Neue Kriterien zur Fest- stellung eines Diabetes melli- tus wurden im Juli 1997 von der Amerikanischen Diabe- tesgesellschaft (ADA) ent- wickelt. Die WHO wird diese Kriterien jetzt unverändert übernehmen und zur welt- weiten Anwendung empfeh- len. In Europa und den USA wird die Hälfte aller Typ-2- Diabetiker nicht diagnosti- ziert. Die neuen Richtlinien sollen hier Abhilfe schaffen.
Einmalige
Blutuntersuchung Prof. Harry Keen vom Guy’s Hospital in London schätzt, daß mit den neuen Kriterien 20 Prozent mehr Typ-2-Diabetiker entdeckt würden. Liegen typische Symptome vor, zum Beispiel ausgeprägter Durst oder übermäßige Harnausschei- dung, ist die Diagnose des Typ-2-Diabetes oft schon durch eine einzige Blutunter- suchung möglich, wenn näm- lich in solchen Fällen der Blutzuckerspiegel über 200 mg/dl (11,1 mmol/l) liegt.
Fehlen diese Symptome, muß man Nüchternbluttests oder den oralen Glukosetole- ranztest (OGTT) durch- führen. „Das Messen der Blutzuckerspiegel nach ora- ler Glukosebelastung stellt das gesamte System auf die Probe“, so Keen. Daher ist der orale Glukosetoleranz- test aussagekräftiger als die Bestimmung des Nüchtern- blutzuckers. Die Messung der Nüchternblutzuckerspie- gel ist aber einfacher, deshalb empfiehlt die Expertenkom- mission diese als Haupttest beim Screening auf Diabetes mellitus Typ 2.
Außerdem rät die Kom- mission, als Indikator für den Typ-2-Diabetes den der- zeit geltenden Grenzwert für den Nüchternzucker im venö- sen Plasma von 140 mg/dl (7,8 mmol/l) auf 126 mg/dl (7 mmol/l) herabzusetzen.
Dieser wurde zur Anglei- chung an den derzeit gelten- den Zweistundenwert nach Glukosegabe von 11,1 mmol/l (200 mg/dl) gesenkt. „Mit den beiden Tests ließe sich eine ähnliche Zahl von Diabetes-
fällen in einem Kollektiv er- kennen“, sagte Prof. Steven Haffner (Universität Texas in San Antonio). Experten empfehlen bei Nüchternblut- zuckerwerten, die den neu definierten Grenzwert über- schreiten, gegebenenfalls ei- nen zusätzlichen Toleranztest durchzuführen, um die Dia- gnose zu bestätigen. EB
Kurz informiert
Zusammenarbeit in Ja- pan – Der neue BASF-Wirk- stoff Sibutramin wird nach ei- ner Vereinbarung von der Knoll AG und dem japani- schen forschenden Pharma- unternehmen Eisai Co., Ltd.
in Japan gemeinsam ent- wickelt und vermarktet. Sibu- tramin unterstützt nach An- gaben von Knoll die natürli- chen Körperfunktionen zur Gewichtskontrolle durch Hemmung der Wiederauf- nahme von Neurotransmit- tern, die das natürliche Sätti- gungsgefühl verstärken und den Energieverbrauch er- höhen. Die Substanz dient der Behandlung von Patien- ten mit krankhaftem Überge- wicht. Zur Zeit laufen Zulas- sungsverfahren in einigen Ländern, so auch in Deutsch-
land. Das Marktpotential in Japan wird auf 150 Millionen Dollar geschätzt. Die Markt- einführung in Japan ist für das Jahr 2005 vorgesehen. Kl
NeoRecormon – Die mit den neuen Darreichungsfor- men von Recormon®verbun- denen Neuzulassungen erfor- derten eine Angleichung der Warenzeichen. Ab Januar 1998 lautet dieses für alle zu- gehörigen Epoetin-beta-Prä- parate von Boehringer Mann- heim NeoRecormon®. EB
Biogen nunmehr erfolg- reich mit Multiple-Sklerose- Präparat – Mit dem im März 1997 in Deutschland zuge- lassenen Multiple-Sklerose- Präparat Avonex® konnte das Unternehmen Biogen in den USA und auch in Europa einen kontinuierlichen Um- satzanstieg erzielen. In 1997 erreichte das Unternehmen bei weltweit 35 000 Patien- ten mit Avonex®einen Um- satz von 240 Millionen US- Dollar. Zur Zeit werden meh- rere Studien mit dem Ziel der Zulassungserweiterung auf andere MS-Verläufe und Indikationsgebiete durchge- führt. Vier weitere Substan- zen befinden sich in der klini- schen Prüfung. Kl
A-549 Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 10, 6. März 1998 (57)
V A R I A AUS UNTERNEHMEN