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Archiv "104. Deutscher Ärztetag: Gespanntes Abwarten" (01.06.2001)

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Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 22½½1. Juni 2001 AA1429

S E I T E E I N S

D

ie CDU steckt in dem glei- chen Dilemma wie alle großen Organisationen, die ein weites Meinungsspektrum in sich vereinen und sich nun- mehr zu Gendiagnostik und Embryonenforschung äußern müssen.

Da gibt es einerseits die Befürworter einer liberalen Handhabung, die unser Land nicht vom tatsächlichen oder vermeintlichen Fortschritt ab- koppeln wollen, und da gibt es andererseits jene, die auf tra- dierten Grundwerten bestehen und befürchten, mit Präimplan- tationsdiagnostik werde der Weg zur Menschenselektion beschritten und mit Embryo- nenforschung werde bewusst die Tötung von Menschenle- ben in Kauf genommen.

Die CDU-Spitze, die am 28.

Mai stundenlang beraten hat, hat schließlich den bewährten takti- schen (Aus-)Weg eingeschlagen:

Man bekräftigt das Bekenntnis zu den Grundwerten, man erklärt das Leben von Anfang an für schutz- würdig, man lehnt ganz eindeutig ab, was alle ablehnen, nämlich Klo- nen und Embryonenforschung aus schnöder Gewinnsucht, und hält sich bei den wirklich umstrittenen Fragen die Türen offen. PID lehnt die CDU „nicht grundsätzlich“ ab, wohl aber deren eugenische Aus- nutzung. Sie weiß indes nicht so recht, wie das zu bewerkstelligen ist, und spricht sich für eine weitere offene Diskussion aus. Sie wartet zunächst mal ab.

Das Verhalten der CDU gleicht auffallend dem der Ärzteschaft.

Auch die steckt nämlich in jenem Dilemma, auch sie muss gegensätzli-

che Meinungen miteinander verein- bar machen – doch die Kundigen ah- nen, dass das letztlich nicht geht. Am Ende könnten mit verschämter Freude jene stehen, denen der

„Durchbruch“ gelungen ist, und auf der anderen Seite jene mit tapferer Miene, die „alles versucht“ haben.

Bis auf weiteres setzt die Ärzte- schaft auf gesellschaftliche Diskussi- on und wartet gleichfalls ab. Sie lehnt, abzulesen an Beschlussfassun- gen des jüngsten Deutschen Ärzte- tages, Embryonenforschung, wie sie jüngst die Deutsche Forschungsge- meinschaft befürwortet hat, ab. Al- lerdings – den Beschluss gilt es auf- merksam zu lesen: Die Ablehnung gilt „derzeit“. Die Haltung zur PID ist weiterhin offen. Auch hier emp- fiehlt sich, genau hinzusehen: Anträ- ge, die auf eine eindeutige Absage

an PID zielten, wurden vom Deutschen Ärztetag mit deut- licher Mehrheit abgelehnt.

Am Ende des auch vom Ärztetag gewünschten „gesell- schaftlichen“ Klärungsprozes- ses dürfte die „gesellschaftli- che“ Entscheidung stehen, und die Ärzteschaft wäre der eige- nen Entscheidung enthoben.

Sie hat freilich zuvor die nöti- gen Informationen bereitge- stellt, die Alternativen aufge- zeigt, wie es der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr.

Jörg-Dietrich Hoppe, in einem Interview, das in Heft 20 er- schienen ist, formuliert hat.

Alsdann würde die Ärzte- schaft, so Hoppe, falls der Ge- setzgeber den Embryonen- schutz abschwächen sollte, nötigenfalls Richtlinien für die innerärztlich sachgemäße Durchführung beschließen.

Bis dahin wird es noch eine Weile dauern, der gesellschaftliche Dis- kurs dauert an. Wem nützt die ab- laufende Zeit? Vordergründig bei- den Richtungen. Die Gesellschaft ist in den letzten Monaten tatsäch- lich, auch im Sinne derer, die zur Vorsicht raten, problembewusst ge- worden. Das ist gut so. Jeder soll wissen, dass Grundfragen des Le- bens zur Diskussion stehen. Die ab- laufende Zeit nützt nicht zuletzt aber auch den Befürwortern der liberalen Handhabung. Sie führen derzeit immer neue medizinische und naturwissenschaftliche Batail- lone und philosophische und juristi- sche Hilfstruppen ins Feld.

Bis zur Entscheidung des Gesetz- gebers – der wird um eine solche nicht herumkommen – herrscht ge- spanntes Abwarten. Norbert Jachertz

104. Deutscher Ärztetag

Gespanntes

Abwarten

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