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Archiv "Erkrankungen durch enterohämorrhagische Escherichia coli: Schlusswort" (06.04.2001)

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Widersprüche

Die Autoren berichten mehrfach, dass EHEC mittlerweile in Deutschland zu den zweithäufigsten bakteriellen En- teritiserregern des Menschen zählen.

Dies steht im Gegensatz zu Veröffentli- chungen aus dem Robert Koch-Institut (RKI), nach denen Salmonella- und Campylobacter-Infektionen eine we- sentlich größere Häufigkeit zukommt.

Demnach haben Campylobacter-Infek- tionen, bezogen auf die „Enteritis infec- tiosa, übrige Formen“, einen Anteil von 38 Prozent. Dieser Anteil liegt also we- sentlich höher als zwei bis drei Prozent, bei denen EHEC bei Enteritispatien- ten nachgewiesen wurde.

Weiterhin wird von einer dramati- schen Zunahme der EHEC-Infektio- nen gesprochen, obwohl die Zahl der HUS-Fälle, die als Indikator für EHEC-bedingte Erkrankungen heran- gezogen werden können, nach Anga- ben der Autoren seit 1994 konstant ge- blieben ist.

Es wäre wichtig, diese Widersprüche, auf die in dem Artikel leider nicht ein- gegangen wird, in einer klärenden Dis- kussion weiter zu behandeln.

Literatur

1. Robert Koch-Institut: Wichtige Infektionskrankheiten in Deutschland – Zur Situation im Jahr 1999. Teil 1:

Darminfektionen (Gastroenteritiden) – 1. Folge. Epi- demiologisches Bulletin 2000; 23: 183–187.

Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Lothar Beutin Robert Koch-Institut

Nordufer 20, 13353 Berlin

Schlusswort

Die in der Arbeit genannte Häufigkeit von bis zu drei Prozent EHEC-Nach- weisen in Stuhlproben von Enteritispa- tienten beruhte auf publizierten Ergeb- nissen einer vom Robert Koch-Institut, Wernigerode, mit niedergelassenen La- borpraxen durchgeführten Sentinel- Studie (5) sowie auf eigenen Ergebnis- sen bei hospitalisierten Enteritispatien- ten (4) und Routineuntersuchungen der Laboratorien der Autoren. Aus den Er- gebnissen der bisher größten Studie zur EHEC-Prävalenz mit 3 835 untersuch- ten Stuhlproben aus einem Einzugsbe- reich von 1,1 Millionen Einwohnern ermittelte das Robert Koch-Institut da- mals eine Prävalenz von 13/105 Ein- wohnern, was circa 10 000 EHEC-In- fektionen pro Jahr in Deutschland entspricht (5). In der von uns mit hospi- talisierten Enteritispatienten durchge- führten Studie konnten wir EHEC und Campylobacter etwa gleich häufig nachweisen (4). Dies waren bei Abfas- sung des Manuskripts (1999) die einzi- gen uns bekannten verlässlichen Daten zur EHEC-Prävalenz in Deutschland.

Nachdem im November 1998 die Meldepflicht nach § 3 Bundes-Seu- chengesetz auch auf EHEC ausgedehnt worden war und zusätzlich die meisten Bundesländer auf freiwilliger Basis dem Robert Koch-Institut erregerbe- zogene Meldungen bei „Enteritis infec- tiosa, übrige Formen“ übermittelten, standen mehr Daten zur Verfügung, über die im Juni und Dezember 2000 berichtet wurde (6). Diese Daten be- sagen, dass derzeit die Morbidität an Campylobacter-Infektionen etwa zehn- fach höher liege als für EHEC. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die EHEC-Diagnostik erst kürzlich standardisiert wurde (3) und die durch Meldung erfassten EHEC-Infektionen mit Sicherheit noch nicht repräsentativ sind.

Auch die von uns in den 90er-Jahren beobachtete deutliche Zunahme nach- gewiesener EHEC-Infektionen beruh- te auf einer Analyse von zahlreichen Ausbrüchen, unter anderem in Bayern (1) und einer bis 1998 beobachteten Verdopplung eigener positiver Labor- befunde ((2), unveröffentlichte Ergeb- nisse). In den Jahren 1999 und 2000 ist

europaweit eine gewisse Beruhigung der epidemiologischen Situation einge- treten, die aber noch nicht abschließend beurteilt werden kann. Es wird erwar- tet, dass das vom BMBF finanzierte bundesweite infektionsepidemiologi- sche Forschungsnetzwerk „Lebensmit- telinfektionen in Deutschland“ wesent- lich genauere Erkenntnisse zu Inzidenz, Übertragung und Erregerreservoiren liefern wird.

Literatur

1. Ammon A, Petersen L, Karch H: A large outbreak of hemolytic uremic syndrome caused by an unusual sorbitol-fermenting strain of Escherichia coli O157:

H-.J. Infect. Dis. 1999; 179: 1274–1277.

2. Bockemühl J, Karch H, Tschäpe H: Zur Situation der In- fektionen des Menschen durch enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) in Deutschland 1997. Bundes- gesundhbl 1998; 41/Sonderheft: 2–5.

3. Fruth A, Richter H, Timm M, Streckel W, Klie H, Prager R, Reissbrodt R, Gallien P, Skiebe E, Rienäcker I, Karch H, Bockemühl J, Perlberg KW, Tschäpe H: Zur Verbes- serung der gegenwärtigen bakteriologischen Diagno- stik von enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC). Bundesgesundhbl 2000; 43: 310–317.

4. Huppertz HI, Busch D, Schmidt H, Aleksic S, Karch H:

Diarrhea in young children associated with Escheri- chia coli non-O157 organisms that produce Shiga-like toxin. J Pediatr 1996; 128: 341–346.

5. Prager R, Reissbrodt R, Holler H et al.: Isolierung und Chrakterisierung von Shigatoxin-produzierenden E.

coli-Stämmen aus Stuhlproben: Ergebnisse einer Sen- tinel-Studie. Bundesgesundhbl 1998; 41/Sonderheft:

6–9.

6. Robert Koch-Institut: Darminfektionen, Epidemiologi- sches Bulletin 2000; 23: 183–187 und 50: 401.

Prof. Dr. rer. nat. Helge Karch Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg

Josef-Schneider-Straße 2 97080 Würzburg

Prof. Dr. med. Jochen Bockemühl

Hygiene-Institut Hamburg, Abteilung Bakteriologie Marckmannstraße 129a

20359 Hamburg

Prof. Dr. med. Hans-Iko Huppertz Prof.-Hess-Kinderklinik

des Zentralkrankenhauses Sankt-Jürgen-Straße Sankt-Jürgen-Straße

28205 Bremen M E D I Z I N

A

A928 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 14½½½½6. April 2001

zu dem Beitrag

Erkrankungen durch enterohämorrhagische Escherichia coli

von

Prof. Dr. rer. nat. Helge Karch Prof. Dr. med.

Jochen Bockemühl

Prof. Dr. med. Hans-Iko Huppertz in Heft 36/2000

DISKUSSION

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