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Rubidium-dotierten Helium-Nanotr¨ opfchen

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Aufbau eines Velocity-Map-Imaging-Spektrometers und winkelaufgel¨ oste Spektroskopie an

Rubidium-dotierten Helium-Nanotr¨ opfchen

Diplomarbeit

vorgelegt von Lutz Fechner Freiburg im Breisgau, im M¨ arz 2011

Prof. Dr. Frank Stienkemeier

Fakult¨ at f¨ ur Mathematik und Physik

Albert-Ludwigs-Universit¨ at Freiburg

(2)
(3)

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 1

2 Das Velocity-Map-Imaging-Spektrometer 5

2.1 Grundlegende Funktionsweise des Spektrometers . . . 5 2.2 Simulation des Spektrometers und Optimierung der Elektrodengeometrie . 14 2.3 Technischer Aufbau des Spektrometers . . . 22 2.4 Software f¨ur Datenaufnahme und deren Echtzeit-Analyse . . . 27 3 Helium-Nanotr¨opfchen und Photoionisation 33 3.1 Helium und Helium-Nanotr¨opfchen . . . 33 3.2 Theorie der Photoionisation . . . 38

4 Experimenteller Aufbau 51

4.1 Aufbau f¨ur Messungen mit kommerziellen Dispensern . . . 51 4.2 Aufbau f¨ur Messungen an der Tr¨opfchen-Apperatur . . . 53 4.3 Lasersystem und Optik . . . 56

5 Ergebnisse 59

5.1 Charakterisierung des Spektrometers . . . 59 5.2 Messungen an Rubidium aus der Gasphase . . . 65 5.3 Messungen an Rubidium-dotierten Helium-Nanotr¨opfchen . . . 76

6 Zusammenfassung und Ausblick 103

iii

(4)

iv Inhaltsverzeichnis

A Anhang 107

A.1 Ver¨offentlichungen . . . 107 A.2 Fotos und Pl¨ane . . . 108 A.3 Korrelationsdiagramm f¨ur RbHe2000 . . . 110 A.4 Mathematische Relation bei der Herleitung der Invers-Abel-Transformation 111 A.5 Quelltexte . . . 112 A.6 Beschreibung der Software-Oberf¨ache . . . 116

Literatur/Quellen 119

Abbildungsverzeichnis 130

Abk¨urzungsverzeichnis 131

Danksagung 133

Erkl¨arung 135

(5)

1 Einleitung

Der innere Aufbau unserer Welt war ¨uber Jahrtausende hinweg stets Gegenstand der Forschung. Die Existenz einer mikroskopischen Struktur der Objekte unserer Alltagser- fahrung postulierte Demokrit schon um etwa 400 v. Chr. Immer wieder jedoch ¨anderte sich die Vorstellung der kleinsten Einheiten der Materie, immer komplexer wurden die zu Grunde liegenden Theorien.

1814 beobachtete von Fraunhofer dunkle Linien im Spektrum der Sonne und damit einen ersten Hinweis auf eine

”neue“ Physik, die unser Weltbild so nachhaltig ¨andern sollte [Fra17]. Deren Entwicklung nahm allerdings noch einige Jahrzehnte in Anspruch. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, mit Entdeckung des Planckschen Stahlungsgesetzes 1900 [GS00], Einsteins Quantisierung des elektromagnetischen Feldes 1905 [Ein05] und der Ent- wicklung des Bohrschen Atommodells 1913 [Boh13], konnte die moderne Quantenmechanik begr¨undet und Fraunhofers Beobachtungen erkl¨art werden.

Die bis dahin rein empirisch durchgef¨uhrten Untersuchungen von Lichtspektren, die

”Spek- troskopie“, erfuhr einen enormen Anschub. Mit Hilfe von Licht war es nun nicht nur m¨oglich, Elemente in Proben zu identifizieren, sondern auch ihre innere Struktur von Ato- men und Molek¨ulen direkt sichtbar zu machen und die neuen Theorien gewissermaßen auf die Probe zu stellen.

Das Aufkommen des Lasers1 ab 1960 [Mai60] mit seinen charakteristischen Eigenschaf- ten spielte f¨ur die Entwicklung der neuen Techniken eine wichtige Rolle. Heute sind die verschiedenen Varianten der Laserspektroskopie, etwa die Absorptions-, LIF2-, Raman-, Ionisations- oder zeitaufgel¨oste Pump-Probe-Spektroskopie eines der wichtigsten Instru- mente der experimentellen Atom- und Molek¨ulphysik [Dem08].

Zahlreiche Vorteile, etwa die Reduktion des oft aufl¨osungslimitierenden Doppler-Effekts, ergeben sich durch Spektroskopie an Molek¨ulstrahlen. Eine interessante Variante stellt hierbei die Verwendung eines Strahls aus Helium-Nanotr¨opfchen dar, großen Helium- Clustern bestehend aus 1000 oder mehr Heliumatomen. Wie atomares Helium sind auch diese Tr¨opfchen transparent f¨ur infrarotes, sichtbares und sogar UV-Licht [JKM93] und damit in den meisten Spektroskopie-Experimenten

”unsichtbar“. Allerdings sind sie in der Lage, sowohl Atome [STN90], einfache Di- oder Trimere, aber auch etwa komplexe Fuller-

1Light Amplification byStimulatedEmission of Radiation (engl.) - Lichtverst¨arkung durch stimulierte Emission von Strahlung

2Laser-InducedFluorescence (engl.) - Laserinduzierte Fluoreszenz

1

(6)

2 1. Einleitung ene [CFHQ97], große Cluster - etwa Mg2500 [DDF05] - oder organische Molek¨ule [WS03]

mit sich zu f¨uhren. Dabei sind sie chemisch inert, mit etwa 380 mK [HHT97] ¨außerst kalt und zeigen wie makroskopische Mengen Heliums suprafluides Verhalten [GTV98].

Diese Eigenschaften machen die Tr¨opfchen zu einer

”idealen Matrix“ f¨ur Spektroskopiean- wendungen (sog. HENDI3-Spektroskopie) [TV04]. Die Wechselwirkung mit ihren Dotan- ten ist verglichen mit anderen Matrizen sehr klein, so dass typischen Matrix-Effekte, eine Verschiebung und Verbreiterung der beobachteten Linien, extrem gering sind [GSS92].

Daneben werden die Dotanten effektiv gek¨uhlt, befinden sich also nach kurzer Zeit in ih- ren Vibrations- und Rotations-Grundzust¨anden, was speziell f¨ur die Infrarotspektroskopie einen großen Vorteil darstellt [Har97]. Schließlich ist auch die Bildung extrem schwach gebundener Verbindungen auf dem Tr¨opfchen m¨oglich [MHH09], da die Bindungsenergie effektiv abgef¨uhrt werden kann.

Viele der bekannten Spektroskopieverfahren wurden bereits erfolgreich auf dotierte Helium- Nanotr¨opfchen angewendet, darunter zeitaufgel¨oste Pump-Probe-Spektroskopie [MHH09]

oder LIF-Spektroskopie [WS03], aber auch die Ionisation der Dotanten mit daran anschlie- ßender Photoelektronenspektroskopie ist m¨oglich [LD05]. Durch Verwendung von hinrei- chend starken oder gepulsten Lasern und MPI4- oder REMPI5-Prozessen [VDL65, MM80]

gelingt dabei auch die effektive Ionisation von Dotanten mit sehr hohem Ionisationspoten- zial.

Zur Messung der Energie- und Richtungsverteilungen der Photoelektronen, aus denen auf die innere Struktur der ionisierten Teilchen geschlossen werden kann, existieren verschiede- ne Techniken. Die wohl einfachste M¨oglichkeit ist der direkte Nachweis der in einen kleinen, durch den Detektor abgedeckten Raumwinkel emittierten Elektronen. Aus der Flugzeit bis zum Detektor kann die kinetische Energie der Elektronen bestimmt werden (Field-Free Time-of-Flight6), durch Variation der Position des Detektors im Raum die Winkelver- teilung [ALJZ89]. Allerdings sind die Elektronen sehr schnell, so dass die resultierenden kleinen Flugzeiten zu einer Limitierung der Energieaufl¨osung f¨uhren. Die Messung muss zudem f¨ur verschiedene Winkel wiederholt werden, wobei stets nur ein kleiner Teil der in den gesamten Raum emittierten Elektronen detektiert wird. Dadurch verl¨angert sich die Messzeit entsprechend, der Einfluss von Rauschen auf dem Detektor nimmt zu.

Mit der ZEKE-Spektroskopie7 [MDSS84] gelingt zwar eine drastische Steigerung der Ener- gieaufl¨osung und eine Abdeckung des gesamten Raumwinkels, jedoch sind winkelaufgel¨oste Messungen prinzipiell nicht m¨oglich. Die Verwendung einer Magnetischen Flasche [KR83]

erlaubt zwar die Abdeckung des halben Raumwinkels bei der Messung der Energien, die Messung der Winkelverteilung ist jedoch nur bedingt m¨oglich.

