redundanten Reizen
Dissertation zur Erlangung des
Doktorgrades der Naturwissens haften (Dr. rer. nat.)
dem Fa hberei h Psy hologie der Philipps-Universit¨at
Marburg vorgelegt von MatthiasGondan aus Freiburg
VomFa hberei hPsy hologieder
Philipps-Universit¨
atMarburg
am ... angenommen.
Erstguta hter: Prof. Dr. Brigitte Roder¨
Zweitguta hter: Prof. Dr. Frank R ¨
osler
Zusammenfassung 1
Einleitung 3
0.1 Intersensoris heErlei hterungseffekte . . . 5
0.2 Ra eModelundCoa tivationModel . . . 7
0.3 RedundanzgewinnebeiunimodalenundbimodalenReizen . . . 10
0.4 SuperpositionsmodellderKoaktivierung . . . 14
0.5 Energysummationundpreparationenhan ement . . . 15
0.6 Zellul¨areMe hanismen . . . 17
0.7 ¨ Uberbli kuber¨ dieTeilstudien . . . 19
1 Trisensoris heInteraktionen 21 1.1 Hintergrund . . . 21 1.2 Methode . . . 25 1.3 Ergebnisse . . . 28 1.4 Diskussion. . . 33 2 Modalit¨atswe hselkosten 35 2.1 Hintergrund . . . 35 2.2 Methode . . . 39 2.3 Ergebnisse . . . 41 2.4 Diskussion. . . 44
3.2 Methode . . . 55
3.3 Ergebnisse . . . 57
3.4 Diskussion. . . 62
4 Raumli he¨ BeziehungderReizkomponenten 67 4.1 Hintergrund . . . 67 4.2 Methode . . . 75 4.3 Ergebnisse . . . 81 4.4 Diskussion. . . 90 5 Raumli he¨ Aufmerksamkeit 97 5.1 Hintergrund . . . 97 5.2 Experiment1Methode . . . 102 5.3 Experiment1Ergebnisse . . . 103 5.4 Experiment1Diskussion . . . 106 5.5 Experiment2Methode . . . 108 5.6 Experiment2Ergebnisse . . . 109 5.7 Diskussion. . . 112
6 Allg emeineDiskussion 117 6.1 DiskussionderTeilstudien . . . 118
6.2 S hlussfolgerungen . . . 127
6.3 KortikaleMe hanismen . . . 132
6.4 OffeneFragenundAusbli k . . . 136
Literatur 143
Danksagung 169
Wenn eine Versu hsperson die Aufgabehat, in der glei henWeise auf Reizezweier
Modalit¨aten (z.B. ein Li ht- und ein Tonsignal) zu reagieren, beoba htet man
deut-li h s hnellere Reaktionen, wenn die beiden Reize glei hzeitig dargeboten werden,
alswenn nur einerder beiden Reizedargebotenwird. Dieser Effektwird als
Redun-danzeffekt (redundant target effe t) bezei hnet. Die s hnelleren Reaktionen auf die
redundanten Reize sind ein Hinweis darauf, dass die Informationenaus den
Sinnes-systemeninirgendeinerWeiseintegriertwerden. Aufwel heWeise dieseIntegration
stattndetundwovonsieabh¨angigist,wurdeindervorliegendenArbeit inf¨unfT
eil-studienuntersu ht, wobeidie Anzahlderredundanten Reize,Reihenfolgeeffekte, die
r¨aumli he Beziehung der Reizkomponenten und die r¨aumli he Aufmerksamkeit
be-tra htetwurden.NebenReaktionszeitenwurdeninzweiTeilstudien(Kap.3&4)au h
ereigniskorreliertePotentialegemessen,umHinweiseaufdiejenigenHirnregionenzu
gewinnen,dieinspezis herWeiseaufmultimodaleReizeantworten.
In Kapitel 1 wird gezeigt, wie spezis he Redundanzgewinne bei dreifa h
red-undanten Reizen (Ton, Li ht und Tastreiz) untersu ht werden k¨onnen. Es wird
ins-besondere gezeigt, dass die beoba hteten Redundanzgewinne bei trimodalen Reizen
vollst¨andigdur hpaarweisebisensoris heRedundanzgewinneerkl¨artwerdenkonnen.¨
InKapitel2wirdderEinussvonModalit¨atswe hselkostenuntersu ht:Inzuf¨
alli-genSequenzenvonauditivenundvisuellenReizensinddieReaktionenaufeinenTeil
der Reize verlangsamt, dann n¨amli h, wenn si h die Modalit¨at des aktuellen Reizes
vonderModalit¨atdesVorg¨angerreizesunters heidet.Dabei denredundantenReizen
redundanten Reize hiervon ni ht betroffen. Ein Teil des Redundanzgewinns konnte¨
daherau haufModalit¨atswe hselkostenzuru kgehen.¨ InKapitel2wird gezeigt,wie
manmit diesem Problem umgehenkann und dassModaliatswe hsel¨ zwar einen
Re-dundanzgewinnverursa henkonnen,¨ dasses aberglei hwohldeutli heHinweiseauf
multisensoris heIntegrationbeiauditiv-visuellen,auditiv-taktilenundvisuell-taktilen
redundantenReizengibt.
InKapitel3 wirdeine Methodevorgestellt,mitder We hselwirkungendes
Seh-und H¨orsystemsmit ereigniskorrelierten Potentialen (EKPs)untersu ht werden kon-¨
nen.InbisherigenUntersu hungenwurdehierf¨urh¨augdasEKPaufeinen
auditiv-vi-suellenReiz (AV) mit der Summeder EKPs aufeinen auditivenund einenvisuellen
Reiz(A+V )vergli hen.EinProblemdieserVerglei hsmethodeist,dassAV,AundV
keinerleigemeinsameAktivit¨atenthaltendurfen.¨ InKapitel3wirdeine
Alternativme-thodevorgestellt,dierobustgegen¨ubergemeinsamerAktivit¨atist.
InKapitel4wirduntersu ht,inwieweitdier¨aumli heBeziehungderbeiden
Kom-ponenteneines redundantenReizes die multisensoris heIntegration undden
Redun-danzgewinn beeinusst. Es zeigt si h, dass redundante Reize, die am glei hen Ort
pr¨asentiertwerden, efzienterverarbeitetwerden als redundanteReize, die an
unter-s hiedli henOrtenpr¨asentiertwerden.Dier¨aumli heBeziehungderReizewirktsi h
au hauf die kortikale Verarbeitungaus: Bei Reizen, die am glei hen Ortpr¨asentiert
wurden, konnteeine EEG-Ver¨anderung an parietalenElektroden beoba htet werden,
wasaufeinespezis heBeteiligungpolymodalerHirnarealeimParietallappenander
multisensoris henIntegrationhinweist.
In Kapitel 5 wird gezeigt, dass der Redundanzgewinn in hohem Maße davon
abh¨angigist,obsi hdieVersu hspersonaufdenOrtderReizpr¨asentationkonzentriert.
DiesisteinHinweisdarauf,dassdiemultisensoris heIntegrationvonredundanten
Rei-zenwenigereinreizgesteuerterbottomup-Prozessist,sonderneheraufderEbenevon
Reiz-Reaktions-Assoziationenstattndet,wieesinneuerenModellenderVerarbeitung
Wahrnehmung imAlltag betrifft seltenein Sinnessystemalleine. Meist sindmehrere
Sinneglei hzeitigaktivundliefernerg¨anzende,redundanteund(selten)widerspr¨
u hli- heInformationen,ausdenendanneineeinheitli heRepr¨asentationderUmwelt
kon-struiertwird.DieInformationenausdenvers hiedenenSinnessystemenmussen¨ hierf¨ur
integriertundineinengemeinsamenCodeubersetzt¨ werden, deramEndeneben
sin-nesspezis henMerkmalenwieLautst¨arke,Tonhohe,¨ HelligkeitundKontrastau h
su-pramodalebzw.modalit¨ats¨ubergreifendeMerkmalewieAnzahl,DauerundBedeutung
bes hreibt(Calvert,Spen e&Stein,2004).
IndervorliegendenArbeitwirdeinspezis herAspektdieserIntegration
unter-su ht: die Verarbeitung redundanter auditiver und visueller Informationen bei
einfa- henReaktionsaufgaben.Ineinertypis henAufgabedieserArtwerdenderV
ersu hs-person drei Arten von Stimuli dargeboten: ein auditiver Reiz (A), z.B. ein Ton aus
einemLautspre her;einvisuellerReiz(V),z.B.eine aufdenLautspre hermontierte
Lampe,diekurzaueu htet;unddieKombinationausbeiden,alsoeinauditiv-visueller
bzw.bimodalerReiz(AV).AufalledreiStimulisolldieVersu hspersoninderglei hen
Weise reagieren, z.B. mit einem Tastendru k. Daauf A und V die glei he Reaktion
ausgef¨uhrtwerdensoll,AundV demna hdieglei he
Bedeutung f¨urdie V
ersu hs-personhaben,wirdAVau halsredundanterReizbezei hnet.Eszeigtsi h,dassdie
Re-aktionenaufdieredundantenReizei.d.R.wesentli hs hnellersindalsdieReaktionen
aufdieunimodalenReize. DieserEffektwirdau h alsRedundanzeffekt(redundan y
gain,redundantsignalseffe t,redundanttargeteffe t,z.B.Miller, 1982)bezei hnet.
In-formationen aus den beiden Sinnessystemen in irgendeiner Weise integriert werden.
Auf wel he Weise diese Integration stattndet, wurde in der vorliegenden Arbeit in
f¨unf Teilstudien untersu ht. Dabei wurden folgende Aspekte genauer betra htet: die
Anzahl der redundanten Reize (Kapitel 1), Reihenfolgeeffekte (Kapitel 2), das EEG
(Kapitel3), dier¨aumli he Beziehungderbeiden Reize(Kapitel4) unddie
Fokussie-rungderr¨aumli henAufmerksamkeit(Kapitel5).
Multisensoris heIntegrationsprozessek¨onneninzweiKlasseneingeteiltwerden
(Loveless, Brebner & Hamilton,1970): (a) Ein Sinnessystembeeinusst dasandere;
(b)dieSinnessystemekooperieren.Zu(a)z¨ahlenz.B.derBau hrednereffekt(Howard
&Templeton, 1966),Illusionen(Shams,Kamitani&Shimojo,2000)und
rossmoda-leAufmerksamkeitseffekte(Driver&Spen e, 1998;Eimer, 1999;Hillyard, Simpson,
Woods,vanVoorhis&M¨unte,1984).Zu(b)z¨ahlenz.B.Vorg¨angebeider
multisenso-ris henObjekterkennung(Calvert,Brammer&Iversen,1998)unddieInteraktionvon
SehenundH¨orenbeimSpra hverstehen(Sumby&Polla k,1954). Dieinder
vorlie-gendenArbeituntersu htenRedundanzeffektefallenebenfallsinKategorie(b).
