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Archiv "Krankenhäuser: Voreiliger Bettenabbau" (25.07.1997)

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in Gutachten „Krankenhaus 2006“, vorgelegt vom Institut für Krankenhausentwicklung in Krefeld (Autoren: Klaus Elfes, Christoph Buschkotte und Ursula Fernholz-Gräfe) kommt zu dem Er- gebnis, daß schon in zehn Jahren in der Region Aachen zusätzliche Kran- kenhausbetten aufgestellt

werden müßten, wenn die jetzt zur Disposition ge- stellten Klinikbetten vor- eilig stillgelegt würden. Im Bereich von kirchlichen Klinikträgern im Bistum Aachen wurde festge- stellt: Bereits in zehn Jahren wird die Kran- kenhausinanspruchnahme noch mehr als bisher schon wesentlich durch die Altersstruktur der Be- völkerung und die über- proportionale Zunahme der über 65jährigen, meist multimorbiden Patienten bestimmt, die im Kran- kenhaus behandelt wer-

den müssen. Schon jetzt entfallen rund 34 Prozent der in den Krankenhäusern behandelten Patienten auf solche, die älter als 65 Jahre sind, obwohl deren Anteil an der Gesamtbevölkerung nur etwa 16 Prozent beträgt.

1995 wurden der Studie zufolge in den kirchlichen Kliniken im Aache- ner Raum mehr als 47 Prozent der erbrachten 1,7 Millionen Pflegetage von Patienten über 65 Jahre in Anspruch ge- nommen. Die über 65jährigen Patienten wur- den stationär an Erkran- kungen behandelt, die zu mehr als 50 Prozent auf lediglich vier Behand- lungsgruppen entfallen.

Sie betreffen Krankhei- ten des Kreislaufsystems, Verletzungen und Vergif- tungen, Krankheiten der Verdauungsorgane und Neubildungen. Auf diese Diagnosegruppen entfie- len im Untersuchungs-

zeitraum rund 57 Prozent der Pflege- tage.

Eine Modellrechnung des Kre- felder Instituts ergab: Bei einer kon- sequenten Substitution der Kurzlie- gerfälle (bis zu zwei oder drei Liege- tage) durch klinikambulante und konsequente ambulante Versorgung würden der Bettenbedarf und die Zahl der Pflegetage lediglich um 1,51 Prozent niedriger liegen. Die Begrün- dung der Autoren: Die Operationen sinken zwar überdurchschnittlich im Verhältnis zu den Fallzahlen, da sich die ambulant verlegbaren Operati- onsfälle auf Kurzzeitlieger konzen- trieren. Auf diese Fälle entfallen aber kaum mehr verringerbare Pflegetage- volumina und ein relativ geringer Ko- stenanteil der Krankenhäuser.

lFazit der Krefelder Studie: In den nächsten zehn Jahren wird der Auslastungsgrad der rheinischen kirchlichen Krankenhäuser im Bistum Aachen von derzeit 85 Prozent (Durchschnitt) auf weit über 90 Pro- zent wachsen und die Kapazitätsgren- ze erreichen. Dann wäre im Jahr 2006 eine auf die Pflegetage abgestellte Soll-Bettenzahl von knapp 6 200 Bet- ten erforderlich, eine jetzt zur Disposi- tion stehende Zahl von Kranken- hausbetten, die unter anderem auch der nordrhein-westfälische Sozial- und Gesundheitsminister Dr. Axel Horst- mann (SPD) wiederholt ins Gespräch gebracht hatte (vgl. auch Rubrik

„Nachrichten“). Dr. Harald Clade mentierten die Kassen. Das Thema ist

jetzt wieder aktuell: Am 1. Juli dieses Jahres sind die beiden Neuordnungs- gesetze für die Krankenversicherung in Kraft getreten. Darin wird der Selbstverwaltung, in diesem Fall den Krankenkassen und Krankenhausträ- gern, die Aufgabe übertragen, Höhe und Umfang der Sonderentgelte und Fallpauschalen festzulegen. Für die Krankenkassen ist der IKK-Bundes- verband federführend bei den Medi- calprodukten.

Als maßlos überzogen hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung

(KBV) unterdessen den Vorwurf zurückgewiesen, Kardiologen hätten durch Falschabrechnungen Schäden in Höhe von 1,5 Milliarden DM ange- richtet. Denn jährlich würden in der vertragsärztlichen Versorgung für ma- ximal 60 Millionen DM Katheter und andere Hilfsmittel abgerechnet. Die Kosten für Sachmittel sind nicht im vertragsärztlichen Honorarbud- get enthalten. Die niedergelassenen Herzspezialisten rechnen diese geson- dert ab. Der Abrechnungsweg ist je- doch in den einzelnen KVen unter- schiedlich.

Die KV Niedersachsen (KVN) teilte mit, sie habe auf die Betrugsvor- würfe bisher nicht reagiert, da sie nicht in die Untersuchungsarbeit einbezogen worden sei. Man habe der Staatsan- waltschaft und den Kassen im Frühjahr dieses Jahres lediglich Abrechnungs- unterlagen zur Verfügung gestellt. Die KVN und der Erste Vorsitzende der KBV, Dr. med. Winfried Schorre, stell- ten jedoch klar: „Die Kassenärztlichen Vereinigungen werden im Falle von Falschabrechnungen die notwendigen Schritte gegen die betreffenden Ärzte einleiten.“ Dr. Sabine Glöser

A-1976

P O L I T I K LEITARTIKEL/AKTUELL

(12) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 30, 25. Juli 1997

Krankenhäuser

Voreiliger Bettenabbau

Ein Musterbeispiel, wie undifferenziert und übereilt Krankenhausplanbetten abgebaut wer- den sollen, ist die jetzt diskutierte revidierte Krankenhausbedarfsplanung des Landes Nord- rhein-Westfalen. Nach einer Art Stop-and-go-Politik sollen kurzfristig Krankenhausbetten stillgelegt oder „umgewidmet“ werden, die bis zum Jahr 2000 wieder bedarfsnotwendig werden. Ein aktuelles Gutachten* bestätigt, daß mittelfristig mehr Betten benötigt werden.

Dr. Axel Horstmann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfa- len: „Bettenabbau wird auch vor den Unikliniken nicht halt- machen.“Foto: Archiv/MAGS, Düsseldorf

*Klaus Elfes, Christoph Buschkotte, Ursula Fernholz-Gräfe, Krankenhaus 2006, Hrsg.

vom Institut für Krankenhausentwicklung (Kurfürstenstraße 69, 47829 Krefeld)

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