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Fusarien und Mykotoxine

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Susanne Vogelgsang

Andreas Hecker

Tomke Musa

Hans-Rudolf Forrer

PFLANZENBAU

52 92011 · UFA-REVUE

PFLUGLOSER ANBAU VON WINTERWEIZEN Können Fusarien und Mykotoxine bei pfluglosem Anbau von Winterweizen nach Körnermais wirksam verringert werden?

Ein fünfjähriger Versuch mit zwei bis vier Mulch-Verfahren ging dieser Frage nach. Im Vergleich zu den Kontrollparzellen ohne Maisstrohbearbeitung wurde der DON-Gehalt in den Parzellen mit zerkleinerten Maisresten zwischen 21 und 38 % verringert.

Fusarien und Mykotoxine

Maisstroh-Bearbeitung mit einem Kuhn Mulcher.

Bild: Agroscope ART

Die Ährenfusariose oder partielle Taubährigkeit ist eine gefürchtete Getreidekrankheit, die neben gros- sen Ernteverlusten zur Belastung des Getreides mit Pilzgiften, so genann- ten Mykotoxinen, führt. Ährenfusario- sen werden in der Regel durch mehrere Fusarien-Arten hervorgerufen. In der Schweiz zählt Fusarium graminearum zur häufigsten Art und mit ihr das My- kotoxin Deoxynivalenol (DON).

Neben Getreide befällt F. graminea- rum auch Mais und führt zu Kolben- und Stängelfäule. Da der Pilz auf Ernte- resten überdauern kann, besteht beim Anbau von Winterweizen nach Körner- mais die Gefahr, dass der Weizen wäh- rend der Blüte dadurch infiziert wird.

Mit Pflügen wird das Befallsrisiko ge- mindert, da damit die Mais-Infektions- quellen vergraben werden. Reduzierte Bodenbearbeitung oder Direktsaat sind zwar förderlich für Infektionen durch F. graminearum, jedoch mit anderen Vorteilen verbunden. Dazu gehören ver- ringerte Erosionsgefahr, tieferer CO2- Ausstoss sowie tiefere Maschinen- und Arbeitskosten.

Ziel der Untersuchung war es abzu- klären, wie gut das Risiko für F. grami- nearum-Befall und DON-Belastung durch intensive Zerkleinerung und ober- flächliche Einarbeitung der Maisernte- reste bei bodenschonendem pfluglosem Anbau reduziert werden kann. Zudem wurde das von der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART entwickelte Prognosesystem «Fusa- Prog» unter Praxisbedingungen getes- tet.

Versuchsanordnung Von 2004 bis 2008 wurden auf pfluglos wirtschaften-

den Betrieben insgesamt 14 Versuche durchgeführt. Der Winterweizen wurde nach Körnermais angebaut und es wur- den keine Ährenfungizide eingesetzt.

Die Mais- und Weizensorten waren durch den jeweiligen Landwirt vorgege- ben.

Von 2004 bis 2007 wurden drei Ver- fahren geprüft:

1. Kontrollverfahren ohne Bearbeitung der Maiserntereste;

2. Einsatz eines Kuhn-Mulchers mit Gegenschneide;

3. Kuhn-Mulcher und oberflächliche Einarbeitung der Erntereste mit ei- nem Rototiller.

2007 und 2008 wurde eine zweite Ver- suchsserie mit je fünf Verfahren durch- geführt: Neben den ersten drei Verfah- ren wurde zusätzlich die Wirkung eines modifizierten Silomaishäckslers sowie die eines Forstmulchers getestet. Sämt- liche Mulcharbeiten wurden unmittel- bar nach der Ernte durchgeführt und je- de Parzelle war 18 m breit und 20 m lang. An jedem Standort wurden Witte- rungsdaten erhoben. Nach der Weizen- blüte wurden auf den Ähren die Befalls- symptome notiert und kurz vor der Mähdrescherernte wurden Proben von Weizenkörnern und Weizenstroh ent- nommen. Im Labor wurde der Fusari- um-Befall der Körner untersucht und von den gemahlenen Körnern und dem Stroh wurde mit einem ELISA-Kit der DON-Gehalt gemessen.

Resultate Über alle Standorte und Verfahren hinweg zeigten durchschnitt- lich 14 % der Ähren Befallssymptome.

Die häufigste Fusarien-Art war F. grami- nearum, gefolgt von F. poae und F. ave- naceum. Bei 74 % der 126 Körnerpro-

ben lag der DON-Gehalt über dem Grenzwert für unverarbeitetes Getreide (1.25 ppm) und der mittlere DON-Ge- halt lag bei 5.0 ppm. Der mittlere DON- Gehalt im Stroh war mit 5.1 ppm ähn- lich.

In der ersten Versuchsserie betrug der durchschnittliche Befall von Körnern mit F. graminearum aus den Kontroll- parzellen 17 %, in den beiden Mulch- verfahren 14 %. Der DON-Gehalt der Kontrolle betrug 4.9 ppm und in den beiden Mulchverfahren immer noch sehr hohe 3.8 ppm (Kuhn-Mulcher) und 3.2 ppm (Kuhn-Mulcher und Zinkenro- tor, Grafik 1).

Von allen Körnerproben aus den Kon- trollverfahren lagen 70 % über dem

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20 15 10 5 0

25 20 15 10 5 0

8000 6000 4000 2000 0

DON in Körnern DON in Stroh

DON (ppm)

Autor Susanne Vogelgsang, Andreas Hecker, Tomke Musa, Hans-Rudolf Forrer, Agroscope Reckenholz- Tänikon ART, 8046 Zürich Dank Die Autoren bedanken sich bei Jakob Heusser (Agroscope ART) für die Durchfüh- rung von diversen Mulcharbeiten, bei Dr.

