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Zwei- oder dreifach therapieren?

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STUDIE REFERIERT

ARS MEDICI 7 | 2019

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Bei 5 bis 8 Prozent der Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) und Status nach perkutaner Koronarinter- vention (PCI) besteht gleichzeitig ein Vorhofflimmern (1). Eine optimale an- tithrombotische Prävention für diese Patienten zu finden, stellt eine grosse Herausforderung dar. Die Patienten müssen einerseits vor einem kardialen oder zerebralen thromboembolischen Ereignis geschützt werden, andererseits sollte das Blutungsrisiko möglichst ge- ring gehalten werden. Die aktuellen Guidelines zur postoperativen Throm- boseprophylaxe sehen für Patienten mit Status nach PCI und gleichzeitigem Vor- hofflimmern eine Dreifachtherapie vor,

bestehend aus oraler Antikoagulation (OAK) mit einem Vitamin-K-Antago- nisten (VKA) und einer zweifachen Thrombozytenaggregationshemmung (dual antiplatelet therapy, DAPT) mit Acetylsalicylsäure (ASS; Aspirin car- dio®) und einem P2Y12-Antagonisten (Clopidogrel [Plavix®], Ticagrelor [Brilique®] oder Prasugrel [Efient®]).

Die Behandlungsdauer sollte je nach Blutungsneigung des Patienten und Art des implantierten Stents möglichst kurz gehalten werden (1–6 Monate). Clopi- dogrel ist das Medikament erster Wahl und soll Ticagrelor und Prasugrel vor- gezogen werden.

Weniger schwere Blutungen durch Weglassen von ASS

Eine Studie aus dem Jahr 2013 (2) konnte jedoch zeigen, dass die Kombi- nation eines VKA (Warfarin) mit Clopi- dogrel zu weniger schweren Blutungen (major bleedings) und weniger kardio- vaskulären Nebenwirkungen führte als die Tripeltherapie. ASS trägt somit we- sentlich zur Entstehung von Blutungs- komplikationen bei. Auch die Resultate von erst kürzlich durchgeführten plaze- bokontrollierten Studien zeigen, dass mit der Zweierkombination aus einem der neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) wie Rivaroxaban (Xarelto®) oder Dabigatran (Pradaxa®) und einem

Thromboseprophylaxe nach PCI und Vorhofflimmern

Zwei- oder dreifach therapieren?

Die aktuellen Guidelines empfehlen bei Status nach PCI und gleichzeitig bestehendem Vorhofflimmern eine dreifache Thrombozytenaggregationshemmung. Neuere, qualitätsbasierte Studien belegen jedoch ein vermindertes Blutungsrisiko bei vergleichbarer Wirksamkeit unter Zweifachtherapie. Sie stellen damit eine valable Behandlungsoption dar.

American Journal of Cardiology

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P2Y12-Antagonisten weniger Blutun- gen auftreten. Demgegenüber existieren eine Reihe von Beobachtungsstudien, welche die grössere Sicherheit und Wirksamkeit der Tripeltherapie bele- gen. Deshalb stellten die Initianten der hier besprochenen Studie die Hypo- these auf, dass das bessere Abschneiden der dreifachen Antikoagulation auf Daten aus reinen Beobachtungsstudien (observational studies, OS) basiert, wel- che nicht dieselben Ergebnisse liefern wie die in jüngerer Zeit durchgeführten und qualitativ anspruchsvolleren kli- nischen Studien (RCT). Diese Hypo- these wurde mittels einer Metaanalyse der bis dato zum Thema vorhandenen Publikationen überprüft, wobei Stu- diendesign und Behandlungsmethode (OAK plus ein einzelner Thrombo- zytenaggregationshemmer vs. OAK und DAPT) berücksichtigt wurden. Die Suche nach passenden Artikeln erfolgte über die elektronischen Datenbanken von Medline, Embase und Central und umfasste den gesamten Zeitraum seit den Anfängen der jeweiligen Daten- sammlungen bis zum 31. Oktober 2017.

Die Anzahl Studienteilnehmer, allfällige Komorbiditäten oder die Länge des Be- obachtungszeitraums spielten für den Einschluss in die Untersuchung keine Rolle. Schliesslich konnten 9 Studien weiter analysiert werden: 4 RCT und 5 OS mit insgesamt 13 704 untersuchten Patienten. ASS (84%) und Clopidogrel (55%) waren die am häufigsten ver- wendeten antithrombotischen Medika- mente, danach folgten Ticagrelor (12%) und Prasugrel (0,13%). 4 Studien ver- wendeten herkömmliche VKA, 2 Studien setzten NOAK ein, und bei den übrigen 3 Studien waren keine Angaben über die verwendete OAK erhältlich.

