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Schimmelpilze - Indikatoren für ein ungünstiges Stallklima

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STALLKLIMA

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61 LANDTECHNIK 3/2006

Thomas Richter, Nürtingen

Schimmelpilze - Indikatoren für ein ungünstiges Stallklima

D

ie physikalischen und chemischen Be- dingungen der Stallluft werden üblicher Weise unter dem Begriff Stallklima zusam- men gefasst. Vergessen wird dabei häufig, dass eine enge Verflechtung zwischen diesen technischen Parametern und den belebten Faktoren besteht, die wir unter dem Begriff Keimdruck zusammenfassen. Auch die Schimmelpilze, denen direkte Schadwir- kung auf die Nutztiere meist nicht nachge- wiesen werden kann – sieht man von Myko- toxinen ab, die auch über den Staub wirksam

werden können – gehören in das gleiche Wirkungsgefüge. Um sich die Zusammen- hänge deutlich zu machen, ist es nützlich, sich den Stall als ein Biotop vorzustellen, vergleichbar einem Acker. Die verschiede- nen belebten und unbelebten Einflussfakto- ren wirken auf alle Lebewesen im Stall. Sind die Bedingungen günstig, können sich die Lebewesen entfalten und vermehren, sind sie ungünstig, werden sie krank und sterben.

Wie auf dem Acker wollen wir auch im Stall bestimmte Lebewesen fördern – die Nutz- pflanzen dort und die Nutztiere hier – und bestimmte Lebewesen zurückdrängen – die Krankheitserreger. Am besten gelingt das, wenn wir die Lebensbedingungen für unsere Nutztiere optimieren und gleichzeitig für die Krankheitserreger verschlechtern. Außer- dem gibt es immer auch Lebewesen, die selbst keinen großen Schaden stiften, aber als Indikatoren anzeigen, dass irgendetwas

nicht stimmt. Auf dem Grünland wäre der Löwenzahn eine Indikatorpflanze, die einen Stickstoffüberschuss anzeigt, im Stall zeigen Schimmelpilze ein ungünstiges Stallklima an. Zu bedenken ist dabei, dass die Umwelt- bedingungen immer auf alle Lebewesen im Stall gemeinsam einwirken, und die Lebe- wesen selbst, Nutztiere wie Krankheitserre- ger und Bioindikatoren, auch wieder zu den Umweltfaktoren der anderen Lebewesen gehören. Eine komplizierte ökologische Ver- flechtung eben.

Betrachten wir nun die wichtigsten physi- kalischen Stallklimaparameter aus der Sicht der Mikroorganismen, insbesondere der Schimmelpilze, und aus der Sicht der Nutz- tiere.

Temperatur

Mikroorganismen können ihre Körpertem- peratur nicht selbst regulieren, sie sind von der Außentemperatur abhängig. Dass es für Mikroorganismen in unseren Ställen zu warm wird, kommt in der Praxis nicht vor.

Kalte Temperaturen – wie sie in Außenkli- maställen häufig sind – bremsen deren Ver- mehrung dagegen drastisch. Schon aus die- sem Grund sind Außenklimaställe bei allen Tierarten, die sie vertragen, den Warmställen vorzuziehen. Stellen die Tiere einen höheren Anspruch an die Lufttemperatur im Ruhebe- reich, was bei kleinen Kälbern, bei Schwei- nen und beim Geflügel der Fall ist, so ist ein kleinräumiges Wärmeangebot beispielswei- se durch Kälberiglus, Ferkelnester, Ruhe- kisten für Schweine oder Kükenringe mit Wärmestrahlern einer generellen Anhebung der Stalltemperatur gegenüber vorzuziehen.

Muss der ganze Stall geheizt werden, so ist dem ausreichenden Luftaustausch besonders große Sorgfalt zu widmen.

Luftfeuchte

Mikroorganismen brauchen – wie alle Lebe- wesen – Wasser. Schimmelpilze beziehen ihr Wasser oft aus der Luftfeuchte, die sich an Flächen niederschlägt. Hohe Luftfeuchten haben zusätzlich meist auch hohe Schadgas- gehalte und hohen Keimdruck zur Folge. In

Auch wenn Schimmelpilzen eine di- rekte Schadwirkung auf Nutztiere meist nicht anzurechnen ist (Aus- nahme Mykotoxine), zeigt ihr Vor- kommen im Stall doch massive Pro- bleme beim Stallklima auf. Wie sie sich vermeiden lassen, wird nach- folgend dargestellt.

Prof. Dr. Thomas Richter ist an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Neckarsteige 6-10, 72622 Nürtingen, im Studiengang Agrarwirtschaft tätig;

e-mail: thomas.richter@hfwu.de

Schlüsselwörter

Stallklima, Keimdruck, Schimmelpilze

Keywords

House climate, microbial concentration, mould fungi

Bild 1: Hohe Luftfeuch- ten, wie sie beispiels- weise bei Güllelagerung unter Flur auftreten können, begünstigen die Entwicklung von Schim- melpilzen (LT-Archiv) Fig. 1: High humidity, e.g.

in slurry storage under- neath the floor, favours mould fungi growth

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der Praxis treten sie bei mangelhafter Lüf- tung und/oder großen Wasser emittierenden Oberflächen, etwa bei Güllelagerung unter Flur, auf. Zusätzlich wirken sich hohe Luft- feuchten negativ auf die Bausubstanz und auf die Stalleinrichtung aus.