Eine ahnli he¨ Einteilung wurde von Wel h und Warren (1986) vorges hlagen.
Sieunters heidendreiMe hanismendermultisensoris henIntegration:unspezis he
akzessoris heEffekte,Kontexteffekteundspezis hemultisensoris heInteraktionen.
Unterdieunspezis hen akzessoris henEffekte f¨alltz.B.die Beoba htung, dassein
auditiverWarnreizdieVerarbeitungeinessp¨aterpr¨asentiertenvisuellenReizes
erlei h-tert.
Unspezis hbedeutetdemna h,dassdieSinnessystemekeinerleiInformationen
austaus hen:DasWarnsignal erh¨oht ledigli hVigilanzundReaktionsbereits haftder
Person(z.B.Lovela e,Stein&Walla e,2003;M Donald,Teder-S¨alej¨arvi&Hillyard,
2000).Obwohlunspezis h,wirddieserMe hanismusglei hwohlvonvielenFaktoren
beeinusst,soz.B.vonderIntensit¨atdesWarnreizes,vonderIntensit¨atdesZielreizes,
vom Intervall zwis henden Reizenusw. (vgl. Wel h &Warren, 1986). Die
Kontext-effekteentspre hendenbereitsgenanntenT¨aus hungen/Illusionen,hierwirktsi hdie
Darbietungeines Reizes inder einen Modalit¨at aufdie Verarbeitung der
zwei Tonreizen dar, beri hten Versu hspersonen h¨aug, zwei Li htreize gesehen zu
haben(Shams et al., 2000). Unter spezis henmultisensoris hen Effekten verstehen
Wel hundWarren,dassdieSinnessystemeinirgendeinerFormInformationen
austau-s henund si hgegenseitigerg¨anzen. Diesges hieht z.B. unter s hle htenW
ahrneh-mungsbedingungen:Hort¨ maneinerPersonzuundsiehtglei hzeitigihre
Lippenbewe-gung,verstehtmansiebesser(Sumby&Polla k,1954).
0.1 Intersensoris he Erlei hterungseffekte
Diejenigen Untersu hungen zur multisensoris hen Integration, die f¨ur die
Fragestel-lungdervorliegendenArbeitrelevantsind,konnen¨ grobinzweiKategorienunterteilt
werden:IndieersteKategoriefallenUntersu hungen,beidenendieVerarbeitungeines
ReizesineinerbestimmtenSinnesmodalit¨atuntersu htwurde,wobeizus¨atzli h
irrele-vanteReizeineineranderenSinnesmodalit¨atdargebotenwurden. Indiezweite
Kate-goriefallendieeigentli henRedundanzexperimente,beidenendieVersu hspersonauf
zwei Artenvon Stimuli in derglei hen Weisereagieren soll und die Stimuli einzeln
oderkombiniertdargebotenwurden.Einetypis heUntersu hungdererstenKategorie
wurde von Bernstein und Edelstein (1971) dur hgef¨uhrt. Hier hatten die V
ersu hs-personendieAufgabe,WahlreaktionenaufvisuelleReizehinauszuf¨uhren:Wurdeder
ReizaufderlinkenSeitedargeboten,solltendieVersu hspersonenmitderlinkenHand
reagieren,wurdederReizaufderre htenSeitedargeboten, solltensiemitre hts
rea-gieren. Glei hzeitig wurde in man hen Dur hg¨angen ein auditiver Reiz dargeboten,
den die Versu hspersonen ni ht bea hten sollten. Bernstein und Edelstein
beoba h-teten, dass derzus¨atzli he auditive Reizbereits zus hnelleren Reaktionenfuhrte.¨ Er
bewirktealsoeinenunspezis henErlei hterungseffekt:DervisuelleStimuluswurde
dur hden zus¨atzli henauditivenReiz s hnellerverarbeitet, obwohl dieV
ersu hsper-sonen auf alleine dargebotene auditive Reize gar ni ht reagieren durften (vgl. au h
Bernstein,Clark&Edelstein,1969;Simon&Craft,1970).
eines preparatory state model erkl¨art und von Ni kerson (1973) als preparation
en-han ementbezei hnet.DerMe hanismus,derdiesemunspezis henEffektzugrunde
liegt,s heintrelativglobalzuwirken:S hmidt,GielenundvanderHeuvel(1984)
be-oba htetenz.B., dassder Gewinndur h einen auditivenWarnreizkonstant war, und
zwarunabh¨angigvonderIntensit¨atdesvisuellenZielreizes,unabh¨angigvonder
Kom-plexitat¨ dergefordertenReaktionundebenfallsunabh¨angigvonder
Reaktionskompa-tibilit¨atdes visuellen Zielreizes. DerauditiveWarnreizs heint also wederdie W
ahr-nehmungdesvisuellenReizesno hdieAntwortselektionzubeeinussen.
Zus¨atzli h beoba hteten Bernstein und Edelstein (1971) einen weiteren
spezi-s hen Effekt: Wenn der auditive Warnreiz auf der glei hen Seite wie der
visuel-le Zielreiz dargeboten wurde, waren die Reaktionen s hneller, als wenn der W
arn-reiz auf der gegen¨uberliegenden Seite dargeboten wurde. Frassinetti, Bolognini und
Ladavas(2002)beri htenahnli he¨ EffektebeiderEntde kungvons hwa hen
visuel-len Reizen. Der
unspezis he Me hanismus s heintalso zumindest teilweiseau h
r¨aumli hspezis hzuwirken.
DiezweiteKategoriebildendieeigentli henRedundanzexperimente:Hierhatdie
Versu hspersondieAufgabe,aufalleStimuliinderglei henWeisezureagieren.
Eini-gedieserUntersu hungenwerdenimFolgendenvorgestellt,zuvormussjedo hein
Me- hanismusbes hrieben werden, der streng genommen gar ni ht alsmultisensoris he
Integration bezei hnetwerden kann: statisti alfa ilitation (Raab,1962). Dieser
Me- hanismuskannambestenanhandeinerW¨urfelanalogieverans hauli htwerden:Die
Chan e, eine se hszu w¨urfeln, betr¨agt 1/6,wenn man einmalwurfelt.¨ Entspre hend
seidieWahrs heinli hkeitbeieiner ktivenVersu hsperson1/6,dasssiewenigerals
200 ms f¨ur die Reaktionauf einen einfa hen auditiven oder visuellen Reiz ben¨otigt.
W¨urfeltmannunmitzweiW¨urfelnundw¨ahltdenW¨urfelmitderh¨oherenAugenzahl,
liegtdieChan eaufeinese hsinetwadoppeltsoho h,genauer:2/6(1/61/6).Wird
derVersu hspersoneinredundanterReizdargeboten,wirdangenommen,dassdie
bei-denTeilstimulijeweilsvoneinanderunabh¨angigeVerarbeitungsprozesseauslosen¨ und
ahr-s heinli hkeit,dassdieReaktionauf einengegebenenredundantenReizs hnellerals
200msist,l¨agedann analogebenfalls bei2/6 (1/61/6). AufredundanteReizeist
alsoau hdanneinh¨ohererAnteils hnellererReaktionenunddamits hnelleremittlere
Reaktionszeitenzuerwarten,wenndieInformationenausdenbeidenSinnessystemen
v¨olligunabh¨angigvoneinanderverarbeitetwerden.Willmanmultisensoris he
Interak-tionenna hweisen,mussmansi hdahergegenstatisti alfa ilitationabsi hern.
0.2 Ra e Model und Coa tivation Model
Eineinfa herVerglei hdermittlerenReaktionszeitenvoneinfa henundredundanten
Reizenrei htalsoni htaus,ummultisensoris heIntegrationbeiderVerarbeitungvon
auditiv-visuellenReizenna hzuweisen:Dennselbst wenndie Verarbeitungswegefur¨
denauditivenunddenvisuellenTeilstimuluskomplettunabh¨angigvoneinanderw¨aren,
w¨urde man aufgrund von statisti al fa ilitation trotzdem s hnellere Reaktionen auf
redundanteReizealsaufunimodaleReizebeoba hten(Raab,1962).Das
entspre hen-deVerarbeitungsmodell,indemdieReizeunabh¨angigvoneinanderverarbeitetwerden
undquasi
umdieWette rennen,wurdevonMiller(1982)alsra emodelbezei hnet.
EineIntegrationderInformationenausdenbeidenSinnessystemenndet, wiebereits
erw¨ahnt,indiesemModellni htstatt.
Der Reaktionszeitgewinn, der dur h statisti al fa ilitation erm¨ogli ht wird, hat
eineobereGrenze,dieentwederdur hSimulation(Klein, 1977)odereinfa herdur h
diera emodelinequality(Miller,1982)festgelegtwerdenkann:
p(RT AV <t 0 )p(RT A <t 0 )+p(RT V <t 0 ) (0.1)
Glei hung 0.1 besagt: Die Wahrs heinli hkeit, dass eine Reaktion auf einen
re-dundanten ReizRT
AV
innerhalbvon z.B. t
0
= 200 ms erfolgt, ist kleiner oderglei h
der Wahrs heinli hkeit, dass eine Reaktion auf einen auditiven Reiz innerhalb von
Reizinnerhalbvon200mserfolgt.SinddieVerarbeitungszeitenf¨urdiebeidenStimuli
unkorreliert,wiebeimW¨urfeln,giltdasindependentra emodel:
p(RT AV <t 0 )=p(RT A <t 0 )+p(RT V <t 0 ) p(RT A <t 0 )p(RT V <t 0 ) (0.2)
InReaktionszeitexperimentenistdieseAnnahmeproblematis h,dennMudigkeit,¨
Motivation usw. beeinussen die Verarbeitungszeiten der beiden Reize
glei herma-ßen, weswegen man ni ht annehmen kann, dass RT
A
und RT
V
im bimodalen Reiz
voneinander unab¨angig sind. Deshalb wird i.d.R. Glei hung 0.1 verwendet, die die
obereS hrankef¨urdenReaktionszeitgewinndur hstatisti alfa ilitationangibt.
Glei- hung 0.1 kann nur in den unteren Prozentr¨angen der Reaktionszeitverteilung
ange-wendet werden, weil die re hte Seite von Glei hung 0.1 bei p= 2 endet (z.B. ist
p(RT
A
<10s)1und p(RT
V
<10s)1). UmGlei hung0.1anzuwenden,werden
zun¨a hstdiekumuliertenH¨augkeitsverteilungen(CDFs)derReaktionszeitenaufdie
unimodalenReize(AundV)gebildet.DieCDFgibtan,wel herAnteilderReaktionen
s hnelleralseinegegebeneReaktionszeitist,z.B.t
0
=200ms,also p(RT <200ms).