Mehr Myokardinfarkte in den Beobachtungsstudien

Bezüglich schwererer Blutungen konnte in den RCT für die duale Therapie (OAK und ein einzelner Thrombozy- tenaggregationshemmer) im Vergleich zu einer DAPT eine signifikante Reduk- tion des relativen Risikos um 30 Pro- zent nachgewiesen werden (relatives Risiko [RR]: 0,70; 95%-Konfidenz - intervall [KI]: 0,60–0,81; p < 0,001).

Hingegen wiesen die Beobachtungsstu- dien ein ähnlich hohes Blutungsrisiko für beide Therapien nach (RR: 0,93;

95%-KI: 0,65–1,29; p = 0,61). Beide

Therapieregime kamen betreffend schwerer kardiovaskulärer Ereignisse zu einem ähnlichen, nicht signifikanten Ergebnis (RR: 0,93; 95%-KI: 0,68–

1,27; p = 0,64 [RCT] bzw. RR: 1,43;

95%-KI: 0,84–2,24; p = 0,19 [OS]).

Spezifisch auf einen Myokardinfarkt bezogen, fanden die RCT ein etwa gleich hohes Risiko unter dualer bezie- hungsweise dreifacher Thrombozyten- aggregationshemmung. Die Beobach- tungsstudien wiesen gegenüber der DAPT jedoch ein um 76 Prozent erhöh- tes Herzinfarktrisiko unter dualer The- rapie nach (RR: 1,76; 95%-KI: 1,25–

2,47; p < 0,001). Kleinere Blutungen und Hirnschläge traten unter beiden Be- handlungsmethoden ähnlich häufig auf.

Auch für die Gesamtmortalität konnte kein signifikanter Unterschied ausge- macht werden.

Beobachtungsstudien vorsichtig interpretieren

Beobachtungsstudien sind wegen ihrer grossen Anfälligkeit für Fehler (Selekti- ons-, Studienabbruchs-, Fehlklassifizie- rungs-Bias) vorsichtig zu interpretieren, und Daten aus reinen Beobachtungsstu- dien können zu trügerischen oder feh- lerhaften Therapieentscheidungen füh- ren. Durch Stratifizierung der Resultate entsprechend dem jeweiligen Studien- design wurde diesem Problem in dieser Metaanalyse Rechnung getragen. Die Limitationen der Studie ergeben sich aus der grossen Heterogenität bezüglich Patienten- (Blutungsneigung, Hirn- schlag risiko) und Stentcharakteristika, aus den Unterschieden der verwendeten Stu dienmedikamente und deren Do- sierungen, der Behandlungsdauer, den zusätzlich verabreichten Medikamen- ten (z.B. Protonenpumpenhemmer) und dem Beobachtungszeitraum. Da Clopi- dogrel am häufigsten eingesetzt wurde, sagen die Resultate primär etwas über dieses eine Medikament aus.

Bessere Sicherheit der dualen Therapie

Die meisten der Qualitätsdaten aus den RCT bestätigen die bessere Sicherheit der dualen antithrombotischen Prophy- laxe mit einem OAK und einem einzi- gen Thrombozytenaggregationshemmer und weisen zudem auf eine Nichtunter- legenheit bezüglich der Wirksamkeit hin. Es kommt unter der dualen Throm- bozytenaggregationshemmung zu we-

niger schweren Blutungen, ohne dass dabei die Wirksamkeit bezüglich isch- ämischer und thromboembolischer Er- eignisse verringert würde. Beobach- tungsstudien attestieren dagegen der Dreifachtherapie eine ähnliche Sicher- heit und gar eine bessere Wirksamkeit bei der Prävention eines Myokardin- farkts. Mit dieser Metaanalyse ist es be- handelnden Ärzten möglich, die Resul- tate der beiden antithrombotischen Therapieregime nach PCI und gleichzei- tig bestehendem Vorhofflimmern quali- tätsbasiert zu vergleichen. Stets gilt es jedoch, vorsichtig abzuwägen zwischen der individuellen Blutungsneigung des Patienten und dem Thromboserisiko, um zu einer optimalen Therapieent- scheidung zu gelangen. MIK

Quelle: Khan SU et al.: Meta-analysis of anti- thrombotic therapy in atrial fibrillation after percutaneous coronary intervention. Am J Car- diol 2018; 121(10): 1200–1206.

Referenzen:

1. Gibson CM et al.: Prevention of bleeding in patients with atrial fibrillation undergoing PCI. N Engl J Med 2016; 375: 2423–2434.

2. Dewilde WJ et al.: Use of clopidogrel with or without aspirin in patients taking oral antico- agulant therapy and undergoing percuta- neous coronary intervention: an open-label, randomised, controlled trial. Lancet 2013;

381(9872): 1107–1115.

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