Die Abdeckung des gesamten Raumwinkels bei gleichzeitiger Messung aller auftretenden Energien und Emissionswinkel von Elektronen als auch von Ionen wird durch sog. Imaging-

3HeliumNanodropletIsolation (engl.) - Isolation in Helium-Nanotr¨opfchen

4Multi-PhotonIonization (engl.) - Mehrphotonen-Ionisation

5Resonance-EnchancedMulti-PhotonIonization (engl.) - Resonanz-¨uberh¨ohte Mehrphotonen-Ionisation

6Field-Free Time-of-Flight (engl.) - Feldfreie Flugzeit

7Zero-ElectronKineticEnergy-Spectrosopy (engl.) - Spektroskopie von Elektronen mit verschwindender Energie

(7)

3 Verfahren m¨oglich [TCPJ88]. Dabei werden die Teilchen ¨uber geeignete elektrische Felder auf einen Detektor beschleunigt und ortsaufgel¨ost nachgewiesen. Die sich ergebende Inten- sit¨atsverteilung erlaubt R¨uckschl¨usse auf Emissionswinkel und die anf¨angliche kinetische Energie [BPHH96]. Diese Spektrometer erzeugen ein Abbild der anf¨anglichen Geschwin- digkeitsverteilung der Teilchen und werden aus diesem Grund als Velocity-Map-Imaging8- oder kurz VMI-Spektrometer bezeichnet.

Urspr¨unglich wurden f¨ur die Beschleunigung homogene Felder verwendet, was auf Grund der daf¨ur notwendigen Elektrodengitter zu St¨orungen in den Bildern f¨uhrte. Eppink und Parker verzichteten 1997 erstmals auf diese und demonstrierten das nach Ihnen benannte Elektrodendesign [EP97] mit inhomogenen Feldern, welches zu einer massiven Verbes- serung der Bildqualit¨at und damit der Energie- und Winkelaufl¨osung der Spektrometer f¨uhrt. Seitdem stehen f¨ur die meisten Anwendungen der Photoelektronenspektroskopie mit entsprechend konzipierten, modernen VMI-Spektrometern geeignete und sehr effizien- te Instrumente zur Verf¨ugung.

Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein solches VMI-Spektrometer speziell f¨ur die winke- laufgel¨oste Photoelektronenspektroskopie an dotierten Helium-Nanotr¨opfchen konzipiert und aufgebaut. Es soll zuk¨unftig in den zeitaufgel¨osten Femtosekunden-Pump-Probe- Experimenten der Abteilung Molek¨ul- und Nanophysik eingesetzt werden. Dar¨uberhinaus ist das Spektrometer in der Lage die Geschwindigkeitsverteilung von Ionen abzubilden.

Beide Anwendungsm¨oglichkeiten werden zun¨achst mittels eines geeigneten REMPI-Prozes- ses an Rubidium demonstriert. Neben seiner relativ einfachen Ionisierbarkeit im Sichtbaren zeichnet sich Rubidium dadurch aus, dass mit diesem Element einfach dotierte Helium- Nanotr¨opfchen, das System RbHeN, vergleichsweise gut bekannt und charakterisiert ist [B¨un06]. Die vorliegende Arbeit umfasst die weltweit erste winkelaufgel¨oste Spektrosko- pie von Photoelektronen und -ionen des RbHeN-Systems, wie sie f¨ur solche Systeme mit Alkalimetallen bisher nur f¨ur NaHeN durchgef¨uhrt wurde [Log08]. Die im Rahmen dieser Arbeit durchgef¨uhrten Messungen enth¨ullen interessante Details ¨uber die Wechselwirkung zwischen Helium-Nanotr¨opfchen und seinem Rubidium-Dotanten und tragen damit zur aktuellen Diskussion dieses Themas bei [PAA10].

8Velocity-Map-Imaging (engl.) - Abbilden einer Geschwindigkeitsverteilung

(8)

4 1. Einleitung

(9)

2 Das Velocity-Map-Imaging- Spektrometer

In diesem Kapitel wird zun¨achst die grundlegende Funktionsweise eines Velocity-Map- Imaging-Spektrometers erl¨autert. Weiterhin wird die Konzeption und der technische Auf- bau des im Rahmen dieser Arbeit realisierten Spektrometers pr¨asentiert. Die zwecks einer Optimierung der Elektrodengeometrie hinsichtlich maximaler Energieaufl¨osung bei der Spektroskopie von Photoelektronen und der Absch¨atzung des Einflusses von Magnetfel- dern durchge¨uhrten Simulationen werden vorgestellt. Die Beschreibung des technischen Aufbaus des Spektrometers umfasst neben dem konkreten Entwurf die Auswahl geeigne- ter Komponenten und Materialien. Abschließend soll die Funktionsweise der ebenfalls im Rahmen dieser Arbeit entwickelten Software f¨ur die Aufnahme und Echtzeit-Verarbeitung der Daten vorgestellt werden.

2.1 Grundlegende Funktionsweise des Spektrometers

Ein Velocity-Map-Imaging1- oder kurz VMI-Spektrometer dient zur Untersuchung von Geschwindigkeitsverteilungen geladener Teilchen, die in einem definierten Volumen, typi- scherweise durch Photoionisation erzeugt werden. Die anf¨angliche r¨aumliche Verteilung der Teilchen hingegen soll dabeinichtGegenstand der Messung sein und daher auch m¨oglichst keinen Einfluss auf die Ergebnisse besitzen.

Abbildung 2.1 zeigt schematisch den typischen Aufbau eines VMI-Spektrometers. Ein La- ser erzeugt durch Photoionisation in einem definierten Volumen geladene Teilchen, die mittels einer geeigneten Ionenoptik auf eine planare, ortsaufl¨osende Detektorfl¨ache be- schleunigt werden. Typischerweise handelt es sich dabei um ein System aus einem MCP2 und einem Phosphorschirm, der mittels einer CCD-Kamera r¨uckseitig beobachtet wird.

Die Funktionsweise eines MCPs ist in Abbildung 2.2 dargestellt. Auf der Vorderseite ein- fallende Teilchen erzeugen innerhalb der Kan¨ale mit einem typischen Durchmesser von etwa 8µm durch Kollision mit den W¨anden Sekund¨arelektronen. Diese werden durch eine angelegte Spannung beschleunigt und erzeugen ihrerseits weitere Elektronen. Es kommt zu einer lawinenartigen Verst¨arkung. Auf der R¨uckseite des MCPs tritt an entsprechen-

1Velocity-Map-Imaging (engl.) - Abbilden einer Geschwindigkeitsverteilung

2MicroChannelPlate (engl.) - Mikrokanalplatte

5

(10)

6 2. Das Velocity-Map-Imaging-Spektrometer

CCD-Kamera Phosphorschirm MCP

Ionenoptik

ê

y

ê

x

ê

z

Ionisationsgebiet

Abb. 2.1: Schema eines Velocity-Map-Imaging-Spektrometers. Ein Laser erzeugt in einem definierten Raumvolumen durch Photoionisation geladene Teilchen. ¨Uber eine geeignete Ionenoptik werden diese auf ein ortsaufl¨osendes Detektorsystem bestehend aus MCP, Phosphorschirm und Kamera abgebildet.

der Stelle ein Elektronenschauer aus. Dieser kann anschließend auf den Phosphorschirm beschleunigt werden und erzeugt dort einen kurzen Lichtblitz, der mit der CCD-Kamera aufgezeichnet werden kann.

2.1.1 Abbildung einer Geschwindigkeitsverteilung

Im Folgenden soll zun¨achst ein punktf¨ormiges Ionisationsgebiet angenommen werden. Ab- schnitt 2.1.4 beschreibt die realistische Situation eines ausgedehnten Gebietes und die sich daraus ergebenden Konsequenzen. Abbildung 2.1 zeigt das verwendete Koordinatensystem dessen Ursprung im Punkt der Ionisation liege.

Zum Zeitpunkt der Ionisation durch den Laser befindet sich jedes der Teilchen in die- sem Punkt und besitzt eine Geschwindigkeit~vi = (vxi, vyi, vzi), deren Verteilung gemessen werden soll. ¨Uber ein elektrisches FeldE~ entlang ˆez werden die Teilchen nun in Richtung Detektorfl¨ache beschleunigt und treffen dort auf von ~vi abh¨angige Punkte P~i = (xi, yi).

Die durch die Beschleunigung auf die Teilchen ¨ubertragene Energie soll dabei groß ge- gen¨uber ihrer anf¨anglichen kinetischen Energie sein. Mathematisch handelt es sich bei dieser Projektion um eine surjektive, lineare Abbildung des dreidimensionalen Raums der Geschwindigkeiten in den zweidimensionalen Raum der Punkte auf der Detektoroberfl¨ache:

P :R3−→R2, ~v7−→P~ . (2.1) Die Abbildung istnicht injektiv. Wie Abbildung 2.3 veranschaulicht, werden verschiedene Geschwindigkeitsvektoren{~vj} also auf den selben PunktP~ abgebildet.

Aus dem Ort des Auftreffens auf der Detektoroberfl¨ache kann also nicht auf eine bestimm- te Geschwindigkeit ~vi oder zumindest einen Betrag |~vi| geschlossen werden. Selbst wenn

(11)

2.1. Grundlegende Funktionsweise des Spektrometers 7

10µm 8µm

Elektronenschauer einfallendes Teilchen

Sekundär- Elektronen

+

Abb. 2.2: Aufbau und Funktionsweise eines MCPs. Auf der Vorderseite (oben) ein- fallende Teilchen erzeugen innerhalb der Kan¨ale (Durchmesser typisch 8µm) Se- kund¨arelektronen. Auf der R¨uckseite des MCPs treten diese Elektronenschauer wieder aus. Entnommen aus [And08], bearbeitet.

