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Archiv "Der Dreifach-Blindversuch" (01.10.1986)

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Academic year: 2022

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Der Dreifach- Blindversuch

Wissenschaftler packt ab und zu die Lust am Blödeln. Und einer hat's gesammelt, das Witzigste aus dem Papierkorb der Wissen- schaft, erdacht und verfaßt von hervorragenden Köpfen aus For- schung und Lehre. Es fällt nicht immer so leicht wie bei folgendem Pröbchen, hochgestochenes Wis- senschaftsgeschwätz von Parodie zu unterscheiden:

Im Laufe der letzten Jahre ist in der medizinischen Forschung ein neues Konzept aufgetaucht.

Plötzlich meinen therapeutische Nihilisten, die beste Chance eines therapeutischen Fortschritts bei den Geisteskrankheiten liege in Experimenten, die so vollständig unbeeinflußt und randomisiert sind, daß eine zufällige Entdek- kung von großer Bedeutung auf- tauchen könnte. Dieses Prinzip - manchmal Rainer Zufall genannt - ist in der Mathematik wohlbe- kannt. Sir Arthur Stanley Edding- ton sagte dazu: „Wir brauchen ei- ne Supermathematik, in der die Operationen so unbekannt sind wie die Größen, auf die sie wirken, und einen Supermathematiker, der nicht weiß, was er tut, wenn er diese Operationen ausführt."

„Meine Entdeckung - die therapeuti- sche Wirksamkeit von Rohrzucker- plazebos ist jetzt bewiesen!"

Die Anwendung des Zufallsprin- zips auf die experimentelle Medi- zin hat zum Dreifach-Blindver- such geführt: Der Patient weiß nicht, was er schluckt, die Schwe- ster weiß nicht, was sie verab- reicht und der Wissenschaftler weiß nicht, was er tut. In der Mitte des Experiments wird die Rando- misierung durch einen Vorgang, der als Wende bekannt ist, ver- stärkt: Der Patient wendet die Droge am Forscher an, und die Er- gebnisse werden von einer Schwesternschülerin ausgewer- tet. Der berühmte Mathematiker

Lewis Carroll könnte das Zufalls- prinzip gemeint haben, als er das Phänomen des „Goggelmoggel"

oder des „unbekannte Akteure führen unbekannte Aktionen aus"*) beschrieb.

Man rechnet damit, daß die Chan- ce, durch einen Dreifach-Blind- versuch etwas aufzuzeigen, was Folgen haben könnte, mindestens so groß ist wie diejenige einer spontanen Mutation. Diese Wahr- scheinlichkeit liegt in einer Gene- ration bei etwa 10 -6 . Aber wenn man die riesige Zahl jetzt laufen- der, chaotischer Untersuchungen betrachtet, ist die Chance für ei- nen bedeutenden Erfolg inner- halb der nächsten paar Jahrtau- sende gar nicht so schlecht.

Dr. R. F.

*) Jahrbücher zu „Alice im Wunder- land" und „Alice hinter den Spie- geln"; im folgenden eine genaue Be- schreibung von Goggelmoggel: Ver- daustig wars, und giesse Wieben / Rot- terten gorkicht im Gemank; / Gar elump war der Pluckerwank, / Und die gabben Schweisel freiben.

Zitiert aus „Journal der unwieder- holbaren Experimente - Unwahr- scheinliche Untersuchungen &

Unerfindliche Funde", herausge- geben von Dr. George H. Scherr, Wolfgang Krüger Verlag, Frank- furt 1986

,..M1111111■11■11■1M,

g.;

Zeichnung: Reinhol

POST SCRIPTUM

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

2726 (86) Heft 40 vom 1. Oktober 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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