Wolfgang Sturny (Amt für Landwirtschaft und Natur, Kt. Bern) für die Vermittlung von Betriebsadressen und bei allen beteiligten Landwirten und Lohnunternehmern.

INF

INFO BOX BOX INFO BOX INFO BOX

www.ufarevue.ch 9 · 11

Agridea Merkblatt

Im Förderprogramm Boden des Kantons Bern liegt die Verantwortung der Produktequalität beim Landwirt. Dies bedingt das konsequente Umsetzen des Agridea-Merkblatts «Fusarien in Getreide». Der entsprechende Grundsatz bei pfluglosen Ackerbausystemen lautet:

Weder Weizen noch Triticale nach Mais.

Link zur Seite, auf der das Agridea- Merkblatt heruntergeladen werden kann (Auflage 2011):

www.agroscope.admin.ch/oekologischer- pflanzenschutz/00951/03656/index.html

?lang=de

PFLANZENBAU

UFA-REVUE ·92011 53

Grenzwert und von den Proben aus den beiden Mulchverfahren immer noch 52 bzw. 56 %. Im Stroh lag der Durch- schnittswert der Proben aus den Kon- trollverfahren bei 6.8 ppm DON und für die Proben aus den beiden Mulch-Ver- fahren bei 5.3 bzw. 5.5 ppm.

In der zweiten Versuchsserie mit den fünf Verfahren waren die DON-Werte noch höher. Die Körner der Kontrollpar- zellen waren durchschnittlich mit 9.2 ppm DON belastet, jene der Mulch- verfahren zwischen 5.7 ppm (Silomais- häcksler) und 6.9 ppm (Kuhn-Mulcher).

Die Reduktion des DON-Gehalts betrug 25 % für den Kuhn-Mulcher, 32 % für die Kombination aus Kuhn-Mulcher und Zinkenrotor, 38 % für den Silomais-

häcksler und 30 % für den Forstmulcher.

Sämtliche Körnerproben hatten DON- Gehalte über dem Grenzwert.

Einfluss der Sorte Der Einfluss der Weizensorten war über alle Jahre und Standorte hinweg sichtbar. Beim DON- Gehalt der Körner war «Titlis» die am wenigsten (durchschnittlich 2.6 ppm) und «Levis» die am stärksten kontami- nierte Sorte (14.6 ppm). «Titlis», «Arina»

und «Runal» waren die einzigen Sorten, bei denen in einzelnen Fällen der DON- Gehalt der Körner unter dem Grenzwert lag. Beim Stroh reichten die Mittelwerte von 2.5 ppm für «Arina» bis 24.3 ppm für «Levis» (Grafik 2).

Gemäss «FusaProg» war das Infekti- onsrisiko im Jahr 2004 am tiefsten und in Übereinstimmung mit den gemesse- nen Daten, im 2007 am höchsten. In 32 von 42 Prognosen war die «FusaProg»- Empfehlung, ob ein Ährenfungizid an- gebracht gewesen wäre, korrekt. Die verschiedenen Maissorten hatten kei- nen Einfluss auf den Ährenbefall und den DON-Gehalt der Weizenkörner. Es fiel jedoch auf, dass Körnerproben der wenig anfälligen Sorten «Arina» und

«Titlis» mit unerwartet hohen DON-Ge- halten von Parzellen stammten, in de- nen der sichtbare Befall von Kolben und Stängeln sehr hoch war.

Schlussfolgerungen Die Untersu- chung auf 14 Direktsaatbetrieben un- terstrich das grosse Risiko für Ährenfu- sariosen und DON-Belastung von Winterweizen nach Körnermais. Die Be- lastung konnte zwar mit Mulchen um circa 30 % reduziert werden, der Grenz- wert für unverarbeitetes Getreide wurde dennoch häufig überschritten.

Von den geprüften Faktoren hatte die Weizensorte die grösste Wirkung auf den Befall, was aufzeigt, wie wichtig die Sortenwahl ist.

www.FusaProg.ch bewies sich als gu- tes Werkzeug, um erhöhte Risiken vor- herzusagen.

Mais erwies sich als ungeeignete Vor- frucht für pfluglos angebauten Winter- weizen. Jedoch kann mit einer wenig anfälligen Weizensorte, einer sorgfälti- gen Zerkleinerungstechnik sowie einer zeitich optimal eingesetzten Fungizid- behandlung das Risiko für Ährenfusario- sen und DON-Belastung stark reduziert

werden. 䡵

DON (ppb)

Grafik 2: DON-Gehalte in Körner und Stroh

Titlis (42) Arina (36) Runal (42) Ludwig (15) Levis (9)

Körner mit Befall (%)

Grafik 1: F. graminearum Befall und DON-Gehalte

Kontrolle Mulchen Mulchen (Kuhn) / (Kuhn) Einarbeiten (Zinkenrotor)

Einfluss der Weizensorte auf den DON-Gehalt von Körnern und Stroh (Mittelwerte mit Standardabweichungen). Die Unterschiede zwischen den DON-Gehalten von Körnern und Stroh sind signifikant für die Sorten Arina, Ludwig und Levis (Werte in Klammern: Anzahl Proben).

Einfluss der Behandlung der Maisrückstände auf den Befall mit F. graminearum (Säulen) und den DON-Gehalt (Punkte) von Weizen (Mittelwerte der Jahre 2004 – 2007 mit Standardabweichungen). Der CH- und EU-Grenzwert für unverarbeitetes Getreide liegt bei 1250 μg/kg.

Referenzen

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