B C

Detektor

êz

êx

A

F

E

v

C

v

B

v

A

Abb. 2.3: Teilchen verschiedener Geschwindigkeiten~vA,~vB und~vC mit|~vB| 6=|~vA|=

|~vC| werden auf den selben Punkt P auf dem Detektor abgebildet. Auf Grund unter- schiedlicher Flugzeiten unterscheiden sich die Komponentenvx der Teilchen.

(12)

8 2. Das Velocity-Map-Imaging-Spektrometer

ê

x

ê

z

r x z

f(r,y

0

) F(x,y

0

)

Abb. 2.4: Skizze zur Herleitung der Abel-Transformation. Dargestellt sind Schnitte durch die Verteilungen f(r, y) undF(x, y)f¨ur ein festes y=y0. Ein Beobachter blickt aus Richtung eˆz auf die zylindersymmetrische Verteilung f. Er verf¨ugt ¨uber keinerlei Entfernungsinformation und sieht daher stets das entlang der eˆz-Richtung integrierte Signal F.

dieser f¨ur die Teilchen festgelegt ist, ist der R¨uckschluss auf die Geschwindigkeitsvektoren nicht m¨oglich. Die Projektion verwirft jegliche Information ¨uber die Geschwindigkeitskom- ponente vz.

Um f¨ur jedes Teilchen den kompletten Geschwindigkeitsvektor ~v angeben zu k¨onnen, m¨ussen die durch die Projektion verlorenen Informationen auf anderem Wege beschafft werden. Bei der Verwendung eines linear polarisierten Lasers f¨ur den Photoionisations- prozess wird mit der Polarisationsrichtung ˆεgenau eine Raumrichtung ausgezeichnet, die Geschwindigkeitsverteilung ist bez¨uglich dieser zylindersymmetrisch (Abschnitt 3.2). Die Polarisationsrichtung kann zur Detektorfl¨ache parallel gew¨ahlt werden. Im Folgenden soll f¨ur diesen Fall der mathematische Zusammenhang zwischen einer umy zylindersymmetri- schen Verteilung f(r, y) und ihrer ProjektionF auf die Detektorfl¨ache hergeleitet werden.

Gegeben sei eine zylindersymmetrische Verteilung f(r, y). Ein unendlich weit entfernter Beobachter blicke aus Richtung ˆez auf die gegebene Verteilung (Abbildung 2.4). Er sieht stets das entlang der ˆez-Richtung integrierte SignalF(x, y):

F(x, y) = Z

−∞

f(r, y) dz= 2 Z

0

f(r, y) dz . (2.2)

Es ist r2 =x2+z2, also

dz= r

r2−x2 dr . (2.3)

Damit gilt nach Substitution und Anpassung der Integrationsgrenzen F(x, y) = 2

Z

|x|

f(r, y)r

r2−x2 dr . (2.4)

(13)

2.1. Grundlegende Funktionsweise des Spektrometers 9

-1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0

2 4 6 8 10 F(x)

x

Abb. 2.5: Abel-TransformierteF(x) der Funktionf(r) =δ(r−1).

Dies ist die sogenannteAbel-Transformationmit der sich das f¨ur den Beobachter sichtbare BildF aus der Verteilung f berechnen l¨asst.

Als einfaches Beispiel f¨ur eine gegebene Verteilung betrachten wir einen Zylindermantel mit Radius 1, gegeben durch f(r, y) = δ(r−1). Mit (2.4) ergibt sich die transformierte Funktion F zu

F(x, y) = ( 2

1−x2 x≤1

0 x >1 . (2.5)

Diese Funktion divergiert f¨ur|x|= 1, also an jenen Punkten wo der Beobachter tangential auf den Zylindermantel blickt. Dieses Verhalten resultiert aus der radial unendlich schma- len Verteilung und tritt etwa in Expermimenten dementsprechen nicht auf. Die Projektion ist wie die Verteilung f unabh¨angig von y, ihre Abh¨angigkeit vonx ist in Abbildung 2.5 dargestellt.

2.1.2 Formale Rekonstruktion der Geschwindigkeitsverteilung

Mit der Abel-Transformation l¨asst sich aus einer vorgegebenen Verteilung f das sich bei einer Projektion ergebende BildF berechnen. Im Experiment liegt jedoch die umgekehrte Situation vor: Das BildF wird beobachtet, die Verteilung f muss berechnet werden. Im Folgenden soll zun¨achst die daf¨ur ben¨otigte R¨ucktransformation formal hergeleitet werden, auch wenn sie f¨ur Messdaten auf Grund ihrer Struktur praktisch nicht zu verwenden ist.

Mit der Rekonstruktion aus Messdaten besch¨aftigt sich am Anschluss Abschnitt 2.1.3.

Eine partielle Integration von (2.4) bez¨uglichr ergibt F(x, y) = 2

h

f(r, y)p

r2−x2 i

r=|x|−2 Z

|x|

df(r, y) dr

pr2−x2dr . (2.6) Unter der Voraussetzung, dass f(r, y) f¨ur r −→ ∞ schneller abf¨allt als 1/r, entf¨allt der erste Summand. Ableiten des Ausdruckes nachx ergibt mit der Leibnizregel f¨ur Parame-

(14)

10 2. Das Velocity-Map-Imaging-Spektrometer terintegrale3 [BSMM06]

dF(x, y) dx = 2

Z

|x|

df(r, y) dr

√ x

r2−x2dr . (2.7)

Wir definieren eine Funktion g in Abh¨angigkeit vom BildF, verwenden (2.7) und zeigen anschließend, dassg(r, y) die zum Bild geh¨orige und gesuchte Verteilung f(r, y) darstellt:

g(r, y) :=−1 π

Z

|r|

dF(x, y) dx

√ 1

x2−r2 dx (2.8)

=−1 π

Z

|r|

Z

|x|

df(˜r, y) d˜r

√ 2x

˜ r2−x2

√ 1

x2−r2 d˜rdx (2.9)

=−1 π

Z

|r|

Z

|x|

df(˜r, y) d˜r

2x

p(˜r2−x2) (x2−r2)d˜rdx (2.10)

=−1 π

Z

|r|

Z r|

|r|

2x

p(˜r2−x2) (x2−r2)dx

!df(˜r, y)

d˜r d˜r . (2.11)

Im letzten Schritt wurde dabei der Satz von Fubini verwendet [K¨on04]. Das eingeklam- merte Integral in diesem Ausdruck ergibt wie in Abschnitt A.4 gezeigtπ. Somit gilt unter Ber¨ucksichtigung vonf(r, y)−→0 f¨urr−→ ∞

g(r, y) =− Z

|r|

df(˜r, y)

d˜r d˜r =−f(∞, y) +f(r, y) =f(r, y) . (2.12) Damit ist der gesuchte Zusammenhang zwischenf undF hergestellt. Aus (2.12) und (2.8) folgt die sog. Invers-Abel-Transformation:

f(r, y) =−1 π

Z

|r|

dF(x, y) dx

√ 1

x2−r2dx . (2.13)

Die Form dieses Ausdrucks offenbart die Probleme, die beim Versuch, eine Geschwindig- keitsverteilung aus Messdaten zu rekonstruieren auftreten: Das Bild ist durch die endliche Gr¨oße etwa der Pixel des verwendeten CCD-Chips nur f¨ur diskrete Wertexi bekannt und zus¨atzlich wie alle Messwerte mit Rauschen behaftet. Die Ableitung vonF nach der Orts- koordinate x kann daher nur n¨aherungsweise als Differenzenquotient berechnet werden.

Auf Grund des vorhandenen Rauschens werden u.U. einzelne Werte der Ableitung ohne physikalische Ursache sehr groß. Gerade im Bereich der unteren Integrationsgrenze f¨uhrt dies zu großen Integranden, die eine Rekonstruktion der tats¨achlichen Verteilung f auf diesem Wege stark einschr¨anken bzw. unm¨oglich machen.

3 d dt

Rβ(t)

α(t) q(s,t) ds=Rβ(t) α(t)

∂q(s,t)

∂t ds+β0(t)·q(β(t),t)α0(t)·q(α(t),t)

(15)

2.1. Grundlegende Funktionsweise des Spektrometers 11 2.1.3 Rekonstruktion aus Messdaten: Die BASEX-Methode

Um die beschriebenen Probleme zu umgehen und die Verteilungen auf einfache Weise aus gemessenen Bildern rekonstruieren zu k¨onnen, wurden zahlreiche numerische Methoden entwickelt. Im Folgenden soll die BASEX-Methode4, einer der neueren, h¨aufig verwendeten und sehr erfolgreichen Ans¨atze vorgestellt werden [DOMR02].

Im Raum der Verteilungen f wird ein geeigneter Satz von Basisfunktionen ˜fk gew¨ahlt, deren Projektionen ˜Fk auf den Detektor ¨uber (2.4) analytisch bekannt sind. Prinzipiell ist die Wahl der Basisfunktionen beliebig, jedoch sollte sie einige Eigenschaften erf¨ullen um praktikabel zu sein:

• Jede Funktion sollte (einfach) analytisch integrierbar sein, um die Abel-Transforma- tion tats¨achlich durchf¨uhren zu k¨onnen.

• Die durch die Transformation entstehenden Intensit¨atsverteilungen sollten die Dar- stellung hinreichend kleiner Strukturen erlauben.

• Auf noch kleineren Distanzen sollten die Projektionen hinreichend glatt sein.