DannwerdendieCDFszuAundVaufsummiert(vgl.re hteSeitevonGl.0.1)undmit
derCDFderReaktionszeitenaufdenredundantenReiz p(RT
AV
<200ms)vergli hen,
derlinkenSeitevonGlei hung0.1.Dasra emodelgilt,wenndieCDFder
Reaktions-zeitenaufbimodaleReizep(RT
AV <t
0
)f¨urallet
0
kleineralsdieSummederCDFsder
ReaktionszeitenaufdiebeidenunimodalenReize p(RT
A <t 0 )+p(RT V <t 0 )ist.Dies
istinAbbildung0.1agraphis hverans hauli ht.
Verletzungen des ra e model k¨onnen auf Signikanz uberpr¨¨ uft werden, indem
f¨ur jede Versu hsperson kumulierte H¨augkeitsverteilungen f¨ur RT
A , RT
V
und RT
AV
gebildet werden. Hierf¨ur werdendie Daten zun¨a hst diskreten Kategorien(bins)
zu-geordnet. Die Kategoriengrenzenwerden z.B. an jedem 5. Perzentil der
Gesamtver-teilungdeniert.JedembinwirddanndieAnzahlderReaktionszeitenzugeordnet,die
innerhalbder Kategoriengrenzenliegen, plus alle langsamerenReaktionen, da ja die
kumulierteH¨augkeitsverteilunggebildet wird. An jedemdieser bins kann dann ein
Vorzei hentest fur¨ die Differenz bin
AV
(bin
A +bin
V
a b
Abbildung0.1:Simulierte kumulierte Reaktionszeitverteilungen (CDFs) fur¨ auditive
(A),visuelle(V)undbimodale(AV)Stimuli.DiemitPluszei hen
mar-kierteKurveistdieSummederunimodalenReaktionszeitverteilungen,
p(RT A <t 0 )+p(RT V <t 0
).DieSummenkurveendetbei2.0,derra e
model-TestistdeswegennurindenunterenProzentr¨angenanwendbar.
Der CDF der bimodalen Reaktionszeiten im linken Bild (a) liegt ein
ra emodelzugrunde, sieliegtdeswegenunter derSummenkurve.Im
re hten Bild (b)wurde Koaktivierung angenommen, die CDF der
bi-modalen Reize liegt daher teilweise oberhalb der Summenkurve(mit
Pfeil henmarkiert).
2002). Na h dem ra e model muss bin
AV ¨
uberall unterhalb der S hranke liegen, die
dur h(bin
A +bin
V
)deniertwird(Abb.0.1a).
Liegt der Anteil der s hnellen Reaktionen auf bimodale Stimuli oberhalb
die-serS hranke (Abb. 0.1b),mussein oa tivationmodelangenommenwerden(Miller,
1982):Das oa tivationmodelgehtvoneinerStationderkognitivenVerarbeitungaus,
anderdieInformationenausdenbeidenSinneskan¨alenAundVintegriertwerden.
Die-seStationprotiert von derredundantenInformation,wodur hs hließli h s hnellere
0.3 Redundanzg ewinne bei unimodalen und
bimodalen Reiz en
InExperimentenmitreinunimodalenredundantenReizen(z.B.Einfa hreaktionenauf
visuelleReizevon linksund re hts)beoba htetman beiNormalpersoneni.d.R.
kei-ne Verletzungendes ra e model (Corballis, 2002; Forster, Cavina-Pratesi, Aglioti &
Berlu hi, 2002; Mordkoff, Miller & Ro h, 1996; Murray, Foxe, Higgins, Javitt &
S hroeder,2001),d.h.dieredundantenInformationenwerdeninnerhalbeines
Sinnes-systemsparallelverarbeitet(vgl. hierzuau h Kap.5). In dreiAusnahmef¨allenwurde
allerdingsau h beirein visuellenAufgaben Koaktivierungbeoba htet(Miniussi,
Gi-relli&Marzi,1998;Miller, 1982;Mordkoff&Yantis,1991).BeiMiniussi etal.
hat-tendieVersu hspersonendieAufgabe,aufvisuelleReizezureagieren,dielinksoder
re htsimunterenGesi htsfelders hienen. WurdenbeideReize glei hzeitig
dargebo-ten(redundanterReiz),warendieReaktionens hneller,undeswurdeeinegeringfugige¨
Verletzungdesra emodelbeoba htet.DieAutorenf¨uhrtenallerdingskeinen
Signi-kanztest dur h. Der ohnehin sehr geringe Effekt in dieser Studie k¨onnte daher au h
aufZufallss hwankungenzuru kgehen.¨ Miller(1982, Exp. 3)beri htetebenfalls
Ko-aktivierungbeieinerSu haufgabe,beiderBu hstabendetektiertwerdensollten.Hier
stelltsi haberdasProblem,dassdieni ht-redundantenReizeKombinationenaus
ei-nemZielreiz undeinem Reiz waren, auf den ni htreagiert werden sollte.Insol hen
F¨allenisteinReaktionskoniktdenkbar,derdieReaktionenaufdieni ht-redundanten
Reizebremst.BeidenredundantenReizentrittkeinsol herReaktionskoniktauf,da
auf beide Teilstimuli in der glei hen Weise reagiert werden soll.Fournier und
Erik-sen(1990)argumentieren,dasshierdur heins heinbarerKoaktivierungseffekt
zustan-dekommenkann.S hließli hbeoba htetenMordkoffundYantis(1991)einen
Koakti-vierungseffektbeireinvisuellenReizen,wennzwis hendenStimuluskomponenten
ei-nesredundantenReizespositiveKontingenzenhergestelltwurden,wennalsoeinReiz
Koaktivierungbei reinvisuellen redundantenReizen beoba htet,paradoxerweise
ge-naudann,wenndieReizeingetrenntenGesi htsfelderndargebotenwurden(Corballis,
1998;Corballis,Hamm, Barnett&Corballis, 2002;Roser& Corballis,2002;
Reuter-Lorenz,Nozawa,Gazzaniga&Hughes,1995).
InExperimentenmitredundantenReizeninzweiSinnesmodalit¨atensinddie
Re-dundanzgewinnei.d.R.hoher¨ alsdur hstatisti alfa ilitationvorhergesagt(vgl.z.B.
Kap. 14;Diederi h&Colonius, inpress;Miller, 1982, 1986, 1991;Molholmetal.,
2002; Murray et al., in press; S hr¨oger & Widmann, 1998). An irgendeiner Station
derkognitivenVerarbeitungs heintalsoeinRedundanzgewinnanzufallen. Esbesteht
aberwenigEinigkeit,anwel herStationdiesstattndensoll. ¨
Uberdiesk¨onnen
Redun-danzgewinneau hanmehrerenStellenglei hzeitiganfallen(Miller,1982).Hinweise
aufRedundanzgewinnean fruhen,¨ eher perzeptuellenVerarbeitungsstufen lieferndie
Untersu hungenvon Molholm et al. (2002) und Murrayet al. (in press, vgl.
folgen-derAbs hnitt).Miller(1982,1991)gehtehervonderEbenederAntwortselektionaus.
HinweiseaufKoaktivierungbeimotoris henVerarbeitungsstufengebenDiederi hund
Colonius (1987) und Giray und Ulri h (1993, vgl. ubern¨¨ a hste Seite). Einige dieser
Untersu hungenundihreBedeutungfur¨ dievorliegendeArbeitwerdenimFolgenden
dargestellt.
Molholmetal. (2002)untersu htenEinfa hreaktionenaufauditive,visuelleund
auditiv-visuelleReizemitereigniskorreliertenPotentialen(EKPs).DasHauptinteresse
lagaufdemZeitpunkt,andemdasauditiveundvisuelleSysteminteragieren.Hierfur¨
wurdenauditiv,visuellundbimodalevoziertePotentialegemessen(AEP,VEP,AVEP).
Die Autoren vergli hen dann das bimodal evozierte Potential (AVEP) mit der
Sum-mederunimodalevoziertenPotentiale(AEP+VEP).DiesemVerglei hliegtfolgende
¨
Uberlegungzugrunde(Barth,Goldberg,Brett&Di,1995):ArbeitendieSinnessysteme
unabh¨angigvoneinander, solltesi h AVEP ni htvonAEP+VEP unters heiden,d.h.
derAusdru kAVEP(AEP+VEP)sollteNullergeben.InteragierendieSysteme,
soll-tesi hAVEPvonAEP+VEP hingegenunters heiden.Der Zeitpunktna h
dann auf die Station der kognitiven Verarbeitung hinweisen, an der der
Redundanz-gewinn anf¨allt.In der Untersu hung von Molholm et al. lag dieser Zeitpunktbereits
bei a. 50msna hPr¨asentationdesStimulus.DieAutorens hlossenausdiesem
Be-fund,dassderRedundanzgewinnaufeinerfr¨uhenperzeptuellenStufeanf¨allt.Murray
etal.(inpress)fandenzudemkeineEvidenzdaf¨ur,dassderBeginndieser
multisensori-s henInteraktionbeivisuell-taktilenStimulivonderr¨aumli henBeziehungzwis hen
den beidenStimuluskomponenten abh¨angt. Die S hlussfolgerungen von Molholm et
al.undMurrayetal.sindallerdingsauszweiGr¨undenproblematis h:Zumeinensetzt
die Subtraktion zweier EKPs (AEP+VEP) von einem (AVEP) voraus, dass die drei
EKPs keinerlei gemeinsame Aktivit¨at (z.B. Motorik, Erwartungen) enthalten, denn
diese w¨urde zweimal von AVEP abgezogen und ers hiene dann mit negativem V
or-zei henim Ergebnisterm (Teder-S¨alej¨arvi, M Donald, Russo& Hillyard, 2002, eine
m¨ogli heL¨osungdiesesProblemswirdinKap.3dervorliegendenArbeitvorgestellt).
Zum anderenist ni ht klar, warum ein EKP-Effekt mit einer bestimmtenLatenz
be-deutensoll,dass derRedundanzgewinnzumglei henZeitpunktanf¨allt(Coles, Smid,
S heffers&Otten,1995).SowohlbeiMolholmetal.alsau hbeiMurrayetal.wurden
au hinnerhalbandererZeitintervallemultisensoris heInteraktionenimEKP
beoba h-tet [d.h. AVEP(AEP+VEP) unters hied si hvon Null℄, au hdiese konnten¨ daher
Kandidatenfur¨ denKoaktivierungseffektsein.S hließli hsagtderLatenzverglei hfur¨
Reize mit unters hiedli her r¨aumli her Beziehung (wie bei Murray et al., in press)
relativ wenig uber¨ den Einuss der r¨aumli hen Beziehung auf die multisensoris he
Integrationaus,eindirekterVerglei hderEKPsers heintangemessener(vgl.Kap.4).
