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Archiv "Pharmakogenetik: Auf dem Weg zu individuell wirksamen Arzneien" (08.10.1999)

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eit etwa 60 Jahren ist bekannt, daß es – angeborene und er- worbene – genetische Unter- schiede gibt, die die Wirksamkeit von Arzneimtteln beeinflussen. Doch erst 20 Jahre später wurde der Begriff Pharmakogenetik geprägt, der eine Mischung aus funktioneller Genetik und molekularer Pharmakologie um- faßt; er beschreibt eine Forschungs- richtung, die die Bedeutung geneti- scher Unterschiede auf die unter- schiedliche Wirkung einzelner Medi- kamente untersucht.

Evolutionsbiologisch sind geneti- sche Vielfalt und unterschiedliche Re- aktion einzelner Individuen auf toxi- sche Substanzen unbedingte Voraus- setzung zum Überleben der Art.

Doch für die Entwickler von Medika- menten stellt die genetische Vielfalt eine enorme Herausforderung dar.

Denn die individuelle Genetik ist der Grund dafür, daß Arzneistoffe im Körper unterschiedlich wirken.

Genetische Variationen werden korreliert

Die Genetik beeinflußt Aufnah- me, Umwandlung und Ausscheidung von Arzneimitteln, die meistens Fremdstoffe für den Körper sind. Bis- her werden Wirkstoffe nur nach rela- tiv groben Kriterien wie Gewicht, Al- ter, Nieren- und Leberfunktion do- siert. Auch ist vor der Therapie in der Regel nicht absehbar, welche Neben- wirkungen auftreten werden. Man schätzt, daß in den USA mehr als 100 Milliarden Dollar durch Unter-, Über- oder Fehldosierung ausgegeben wer- den. Es ist verständlich, daß zahlrei- che Firmen die potentiell lukrativen

Märkte der modernen Pharmakoge- netik erobern wollen. Die größte Zahl gibt es erwartungsgemäß in den USA, doch auch in Deutschland beginnen

„start-up“-Firmen an diesem Kuchen teilzuhaben. Sie entwickeln Produkte und Serviceleistungen für große Phar- maunternehmen, Kliniken und Uni- versitäten, um diese bei ihren Ent- wicklungen und Forschungsprojekten zu unterstützen. Dazu gehören unter anderem Adnagen in Hannover und Epidauros in Bernried, dem „Biotech- Valley“ Deutschlands.

Es sind nur wenige Promille oder Prozente des Erbcodes, in denen wir uns genetisch unterscheiden; doch sie entsprechen mehreren Millionen Buchstaben in der DNA, die bisher nicht schnell genug analysiert und mit Ergebnissen prä- und klinischer Stu- dien neuer Wirkstoffe verglichen wer- den konnten. Auch wie Wirkstoffe die Genexpression – das Spiegelbild des Zellstoffwechsels – der etwa 100 000 Gene des Genoms beeinflussen, konnte bisher nur mit größtem Auf- wand analysiert werden.

Mit der Entwicklung und relativ breiten Einführung moderner mo- lekularbiologischer Techniken, wie DNA-Chip und schneller Sequen- zierungsmethoden, hat dieser For- schungszweig jedoch mittlerweile ei- ne extrem hohe Geschwindigkeit der Datenproduktion erreicht. Diese ver- setzen Pharmakogenetiker nun in die Lage, genetische Variationen mit un- terschiedlichen individuellen Reak- tionen auf Wirkstoffe und Medika- mente schnell zu untersuchen und miteinander zu korrelieren.

Wenn diese Verfahren Einzug in die Routineklinik halten, könnte es unter anderem bedeuten, daß man bei

Patienten eine genetische Untersu- chung nicht nur zur Diagnostik ein- setzt, sondern auch zur Planung einer entsprechenden Therapie, die exakt auf den einzelnen Patienten abge- stimmt ist. Ob bald jeder Mensch sei- ne genetischen Daten auf einem Chip mit sich herum tragen wird, bietet Stoff für wichtige Diskussionen und politische Entscheidungen. Es ist aber absehbar, daß die Pharmakogenetik als Spielart der Biotechnologie für Pa- tienten und Gesellschaft nützlich sein kann.

So fördert der Bund allgemeine Forschung in Medizin und Biowissen- schaften über Programme wie Bio- technologie 2000 mit mehr als einer Milliarde DM jährlich (zum Ver- gleich: USA mehr als 14 Milliarden Dollar). Ein 1995 vom BMBF aus- geschriebener BioRegio-Wettbewerb sollte die Kommerzialisierung von Biotechnologie in Deutschland vor- antreiben und führte zur Auswahl von drei Regionen, in denen es innerhalb von drei Jahren zur Gründung von 150 Firmen und einer Mobilisierung von 560 Millionen DM privatem Be- teiligungskapital kam. Auch einzelne Länder, allen voran Bayern, fördern solche Unternehmen aus Landesmit- teln in einzelnen BioRegionen.

Mehrschichtiger Wandel

Durch die neue Art der Entwick- lung werden größere Teile der Erpro- bung und Zulassung aus dem klini- schen Bereich in den präklinischen Bereich verlagert. Generationszeiten von Wirkstoffen werden sich verkür- zen und klinische Phasen werden an wesentlich homogeneren und wohl auch kleineren Studiengruppen erfol- gen. Es wird andere Formen der Rou- tinediagnostik – wie Expressionspro- filing und Sequenzierung – geben, die einer Therapie vorangehen müssen, damit diese für ein entsprechendes genetisches Muster wirksam ist. Die- ser Entwicklung wird auch die ärztli- che Ausbildung Rechnung tragen müssen, indem Gebiete wie all- gemeine Molekularbiologie, Moleku- larmedizin, molekulare Pharmakolo- gie und -genetik, aber auch Moral und Ethik deutlich akzentuiert werden müssen. Dr. med. Axel Wellmann A-2492 (32) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 40, 8. Oktober 1999

P O L I T I K MEDIZINREPORT

Pharmakogenetik

Auf dem Weg zu individuell wirksamen Arzneien

Moderne molekularbiologische Techniken, wie DNA-Chips und schnelle Sequenzierungsmethoden, beschleunigen und spezialisieren die Pharmaforschung.

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