Folgende Basis erf¨ullt diese Anforderungen:

k(r) = e

k2 k2r

σ 2k2

exp

−r σ

2

. (2.14)

Dabei ist σ ein Parameter, der die Ausdehnung der Funktionen ¨uber r und die Position ihrer Maxima bestimmt. Um die oben genannten Eigenschaften zu erf¨ullen, sollteσ in der Gr¨oßenordnung der kleinsten Struktur liegen, die vom verwendeten Detektorystem noch aufgel¨ost werden kann. Die Abel-Transformation dieser Funktionen ergeben sich mit (2.4) zu:

k(x) = 2σρk(x)

1 +

k2

X

l=1

"

x σ

−2l l

Y

m=1

k2+ 1−m

(m−1/2) m

#

 . (2.15)

In Abbildung 2.6 sind einige Verteilungen ˜f(r) und ihre Projektionen ˜F(x) gezeichnet.

Auf Grund der Linearit¨at der Abel-Transformation bilden die ˜Fk als Abbildung einer Basis der Verteilungsfunktionen eine ebensolche im Raum der Projektionen. Jedes in den Messungen erhaltene Bild kann nach dieser entwickelt werden. F¨urk−→ ∞ ergeben sich Funktionen ˜Fk, deren Maxima sich bei immer gr¨oßeren ˜x befinden. F¨ur einen Detektor endlicher Gr¨oße kann der Index k in Abh¨angigkeit von σ nach oben beschr¨ankt und mit einer endlichen Basis gearbeitet werden. Entwickelt man das Bild F nach den ˜Fk, ergibt sich die gesuchte Verteilungf aus der entsprechenden Linearkombination der ˜fk.

4BasisSetExpansion-Methode

(16)

12 2. Das Velocity-Map-Imaging-Spektrometer

- 20 - 10 0 10 20

- 20 - 10 0 10 20

r

x Fk(x) fk(r)

~

~

k 201816141210 8 6 4 2 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 σ=1

Abb. 2.6: Einige der Basisfunktionenf˜k(r) (oben) f¨ur die BASEX-Methode und ihre durch die analytische Abel-Transformation (2.4) auf den Detektor abgebildeten Pro- jektionen F˜k(x) (unten). Mit aufsteigendem Index k liegen die Maxima der beiden Kurven bei immer gr¨oßeren Betr¨agen vonr bzw. x.

2.1.4 Einfluss des endlichen Ionisationsvolumens

Bislang wurde angenommen, dass die geladenen und sp¨ater auf den Detektor projizierten Teilchen in einem Raumpunkt entstehen. Im realen Experiment ist das Ionisationsgebiet jedoch immer auf einen endlichen Raumbereich ausgedehnt, der sich bei Photoionisations- Experimenten oftmals durch die Gestalt des fokussierten Lasers ergibt.

Abbildung 2.7 zeigt den Strahlverlauf eines fokussierten Lasers. Dieser wird dabei als sog.

Gaußsches Lichtb¨undel betrachtet. Der Durchmesser des Strahls erreicht einen endlichen minimalen Wert wR. In einem Raumbereich bez¨uglich der Ausbreitungsrichtung vor und

Rayleigh-Bereich wR

2zR

Ausbreitungsrichtung

Abb. 2.7: Verlauf des Durchmessers eines fokussierten Laserstrahls entlang der Aus- breitungsrichtung. Der Durchmesser bleibt stets endlich und erreicht im Fokus sein Minimum wR. Im Bereich±zR um diesen Punkt besitzt der Laser einen nahezu kon- stanten Durchmesser. Der Bereich, innerhalb dessen w ≤ √

2wR gilt, wird als Ray- leighbereich bezeichnet, zR als Rayleighl¨ange.

(17)

2.1. Grundlegende Funktionsweise des Spektrometers 13

Repeller Extractor Ground

d1 d2 2rE

2rG

UE

UR

Abb. 2.8: Schema eines Eppink-Parker-Elektrodendesigns mit Repeller- sowie offener Extractor- und Ground-Elektrode.

hinter dieser Taille hat der Laserstrahl einen nahezu konstanten Durchmesser und damit eine ebenso konstante Intensit¨at. Dieser Bereich wirdKonfokalbereich genannt, die H¨alfte seiner Ausdehnung in Strahlachse als Rayleighl¨ange zR bezeichnet. Zu Beginn und am Ende dieses Bereichs ist der Durchmesser des Strahls um den Faktor√

2 gr¨oßer als an der Taille. Es gilt [ZZ09]:

wR= 2λf

πd (2.16)

zR= πw2R

4λ . (2.17)

Dabei istλdie Wellenl¨ange,f die Brennweite der Linse unddder Durchmesser des Strahls vor der Fokussierung.

Findet die Ionisation nun in einem endlich großen Bereich statt, so ist der Auftreffpunkt eines bestimmten Teilchens auf den Detektor im Allgemeinen nicht mehr nur abh¨angig von seinem anf¨anglichen Geschwindigkeitsvektor, sondern auch vom genauen r¨aumlichen Auf- enthaltsort zu Beginn der Beschleunigung. Ein VMI-Spektrometer soll jedoch Geschwin- digkeitsverteilungen abbilden, keine r¨aumlichen Strukturen. Um dies zu erreichen, m¨ussen die unterschiedlichen Startpunkte der einzelnen Teilchen ¨uber eine geeignete Ionenoptik, also durch Verwendung eines geeigneten inhomogenen elektrischen Feldes kompensiert werden. Gelingt dies, h¨angt der Auftreffpunkt ausschließlich von der anf¨anglichen Ge- schwindigkeiten der Teilchen ab. Diese Ortsfokussierung wird m¨oglich, da die Teilchen mit unterschiedlichen Ortskoordinaten zu Anfang auf ihren individuellen Trajektorien im inhomogenen Feld unterschiedliche Feldgradienten und eine individuelle Gesamtbeschleu- nigung erfahren.

Eine einfache und h¨aufig verwendete Geometrie zur Erzeugung eines geeigneten inhomo- genen Feldes f¨ur diese Aufgabe ist das sog.Eppink-Parker-Design [EP97]. Es besteht aus einem System aus drei Elektroden, der geschlossenen Repeller- sowie den beiden offenen Extractor- und Ground-Elektroden (Abbildung 2.8). Die Ground-Elektrode liegt auf Erd- potenzial, an der Repeller-Elektrode dagegen eine an die kinetischen Energien der Teilchen angepasste Beschleunigungsspannung UR an. In Abh¨angigkeit der Elektrodengeometrie - den Abst¨anded1undd2und den LochradienrE undrGder offenen Elektroden - ergibt sich ein im Sinne der oben beschrieben Ortsfokussierung ein ideales Verh¨altnis der Spannun- gen an Extractor- und Repeller-Elektrode 0≤UE/UR<1. Mit der Wahl der hinsichtlich

(18)

14 2. Das Velocity-Map-Imaging-Spektrometer maximaler Aufl¨osung zu w¨ahlenden Geometrie und dem zugeh¨origen Spannungsverh¨altnis besch¨aftigt sich das folgende Kapitel.

2.2 Simulation des Spektrometers und Optimierung der Elek- trodengeometrie

F¨ur die in Zukunft geplanten Experimente sollen die Geometrie des Eppink-Parker-Elek- trodendesigns (Abbildung 2.8) so gestaltet sein, dass die erreichbare Energieaufl¨osung speziell bei der Abbildung von Elektronen m¨oglichst groß ist. Wie in Abschnitt 2.1.4 beschrieben, m¨ussen Elektronen mit identischen Geschwindigkeitsvektoren~v, jedoch un- terschiedlichen Startpunkten im Raum dazu durch geeignete inhomogene Felder auf den selben Punkt des MCPs abgebildet werden. Dort sollen sie ohne Nachbeschleunigung Se- kund¨arelektronen erzeugen, wof¨ur sie eine gewisse kinetische Energie ben¨otigen.

Typischerweise haben MCPs ihren maximalen Wirkungsgrad f¨ur Elektronen bei einer kine- tischen Energie von etwa 1500 eV-2000 eV. Wird die Spannung an der Repeller-Elektrode zu −2000 V gew¨ahlt, erhalten die Elektronen eine Energie in dieser Gr¨oßenordnung. Der genaue Wert h¨angt von der Spannung an der Extractor-Elektrode bzw. von dem sich erge- benden Potenzial im Ionisationsgebiet ab. Bei Verwendung eines Helium-Tr¨opfchenstrahls erhalten die Elektronen bei der Photoionisation ¨ahnliche kinetische Energien wie bei Ioni- sationsprozessen aus der Gasphase (Abschnitt 3.2.3). F¨ur die Simulationen wird deshalb eine RepellerspannungURvon−2000 V und eine kinetische Energie der Elektronen vor der Beschleunigung von 2 eV festgelegt, f¨ur die Gr¨oße des Ionisationsgebiets ein Durchmesser von 2 mm angenommen. F¨ur die Simulationen kommt die kommerzielle Software Simion 7.0 [DDA90] zum Einsatz.

Simion kann das Potenzial in jedem Punkt des Raums berechnen, welches sich durch eine beliebig vorgegebene Geometrie der Elektroden ergibt. Daraus ergeben sich die Tra- jektorien geladener Teilchen, die sich zwischen den Elektroden aufhalten. Mathematisch handelt es sich um ein Dirichlet-Randwertproblem [Fli08]. In einem Volumen V gilt die Poisson-Gleichung

∆Φ =−4πρ , (2.18)

auf dem RandR=∂V wird das Potenzial mit Φ = Φ0fest vorgegeben. Ohne Raumladun- gen wird aus der Poisson-Gleichung eine homogene partielle Differenzialgleichung zweiter Ordnung, die Laplace-Gleichung ∆Φ = 0. Diese kann numerisch n¨aherungsweise gel¨ost werden5.