Einwi htigesPrinzipdermultisensoris henIntegrationistdiezeitli heundr¨
aum-li heKoinzidenzderReize:NurStimuli,dieamglei henOrtpr¨asentiertwerden,
wer-dendemselbenObjektzugeordnet(Attneave,1974).DerEinussderr¨aumli hen
Be-ziehungbimodalerReizeaufdenRedundanzeffektwurdeinzweiArbeitenuntersu ht:
Forster et al. (2002) vergli hen Reaktionszeiten auf visuell-taktile Reize, die in
un-ters hiedli herr¨aumli herBeziehungzueinanderpr¨asentiertwurden.Siefandeneinen
glei- hen Ort dargeboten wurden, gegen¨uberReizen, die anunters hiedli hen Orten
dar-gebotenwurden. Hughes et al. (1994, Exp. 3) beoba htetenkeinen Vorteil f¨ur r¨
aum-li h kongruente auditiv-visuelle Reize (0 ms). Zumindest bei Einfa hreaktionen auf
redundantebimodaleReizes heintdier¨aumli heBeziehungderTeilstimulialsoeher
unwi htigzusein.
DamitderOrganismusvondenredundantenInformationenausden
Sinnessyste-menprotierenkann,m¨ussendiebeidenStimuliann¨aherndglei hzeitiganderStation
dermultisensoris hen Integration
ankommen. Wird derauditiveReiz z.B.
wesent-li hfr¨uherpr¨asentiert alsdervisuelleReiz, reagiertdie Versu hspersonnurno hauf
den auditiven Reiz, denn die Aufgabe lautet ja, auf alle Reize in der glei hen W
ei-sezureagieren.AllerdingsdeutendieErgebnissedermeistenUntersu hungendarauf
hin,dassderRedundanzgewinnni htdannamh¨o hstenist,wenndieReize
glei hzei-tigpr¨asentiertwerden. Vielmehrs heintesaufdie
psy hologis heGlei hzeitigkeit
anzukommen:Einfa hreaktionenaufauditiveReize sindz.B. meists hneller alsauf
visuelleReize. InvielenUntersu hungenwarder Redundanzgewinndannamho hs-¨
ten,wenndieStimulimiteinemVersatzpr¨asentiertwurden,derdiesenUnters hiedin
etwaausgli h(Diederi h&Colonius,inpress;Hershenson,1962;Miller,1986).
Dass der Redundanzgewinn erst auf motoris hen Verarbeitungsstufen anfallen
k¨onnte, wird von zwei Untersu hungen nahegelegt: Diederi h und Colonius (1987)
untersu htenRedundanzgewinnebeiauditiv-visuellenredundantenReizen,diemit
un-ters hiedli hemVersatz(stimulusonsetasyn hrony,SOA)dargebotenwurden.Die
Be-sonderheitihresVersu hsaufbausbestanddarin,dassdieVersu hspersonenmitbeiden
H¨andenaufdieStimulireagierenmussten.Hierbeizeigtesi h,dassdieDifferenz
(ge-nau genommen, ni ht die mittlere Differenz, sondern die Streuung der Differenzen)
zwis hender Reaktionszeit der linkenHand (RT
l
) undder Reaktionszeit derre hten
Hand(RT
r
)vomSOAabh¨angigwar:DaWahrnehmung,Antwortselektionundpr¨
amo-toris heAnteiledur hdieDifferenzbildung(RT
l RT
r
)eliminiertwerdensollten,
be-deutet dies, dass something is in fa t going on in the motor omponent
spri htau hderBefundvonGirayundUlri h(1993):DieAutorenbeoba hteten,dass
dieKraft, mitder die Versu hspersonauf die Reaktionstastedru kt,¨ beim
redundan-tenReiz hoher¨ ist alsbeim unimodalen Reiz. Dieser Befundkonnte allerdingsin
ei-nersp¨aterenUntersu hungni htrepliziertwerden(Plat,Praamstra&Horstink,2000),
bzw.s heintunspezis hmitderAnzahlni ht-redundanterStimulieinherzugehen,die
aufdem Bilds hirmdargeboten werden(Mordkoffet al.,1996). Untersu hungender
neuronalenAntwortaufredundanteReizeimmotoris henKortexbeiMakakken
(Mil-ler,Ulri h&Lamarre,2001)erbra htenzudemkeinenHinweisaufKoaktivierungbei
motoris henProzessen.
0.4 Superpositionsmodell der Koaktivierung
Ein Modell,das spezis he Vorhersagen zum Reaktionszeitgewinn dur h
Koaktivie-rung ma ht, wurde von S hwarz (1989) vorges hlagen. Es handelt si h hierbei um
ein reines Prozessmodell, d.h., es werden keine Angaben dar¨uber gema ht, an
wel- herStelledie Koaktivierungstattndet, sondernvielmehrwie derMe hanismusder
Koaktivierung selbst aussehen k¨onnte: S hwarz nimmt an, dass unimodale auditive
oder visuelle Stimuli neuronale Vorg¨ange ausl¨osen, bei denen in irgendeiner Weise
Aktivierungaufgebautwird.DerAufbauderAktivierungkannalsZ¨ahlprozess
aufge-fasst werden, bei dem in zuf¨alligen Abst¨anden Impulse eingehen. Der Abstand
zwi-s henzweiZ¨ahlimpulsenkannuber¨ poissonverteilteZufallsvariablenmodelliert
wer-den. ¨
UbersteigtdieAktivierungeinebestimmteS hwelle,wirddieReaktionausgel¨ost.
DieS hwellewirdz.B.dannerrei ht,wenn10sol herImpulseeingegangensind.Bei
redundantenReizen wirken zwei Z¨ahlprozesseglei hzeitig (
Superpositionsmodell,
Townsend& Ashby, 1983, vgl.Abb. 0.2 undSimulation in Kap. 1). Der
S hwellen-wertwird entspre hend fr¨uher errei ht, was im Endeffekt zu s hnellerenReaktionen
f¨uhrt.S hwarz(1989)wandte dieseMethodezurVorhersagederReaktionszeitenauf
bimodaleReizean.DiemittlerenReaktionszeitenaufbimodaleReizekonntenhiermit
Abbildung0.2:Superposition zweier Poisson-Z¨ahlprozesse. Der auditive Reiz (A)
bzw. dervisuelleReiz (V)l¨osteinenZ¨ahlprozess aus,der na h5
Im-pulsen eineS hwelle errei htund eine
Reaktion initiiert.Im
bimo-dalenReizAVuberlagern¨ si hdiebeidenZ¨ahlprozesse,die5Impulse
werdenentspre hends hnellererrei ht.
ni ht(Diederi h&Colonius,1991).
0.5 Energy summation und preparation
enhan ement
Ni kerson (1973) stellte ein Modell zur Erkl¨arung von intersensoris hen
Erlei hte-rungseffekten vor(Abb. 0.3). Na hdiesem Modell wird die Aktivierung der
Sinnes-kan¨aleentwederdazuverwendet,eineReaktionauszulosen¨ (evokeresponse),oderdie
Reaktionsbereits haftdesGesamtsystemszuerh¨ohen(prepareresponse).DasModell
sollv.a. Reaktionszeitgewinnein Experimentenerkl¨aren,in denenVersu hspersonen
nur auf Stimuli in einer Modalit¨at reagieren sollen, wobei in einigen Dur hg¨angen
zus¨atzli he Reize in einer anderen Modalitat¨ dargeboten werden (z.B. Bernstein &
Edelstein,1971;Bernsteinetal.,1969;Simon&Craft,1970).Wies honerw¨ahnt,fuhrt¨
Abbildung0.3:Ni kersons(1973)Modellderintersensoris henErlei hterungbei
Auf-gaben,indenendieVersu hspersonaufStimulieinesSinneskanal(hier
V,visuellerKanal)reagierensoll,undman hmalzus¨atzli hStimulides
anderenKanals(hierA, auditiverKanal)pr¨asentiert werden.AufAV
-StimulireagiertdieVersu hspersons hneller,Ni kersonerkl¨artdiesen
Effektdamit,dassdieauditivenReizealsWarnsignalwirkenunddamit
zueinempreparationenhan ement(PE)f¨uhren,dasdie
Reaktionsbe-reits haftdesGesamtsystemserh¨oht(prep).DievisuellenStimulilosen¨
danns hnellereReaktionenaus(evok).ImRedundanzexperiment
wer-denbeideSinneskan¨alemit
evokverbunden,aufdieseWeiseistau h
energy summation (ES) m¨ogli h. Ni kerson argumentiert allerdings,
dass PE und statisti al fa ilitation ausrei hen, die s hnelleren
Reak-tionenbeiAVzuerkl¨aren,erkommtdaherohnedasES-Modulaus.
dieAufgabeirrelevantistundsogareinengewissenReaktionskoniktausl¨osenkonn-¨
te,denndieVersu hspersonensolltenaufeinenalleinedargebotenenauditivenReizja
garni htreagieren.Ni kersonargumentiert,dassdieVersu hspersonendie
S halter
verbinden,undden zus¨atzli henauditivenReizentspre hendefzientalsWarnsignal
verwendenkonnen¨ (preparationenhan ement).ImRedundanzexperiment,indemdie
Versu hspersonenaufbeideReizeglei hermaßenreagierensollen,sindentspre hend
beideS haltermitevokeresponseverbunden.DieDarstellunginAbbildung0.3wei ht
vomOrginalmodell Ni kersons (1973) insofern ab, als zus¨atzli h energy summation
angenommenwird,d.h.dieAktivierungderbeidenTeilstimulieinesredundanten
Rei-zeswirdnebenpreparationenhan ementno hinirgendeinerWeiseintegriert.
Ni ker-sonwandtesi hexplizitgegenenergysummation,inseinemModellwirdnurstatisti al
fa ilitationangenommen,umdies hnellerenReaktionszeitenbeiredundantenReizen
zuerkl¨aren,imES-ModulinAbbildung0.3passiertna hNi kersonsozusagenni hts.
0.6 Zellul ¨
are Me hanismen
Einemultisensoris heHirnregion,diebereitssehreingehenduntersu htwurde,istder
Colli ulussuperior(Stein &Meredith, 1993).Neurone indentieferenS hi htendes
Colli ulussuperiorhabenr¨aumli huberlappende¨ rezeptiveFelderfur¨ mehrere
Sinnes-modalit¨aten. Ein auditiv und visuellanspre hbares Neuronreagiert entspre hendauf
auditiveundvisuelleunimodaleReize,wennsieimjeweiligenrezeptivenFeld
darge-botenwerden. Fallenbeide Komponenteneines bimodalen(auditiv-visuellen)Reizes
in das jeweiligerezeptiveFeld, so reagiert das Neuron besonders stark;die
resultie-rendeAktivit¨atistdabeih¨aughoher¨ alsdieSummederAntwortenaufdie
unimoda-lenReizkomponenten(responseenhan ement).Wegender ¨
Uberlappungderrezeptiven
Felderndetresponseenhan ementv.a.beir¨aumli hkongruentenbimodalenReizen
statt,wennalsobeideReizkomponentenamselbenOrtpr¨asentiertwerden(spatial
ru-le,Kadun e,Vaughan,Walla e&Stein,2001;Meredith&Stein,1987).Liegteineder
beidenReizkomponentenhingegenaußerhalbdesrezeptivenFeldes,wirddieAntwort
desNeuronsunterdr¨u kt(responsedepression).Voraussetzungfur¨ response
enhan e-ment ist, dass die Reize glei hzeitig dargeboten werden bzw. dass die Maxima der
rule, Meredith, Nemitz&Stein, 1987). Dasspezis heAntwortverhaltender
Neuro-neimColli ulussuperioristni htangeboren,sondernentwi keltsi herstw¨ahrendder
erstenLebensmonate,wennderOrganismusersteSinneserfahrungenma ht(Anasta io
&Patton,2004;Walla e&Stein,2000,2001).
