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as Düsseldorfer Verwal- tungsgericht hat Mitte Fe- bruar das Verbot des Ver- triebs von Arzneimitteln in Filialen der Drogeriemarkt- kette „dm“ bestätigt. Der Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf, Joachim Erwin (CDU), hatte bereits im Som- mer 2004 den Test-Vertrieb von Arzneimitteln in Koope- ration mit der „Europaapo- theek Venlo“ stoppen lassen.Die Drogeriemarktkette und die Europaapotheke kündig- ten gegenüber dem Deut- schen Ärzteblatt Berufung vor dem Oberverwaltungsge- richt Münster an.
„Unser Modell ist ohne weiteres zulässig“, versicherte
„dm-“Geschäftsführerin Petra Schäfer. Auch Peter Grit- schneder, Leiter des Bereichs Kommunikation und Marke- ting der Europaapotheke, sag- te, Ziel sei es, an dem innova- tiven Vertriebsweg festzuhal- ten. Es bestehe keine Gefahr für die Sicherheit der Ver-
braucher, denn die Arzneimit- telpakete seien verschlossen und würden für den normalen Publikumsverkehr unzugäng- lich aufbewahrt.
„dm“ hatte den Medika- menten-Service im Juni 2004
in einigen seiner Filialen gete- stet. Kunden konnten über einen Bestellzettel Arznei- mittel bei der Europaapothe- ke Venlo anfordern und ge- gen Vorlage des Abholscheins und des Ausweises innerhalb
von 72 Stunden in der Filia- le abholen. Nach Ansicht des Oberverwaltungsgerichts Düsseldorf handelt es sich bei dieser Form des Vertriebs nicht um Versandhandel im Sinne des Gesetzes. Nach dem Arzneimittelgesetz und dem Apothekengesetz sei die Abgabe von Arzneimit- teln in festen Betriebsstätten den Apotheken vorbehalten.
Darüber hinaus verstoße die- se Art des Versandhandels ge- gen die Arzneimittel- und die Versorgungssicherheit, heißt es in dem Urteil.
Die Apothekerkammer Nordrhein begrüßte das Ur- teil des Gerichts. „Die Ent- scheidung stärkt die Arz- neimittelsicherheit“, sagte deren Präsident Lutz Enge- len nach der Urteilsverkün- dung. Die Apothekerkammer Nordrhein hatte bereits 2004 mit Hinweis auf die Gefähr- dung der Arzneimittelsicher- heit gegen den Versandhan- del protestiert. MM A K T U E L L
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A436 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 8⏐⏐24. Februar 2006
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u seinem einjährigen Be- stehen hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlich- keit im Gesundheitswesen (IQWiG) eine erste, positive Bilanz gezogen. Nach anfäng- lichen Anlaufschwierigkeiten durch den vom Gesetzgeber grob formulierten Auftrag des Instituts funktioniere die Ar- beit reibungslos, sagte Insti-tutsleiter Prof. Dr. med. Peter Sawicki Mitte Februar in Ber- lin. Das IQWiG verfüge in- zwischen über eine gut funk- tionierende Infrastruktur, an die 60 motivierte Mitarbeiter sowie über ein gutes Netz an externen Sachverständigen.
Bei den mehr als 70 Auf- trägen, die der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dem
Institut erteilt hat, liegt der Schwerpunkt auf der Bewertung des Nutzens von Arznei- mitteln. Das IQWiG hat mittlerweile eine Reihe von Berichten fertig gestellt, unter anderem zu Mindest- mengen Knie-TEP und zu kurz wirksamen In- sulin-Analoga bei Dia- betes Typ 2. Geplant ist nach Angaben von Sawicki, dem G-BA künftig ein bis zwei Abschluss- berichte monatlich zukom- men zu lassen.
Zeitgleich zum einjährigen Bestehen hat das Institut eine Plattform für Patienten ge- startet. Sie ist im Internet un- ter www.gesundheitsinforma tion.de abrufbar. Damit will das Institut unabhängige, ob- jektive und leicht verständ- liche Informationen zu re- levanten Gesundheitsthemen liefern, die auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft be- ruhen. Das momentane An- gebot umfasst Themen wie Wechseljahre, Angst vor Ope-
rationen oder Darmkrebs- vorsorge. Es soll schrittweise ausgebaut werden.
Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) findet das Internet- angebot gelungen. „Es ist professionell gemacht und wissenschaftlich und journali- stisch gut aufbereitet“, lobte Dr. Sylvia Sänger, Leiterin des Bereichs Medizinische Infor- mation beim ÄZQ, gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt. Es gebe zwar bereits eine Viel- zahl an hochwertigen Infor- mationsangeboten für Patien- ten, beispielsweise die Pa- tientenleitlinien der Univer- sität Witten-Herdecke oder der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft.
Ein Angebot für Patienten, das evidenzbasierte, aktuelle Informationen liefert, habe es bisher jedoch nicht ge- geben.
Die ÄZQ ist das Kompe- tenzzentrum von Bundesärz- tekammer und Kassenärztli- cher Bundesvereinigung für Leitlinien und Patienteninfor-
mation. MM
IQWiG
Positive Bilanz nach einem Jahr
Institut startet Internetplattform für Patienten.
Foto:Georg J.Lopata
Urteil
Kein Vertrieb von Arzneien in Drogerien
Europaapotheke Venlo und „dm“ kündigen Berufung an.
Das geschei- terte Ver- triebskonzept:
Rezept in der Drogerie- markt-Filiale abgeben, 72 Stunden später das Medika- ment dort ab- holen Mehr Trans-
parenz und mehr Patien- tenorientie- rung ver- spricht sich Bundesge- sundheitsmi- nisterin Ulla Schmidt von der Internet- plattform für Patienten.
Foto:dm