Die am Raumpunkt~r auf die geladenen Teilchen wirkende Beschleunigung ist dann gege- ben durch

~a(~r) = q

mE(~~ r) =−q

mgrad Φ(~r) , (2.19)

5Simion bedient sich dabei der Finite-Elemente-Methode, einer weit verbreiteten Technik zum numerischen osen von Differenzialgleichungen, siehe etwa [BSMM06] oder [Bat07].

(19)

2.2. Simulation des Spektrometers und Optimierung der Elektrodengeometrie 15 wobeiqdie Ladung,mdie Masse des Teilchens undE~ das elektrische Feld darstellt. Zusam- men mit den bekannten Anfangsbedingungen, der Geschwindigkeit und dem Startpunkt kann die Trajektorie simuliert werden.

Nach einmaligem L¨osen des Randwertproblems f¨ur eine vorgegebene Geometrie l¨asst sich das Potenzial bzw. das elektrische Feld f¨ur beliebige Elektrodenspannungen sehr schnell berechnen. Auf Grund der Linearit¨at der Laplace-Gleichung gilt das Superpositionsprin- zip und das Gesamtfeld ergibt sich aus der Summe der je nach anliegender Spannung entsprechend skalierten Einzelfelder der Elektroden.

2.2.1 Strategie zur Optimierung der Elektrodengeometrie

Bereits vor Beginn der Optimierung wurde der grunds¨atzliche Aufbau sowie der Abstand zwischen dem Mittelpunkt des Ionisationsbereichs und der Vorderfl¨ache des MCPs zu 480 mm festgelegt (Abschnitt 2.3). Bei dieser L¨ange treffen die simulierten Elektronen in ersten Versuchen das MCP relativ weit am ¨außeren Rand, die gesamte aktive Fl¨ache wird ausgenutzt.

Durch entsprechende Simulationen sollen die Abst¨anded1undd2 zwischen den Elektroden sowie die Radien rE und rG (Abbildung 2.8) ihrer ¨Offnungen nun hinsichtlich maximaler Ortsfokussierung optimiert werden. Die genannten Parameter werden dabei systematisch ge¨andert, das Spannungsverh¨altnis dann f¨ur jede sich so ergebende Geometrie bez¨uglich maximaler Ortfsokussierung optimiert. Jene Geometrie, die mit dem f¨ur sie optimalen Spannungsverh¨altnis die beste Ortsfokussierung erreicht soll dann im Aufbau realisiert werden. Die nachfolgend beschriebene Vorgehensweise basiert auf der in [Bar08] beschrie- benen.

Um f¨ur jede Geometrie ein Maß f¨ur die G¨ute der erreichten Ortsaufl¨osung angeben zu k¨onnen, wird zun¨achst ein endliches Ionisationsvolumen definiert. Auf einem W¨urfel der Kantenl¨ange 2 mm, dessen Mittelpunkt im Ursprung des in Abschnitt 2.1 definierten Ko- ordinatensystems mittig zwischen Repeller- und Ground-Elektrode liegt, werden 27 Elek- tronen erzeugt: 8 auf den Ecken, 12 auf den Mittelpunkten der Kanten, 6 auf den Mittel- punkten der Fl¨achen und eines im Zentrum des W¨urfels.

Die Elektronen verlassen die Orte ihrer Entstehung alle mit der selben Geschwindigkeit unter dem gleichen Winkel Φ zur Achse des Spektrometers. Auf Grund ihres identischen Geschwindigkeitsvektors soll das Spektrometer sie im Idealfall auf einen einzigen Punkt auf dem MCP beschleunigen. Im Allgmeinen jedoch erreichen die Elektronen den Detektor jedes in einem individuellen Punkt (xi,Φ/yi,Φ). F¨ur den mittleren Auftreffpunkt (¯xΦ/¯yΦ) gilt

¯ xΦ = 1

27

27

X

i=1

xi,Φ und y¯Φ= 1 27

27

X

i=1

yi,Φ , (2.20)

(20)

16 2. Das Velocity-Map-Imaging-Spektrometer die mittlere Abweichung der einzelnen Elektronen von diesem Wert ist gegeben durch

∆RΦ = v u u t

1 27

27

X

i=1

h

(xi,Φ−x¯Φ)2+ (yi,Φ−y¯Φ)2 i

. (2.21)

Wie in Abschnitt 3.2 noch gezeigt wird, sind die Geschwindigkeitsverteilungen unabh¨angig von Φ, es treten somit alle m¨oglichen Werte gleichwahrscheinlich auf. Es kann prinzipiell nicht vorausgesetzt werden, dass die r¨aumliche Fokussierung durch die Ionenoptik f¨ur alle dieser Winkel gleich gut funktioniert. Aus diesem Grund wird die Gr¨oße ∆RΦ im Algorithmus f¨ur verschiedene Φ simuliert. Anschließend wird der gr¨oßte der aufgetretenen Werte f¨ur die weitere Beurteilung der Geometrie angesetzt:

∆R= max{∆RΦ} . (2.22)

Der Radius der entstehenden Kreisfl¨ache ist gegeben durch R= max

q

¯ x2Φ+ ¯yΦ2

. (2.23)

Nun kann ein Qualit¨atsfaktor Q = R/∆R definiert werden, der in den Simulationen zu maximieren ist. Wie noch gezeigt wird, besitzt dieser Faktor einen direkten Zusammenhang zur theoretischen Energieaufl¨osung des Spektrometers (2.31):

Ekin

∆Ekin = 1 2Q .

Aus Symmetriegr¨unden kann der Bereich f¨ur Φ auf [0,180] eingeschr¨ankt werden. Erste Simulationen zeigen, dass eine Rasterung des Winkels in Schritten von 10 ausreichend ist, um das minimale ∆RΦ f¨ur eine bestimmte Konfiguration zu finden. Eine Reduzierung der Schrittweite ergibt keine signifikant abweichenden Werte f¨urQ.

F¨ur jede untersuchte Elektrodengeometrie wird das Verh¨altnis der Spannungen an Repel- ler- und Extractor-ElektrodeUE/UR∈[0,1] nun systematisch variiert. Um die erhaltenen Qualit¨atsfaktoren f¨ur unterschiedliche Geometrien tats¨achlich vergleichen zu k¨onnen muss sichergestellt werden, dass jede Geometrie in der Simulation tats¨achlich bei dem f¨ur sie optimalen Spannungsverh¨altnis getestet wird. Ist die Schrittweite f¨ur dieses Verh¨altnis in der Simulation zu groß, kann es vorkommen, dass eine bestimmte Geometrie nur bei f¨ur sie ung¨unstigen Verh¨altnissen getestet wird und dadurch im direkten Vergleich mit anderen Geometrien benachteiligt ist.

Es zeigt sich, dass die FunktionenQ(UE/UR) alle eine ¨ahnliche Form besitzen. Es existiert jeweils ein einziges, sehr scharfes Maximum bei einem bestimmten Spannungsverh¨altnis sowie ein stetiger Abfall f¨ur gr¨oßere oder kleinere Werte (Abbildung 2.11). Dieser Verlauf der Funktionen legt f¨ur die Bestimmung der Position des Maximums ein Intervallschach- telungsverfahren nahe: Zu Beginn wird das Verh¨altnis der Spannungen mit einer relativ großen Schrittweite von 0,1 erh¨oht. Der erhaltene Wert f¨ur Q wird dabei zun¨achst mit

(21)

2.2. Simulation des Spektrometers und Optimierung der Elektrodengeometrie 17

Abb. 2.9: Schnittansicht einer Geometrie in der Simulation mit Trajektorien einiger fokussierter Elektronen (rot) und ¨Aquipotenziallinien (gr¨un). Deutlich zu erkennen sind die sich ausbildenden Ionenlinsen.

jedem Schritt gr¨oßer, erreicht im i-ten Schritt einen maximalen Wert und wird danach wieder kleiner. Sobald bei einem bestimmten Verh¨altnis (UE/UR)i+1 ein Wert ermittelt wird, der kleiner ist als sein Vorg¨anger (UE/UR)i ist die Position des Maximums auf den Bereich

(UE/UR)i−1,(UE/UR)i+1

eingeschr¨ankt. Die Variation der Verh¨altnisse kann nun abgebrochen und in diesem Intervall mit einer um den Faktor 10 kleineren Schrittwei- te von ∆ (UE/UR) = 0,01 wiederholt werden. Durch Iteration wird sehr schnell die noch von Simion unterst¨utzte minimale Schrittweite von 10−6erreicht. Das optimale Spannungs- verh¨altnis ist damit auf eine Genauigkeit bestimmt, die weit ¨uber der im Experiment er- reichbaren liegt. Der Quelltext f¨ur die Bestimmung des optimalen Spannungsverh¨altnisses f¨ur eine gegebene Geometrie findet sich in A.5.