DasrelativeAusmaßdesresponseenhan ementistabh¨angigvonderIntensit¨atder
Reizkomponenten: S hwa he Reizewerden inhohem Maßeverst¨arkt, deutli h uber-¨
s hwelligeReizewerdennurgeringbzw.garni htverst¨arkt(inverseeffe tivenessrule,
Meredith& Stein, 1987;Stein, 1998). Da derColli ulus superioran Funktionenwie
Aufmerksamkeitszuwendung, Orientierungsreaktionen, koordinierten Kopf- und
Au-genbewegungen beteiligt ist (Stein & Meredith, 1993), s heint dieser Me hanismus
v.a. derVerst¨arkungvons hwa hen,multisensoris henUmgebungsreizenzudienen,
zudenensi hderOrganismusdannhinorientierenkann.Bernstein(1970)wiesdiesen
Effekt au h bei Reaktionen auf auditiv-visuelleReize vers hiedener Intensit¨at na h:
Beis hwa henReizenließensi hgroßeintersensoris heErlei hterungseffektebei
bi-modalerStimulationzeigen,beideutli hwahrnehmbarenReizenhingegennurgeringe
Vorteile.
AufKortexebenendensi hzahlrei hemultisensoris heHirnregionen,vondenen
derintraparietaleSul useinezentraleRollebeidervisuellenAufmerksamkeit(Bisley,
Krishna& Goldberg, 2004; Ma aluso, Frith& Driver, 2002)und derRepr¨asentation
von Positionsinformationen (Andersen, Snyder, Bradley & Xing, 1997; Avilla ,
Oli-vier, Deneve, Ben Hamed & Duhamel, 2004; Colby & Goldberg, 1999) spielt. Der
superioretemporale Sul us s heint an der Objektidentikationbeteiligt zu sein
(Be-au hamp, Lee, Argall & Martin, 2004). Im orbitofrontalenKortex sollen Valenzund
gelernteAssoziationenrepr¨asentiertsein(vgl.Rolls,2004).DerColli ulussuperiorist
v.a.mit denposteriorenkortikalenRegionenverbunden(Jiang,Jiang&Stein, 2002).
Ererh¨altProjektionenausdemanteriorenektosylvis henSul us(AESderKatze,das
mens hli heHomologdurfte¨ in dertemporo-parietalen ¨
Ubergangsregionliegen)und
dem rostralenlateralen suprasylvis hen Sul us(rLS, Jiang, Walla e, Jiang, Vaughan
Col-0.7 Uberbli kuber¨ dieTeilstudien
li ulus superior s heinen von diesen Projektionen abh¨angig zu sein, denn ryogene
Blo kadebzw. L¨asionen inAES oder rLSfuhren¨ zum zeitweiligenoder dauerhaften
VerlustdieserAntworteigens haften(Jiangetal.,2001;Walla e&Stein,1994).
0.7 ¨
Uberbli k uber¨ die Teilstudien
InKapitel1(vgl.Gondan&Roder,¨ 2004a,submitted)wirdgezeigt,wiederra e
mo-del-Test auf Situationen mit drei redundanten Stimuli verallgemeinert werden kann.
Alleinaufgrundvonstatisti alfa ilitationliegtdieVermutungnahe,dassdiemittleren
ReaktionszeitenaufeinentrimodalenredundantenReiz(taktil-auditiv-visuell)
s hnel-lersind als aufeinen bimodalenredundantenReiz. Das bedeutetaber ni ht, dassdie
InformationenderdreiSinnessystemegemeinsamintegriertwerdenmussen.¨ Eskonn-¨
tedur haussein, dassdastaktile Systemgetrenntverarbeitetwird, oderdassdiedrei
Reizkomponentenjeweilspaarweisemiteinanderverkn¨upftwerden,d.h. esf¨anden
le-digli hauditiv-visuelle,visuell-taktileundauditiv-taktileWe hselwirkungenstatt.Der
inKapitel1vorges hlageneTestkannhier¨uberAuskunftgeben.
In Kapitel 2 (vgl. Gondan, Lange, Rosler¨ & Roder,¨ 2004) werden
Sequenzef-fekte untersu ht: Denkbar w¨are, dass die Reaktionen auf den redundanten Reiz AV
gar ni ht dur h irgendeinen Koaktivierungsme hanismus bes hleunigt werden,
son-dern vielmehr die Reaktionen auf die unimodalen Reize A und V verlangsamtsind:
A htetdieVersu hspersonz.B.aufdenvisuellenSinneskanal,weilderVorg¨angerreiz
einvisueller Reizwar, dauertdieReaktion aufeinen auditivenReizeventuelll¨anger.
DieredundantenReizew¨arenhiervonni htbetroffen:WeilReizeinbeiden
Sinnesmo-dalit¨atendargebotenwerden,kanndieVersu hspersonbeiredundantenReizen
ni hts
fals hma hen.
AusdenErgebnissenderTeilstudieinKapitel2wirddeutli h,dassstatisti al
fa- ilitationund Modalit¨atswe hselkostenden Redundanzgewinn beibimodalenReizen
nurteilweiseerkl¨arenk¨onnen.DieInformationenausdenbeteiligtenSinnessystemen
Me- hanismen dieses Integrationsprozesses werden in Kapitel 3 (vgl. Gondan & R¨oder,
2004a)mitereigniskorreliertenPotentialenuntersu ht.Es zeigtsi h, dassdasGehirn
inspezis herWeiseaufbimodaleReizereagiertunddassdieseAntwortni hteinfa h
derSummederHirnantwortenaufdieunimodalenReizeentspri ht.
Einwi htigesPrinzipdermultisensoris henIntegrationistdier¨aumli heund
zeit-li heKoinzidenzderbeidenReize.Wirordnenvers hiedeneSinneseindru ke¨ nurdann
demselbenObjektzu, wennsievomglei henOrtkommenundzurglei henZeit
ein-treffen.KommendieEindru ke¨ vonvers hiedenenOrtenbzw.sindsiezeitli hversetzt,
werdensieni htintegriert. Esstelltsi hdieFrage,obdiesau hf¨ureinen
verglei hs-weisebasalen Effektwie den Redundanzeffekt gilt? InKapitel 4 (vgl. Gondan,
Nie-derhaus, R¨osler& R¨oder, in press)wird untersu ht, obdie r¨aumli he Beziehungder
beiden Teilstimuli den Redundanzeffekt beeinusst und wie si h ereigniskorrelierte
Potentialevon auditiv-visuellen Reizenunters heiden, je na hdem, ob sieam selben
Ortoderanunters hiedli henOrtendargebotenwerden.
InKapitel5(vgl.Gondan&R¨oder,2004b)wurdes hließli hdieBedeutungder
r¨aumli henAufmerksamkeituntersu ht.KoordinierteHandlungenerfordern
Aufmerk-samkeit und Konzentration.Man konnte¨ daher vermuten, dass die Versu hspersonen
nurdann inspezis herWeisevonden redundantenInformationenprotieren, wenn
dieseindenFokusderr¨aumli henAufmerksamkeitfallen.InderletztenTeilstudie
in-teressiertedaher die Frage, inwieweit dieIntegrationsleistungbeim Redundanzeffekt
1.1 Hintergrund
Ineinemtypis henRedundanzexperimenthatdieVersu hspersondieAufgabe, inder
glei henWeise auf z.B. auditive(A), visuelle (V) und auf bimodaleauditiv-visuelle
(AV) Reizezureagieren.Die ReaktionenaufAV sinddabeii.d.R. deutli hs hneller
als die Reaktionen auf die unimodalen Reize A und V. Dieser Effekt wird als
Red-undanzeffekt bezei hnet. ZurErkl¨arung des Redundanzeffektswurden zwei Modelle
vorges hlagen:dasra emodelunddas oa tivationmodel(Miller,1982).
Imra emodelwirdangenommen,dassdieInformationenderbeiden
Sinnessys-teme unabh¨angig voneinander verarbeitet werden. Die Reaktion auf einen einzelnen
StimuluswirddannjeweilsvondemSinneskanalausgel¨ost,derden Stimulus
s hnel-lerverarbeitethat. Im Mittelergebensi h aufdiese Weise s hnellereReaktionenauf
redundanteReize(AV),da dieWahrs heinli hkeitfur¨ eins hnelleReaktionbei zwei
Reizen hoher¨ ist als bei einem Reiz (statisti al fa ilitation, Raab, 1962). Die obere
Grenzefur¨ denReaktionszeitgewinn,derdur hdiesenMe hanismuserm¨ogli htwird,
istdur hdiera emodelinequality(Miller,1982)festgelegt:
p(RT AV <t 0 )p(RT A <t 0 )+p(RT V <t 0 ) (1.1)
DieWahrs heinli hkeit,dasseineReaktionaufeinenbimodalenReizRT
AV z.B. s hneller als t 0 = 200 ms ist [p(RT AV
<200 ms)℄, ergibt si h na h dem ra e model
ausderSummederentspre hendenWahrs heinli hkeitenfur¨ RT
A undRT V . ¨ Ubersteigt
dassdieInformationenderbeidenSinneskan¨aleanirgendeinerStationderkognitiven
Verarbeitungintegriert werden ( oa tivation model). Diese Station protiertvon der
redundantenInformation,wasni htnurzueinemhoheren¨ Anteils hnellerReaktionen
f¨uhrt, sondernau h zu insgesamt s hnellerenReaktionen. Bei Einfa hreaktionenauf
auditiv-visuelle,auditiv-taktileundvisuell-taktileReizewirdi.d.R.Koaktivierung
be-oba htet(Kap. 14, Diederi h&Colonius, in press;Miller, 1982, 1986;Molholmet
al.,2002;Murrayetal.,inpress).
