304147 PC 70-2656-6 www.bergwaldprojekt.ch