Eine systematische Suche nach der optimalen Geometrie mit einer Aufl¨osung von beispiels- weise 1 mm in diesem vierdimensionalen Raum der geometrischen Parameter d1, d2, rE und rG ist auf Grund der enormen Anzahl zu testender Geometrien und der damit ver- bundenen Rechenzeit selbst mit diesem Algorithmus praktisch nicht m¨oglich. Statt dessen werden daher zun¨achst die RadienrE undrGauf einen festen Wert gesetzt und die beiden Abst¨ande d1 und d2 systematisch in groben Schritten variiert. Im zweiten Schritt erfolgt die entsprechende Optimierung der beiden Radien bei denen im ersten Schritt gefundenen optimalen Werten f¨ur die Abst¨ande. Die beiden Schritte werden im Bereich der aufgetre- tenen Optima daraufhin mit einer deutlich kleineren Schrittweite wiederholt. Obwohl das Verfahren auch im diskretisierten vierdimensionalen Raum der geometrischen Freiheits- grade h¨ochstwahrscheinlichnicht das globale Maximum vonQfinden wird, liefert es doch zumindest die Parameter f¨ur eine Geometrie, mit der sich eine sehr gute Ortsfokussierung erzielen l¨asst.

Abbildung 2.9 zeigt beispielhaft den Schnitt durch eine der simulierten zylindersymmetri- schen Geometrien, sich ergebende ¨Aquipotenziallinien sowie die Trajektorien einiger durch die Wahl des optimalen Spannungsverh¨altnisses fokussierter Elektronen.

2.2.2 Die optimale Elektroden-Geometrie

Nach anf¨anglicher Festlegung der Radien der Elektroden¨offnungen auf je 15 mm, wur- den die oben beschriebenen vier Schritte der Optimierung durchgef¨uhrt, die Parameter

(22)

18 2. Das Velocity-Map-Imaging-Spektrometer

(a) Schritt 1 (84 Simulationen): Das Maximum inQwird f¨urd1=50mmund d2= 70mm erreicht.

(b) Schritt 2 (54 Simulationen): Das Maximum in Q wird f¨ur rE = 20mm und rG=25mmerreicht.

(c) Schritt 3 (671 Simulationen): Die Wahl f¨allt auf das Maximum, welches f¨ur d1 = 63mm und d2 = 62mm erreicht wird.

(d) Schritt 4 (257 Simulationen): Die Wahl f¨allt auf das Maximum, welches f¨ur rE =20mm und rG= 22,5mm erreicht wird.

Abb. 2.10: Erhaltene Qualit¨atsfaktoren Q in den vier durchgef¨uhrten Schritten der Optimierung.

(23)

2.2. Simulation des Spektrometers und Optimierung der Elektrodengeometrie 19

(a) Elektronen verschiedener Energien bei einer Spannung an der Repeller- Elektrode von −2000V.

(b) Elektronen mit einer kinetischen Energie von 0,5eV bei verschiedenen Spannungen an der Repeller-Elektrode.

Abb. 2.11: Verlauf vonQ mit dem Spannungsverh¨altnisUE/UR.

der Geometrie also wechselseitig systematisch variiert. Abbildung 2.10 zeigt die jeweili- gen Ergebnisse. Die im Sinne der maximalen Ortsfokussierung und der Kompaktheit der Elektroden abschließend als optimal angesehene Elektrodengeometrie hat folgende Abmes- sungen:

d1= 63,0 mm d2= 62,0 mm rE = 20,0 mm

rG= 22,5 mm . (2.24)

Mit dieser Konfiguration wird in der Simulation f¨ur Elektronen einer kinetischen Energie von 2 eV und einem Spannungsverh¨altnis vonUE/UR= 0,726905 ein Qualit¨atsfaktor von Q≈495,16 erreicht.

Abbildung 2.11a zeigt den Verlauf von Q in Abh¨angigkeit des Spannungsverh¨altnisses f¨ur Elektronen verschiedener Energien bei einer nach wie vor fester Absolutspannung von −2000 V an der Repeller-Elektrode. Die erreichten Werte f¨ur Q sind ¨ahnlich groß und liegen nahezu an der selben Position. Allerdings ist zu beachten, dass der Radius R und die mittlere Abweichung ∆R f¨ur die langsameren Elektronen bedeutend kleiner sind. Andere aufl¨osungsbegrenzende Faktoren im Experiment werden f¨ur diese Elektronen ggf. eine gr¨oßere Auswirkung besitzen. In der Abbildung ist außerdem zu sehen, dass die Aufl¨osung f¨ur niederenergetische Elektronen mit Abweichungen des Spannungsverh¨altnis UE/UR schneller abf¨allt. Das korrekte Spannungsverh¨altnis ist f¨ur das Erreichen einer sehr guten Ortsfokussierung generell von großer Wichtigkeit, jedoch im besonderen Maße in diesen niedrigen Energiebereichen.

Messungen an den langsamen Elektronen sollten daher nach M¨oglichkeit bei geringeren Beschleunigungsspannungen geschehen, die entsprechend gr¨oßere Strukturen in den Bil-

(24)

20 2. Das Velocity-Map-Imaging-Spektrometer dern nach sich ziehen. Abbildung 2.11b zeigt den Verlauf von Q im Abh¨angigkeit des Spannungsverh¨altnisses f¨ur Elektronen einer kinetischen Energie von 0,5 eV bei Verwen- dung verschiedener absoluter Spannungswerte an der Repeller-Elektrode. Das Spannungs- verh¨altnis, bei der die maximale Aufl¨osung erreicht wird, ist unabh¨angig von der Be- schleunigungsspannung. Außerdem ist zu sehen, dass die Kurven f¨ur niedrige Spannungen entsprechend breiter werden. F¨ur eine Spannung von −500 V ergibt sich ein Verlauf der nahezu identisch ist mit der Kurve f¨ur Elektronen einer kinetischen Energie von 2 eV bei einer Spannung von −2000 V (Abbildung 2.11a). Der Verlauf der Kurven h¨angt also lediglich vom Verh¨altnisEkin/UR ab, das Verh¨altnis UE/UR ist universell.

Der Radius der auf der Detektor entstehenden Kreisfl¨ache ist in guter N¨aherung durch jene Elektronen bestimmt, die unter einem Winkel von 90 zur Achse des Spektrometers, also in einer Ebene parallel zum Detektor emittiert werden. W¨urden homogene Felder verwendet, gelte f¨ur den RadiusR

R=vTT , (2.25)

wobei vT die anf¨angliche Geschwindigkeit der Elektronen und T die Flugzeit bis zum Detektor bezeichnet. Die Anordnung von drei Elektroden unter Verwendung homogener Felder wird h¨aufig bei Flugzeitmassenspektrometern verwendet und ist unter dem Namen Wiley-McLaren-Design [WM55] bekannt. F¨ur die Flugzeit l¨asst sich folgender Ausdruck herleiten:

T = rm

q

r2x E1

− E1

E2

r2x E1

+ s

2xE1

E22 +2d2

E2

+ L

√2xE1+ 2d2E2

!

(2.26) Dabei ist m die Masse des Teilchens, q seine Ladung, x der Abstand des Zentrums des Ionisationsgebietes von der Extractor-Elektrode entlang der Spektrometerachse, d1 und d2 die Abst¨ande zwischen den Elektroden undE1 undE2 die entsprechenden elektrischen Felder zwischen diesen.

F¨ur die Abst¨ande der Elektroden aus (2.24) und die entsprechenden optimalen Spannungen ergibt sich so T = 29,5025 ns. Mit

vT =

r2Ekin

me (2.27)

folgt

R= 29,5025 ns·

r2Ekin

me

. (2.28)

Der Radius ist also demnach proportional zur Quadratwurzel der kinetischen Energie der Elektronen. Abbildung 2.12 zeigt diesen Zusammenhang zusammen mit einem entspre- chenden simulierten Verlauf mit den inhomogenen Feldern. Beide Funktionen zeigen die angesporchene Proportionalit¨at, allerdings ergeben sich in der Simulation stets kleinere Werte f¨ur den Radius. Eine mit dem Faktor 0,84417 skalierte Version des f¨ur homoge- ne Felder analytisch berechneten Verlaufs stimmt sehr gut mit dem simulierten ¨uberein.

(25)

2.2. Simulation des Spektrometers und Optimierung der Elektrodengeometrie 21

Abb. 2.12: Verlauf von R mit der kinetischen Energie der Elektronen. Gezeigt ist ein f¨ur homogene Felder analytisch berechneter sowie der f¨ur die optimale Elektroden- geometrie simulierte Verlauf. Durch eine Skalierung stimmen beide Kurven sehr gut

¨uberein.

Analog zu einer (perfekten) optischen Linse verkleinert die geschaffene Ionenlinse das ent- stehende Bild also ohne es jedoch zu verzerren. Es gilt:

R= ΛvTT mit Λ = 0,84417 . (2.29)

Neben dem Maximalwert f¨ur Q w¨are der Verlauf der Kurven Q(UE/UR) ebenfalls ein Kriterium zur Auswahl der Geometrie. Jene, f¨ur die ¨uber einen breiten Bereich relativ hohe Werte f¨urQzu erreichen sind w¨aren ggf. jenen vorzuziehen, die bei einem bestimm- ten Verh¨altnis zwar ein h¨oheren Wert f¨ur Q erm¨oglichen, bei kleinen Schwankungen des Wertes jedoch nur bedeutend schlechtere Werte erlauben. Werden entsprechende Kurven f¨ur verschiedene, teils sehr unterschiedliche Geometrien erstellt, zeigen sich jedoch keine signifikanten Unterschiede.