DievorliegendeTeilstudieuntersu htdieOrganisationdieses
Integrationsme ha-nismusanhandvontrisensoris henInteraktionen,d.h.derVerarbeitungvon
redundan-tenauditiv-visuell-taktilenDreifa hstimuli.Zwei Modelleder trisensoris hen
Stimu-lusverarbeitungsindhierbeidenkbar:DieInformationenausdeneinzelnen
Sinnessys-temenkonnten¨ (a) jeweils paarweise integriert werden. Bei Reaktionenauf
trimoda-le Reize w¨urden dann deutli he Redundanzgewinne verzei hnet, da auditiv-visuelle,
auditiv-taktile und visuell-taktile Koaktivierungsme hanismen u.U. glei hzeitig
ab-laufen(AV,AT,VT).Gem¨aßeinemra emodelw¨urdedieReaktiondannvom
s hnellstendieserdreiVerarbeitungswegeausgel¨ost.ImGegensatzdazuw¨are(b)
denk-bar,dassdieInformationenderdreiSinnessystemegemeinsamaneinerInstanz
zusam-menlaufenundintegriertwerden.IndiesemFallew¨arenau he htetrisensoris he
Re-dundanzgewinne(AVT)mogli h,¨ dieuber¨ diebisensoris hen
Redundanzgewin-ne hinausgehen. Zur Untersu hung trisensoris herInteraktionen wird Glei hung 1.1
zun¨a hstf¨urdreiredundanteReizeverallgemeinert(vgl.Diederi h,1992):
p(RT TAV <t 0 ) p(RT T <t 0 )+p(RT A <t 0 )+p(RT V <t 0 ) (1.2)
Der Anteil der Reaktionen auf den auditiv-visuell-taktilen Stimulus (TAV), die
s hnellersindalst
0
,liegtalsona hdemtrisensoris henra emodelni hth¨oheralsdie
Summederentspre hendenAnteilebeidenReaktionenaufdieunimodalenStimuliT,
Aund V. Wird diese Vorhersageverletzt, kann manallerdings ni ht automatis hauf
trisensoris heInteraktionen s hließen: Au h bisensoris he Redundanzgewinne (z.B.
erh¨ohenebenfallsdenre hten Term inGlei hung1.2 und f¨uhrendamitzu einerV
er-letzungder Vorhersagedes ra emodel. Eine Verletzung von Glei hung1.2 bedeutet
daher nur, dass eine oder mehrere der m¨ogli hen InteraktionenAV, AT, VT
oderAVTeinenRedundanzgewinnverursa ht.
Ist man spezis h an AVT interessiert, m¨ussen AV, AT und VT
aus dem Verglei h in Glei hung 1.2 eliminiert werden. Dies kann errei ht werden,
indemdieReaktionszeitverteilungaufTAVni htmitderSummederVerteilungender
Einzelstimuli (T, A und V) vergli hen wird, sondern TAV als quasi
bisensoris he
Kombinationeinesbi-undeinesunimodalenReizes(z.B.TAundV)aufgefasstwird.
InGlei hung1.2wirdalsop(RT
T <t 0 )+p(RT A <t 0 )dur hp(RT TA <t 0 )ersetzt: p(RT TAV <t 0 )p(RT T <t 0 )+p(RT A <t 0 ) | {z } +p(RT V <t 0 ) p(RT TAV <t 0 )p(RT TA <t 0 )+p(RT V <t 0 ) (1.3)
Findetbei derVerarbeitung destrimodalen ReizesKoaktivierungzwis hendem
auditiven und dem taktilen System statt (AT), werden sowohl p(RT
TAV <t
0 ) auf
der linken Seite als au h p(RT
TA <t
0
) auf der re hten Seite erhoht.¨ Glei hung 1.3
istalsorobustgegenuber¨ auditiv-taktilerKoaktivierung.Liegtdiebeoba hteteH¨
aug-keitsverteilungvonTAVuber¨ derSummeausTAundV,bleibenallerdingsno h
wei-tere dreiKandidaten fur¨ den Redundanzgewinn ubrig:¨ AV, VTund AVT.
Dur h die Substitution von p(RT
T <t 0 )+p(RT A <t 0 ) dur h p(RT TA <t 0 ) konnte
dieauditiv-taktileInteraktioneliminiertwerden.W¨uns henswertw¨are,glei hermaßen
p(RT T <t 0 )+p(RT V <t 0 )dur h p(RT TV <t 0 )und p(RT A <t 0 )+p(RT V <t 0 )dur h p(RT AV <t 0
) zu ersetzen, damit nur no h die trisensoris heInteraktion ubrig¨ bleibt.
Hierf¨ur wird p(RT
T <t
0
)zun¨a hst auf beidenSeiten von Glei hung1.3 addiertund
ans hließendderTermp(RT
T <t 0 )+p(RT V <t 0 )dur hp(RT TV <t 0 )ersetzt(Gl.1.4): p(RT TAV <t 0 )+p(RT T <t 0 ) p(RT TA <t 0 )+p(RT V <t 0 )+p(RT T <t 0 ) | {z } p(RT TAV <t 0 )+p(RT T <t 0 ) p(RT TA <t 0 )+p(RT TV <t 0 ) (1.4)
Glei hung 1.4 wurde vonDiederi h (1992) und Diederi h und Colonius (2004,
inpress)vorges hlagen,umtrisensoris heInteraktionenzuermitteln.Allerdingswird
Glei hung 1.4 au h dann verletzt, wenn auditiv-visuelle bisensoris he Interaktionen
zu Redundanzgewinnen f¨uhren, denn diese erh¨ohen wiederum nur den linken Term.
Diederi hundColonius(2004,in press)s hlagendahervor, dieModalit¨atenin
Glei- hung1.4 zurotieren, umdenTest konservativerzu ma hen(re htssindjeweils
die-jenigenInteraktionenangegeben, diebeieinerVerletzungderra emodel-Vorhersage
f¨urdieKoaktivierunginFragekommen):
p(RT TAV <t 0 )+p(RT T <t 0 )p(RT TA <t 0 )+p(RT TV <t 0 ) AV; AVT p(RT TAV <t 0 )+p(RT A <t 0 )p(RT AV <t 0 )+p(RT TA <t 0 ) VT; AVT p(RT TAV <t 0 )+p(RT V <t 0 )p(RT TV <t 0 )+p(RT AV <t 0 ) AT; AVT
Nur wenn alle drei Tests Koaktivierung anzeigen, kann man auf trisensoris he
Interaktionens hließen(Diederi h &Colonius, 2004, in press). DieFrage na hdem
spezis henBeitrag vonAVT wird hierdur hallerdings ni ht befriedigend
be-antwortet. Es kann n¨amli h ni ht ausges hlossen werden, dass bei der Verarbeitung
einestrimodalenReizesglei hzeitigRedundanzgewinnedur halledreim¨ogli hen
bi-sensoris henInteraktionenanfallen:IndervorliegendenTeilstudiewurdenz.B.stabile
KoaktivierungseffektebeiReaktionenaufauditiv-visuelle,auditiv-taktileund
visuell-taktile Stimuli beoba htet (vgl. Abb. 1.3bd). Entspre hend ware¨ denkbar, dass alle
dreigenanntenVerglei heKoaktivierunganzeigen,au hwennes keinenspezis hen
Redundanzgewinndur hdietrisensoris heInteraktiongibt.Zudemverliertmandur h
diesesVorgehenanTestst¨arke,weildreistatistis heTestsmit
undverkn¨upftwerden.
Die vorliegende Teilstudie s hl¨agt daher einen neuen Testfur¨ trisensoris he
In-teraktionenvor: Hierf¨ur wird Glei hung 1.4 in einem letzten S hritt auf beiden
Sei-ten um p(RT A <t 0 )+p(RT V <t 0
) erweitert und s hließli h auf der re hten Seite
p(RT A <t 0 )+p(RT V <t 0 )dur h p(RT AV <t 0 )ersetzt(Gl.1.5):
p(RT TAV <t 0 )+p(RT T <t 0 )+p(RT A <t 0 )+p(RT V <t 0 )::: p(RT TA <t 0 )+p(RT TV <t 0 )+p(RT A <t 0 )+p(RT V <t 0 ) | {z } p(RT TAV <t 0 )+p(RT T <t 0 )+p(RT A <t 0 )+p(RT V <t 0 )::: p(RT TA <t 0 )+p(RT TV <t 0 )+p(RT AV <t 0 ) (1.5)
Hierdur h wird der Verglei h robust gegen¨uber Redundanzgewinnen dur h
au-ditiv-visuelleKoaktivierung. Wenn Glei hung 1.5 verletzt wird, kann man daherauf
einenRedundanzgewinndur hspezis htrisensoris heKoaktivierungs hließen.Der
NutzendesneuenVerglei hssollnunanhandeinerSimulationundanhandempiris her
Reaktionszeitdaten illustriert werden. In der Simulation wurden Reaktionszeiten auf
trimodale Reizegeneriert, wobei multisensoris he We hselwirkungen entweder
zwi-s henzwei (AV, AT, VT)oder dreiModalitaten¨ (AVT) angenommen
wur-den.Diedur hdieSimulationgeneriertenReaktionszeitverteilungenwurdendann
ge-m¨aßGlei hungen1.21.5ausgewertet.DieReaktionszeitdatenstammenausder
EEG-Untersu hunginKapitel3,inderVersu hspersonenaufZielreizeineinerSequenzvon
uni-,bi-,undtrimodalenReizen(auditiv,visuell,taktil)reagierensollten.
1.2 Methode
Simulation
Die Reaktionszeitenauf unimodale Reize (T, A, V) wurden, ahnli h¨ wie von
Mord-koff(1992)bes hrieben,generiert:Mordkoffsimuliertefruhe¨ Wahrnehmungsprozesse
mitnormalverteiltenZufallszahlen,sp¨atereEnts heidungsprozessemiteinem
Poisson-prozess (S hwarz, 1989) und die Dauer der motoris hen Ausf¨uhrung wiederum mit
einernormalverteiltenZufallszahl. F¨urWahrnehmungsprozessewurdenin der
angenommen,jeweilsmiteinerStandardabwei hungvon50ms.DieAktivierungeiner
ReaktionwurdedannmiteinemPoissonprozess(l=10ms)simuliert,dereine
Reak-tionausloste,¨ wenn30Impulseeingegangenwaren.BeidenbimodalenReizenwurde
angenommen, dass beide Sinneskan¨ale zum Aufbau der Aktivierung beitragen, also
beideZ¨ahlprozessegemeinsamarbeiten(S hwarz, 1989; Townsend&Ashby, 1983).
DieModellierung motoris her Prozessewurde ausgeklammert, da sie keine
Auswir-kungenaufdenra emodel-Testhat, sondernledigli hderAnpassunganbeoba htete
empiris heReaktionszeitverteilungendient(vgl. Diederi h&Colonius, 1991;
Mord-koff,1992).
Beiden trimodalen Reizenwurden zwei Reaktionszeitverteilungen generiert:In
der einen Verteilung wurde trisensoris heKoaktivierung angenommen, es arbeiteten
alsoalledreiZahlprozesse¨ amAufbauderAktivierung.InderanderenVerteilung
wur-denur bisensoris he Koaktivierungangenommen: Hier wurden zun¨a hstdie
Reakti-onszeiten fur¨ TA, TV und AV bestimmt und dann die s hnellste der drei auf diese
WeiseermitteltenReaktionenverwendet.