Empfohlen werden für alle landwirt- schaftlich genutzten Tierarten und Altersstu- fen Werte zwischen 50 % und 80 % relativer Feuchte.

Luftbewegung

Die Luftbewegung im Stall hat auf die Schimmelpilze direkt keine Auswirkungen.

Ordnungsgemäße Lüftung führt jedoch häu- fig zu einer Trocknung des Stalles und zu ei- ner Abfuhr von Wärme. Schlecht für die Pil- ze und gut für die Nutztiere, vor allem weil die Schadgase, die den Pilzen im Gegensatz zu den Nutztieren wenig ausmachen, gleich mit entfernt werden.

Schadgase

Wichtiger noch als die Entfernung bereits in der Luft befindlicher Gase wäre freilich die Verhinderung ihrer Entstehung (und Emis- sion in die Luft, auf die hier nicht weiter ein- gegangen werden soll). Hierzu ist die Kennt- nis der Gasquelle entscheidend.

Zu unterscheiden ist zwischen Gasen, die überwiegend im Tier entstehen, etwa CO2in der Ausatemluft, und Gasen, die überwie- gend in der Stallumwelt gebildet werden.

Selbstverständlich gibt es auch Gase, für die beide Produktionsstätten relevant sind, etwa Methan (CH4). Die CO2Ausscheidung über die Lunge und die CH4Produktion im Pan- sen der Wiederkäuer hängen maßgeblich von der Körpermasse der Nutztiere und der Zeit ab. Eine nennenswerte Einflussnahme durch Stallbau, Fütterung und/oder Management auf die Gasproduktion ist nicht möglich. Die Konzentration dieser Gase im Stall korreliert mit der Tierzahl je Fläche und der Luftwech- selrate. Ammoniak (NH3) dagegen entsteht durch mikrobielle Stoffwechselaktivität aus dem Harnstoff (oder beim Geflügel der Harnsäure) und – genauso wie Schwefel- wasserstoff (H2S) – aus Aminosäuren im Kot. Die mikrobielle Aktivität ist abhängig von Substrat, Temperatur, Feuchte und Zeit, das sind ja aber auch die Faktoren, die das Schimmelwachstum beeinflussen. Die schnelle Entfernung der Exkremente aus dem Stall, zum Beispiel durch einen mecha- nischen Schieber, reduziert genauso wie eine niedrige Temperatur in der Gülle oder eine rasche Trocknung des Geflügelkotes die Ammoniak- und Schwefelwasserstoffpro- duktion und indirekt das Schimmelwachs- tum.

Stallbaulösungen, die eine Schadgasent- stehung durch rasche Entfernung der Aus- scheidungen bei möglichst niedrigen Tempe- raturen minimieren (beim Geflügel auch durch Kottrocknung), minimieren auch das Schimmelwachstum. Zusätzlich sollte eine möglichst effektive Lüftung eingesetzt wer- den.

Licht

Licht erfüllt in der Tierhaltung vielfältige Funktionen. Zunächst dient es den Tieren, aber auch den Menschen zum Sehen. Licht ist darüber hinaus ein Zeitgeber für rhyth- misch wiederkehrende physiologische und ethologische Abläufe. Am bekanntesten sind

sicher der Hell-Dunkel-Rhythmus während eines Tages, der die Aktivitäts- und Ruhe- phasen ganz entscheidend beeinflusst, und die Veränderung der Tageslichtlänge, die bei Tieren mit saisonal unterschiedlich ausge- prägter sexueller Aktivität den Brunstzeit- raum festlegt. Wenig beachtet wird bisher die Wirkung der spektralen Zusammenset- zung des Lichtes auf die Tiere. Praxisbeob- achtungen deuten darauf hin, dass gerade der UV-Anteil für Gesundheit und Reprodukti- vität eine wichtige Rolle spielt. Manche Autoren führen die positiven Effekte von Außenklimaställen bei Kälbern und Kühen auch auf den UV-Anteil des Sonnenlichtes zurück. In jedem Fall wirkt UV-Licht in sehr nützlicher Weise gegen Krankheitserreger, insbesondere gegen Viren, aber auch gegen Schimmelpilze. Gut beleuchtete Ställe sind aber oft auch gut durchlüftet und trocken, gut für die Nutztiere und schlecht für die Schimmelpilze.

Staub

Staub hat auf das Schimmelwachstum wenig Einfluss. Staub wird aber durch gute Lüf- tung weitgehend entfernt, so dass der Staub oft lediglich ein sichtbarer Indikator für ein allgemein schlechtes Stallklima ist.

Enthält der Staub selbst jedoch Schimmel- pilze, so können die von ihnen produzierten Mykotoxine auch über die Schleimhäute des Atmungsapparates ihre schädigende Wir- kung entfalten.

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Das Buch zum Thema:

Krankheitsursache Haltung, Beurteilung von Nutztierställen - Ein tierärztlicher Leitfaden.

Herausgegeben von Thomas Richter mit Beiträgen von Bodo Busch, Michael Kar- rer, Albrecht Müller, Sabine Petermann und Christiane Renner. Enke Verlag, Stuttgart, 2006, 255 Seiten, 71 Abbildun- gen, 21 Tabellen, 59,95 €

ISBN 3-8304-1043-0

Bild 2: Die schnelle Entfernung der Exkremente aus dem Stall reduziert die Schadgasbildung und indirekt auch das Schimmelwachstum (Werkbild)

Fig. 2: Fast removal of excrements from the stable reduces noxious gas formation and indirectly the growth of moulds

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