F¨ur die Elektronen einer bestimmten kinetischen Energie gibt der Qualit¨atsfaktor Q der Ortsfokussierung eine untere Grenze f¨ur die r¨aumliche Aufl¨osung an. Unter der Annahme, dass der Fehler durch Anwenden der Invers-Abel-Transformation nicht gr¨oßer wird, l¨asst sich die Energieaufl¨osung des Spektrometers absch¨atzen: Wird (2.27) in (2.29) eingesetzt, ergibt sich

R= Λ

r2Ekin

me T . (2.30)

Daraus folgt gem¨aß Gauß’scher Fehlerfortplanzung unter Annahme von ansonsten fehler- freien Gr¨oßen der schon fr¨uher erw¨ahnte Zusammenhang zwischen Aufl¨osung des Spek- trometers undQ:

Ekin

∆Ekin = 1 2

R

∆R = 1

2Q . (2.31)

(26)

22 2. Das Velocity-Map-Imaging-Spektrometer 2.2.3 Einfluss von Magnetfeldern

F¨ur die Teilchenbewegung wurde bisher lediglich die Pr¨asenz des mittels der Elektroden erzeugten elektrischen Feldes angenommen. Neben dessen Einfluss auf die Trajektorien der Teilchen wirkt jedoch auch der magnetische Anteil der Lorenzkraft, aus (2.19) wird

~a(~r) = q m

E(~~ r) +~v(~r)×B(~~ r)

, (2.32)

wobei B das Magnetfeld bezeichnet. Insbesondere f¨ur leichte, schnelle Teilchen wie eben Elektronen kann dies signifikante Auswirkungen auf die Trajektorien haben.

Betrachten wir das entlang des gesamten L¨ange des Spektrometers homogenes Erdmagnet- feld mit seinen zwei Komponenten in bez¨uglich des Lotes senkrechter B ≈ 43µT bzw.

horizontaler Bk ≈21µT Richtung [GFZ10]. Die senkrechte Komponente steht bez¨uglich der Spektrometerachse longitudinal, die horizontale transversal. Erstere wirkt nur auf die Geschwindigkeitskomponente der Elektronen senkrecht zur Spektrometerachse. Es kommt zu einer reinen Drehung des entstehenden Bild auf dem Detektor (Abbildung 2.13b).

Die Magnetfeldkomponente senkrecht zur Spektrometerachse hingegen wirkt nur auf die Geschwindigkeitskomponente in Beschleunigungsrichtung der Teilchen. Diese bewegen sich alle die meiste Zeit in Richtung des Detektors weswegen die Ablenkung f¨ur alle Teilchen n¨aherungsweise die selbe ist. Das Bild auf dem Detektor verschiebt sich. (Abbildung 2.13c).

Wirken beide Magnetfeldkomponenten gemeinsam, sind beide angesprochenen Effekte zu erwarten (Abbildung 2.13d). Zu beachten ist, dass das Spektrometer sehr viel sensibler auf die transversale Magnetfeldkomponente reagiert.

Gerade f¨ur die Messungen an Elektronen ist es daher ¨außerst wichtig, die Magnetfelder wie das Erdmagnetfeld oder Felder verschiedener Aufbauten im Labor gut abzuschirmen und f¨ur den Aufbau des Spektrometers selbst geeignete (nicht-magnetische) Materialien zu w¨ahlen.

2.3 Technischer Aufbau des Spektrometers

Im folgenden Abschnitt soll der technische Aufbau des Spektrometers beschrieben wer- den. Dabei werden die Ergebnisse des letzten Kapitels - die optimalen Maße der Elek- trodengeometrie und die Notwendigkeit einer guten Abschirmung gegen¨uber ¨außeren Ma- gnetfeldern - ber¨ucksichtigt. Abbildung 2.14 zeigt den Aufbau des Velocity-Map-Imaging- Spektrometers, eine bemaßte Skizze befindet sich im Anhang (Abbildung A.3). Zentrales Element des Aufbaus innerhalb der Vakuumkammer ist das Flugrohr aus sauerstofffreiem Kupfer (OF-Cu, CW008A) mit einem Innendurchmesser von 124 mm. Am unteren En- de ist dieser auf einer L¨ange von 179 mm auf 127 mm vergr¨oßert. Auf der Innenseite des Rohres entsteht so eine Kante gegen die der erste von insgesamt vier Teflonringen fixiert ist. Die Ringe zentrieren, haltern und isolieren die drei Elektroden. Der Teflonring zwi- schen Repeller- und Extractor-Elektrode ist breiter und verf¨ugt ¨uber vier Bohrungen, jede mit einem Durchmesser von 10 mm. Sie bilden den Zugang f¨ur den Laserstrahl und die Teilchen. Die Laserebene liegt mittig zwischen Repeller- und Extractor-Elektrode.

(27)

2.3. Technischer Aufbau des Spektrometers 23

S

BL BT MCP

(a) Ohne Magnetfeld

S

BL BT MCP

(b) Longitudinaler Anteil

S

BL BT MCP

(c) Transversaler Anteil

S

BL BT MCP

(d) Beide Anteile

Abb. 2.13:Einfluss einzelner Komponenten bzw. des kompletten Erdmagnetfeldes auf die Trajektorien von mit −2000V beschleunigten Elektronen mit anf¨anglicher kineti- scher Energie von1eV. Der senkrechte Anteil des Erdmagnetfeldes mitB≈43µT ist bez¨uglich der Spektrometerachse longitudinal, der horizontale mit Bk ≈ 21µT trans- versal. Die Bilder zeigen die Trajektorien der Elektronen und ihre Auftrefforte auf dem MCP aus Blickrichtung der Kamera. In allen Bildern ist die Trajektorie eines Elektrons zur besseren ¨Ubersicht gr¨un gef¨arbt. Ebenfalls eingezeichnet ist die Lage des geografischen S¨ud- bzw. magnetischen Nordpols.

(28)

24 2. Das Velocity-Map-Imaging-Spektrometer

Flugrohr

CCD-Kamera

μ-Metall

MCP &

Phosphorschirm

Teflonringe Elektroden

Ground Extractor Repeller

μ-Metall μ-Metall

Objektiv

Turbomolekular- Pumpe

Druck- messkopf

Lichtabdeckung

Abb. 2.14: Schnittansicht des gesamten Velocity-Map-Imaging-Spektrometers.

(29)

2.3. Technischer Aufbau des Spektrometers 25 Die Elektroden sind aus Bronze (CuSn8, CW453K) gefertigt und haben einen Außen- durchmesser von 120 mm. Sie verf¨ugen ¨uber auf die Teflonringe passende Aussparungen.

Ladungen, die sich w¨ahrend der Experimente auf den Ringen sammeln, k¨onnen auf Grund der isolierenden Eigenschaft von Teflon nicht abfließen und erzeugen st¨orende elektrische Felder. Um die Ladungen abzuschirmen verf¨ugen die Elektroden ¨uber Sch¨urzen der Dicke 10 mm, welche zus¨atzlich f¨ur eine hohe mechanische Stabilit¨at der nur 1 mm dicken Elek- troden sorgen. Die Abst¨ande der Elektroden d1 und d2 sowie die Radien ihrer L¨ocher rE und rG (Abbildung 2.8) betragen:

d1 = 63,0 mm d2 = 62,0 mm rE = 20,0 mm rG= 22,5 mm

Diese Parameter waren das Ergebnis der zur Optimierung der Ortsfokussierung durch- gef¨uhrten Simulationen im vorhergehenden Kapitel. Ein auf den Innendurchmesser des Kupferrohrs passender Ring aus gleichem Material fixiert die Elektrodenanordnung im Rohr. Gleichzeitig erlangt das Rohr trotz der relativ geringen Wandst¨arke in diesem Be- reich wieder an mechanischer Stabilit¨at. Im Bereich der Elektroden verf¨ugt es zus¨atzlich

¨

uber einige Langl¨ocher die sowohl f¨ur die elektrische Kontaktierung der Elektroden als auch zur Erzeugung eines gewissen Pumpquerschnitts bez¨uglich der entstehenden Hohlr¨aume zwischen Elektrodensch¨urzen und Flugrohr dienen. Durch die besondere Art der Konstruk- tion, insbesondere der Halterung der Elemente ohne Gewindest¨abe, besitzt das Spektro- meter nahezu perfekte Zylindersymmetrie.

Im Abstand von 480 mm von der Laserebene befindet sich die Vorderseite der Einheit aus Chevron-MCP und Phosphorschirm (APD PS31378, PHOTONIS [Pho]), deren aktive Fl¨ache einen Durchmesser von etwa 40 mm besitzt. Der verwendete Phosphor (Typ P20) erzeugt Lichtblitze von etwa 4 ms (Abklingzeit den Intensit¨at von 90% auf 10%). Das emittierte Licht zeigt bez¨uglich der Wellenl¨ange eine mehrere 100 nm breite Verteilung mit einem Maximum bei 550 nm [Pro].

Aus einem Abstand von etwa 130 mm filmt eine CCD-Kamera (Scout scA1400-30gm, Bas- ler [Bas]) mit einer Aufl¨osung von 1390 px×1040 px und 30 Bildern pro Sekunde ¨uber ein lichtstarkes Objektiv (XNP 1.4/23-0902, Schneider Kreuznach [Sch]) den Phosphor- schirm. Der 8 bit-CCD-Chip (Sony ICX285) ist besonders um das Intensit¨atsmaximum des verwendeten Phosphorschirms sehr lichtempfindlich. Die Kamera kommuniziert ¨uber einen Gigabit-Ethernet-Anschluss mit dem zur Auswertung der Bilder verwendeten Com- puter. Eine Abdeckung aus Aluminium schirmt die Kamera bzw. den Phosphorschirm von Umgebungslicht ab.