Sti hprobe
19 Versu hspersonen (Studenten des Fa hberei hs Psy hologie, Philipps-Universit¨at
Marburg, 12 weibli h, 7 m¨annli h, 2032 Jahre) nahmen freiwillig an der
Untersu- hungteil.Allekonntennormal h¨orenundihre Sehf¨ahigkeit warni htbeeintr¨a htigt
bzw.dur heineBrillekorrigiert.
Stimuli und Aufgabe
Es wurden uni-, bi- und trimodale auditive, visuelle und taktile Stimuli dargeboten
(
Standardreize, jeweils 405 Darbietungen). Die auditiven Reize (A) waren kurzes
weißesRaus hen(20ms,60dBA),dervisuelleReiz(V)wareinAufblinken(20ms)
vonzweiuber¨ denLautspre hernmontiertenLeu htdioden(60m d),alstaktilerReiz
verwen-det,derfur¨ 20msaufdenre htenZeigengergedr¨u ktwurde.DamitdieV
ersu hsper-sonendasGer¨aus hdestaktilenStimulatorsni hthorten,¨ wurdeihneneinKopfh¨orer
aufgesetzt,uber¨ denleisesRaus henkonstantdargebotenwurde.DieLautst¨arkewurde
jeweilsindividuellsoniedrigeingestellt,dassdieVersu hspersonenden
Taktilstimula-torgeradeni htmehrhoren¨ konnten.
BimodaleReizewarenallemogli hen¨ KombinationenderunimodalenReize(AV,
TA,TV),dertrimodaleReizwarentspre hendeinauditiv-visuell-taktilerReiz(TAV).
DasIntervallzwis henzweiStimuli(ISI)betrug13001700ms.Zus¨atzli hwurde405
mal na h dem ubli hen¨ ISI kein Reiz dargeboten (O). In 10% der F¨alle wurden die
Reizedoppeltdargeboten(AA,VV,TT,AAVV,TTAA,TTVV,TTAAVV,
Zielreize,
jeweils45Darbietungen),hieraufsolltendieVersu hspersonenperFußs halter
reagie-ren, sos hnellwie m¨ogli h,aber trotzdemkorrekt. DasExperimentdauerte a. zwei
Stunden, aufgeteiltin15 Bl¨o ke zujeweils5Minuten.Na h jedemBlo kerhieltdie
Versu hspersonR¨u kmeldunguber¨ AuslassungenundFehlreaktionen.
Datenauswertung
DiekumuliertenH¨augkeitsverteilungenderReaktionszeitenaufalle Stimuliwurden
wiebeiCorballis(2002)bestimmt:Zun¨a hstwurdenfur¨ jedeVersu hspersonausallen
Reaktionszeiten18binsglei herAnzahlerstellt.IneinemzweitenS hrittwurdendie
Reaktionszeitenzudenvers hiedenenStimuliindiebinssortiertunddieAnzahldur h
die Gesamtzahl der jeweils gultigen¨ Reaktionen geteilt, um relative H¨augkeiten zu
erhalten. S hließli hwurdefur¨ jeden binein Vorzei hentestgere hnet, um zutesten,
obbin
AV
großer¨ istals bin
A +bin
V
. Glei hung1.1 wurdefur¨ dieReaktionszeitenauf
bimodaleReizeverwendet,Glei hungen1.21.5f¨urdieReaktionszeitenauftrimodale
1.3 Erg ebnisse
Simulation
Abbildung1.1azeigtdiekumuliertenH¨augkeitsverteilungen(CDFs)zuallenuni-,
bi-undtrimodalenReizenderSimulation.DiesimuliertenReaktionenwarenam
s hnells-tenf¨urtrimodaleReize,gefolgtvondenReaktionenaufbimodaleReizeundden
Re-aktionen auf unimodale Reize. Abbildungen 1.1bd zeigen die ra e model-Tests fur¨
die bimodalen Reize: In allen bimodalen Bedingungen war der Anteil der s hnellen
Reaktionenhoher¨ als vom ra e model vorhergesagt. Abbildungen 1.2ad zeigen die
trimodalenra emodel-Testsf¨urGlei hungen1.21.5.InAbbildung1.2aisteinhoher
Koaktivierungseffekterkennbar, sowohlbeiderReaktionszeitverteilungauftrimodale
Reize,dieunterAnnahmevontrisensoris henInteraktionengeneriertwurde,alsau h
beiderjenigen,beidernurbisensoris heInteraktionenangenommenwurden.
Werdendiebisensoris henInteraktionens hrittweiseimra emodel-Testberu k-¨
si htigt(vgl.Gl.1.31.5),verringertsi hderKoaktivierungseffekt(Abb.1.2bd).Nur
mitHilfe des Tests vonGlei hung 1.5 (Abb. 1.2d) lassensi h die beidentrimodalen
Reaktionszeitverteilungenunters heiden:Wirdtrisensoris heKoaktivierung
angenom-men(F ),zeigtderTestinAbbildung1.2deineVerletzungdesra emodelan,wirdnur
bisensoris he Koaktivierung angenommen ( ), wird die Vorhersage des ra e model
eingehalten.
Reaktionsz eiten
Die mittleren Reaktionszeiten zu den Zielreizen in der EEG-Untersu hung in
Kapi-tel3sindinTabelle1.1 wiedergegeben.Abbildung1.3azeigtdiekumulierten
Reakti-onszeitverteilungenzudenuni-, bi-undtrimodalenReizen.Reaktionenaufbimodale
Reize waren deutli h s hneller als auf unimodale Reize (t
18
=12:3, p<:01).
Glei- hung1.1zeigteinallenbimodalenBedingungenKoaktivierungan(vgl.Abb.1.3bd).
bimo-a
300
350
400
450
500
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
All Stimuli
RT [ms]
CDF
T
A
V
TA
TV
AV
TAV3
TAV2
b300
350
400
450
500
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
TA vs. T + A
RT [ms]
CDF
T
A
T+A
TA
300
350
400
450
500
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
TV vs. T + V
RT [ms]
CDF
T
V
T+V
TV
d300
350
400
450
500
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
AV vs. A + V
RT [ms]
CDF
A
V
A+V
AV
Abbildung1.1:(a) Kumulierte H¨augkeitsverteilung der simulierten Reaktionszeiten
f¨urdievers hiedenenStimuli,#:unimodaleReize, 2:bimodale
Rei-ze,F :trimodaleReizemittrisensoris herKoaktivierung, :trimodale
Reizemitledigli hbisensoris herKoaktivierung.(bd)Inallen
a
300
350
400
450
500
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
TAV vs. T + A + V
RT [ms]
CDF
T
A
V
T+A+V
TAV3
TAV2
b300
350
400
450
500
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
TAV vs. TA + V
RT [ms]
CDF
TA
V
TA+V
TAV3
TAV2
300
350
400
450
500
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
TAV vs. TA + TV – T
RT [ms]
CDF
TA
TV
T
TA+TV–T
TAV3
TAV2
d300
350
400
450
500
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
TAV vs. TA + TV + AV – T – A – V
RT [ms]
CDF
TA
TV
AV
T
A
V
TA+TV+AV–T–A–V
TAV3
TAV2
Abbildung1.2:Trisensoris hera e model-Tests na h Glei hungen1.21.5 mit
simu-liertenDaten.Wirdtrisensoris heKoaktivierungangenommen(F),
zei-genalleTestsKoaktivierungan(ad).Wirdnurbisensoris he
Koakti-vierungangenommen( ),zeigendieTestsna hGlei hungen1.21.4
a
0
5
10
15
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
RT [bins]
CDF %
Reaction Time CDFs
T
A
V
TA
TV
AV
TAV
b0
5
10
15
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
p < .05
p < .01
RT [bins]
CDF %
AV vs. A + V
A
V
A+V
AV
0
5
10
15
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
p < .05
p < .01
RT [bins]
CDF %
TA vs. T + A
T
A
T+A
TA
d0
5
10
15
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
p < .05
p < .01
RT [bins]
CDF %
TV vs. T + V
T
V
T+V
TV
Abbildung1.3:(a) Kumulierte H¨augkeiten der Reaktionszeitenf¨ur uni-, bi- und
tri-modaleReizeaus derEEG-Untersu hungin Kapitel3. (bd)Beiden
ReaktionszeitenaufbimodaleReizewurdeKoaktivierungbeoba htet.
a
0
5
10
15
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
p < .05
p < .01
RT [bins]
CDF %
TAV vs. T + A + V
T
A
V
T+A+V
TAV
b0
5
10
15
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
p < .05
p < .01
RT [bins]
CDF %
TAV vs. TA + V
TA
V
TA+V
TAV
0
5
10
15
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
p < .05
p < .01
RT [bins]
CDF %
TAV vs. TA + TV – T
TA
TV
T
TA+TV–T
TAV
d0
5
10
15
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
RT [bins]
CDF %
TAV vs. TA + TV + AV – T – A – V
TA
TV
AV
T
A
V
TA+TV+AV–T–A–V
TAV
Abbildung1.4:Trisensoris hera emodel-Testsna hGlei hungen1.21.5.Der
Koak-tivierungseffekt nimmt ab, je mehr bimodale Interaktioneneliminiert
werden(ad).Glei hung1.5(d)zeigtkeinenKoaktiverungseffektmehr
an, es gibtdemna h keinen Hinweis aufspezis h trisensoris he
Re-dundanzgewinneindenReaktionszeitenderEEG-Untersu hungin
Ka-pitel3.Derra emodel-Testin(d)wurde¨ abbin13imPrinzipwieder
Koaktivierunganzeigen.Diesliegtdaran,dassderAusdru kdes
re h-ten Terms in Glei hung 1.5 bei Null endet. Der ra e model-Test ist
dahernur in den unteren Perzentilen sinnvoll,die
Tabelle1.1:MittlereReaktionszeiten(RT)inmsfur¨ dieeinzelnenZielreize Stimulus RT SE T 544 24 A 511 21 V 530 21 TA 482 19 TV 483 18 AV 461 19 TAV 449 21 Anmerkung. SE:Standardfehler daleReize(t 18
=7:9, p<:01).Diera emodel-Testsna hGlei hungen1.21.4
zeig-tenKoaktivierungan(Abb.1.4a ).DerindervorliegendenTeilstudievorges hlagene
Test(Gl. 1.5)lieferte allerdingskeinenHinweisaufspezis htrisensoris he
Interak-tionen(Abb.1.4d).
1.4 Diskussion
IndervorliegendenTeilstudiewurdeeinneuerra emodel-Testf¨urtrisensoris he
Inter-aktionenvorgestellt(Gl.1.5).DieserTestwirdben¨otigt,wennspezis htrisensoris he
RedundanzgewinnebeiReaktionenauftrimodaleReizena hgewiesenwerdensollen,
weilbeiReaktionenauftrimodaleReizeau hbisensoris heRedundanzgewinne
wirk-samwerdenk¨onnen. Diesek¨onnenmitGlei hung1.4 (Diederi h,1992;Diederi h&
Colonius,2004, inpress)ni hteindeutigisoliertwerden. Abbildungen1.1 und1.2
il-lustriertendiesanhandvonsimuliertenDaten.
