Aufsätze • Notizen
BRIEFE AN DIE REDAKTION
ÄRZTEMUSTER
Zu der Forderung des Deutschen Apo- thekertages, die Ausgabe von Ärztemu- stern durch Ärzte zu verbieten:
Ohne Antwort
Aufgrund der üblen Anschuldigun- gen . .. gegen die Ärzteschaft we- gen des angeblich sachunkundigen Gebrauchs von Ärztemustern, habe ich an die Bundesapothekerkammer geschrieben. Ich habe u. a. gebeten, mir Unterlagen über die falsche La- gerung von Arzneimitteln in ärztli- chen Praxen und über die Ausgabe von Arzneimitteln mit überschritte- nem Verfallsdatum durch praktizie- rende Ärzte vorzulegen. Eine Ant- wort auf mein Schreiben vom 3. No- vember habe ich erwartungsgemäß bisher (Mitte Februar 1980) nicht er- halten.
E. Amels, praktischer Arzt Dionysiusstraße 60 4150 Krefeld
GASTARBEITER
Zu dem Leserbrief „Unerträgliche Verall- gemeinerung" von Rechtsanwalt W.
Kästner (Heft 6/1980); sowie dem Artikel:
„Ausländische Ärzte in Deutschland:
Einschränkung gelockert" von Dr. Heinz- Peter Brauer (Heft 4/1980):
Versorgung durch Türken
. . . Ich hoffe und nehme an, daß die Mehrzahl der türkischen Ärzte ihre Anwesenheit in Deutschland nicht nur unter dem Aspekt der beruf- lichen Weiterbildung und der Er- weiterung ihrer persönlichen Ent- faltungsmöglichkeiten betrachten, sondern auch als Möglichkeit sehen, etwas für ihre Landsleute tun zu können. Die ausländischen Mitbür- ger, die ebenso wie wir, Steuern und hohe Beiträge zur Sozialversiche- rung zahlen, haben nicht nur menschlich, sondern auch juristisch ein Anrecht auf eine angemessene ärztliche Versorgung: dazu gehört m. E. auch die Möglichkeit, einen Arzt zu haben, mit dem man in sei- ner Muttersprache sprechen kann.
Die Annahme, daß durch den z. T.
langjährigen Aufenthalt in Deutsch- land das Problem der Verständi- gungsschwierigkeiten behoben sein würde, trifft zumindest für die Mehr- zahl der türkischen Frauen nicht zu.
Wenn man die z. T. sehr schwierigen Lebensverhältnisse der „Gastarbei- ter" und ihrer Familien, die ich hier nicht im einzelnen darlegen kann, berücksichtigt, wundert man sich nicht, daß bei den ausländischen Pa- tienten, nach meiner Beobachtung ganz besonders auch bei den (türki- schen) Frauen psychische Störun- gen und psychosomatische Erkran- kungen nicht seltener, ja häufiger als bei deutschen Patienten auftre- ten. Ohne die Möglichkeit zu direk- ter sprachlicher Kommunikation kann ihnen kaum geholfen werden, selbst dann nicht, wenn man über gute Dolmetscher verfügt, die das Vertrauen ihrer Landsleute genießen (wie auch sonst, sind in solchen Fäl- len Psychopharmaka alleine keine echte Behandlung, vielmehr decken sie die Ursache der Störungen allen- falls zu).
. . . Auch in dem Bericht von Dr. H.
P. Brauer fällt auf, daß die Anwesen- heit von 3 bis 4 Millionen Ausländern in der Bundesrepublik Deutschland weder erwähnt noch als Argument für die Notwendigkeit der Beschäfti- gung ausländischer Ärzte gesehen wird. Wegen der besonders hohen Zahl türkischer Arbeiter und Fami- lien, die in Deutschland leben, und den bei ihnen besonders gravieren- den Verständigungsschwierigkeiten soll im folgenden vor allem von den Türken gesprochen werden: Es gibt zwar schon vereinzelt, aber viel zu wenige niedergelassene türkische Ärzte. Auch auf die Gefahr hin, mich in ein Wespennest zu setzen: ich halte es für erforderlich, in Gebieten mit hoher Ausländerdichte die Nie- derlassung ausländischer, vor allem türkischer, Ärzte zu erleichtern, etwa im Rahmen von Gruppenpraxen, und in verstärktem Maße in unbüro- kratischer Weise ausländische Kran- kenhaus-, Ober- und Assistenzärzte an der ambulanten Versorgung der Gastarbeiter zu beteiligen; da die meisten ausländischen Kollegen in den operativen Fächern tätig sind, müßten ihnen spezielle Weiterbil-
dungsmöglichkeiten in Allgemein- medizin geboten werden, was si- cherlich auch eine spätere Rückkehr in die Heimat erleichtern könnte.
Dr. med. Georg Gussone Von-Werth-Straße 4048 Grevenbroich
Größtes Glück
Des Menschen größtes Glück auf Erden
Ist wohl das Nichtgeborenwerden.
Der Satz erscheint zwar kurios, Doch die Beweislast
ist nicht groß.
Ob's heute sich noch lohnt zu leben,
Das ist die große Frage eben.
Kein Gott sich uns'rer Luft erbarmt, Die sauerstoff-, ozonverarmt.
Das Wasser, das einst klar man trank,
Riecht's nicht nach Chlor, macht es uns krank.
Die Schadenstoffe Ruß, Benzin Nimmt man als
selbstverständlich hin.
Bei jedem Bissen, den man ißt, Fragt man besorgt,
was schädlich ist.
Da Wald und Wiesen wir besprühen mit gift'gen Stoffen, kann's uns blühen, daß dann nach Milch und Eiern wir
erkranken indirekt durchs Tier.
Den Alkohol, den Seelentröster, da doch von Sorgen uns erlöst er, den nimmt die Leber immer übel, (So steht's in der
Gesundheitsfibel).
Bei allem, was Du führst zum Mund,
Frag' also erst: Ist's auch gesund?
Ich hab' als Arzt dafür Verständnis, Doch dämmert mir auch die Erkenntnis:
Verneint man alles, was gefährlich Und lebt drum völlig ungefährlich, Dann ist das größte
Glück auf Erden
Gewiß—das Nichtgeborenwerden.
Doch schaffte das in den Aeonen Kaum einer unter den Millionen.
Dr. med. Peter Paul Schmidt Lürmannstraße 10
4500 Osnabrück