Zur Fbrtbildung Aktuelle Medizin
KONGRESS-NACHRICHTEN
Schnellorientierung über Depressivität
Die depressiven Syndrome gehö- ren bekanntlich zu denjenigen Krankheitsbildern, an die man denken muß, wenn die Sympto- matik des Kranken und die Be- funde nicht übereinstimmen. An- dererseits hat längst nicht jeder Patient mit rein subjektiven, nicht objektivierbaren Symptomen ei- ne larvierte Depression. Um die Zusammenhänge schnell im Hin- blick auf einen richtungweisen- den Verdacht erkennen zu kön- nen, hat das internationale Komi- tee für Prophylaxe und Therapie der Depression einen Fragenka- talog ausgearbeitet, der folgende Fragen enthält (Kielholz, Basel):
• Können Sie sich noch freuen?
(;)
Wie steht es mit Ihrem Interes- se, ist es noch wie früher?O Sind Sie weniger initiativ als noch vor Wochen und Monaten?
• Fühlen Sie sich tagsüber er- schöpft, ohne Schwung?
O Fühlen Sie sich nervös, inner- lich abgespannt, ängstlich?
• Fällt es Ihnen schwer, Ent- scheidungen zu treffen?
• Haben Sie Schlafstörungen?
(;)
Haben Sie Schmerzen, ver- spüren Sie einen Druck auf der Brust?• Haben Sie wenig Appetit, ha- ben Sie an Gewicht verloren?
C) Haben Sie Schwierigkeiten in sexueller Hinsicht?
O Neigen Sie in letzter Zeit ver- mehrt zum Grübeln?
• Plagt Sie das Gefühl, Ihr Le- ben sei sinnlos geworden?
Je nachdem, wie viele dieser Fra- gen positiv beziehungsweise mit Ja beantwortet werden, kann man einen leichten bis deutli- chen Verdacht auf eine larvierte Depression erheben. Wer die dann notwendige eingehende
und differenzierende Diagnostik nicht beherrscht. sollte den Kran- ken zum Spezialisten schicken.
Wer's aber kann, sollte die Dia- gnose Depression nosologisch und phänomenologisch richtig einordnen, damit er den Patien- ten entsprechend behandelt. KW
(Symposium „Der depressive Patient und sein Arzt", März 1981, Ascona)
Neugeborenen- Screening
Screeninguntersuchungen auf Störungen im Aminosäurenstoff- wechsel beruhen auf dem Nach- weis der Konzentrationserhö- hung von nichtmetabolisierten Aminosäuren vor dem Stoffwech- selblock. Mit Hilfe des auch in der Bundesrepublik Deutschland üb- lichen Guthrie-Tests lassen sich verschiedene Störungen des Aminosäurestoffwechsels erfas- sen (Gröbe, Münster). Nach heu- tigen Erkenntnissen sind alle Neugeborenen — ohne Ein- schränkung — auf Hyperphenylal- aninämie und Ahornsirup-Krank- heit (Hyperleukinämie) zu unter- suchen. Bei anderen angebore- nen Störungen des Aminosäu- renstoffwechsels gibt es gegen ein allgemeines Massenscree- ning noch Vorbehalte, die zum Teil auf zu hohen falsch-positiven Testraten oder auf Behandlungs- unfähigkeit der Störung beruhen.
Zur Durchführung der Screening- untersuchung wird vom Geburts- helfer oder Kinderkliniker zwi- schen dem 5. und 7. Lebenstag Blut durch Lazettenstich aus der Ferse entnommen und auf vorge- gebenen Testkarten aus Filterpa- pier in aufgedruckte Kreise ge- tropft. Die Testkarten sollten stets sofort nach Auftragen der Probe an die einschlägigen Un- tersuchungsämter eingeschickt werden, nicht nur einmal pro Wo- che als Sammelsendung. KW
(V. Interdisziplinäres Forum „Fortschritt und Fortbildung in der Medizin" der Bun- desärztekammer, Januar 1981, Köln)
Kryochirurgische Tumorresektion
Bei zentral gelegenen inopera- blen Bronchuskarzinomen be- steht die Gefahr quälenden Er- stickens im Gefolge des lumen- verengenden Tumorwachstums.
Palliative Tumorresektionen sind deshalb wiederholt notwendig.
Diese endobronchialen palliati- ven Resektionsverfahren sind (Puschmann, Aachen):
Lokale Tumorabtragung durch sogenannte erweiterte Biopsie mit starrem Bronchoskop und den üblichen Biopsiezangen
• Elektrochirurgische Abtra- gung (Hochfrequenzgerät) mit flexiblem und starrem Broncho- skop
e Abtragung mit CO 2-Gas- oder YAG-Laser durch starres oder auch flexibles Bronchoskop
Kryochirurgische Tumorresek- tion durch starres Bronchoskop.
Die kryochirurgische Resektion stellt eine wenig invasive Alterna- tive zu den anderen Möglichkei- ten dar.
Sie gewährleistet eine in der Aus- dehnung vorausbestimmbare Zerstörung des obstruierenden Tumors unter Sicht. Komplikatio- nen, die bei den anderen Verfah- ren häufiger beschrieben wer- den, treten dabei nicht auf.
Mit dieser Behandlungsmethode kann, ohne größere Belästigung für den Patienten, der Erstik- kungstod durch das zentral ob- turierende Bronchialkarzinom so lange hinausgeschoben werden, bis es zur allgemeinen diffusen Metastasierung kommt.
Der Behandlungszeitraum pro Patient liegt nach den Erfahrun- gen von Frau Puschmann zwi- schen 6 und 18 Monaten. KW
(98. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, April 1981, München)
1384 Heft 28 vom 9. Juli 1981 DEUTSCHES ARZTEBLATT