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Archiv "Deutscher Ärztetag -der Tagungsablauf" (08.05.1980)

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Deutscher Ärztetag -der Tagungsablauf

Der 83. Deutsche Ärztetag in Berlin beginnt am Dienstag- nachmittag, 13. Mai, um 16.00 Uhr, mit einer Öffentli- chen Veranstaltung im Inter- nationalen Congress Cen- trum (ICC). Dr. Karsten Vil- mar, Präsident der Bundes- ärztekammer und des Deut- schen Ärztetages, hält nach den Begrüßungsansprachen des Berliner Ärztekammer- Präsidenten, Prof. Dr. Wil- helm Heim, und des Regie- renden Bürgermeisters von Berlin, Dietrich Stobbe, so- wie nach der Verleihung der Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft an verdiente Ärzte den Festvor- trag „Patient und Arzt — ver- strickt im Netz der sozialen Sicherung". Im Mittelpunkt des Referates wird das neue gesundheits- und sozialpoli- tische Programm der deut- schen Ärzteschaft stehen.

Die Sitzungen des Ärztetag- Plenums beginnen am Mitt- woch, 14. Mai, 9.00 Uhr, mit den Beratungen zum Tages- ordnungspunkt „Gesund- heits- und sozialpolitische Vorstellungen der deut- schen Ärzteschaft" („Blaues Papier").

Ein weiterer Tagesord- nungspunkt ist die „Ergän- zung der Weiterbildungsord- nung". Referent ist Prof. Dr.

Hans Joachim Sewering, Mitglied des Vorstandes der Bundesärztekammer und Vorsitzender des Ausschus- ses „Weiterbildungsord- nung". Darüber hinaus wer- den die Delegierten sich mit einer Satzungsänderung und dem „Tätigkeitsbericht 1980 der Bundesärztekam- mer" (einem Tagesord- nungspunkt, unter dem ge- wöhnlich eine Vielzahl aktu- eller gesundheitspolitischer Fragen behandelt wird) be- fassen. PdÄ/DÄ

„Blaues Papier"

Weiß", die die Mehrzahl der Ärzte in Empörung versetzte. 1971 er- schien von einem Joseph Schol- mer ein Buch, das vielen „Pro- gressiven" in Parteien und Ge- werkschaften die Munition für ihre Angriffe lieferte: „Die Krankheit der Medizin". Höhepunkt publizi- stischer Angriffe auf Deutschlands Ärzte war die „Spiegel"-Serie

„Das Geschäft mit der Krankheit", im März 1972.

Parallel dazu wurde von anderer Seite „Systemveränderung" be- trieben: der Deutsche Gewerk- schaftsbund bekam Spaß an Ge- sundheitspolitik und entdeckte sich als Anwalt aller Patienten.

Während sich die „kritischen Me- diziner" aus Hochschulen und Ma- gazinen auf Kritik beschränkten, stellte der DGB Rezepte aus. Im Oktober 1971 veröffentlichte sein Wirtschaftswissenschaftliches In- stitut (WWI, heute WSI = Wirt- schafts- und Sozialwissenschaftli- ches Institut) eine Art Gutachten:

„Die Gesundheitssicherung in der Bundesrepublik Deutschland", unter Ärzten alsbald als „Rote Stu- die" bekannt, und zwar nicht nur wegen ihres karrriinroten Einban- des. Diese Studie enthielt Vor- schläge für ein integriertes, von gesellschaftlichen Gruppen ver- waltetes Gesundheitswesen, ein Programm für die — schlagwortar- tig ausgedrückt — sozialisierte Me- dizin.

Besonders bekannt wurde die DGB-Idee, technische Leistungen aus der herkömmlichen ambulan- ten Versorgung herauszunehmen und in MTZ (medizinisch-techni- schen Zentren) zu konzentrieren.

Der DGB (die WS1-Vorschläge gin- gen 1972 in das gesundheitspoliti- sche Programm des Gewerk- schaftsbundes ein) stand mit die- ser Idee keineswegs allein: sie wurde auch von handfesten „Kapi- talisten" verfolgt; so wurde in die- sen Jahren an einer Kette von Dia- gnosezentren gestrickt, die vor- wiegend eine technisierte „Vor- sorge" anboten; denn vor weni- gen Jahren noch war ja der Glau- be an Check-ups mittels einer

„Flöte" von Labor- und vielerlei technischen Verrichtungen unge- brochen. Auch unter Ärzten hatte diese Idee des technischen Zen- trums — so es nur von Ärzten be- trieben wurde — ihre Freunde.

Von der „Roten Studie" führt eine direkte Linie zu den gesundheits- politischen Leitsätzen der SPD vom November 1977 (Näheres über deren Genese findet sich in Heft 45/1977: „Der Marsch der Ge- sundheitsarbeiter durch die Par- teiinstitutionen"). Indirekt ist die WSI/DGB-Studie Mit-Ursache auch des gesundheitspolitischen Pro- gramms der Ärzte; der Hartmann- bund reagierte auf sie nämlich schnell und flüssig; schon Anfang 1972 veröffentlichte er eine erste Auseinandersetzung mit dem Werk und später ein „Weißbuch", in dem der damalige HB-Vorsit- zende Dr. Karl Hans Metzner auch

„eigene Thesen für ein Konzept der Ärzteschaft zu Reformvorstel- lungen" ankündigte. Diese The- sen, 122 an der Zahl, wurden auf einer außerordentlichen Hauptver- sammlung des Verbandes am 1.

Mai 1972 verabschiedet und an die Bundesärztekammer weitergege- ben mit der dringenden Bitte, sie auf dem nächsten Ärztetag samt der WSI-Studie (!) zu behandeln.

Dieser Ärztetag stand allerdings schon kurz bevor: vom 29. Mai bis 3. Juni in Westerland. Die Neigung im BÄK-Vorstand, dieser Bitte in dieser Form nachzukommen, war allerdings nicht sonderlich groß.

Man fand den Kompromiß, sich mit der Ärzte-Kritik und der ärztli- chen Antwort darauf in der Sache auseinanderzusetzen, ohne die WSI-Studie und die Thesen dabei besonders herauszustellen. Kurz- fristig wurde die Tagesordnung geändert: der damalige Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr.

Ernst Fromm, hielt ein Referat über „Gesundheitswesen und ärztliche Berufsausübung — Sy- stem, Leistung Entwicklung".

Der HB stand mit seiner Vorwärts- strategie, die sich in den Thesen dokumentierte, nicht all ein. Unab- hängig von der WSI-Studie hatte

1216 Heft 19 vom 8. Mai 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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