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Archiv "Die „Nullte" und andere unbekannte Sinfonien" (03.12.1981)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen FEUILLETON

Verschiedene Nachschlagewerke nennen salopp die Zahl „neun", wenn es um die Beschreibung der Sinfonien Anton Bruckners geht.

Vielfach wird ebenso treffend fest- gestellt, daß in der ersten Sinfonie des großen Meisters eine lineare Fortführung Beethovschen Schaf- fens zu sehen sei. Das gipfelt in der Erkenntnis „die zehnte Sinfonie Beethovens könnte als die erste Bruckners" beschrieben werden.

Bruckner:

Kein Beethoven-Epigone

Doch dem ist nicht so. Es gilt viel- mehr, Bruckner in seiner Eigenstän- digkeit erkennen zu wollen. Da ist es nicht so, daß er, nachdem er sich mit den Werken seines „Vorgängers"

vertraut gemacht hat, selbst mit der Fortführung der erkannten Charak- teristika begonnen hätte. Vielmehr scheint es tiefgreifender, innerer Entwicklung bedurft zu haben, bis Bruckner überhaupt einen ersten Versuch für eine eigene Sinfonie ge- wagt hat. In einem Reifungsprozeß, der sich über Jahre hinzieht und der ausgesprochen mühevoll erarbeitet wurde. Irgendwann war es dann aber soweit. Die einzige erhaltene Niederschrift datiert auf das Jahr 1869.

Es wäre fehlerhaft, diese Nieder- schrift als eine unreife Ansammlung von Vorklängen zu einem späteren Meisterwerk abtun zu wollen. Selbst dann nicht, wenn sie von dem Kom- ponisten selbst mit folgenden Urtei- len klassifiziert wurde: „ungültig",

„nur ein Versuch", „ganz nichtig".

Ja, im Alter annullierte Bruckner sei- ne sogenannte "Nullte", aber er ließ sie bestehen.

Für den Musikfreund der Gegenwart wird sie zum Dokument für einen mit

tiefgreifenden Wehen einhergehen- den Entwicklungsgang, wie er wohl kaum bei einem anderen Meister verfolgt und nachvollzogen werden kann. Wie wichtig das Werk heute eingeordnet wird, zeigt sich daran, daß bei der nächsten Gesamtein- spielung aller Sinfonien Bruckners auch die Nullte miterscheinen wird.

Man kann gespannt sein, wie Daniel Barenboim die Aufgabe lösen wird.

Sein Auftakt mit der Nullten jeden- falls stimmt hoffnungsvoll, bei der er das Chicago Symphony Orchestra leitet (DGG 2531319).

Komponisten

tschechischer Herkunft

Anton Reicha, der Franzose tsche- chischer Herkunft und Flötist der Hofkapelle zu Beethovens Bonner Jugendzeit, ist durch seine diversen, höchst virtuosen Bläserkonzerte dem Musikkenner durchaus ver- traut. Das gilt auch für seine Es-Dur- Sinfonie op. 41. Auffällig aber wird die Einspielung dieser Sinfonie, weil auf der Rückseite eine „D-Dur-Sinfo- nie" von Jan Vaclav Hugo Vorisek zu finden ist. Auf seiner veröffentlich- ten Musik steht analog der Name Worzischek. In einfachen Musik- nachschlagewerken ist er kaum zu finden. Und doch: mit sieben Jahren spielte er die Orgel im Kloster zu Tepla, machte nur zwei Jahre später als Konzertpianist seine erste Kon- zertreise, besuchte ab 1811 die Uni- versität in Prag, um Philosophie zu studieren. Später kehrte er nach Wien zurück, wird Schüler Hummels und bekommt 1824 Anstellung als Hoforganist. Tuberkulose rafft den 1791 geborenen im Jahre 1836 aus der eben erst begonnenen Karriere.

Mit dem hier eingespielten Werk wird er sich problemlos auf Anhieb in den Ohren von Musikkennern ein- prägen (EMI 065-03666).

Mozartsinfonie

vor einem Jahr wiederentdeckt Unter dem Titel „Premieren aus bayerischen Sammlungen" lockt ei- ne in jeder Hinsicht bemerkenswerte Schallplatte. Nicht nur, daß es sich ausschließlich um Ersteinspielun- gen handelt. Es ist dort auch die erst vor etwa einem Jahr wiederent- deckte Mozartsinfonie KV 19a in F-Dur zu finden. Bislang in Privatbe- sitz, konnte sie 1980 von der Bayeri- schen Staatsbibliothek erworben werden und gehört zu den Jugend- sinfonien, die schon bei Mozarts Tod verschollen waren. Die komplett erhaltenen Stimmen sind von Leo- pold Mozart niedergeschrieben, das Werk wahrscheinlich Anfang 1765 entstanden.

Bemerkenswerte Kompositionen von Toeschi und Dedler

Weiter zu finden ist die D-Dur-Sinfo- nie von Karl Joseph Toeschi, der 1731 in Ludwigsburg als Sohn eines aus Italien eingewanderten Musikers geboren wurde, später in Mannheim bei Johann Stamitz ausgebildet wur- de und schließlich als Violinist an den Hof des Kurfürsten Karl Theodor berufen wurde. Um 1770 galt er ne- ben dem Mannheimer Hofmusikdi- rektor Christian Cannabich als einer der führenden deutschen Sinfonie- komponisten.

Als drittes Werk schließlich ist eine D-Dur-Sinfonie von Rochus Dedler aufgenommen, der durch seine bis auf den heutigen Tag bei den Ober- ammergauer Passionsspielen ver- wendete Musik aus den Jahren 1810 bis 1820 bekannt geworden ist. Eine vollständige Katalogisierung seines Werkes ist derzeit im Gange. Mit sei- ner Sinfonie fügt er sich nahtlos in die Reihe bemerkenswerter Kompo- sitionen, die selbst für Musikkenner eine besondere Bereicherung des bisher bekannten Repertoires dar- stellen (MB 70702).

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Gerhard Homann Landsberger Straße 425/315 8000 München 60

Die „Nullte"

und andere unbekannte Sinfonien

Tips für den Musikfreund

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 2372 Heft 49 vom 3. Dezember 1981

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