EEG-Untersu hungin Kapitel 3 auf spezis h trisensoris heInteraktionen zu uberpr¨¨ ufen.
Eszeigtesi h,dassdieRedundanzgewinnebeidenReaktionenauftrimodale
Zielrei-zevollst¨andigaufbisensoris heKoaktivierungseffektezuru kgef¨¨ uhrtwerdenkonnen:¨
Diera e model-Tests na hGlei hungen 1.21.4 zeigtenentspre hendKoaktivierung
an,ni htaberderTestna hGlei hung1.5.Trisensoris heInteraktionenk¨onnenzwar
mitdiesemErgebnisni htausges hlossenwerden, da derra emodel-Teststreng
ge-nommen nur zum Na hweis von Koaktivierung verwendet werden kann; der
Um-kehrs hluss ist ni ht ohne weiteres mogli h.¨ Trisensoris he Interaktionen s heinen
aber, wenn es sie uberhaupt¨ gab, keinen nennenswerten zus¨atzli hen
Redundanzge-winnmehrverursa htzuhaben.
Die eingangs formulierte Frage, ob die Informationen aus den Sinnessystemen
jeweilspaarweiseintegriertwerden(a)odergemeinsamaneinerzentralenStation
zu-sammenlaufen(b),kanndaherunterVorbehaltzugunstenvon(a)ents hiedenwerden.
Demwurde¨ au hentspre hen,dassbisensoris heZellenzumindestaufderEbenedes
Colli ulussuperioruberwiegen,¨ trisensoris heZellenwurdennuringeringerZahl
be-oba htet ( a. 6%, vgl. Walla e, Meredith & Stein, 1992). Spezis h trisensoris he
2.1 Hintergrund
Wiebereitserl¨autert,beoba htetmandeutli hs hnellereReaktionenaufbimodaleals
aufunimodaleReize,wennVersu hspersonenaufauditive,visuelleundbimodale
Rei-zeinderglei henArtundWeisereagierensollen(z.B.perTastendru k).Hierbeiuber-¨
steigt der Reaktionszeitgewinnin der Regel die Vorhersagedes ra e model, so dass
ein oa tivationmodelangenommenwird(Miller,1982), wona hdieReizean
(min-destens)einerStationderkognitivenVerarbeitungintegriertwerden.DieseStation(en)
protierenvonderredundantenbimodalenStimulation,wass hließli hzus hnelleren
Reaktionen f¨uhrt. Zur Unters heidung der beiden Modelle s hlug Miller (1982) den
ra emodel-Testvor(vgl.S.7):
p(RT AV <t 0 )p(RT A <t 0 )+p(RT V <t 0 ) (2.1)
Der ra emodel-Test setzt allerdingsvoraus, dass die einzelnen Reaktionszeiten
aufdievers hiedenenStimulijeweilsvoneinanderunabh¨angigsind.DieseV
orausset-zungwirdbeiSequenzenvonStimuliunters hiedli herModalit¨atjedo hinderRegel
verletzt(Spen e, Ni holls&Driver,2001).Ineinerzuf¨alligenSequenzvonauditiven
und visuellen Reizen sind z.B. Reaktionen auf auditive Stimuli s hneller, wenn der
Vorg¨angerreizebenfallseinauditiverStimuluswar(AA). HatdieModalitat¨
hinge-gengewe hseltundfolgtderauditiveReizz.B.aufeinenLi htreiz(VA), soistdie
ReaktionaufdenauditivenReizum a. 30ms langsamer.Spen e etal. beoba hteten
visuel-lenundtaktilenReizen. BeimWe hselvoneinemtaktilenReizzueineranderen
Mo-dalit¨atwardieserEffektbesondersstarkausgepr¨agt( a.60ms).DerMSEwirdv.a.bei
Einfa hreaktionenundbeiWahlreaktionenbeoba htet(R.Cohen&Rist,1992),wenn
aufden Vorg¨angerreizreagiert werdensollte.Sollte auf denVorg¨angerreiz ni ht
rea-giertwerden(z.B.beieinemtargetdete tiontaskmitwenigenZielreizen),wurdenur
eingeringerbzw.garkeinMSEbeoba htet(Rist&Cohen,1987).Weitere
Sequenzef-fektesindz.B.beiStimulussequenzenzuerwarten,beidenenStimulian
unters hied-li henOrtendargebotenwerden(inhibitionofreturn,Quinlan&Hill,1999;Tassinari,
Campara,Benedetti&Berlu hi,2002).
Von Modalit¨atswe hselkosten sind im Redundanzexperiment in erster Linie die
unimodalenReizebetroffen,dabeibimodalenReizenimmerzumindesteinederbeiden
ReizkomponentendemVorg¨angerreizentspri ht.WennaberModalit¨atswe hselkosten
auss hließli hbeiReaktionenaufunimodaleauditiveundvisuelleReizewirksam
wer-den,ReaktionenaufredundanteReizehingegenunbeeintr¨a htigtbleiben,k¨onnteselbst
beiG¨ultigkeiteinesperfektenra emodeleinartiziellerKoaktivierungseffekt
zustan-dekommen:Werdenz.B.auditive,visuelleundbimodaleReizezujeweils1/3in
ran-domisierterReihenfolgedargeboten,sofolgenetwa1/3derauditivenReizeihrerseits
einemauditivenReiz (AA), 1/3 folgen einem visuellenReiz (VA), und 1/3
fol-geneinem bimodalenReiz(AVA). Nur einDrittel derReize (AA)ist daherfrei
vonModalit¨atswe hselkosten,dieReaktionenaufVAundeventuellau haufAVA
sindverlangsamt.Dasselbe giltfur¨ dievisuellen Reize.Entspre hendsinken die
An-teileders hnellenReaktionenaufunimodaleReize p(RT
A <t 0 )und p(RT V <t 0 )auf
derre htenSeitevonGlei hung2.1auf1/3desurspr¨ungli henWertes.
DabeidenbimodalenReizenimmermindestenseinTeilstimulusdemVorg¨
anger-reizentsri ht(AAV,VAV,AVAV),solltensiewenigervonModalit¨atswe hseln
betroffensein. Dielinke Seitevon Glei hung2.1, p(RT
AV <t
0
),bleibtdaher
weitge-hendunver¨andert. Wendet man denra e model-Test auf Reaktionszeitenan, dievon
Modalit¨atswe hselkostenbetroffensind,istdahereineVerletzungderVorhersagedes
Koakti-vierungangenommenwerdenmuss.
Dieser Effekt wird in der Simulation in Abbildung 2.1 no hmals illustriert.Fur¨
die Simulation wurden Reaktionszeiten auf unimodale auditive und visuelle Stimuli
jeweilsperZufallbestimmt.Entspra hdieebenfallszuf¨alligbestimmteModalitat¨ dem
Vorg¨angerreiz, wurde diejeweilige Reaktionszeitverwendet, we hseltehingegendie
Modalit¨at,wurden We hselkosten(50 ms)addiert. Hierbeiz¨ahlteau h der ¨
Ubergang
von einem bimodalen Reiz auf einen unimodalen Reiz (AVA, AVV) als
Moda-lit¨atswe hsel.F¨urunimodaleStimuliwardieReaktionszeithiermitfestgelegt.Fur¨
bi-modale Stimuliwurden die auditiven und visuellenReaktionszeiten wie bes hrieben
bere hnetundgem¨aß demra emodel derkleinereder beidenWerte verwendet.Wie
maninAbbildung 2.1berkennenkann, zeigt der
klassis he ra emodel-Test
Koak-tivierungan, obwohl die Reaktionszeiten unter Annahmeeines ra e model generiert
wurden.
DiesesProblemkannaufzweiArtenumgangenwerden:Entwederverwendetman
nur Stimuli,die ni htvon Modalit¨atswe hseln betroffen sind, also z.B. nur auditive
Reize, die einem anderen auditiven Reiz folgen (AA), nur visuelle Reize, die
ei-nem anderen visuellen Reiz folgen (VV), und nur bimodale Reize, die ihrerseits
einembimodalenReizfolgen(AVAV).WieinAbbildung2.1 ersi htli h,liefertder
ra e model-Test mit den Stimuli ohne Modalit¨atswe hsel wieder korrekte
Ergebnis-se. Die andere M¨ogli hkeit besteht darin, Untergruppen von Stimuli mit demselben
Vorg¨angerreiz auszuw¨ahlen, also z.B. nur Reize zu verwenden, die einen auditiven
Reiz zumVorg¨angerhaben (AA, AV, AAV). Au h diese Varianteliefert
kor-rekteSimulationsergebnisse(Abb.2.1d).DiezweiteVarianteistallerdingsfur¨ die
Ent-de kung von Koaktivierung eher ungunstig:¨ Nimmt man vereinfa hend an, dass die
Signaledes auditivenund des visuellenReizes im Idealfall glei hzeitig an der
Stati-on der kognitiven Verarbeitung ankommen m¨ussen, um maximale Koaktivierung zu
erzeugen,dannsolltendieReaktionszeitenf¨urdiebeteiligtenStimuliungef¨ahrglei h
sein(vgl.Diederi h&Colonius,inpress;Hershenson,1962;Miller,1986).Nunsind
die-a
100
0
200
300
400
500
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
RT [ms]
CDF abs
All Stimuli (no MSE)
A
V
A+V
bimod
b100
0
200
300
400
500
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
RT [ms]
CDF abs
All Stimuli (MSE = 50 ms)
A
V
A+V
bimod
100
0
200
300
400
500
500
1000
1500
RT [ms]
CDF abs
No Shift (MSE=50)
Mean RT:
A—A: 293 ms
V—V: 315ms
AV—AV: 281ms
A—A
V—V
A—A+V—V
AV—AV
d100
0
200
300
400
500
500
1000
1500
RT [ms]
CDF abs
After A (MSE=50)
Mean RT:
A—A: 293 ms
A—V: 364ms
A—AV: 287ms
A—A
A—V
A—A+A—V
A—AV
Abbildung2.1:Simulierte Daten, in denen Reaktionszeiten auf unimodale Reize per
Zufall bestimmt wurden. In (a) wurden keine Modalit¨
atswe hselkos-ten angenommen, in (bd) wurde angenommen, dass ein Modalitats-¨
we hselkonstant50mskostet.DieReaktionszeitenaufdiebimodalen
Reizewurdejeweilsperra emodelbestimmt.Eszeigtsi h,dass
Mo-dalit¨atswe hselkostenalleineeineVerletzungdes ra emodel
verursa- henkonnen¨ (Pfeil).In( )wurdennurReaktionszeitenaufwiederholte
Stimuliverwendet(AA,VV,AVAV).In(d)wurdennurStimuli
verwendet, die einen auditiven Reiz als Vorg¨angerreiz hatten (AA,
AV,AAV).In( )und(d)wirddieVorhersagedesra emodel