Die Einheit aus MCP und Phosphorschirm ist ¨uber passend gefertigte Teflon-Isolatorh¨ulsen und Gewindest¨abe an einem Kupferbauteil befestigt, welches wiederum das Flugrohr hal- tert. Die Konzentrizit¨at des Flugrohrs im umgebenden Stahlrohr wird knapp ¨uber der H¨ohe der Elektroden durch eingeschweißte Stahlelemente und entsprechende am Kupfer- rohr verschraubte Ringsegmente aus Teflon sichergestellt. Die gesamte Kupferkonstruktion

(30)

26 2. Das Velocity-Map-Imaging-Spektrometer ist ¨uber einige Stahlelemente an einem Durchgangsflansch gehaltert. Dieser enth¨alt zus¨atz- lich entsprechende Hochspannungs-Durchf¨uhrungen f¨ur die am MCP, am Phosphorschirm und den Elektroden ben¨otigten Spannungen. Die innere Konstruktion kann so in einem St¨uck nach oben aus der Vakuumkammer gezogen werden.

Die Verwendung der Materialien Kupfer und Bronze f¨ur nahezu den gesamten Innenauf- bau ist der Vermeidung von Magnetfeldern geschuldet, da bei der Abbildung von Elek- tronen solche zu erheblichen Ver¨anderung der Trajektorien f¨uhren (Abschnitt 2.2.3). F¨ur die Vakuumkammer und alle sonst verwendeten Stahlteile kommt soweit m¨oglich nicht- magnetischer Stahl (316LN-ESR [1.4429-ESU] bzw. 316Ti [1.4571]) zum Einsatz. Zus¨atz- lich sind die Magnetfelder, insbesondere das Erdmagnetfeld, durch mehrere µ-Metall- Folien (CONETIC AA, DETAKTA [Det]) der St¨arke 0,15 mm innerhalb der Kammer sowie einer doppelten Lage spezieller Folien gegen st¨arkere Felder (NETIC S3-6, DE- TAKTA) der St¨arke 0,10 mm abgeschirmt. Diese k¨onnen etwa von Magneten der Kammer benachbarter Ionengetterpumpen oder Kaltkathoden-Drucksensoren verursacht werden.

Unterhalb der Elektroden wird die leere Kammer noch relativ weit fortgef¨uhrt, so dass der Elektromotor der Turbomolekularpumpe (TMU 261P, Pfeiffer Vacuum [Pfe], Pump- leistung etwa 200 l/s) und des ggf. verwendeten Kaltkathoden-Druckmesskopfes m¨oglichst keinen Einfluss haben. Der Druck innerhalb der Kammer liegt w¨ahrend Messungen bei etwa 1,5·10−8mbar und darunter.

Die Folien innerhalb der Kammer verf¨ugen notwendigerweise ¨uber L¨ocher und bilden dar¨uberhinhaus beim ¨Uberlapp mit der jeweils n¨achsten Folie Spalten. Magnetfelder sind in einer Distanz zu diesen ¨Offnungen, die dem dreifachen des jeweiligen Durchmessers entsprechen, hinreichend gut abgeschirmt [Bar08]. Dies wurde bei der Gestaltung der Ab- schirmung nahezu ¨uberall ber¨ucksichtigt. Eine Ausnahme bildet der oberen Bereichs des Spektrometers. ¨Uber der Einheit aus MCP und Phosphorschirm sind zwei Schilde aus µ- Metall-Folie angebracht. Um freie Sicht auf den Phosphorschirm zu gew¨ahrleisten, m¨ussen die L¨ocher in diesen Schilden relativ groß sein. Ihr Durchmesser betr¨agt 50 mm. Um die magnetischen Felder wie oben beschrieben abzuschirmen, m¨usste ein entsprechendes Schild etwa 150 mm vom MCP entfernt angebracht werden. Dadurch vergr¨oßert sich der Abstand zur außerhalb der Vakuumkammer angebrachten Kamera erheblich. Der vom Objektiv ab- gedeckte Raumwinkel und damit die Intensit¨at der aufgenommenen Signale nimmt dras- tisch ab, er ist proportional zum reziproken quadratischen Abstand. Bei der Abschirmung der Magnetfelder in diesem Bereich muss also einen Kompromiss eingegangen werden.

Durch den Photoelektrischen Effekt kann ein eingestrahlter Laser Elektronen aus dem Metall des Flugrohrs oder den Elektroden extrahieren. Diese werden bei Messungen mit Photoelektronen ebenfalls auf den Detektor beschleunigt und st¨oren die Messung. Aus die- sem Grund sind diese Bauelemente mit einer d¨unnen Schicht aus Platin ¨uberzogen. Platin verf¨ugt ¨uber eine sehr hohe Austrittsarbeit von 5,65 eV [BS05] so dass der angesprochene Effekt reduziert werden kann.

Aus den Simulationen des vorangegangenen Kapitels wird dar¨uberhinaus ersichtlich, dass die exakte Stabilisierung des Spannungsverh¨altnissesUE/URf¨ur die G¨ute der Ortsfokussie- rung ¨außerst wichtig ist. Der Wert dieses Verh¨altnisses h¨angt dabei nicht von den absoluten Spannungswerten ab. Daher ist es sinnvoll, die Spannung f¨ur die Extractor-Elektrode ¨uber

(31)

2.4. Software f¨ur Datenaufnahme und deren Echtzeit-Analyse 27 einen geeigneten Spannungsteiler direkt aus der Spannung an der Repeller-Elektrode zu generieren. Im Experiment bleibt so im Idealfall nur ein Freiheitsgrad, mit dem die er- haltenen Bilder skaliert werden k¨onnen. Der Schaltplan des von der Elektronikwerkstatt des Institutes gebauten Ger¨ates befindet sich im Anhang (Abbildung A.2). Mit Bauteilen hinreichender Qualit¨at kann das Spannungsverh¨altnis so dauerhaft auf eine Genauigkeit von weniger als 0,1% eingestellt werden. Sicherzustellen ist nat¨urlich weiterhin eine ebenso gute oder bessere Stabilit¨at der Repeller-Spannung.

2.4 Software f¨ ur Datenaufnahme und deren Echtzeit-Analyse

Bei Messungen mit dem VMI-Spektrometer fallen erhebliche Mengen von Rohdaten an.

Die Kamera erfasst bis zu 30 Bilder pro Sekunde mit jeweils ¨uber 1,4 Millionen Bild- punkten. Jedem Bildpunkt wird ein Wert auf einer 8 bit-Grauskala (0 =b

”schwarz“, 255

=b

”weiß“) zugeordnet. Mit jeder Sekunde Messzeit entstehen so etwa 41 MB Daten, deren Speicherung f¨ur eine sp¨atere Analyse sehr unpraktikabel ist. Die in den Bildern enthaltene Informationen m¨ussen daher schon w¨ahrend der Messung, ich Echtzeit extrahiert werden.

Im Folgenden werden zwei M¨oglichkeiten vorgestellt, dies zu bewerkstelligen sowie die im Rahmen dieser Arbeit daf¨ur erstellte Software.

Eine sehr einfache Methode, die Informationen der Einzelbilder zusammenzufassen ist das Aufsummieren derselben ¨uber die gesamte Messzeit. Dieses Verfahren entspricht der klassischen Langzeitbelichtung eines photoaktiven Mediums und erzeugt pro Messung ein einziges Bild. Vor der Addition eines Bildes kann von diesem zus¨atzlich ein Untergrund abgezogen werden. Viele Informationen, etwa der Zeitpunkt des Auftretens der einzelnen Ereignisse oder ihre Form gehen bei diesem Verfahren allerdings verloren.

Eine Alternative bietet das sog. Zentroid-Verfahren, was zwar deutlich aufw¨andiger ist, bei dem jedoch s¨amtliche Informationen ¨uber die einzelnen Ereignisse erhalten bleiben.

Bei diesem Verfahren werden die auf den einzelnen Bildern auftretenden Ereignisse von der Software erkannt und analysiert. Jedes einzelne Ereignis erzeugt einen Datensatz, be- stehend etwa aus Position seines Schwerpunkts, seiner Gr¨oße, Form und dem Zeitpunkt seines Auftretens. Mit wenigen Zahlenwerten ist jedes Ereignis somit vollst¨andig charakte- risiert, die Datenmenge bleibt relativ gering (typischerweise unter 1 MB pro 105 Ereignis- se). Aus den erhaltenen Koordinaten und einem geeigneten Binning k¨onnen im Anschluss der Messung insbesondere Intensit¨atsverteilungen erzeugt werden, die den Ergebnissen des erstgenannten Verfahrens entsprechen.

Die Zentroid-Technik setzt abh¨angig von der Ereignisrate und der Bildgr¨oße eine rela- tiv hohe Rechenleistung voraus, ist aber auf modernen B¨uro-Computern, insbesondere bei effizienter Auslastung der heute praktisch immer vorhandenen Mehrkern-CPU6 durch- aus durchf¨uhrbar. Die im Rahmen dieser Arbeit erstellte LabVIEW-Software [Nat08] un- terst¨utzt zwei und mehr Prozessorkerne, nutzt beide vorgestellten Analyseverfahren par- allel und soll im folgenden vorgestellt werden. Einzelne Programmknoten sowie die grobe

6CentralProcessingUnit (engl.) - Hauptprozessor

(32)

28 2. Das Velocity-Map-Imaging-Spektrometer Reihenfolge der angewandten Filter basieren teilweise auf einer in [Bar08] vorgestellten Software f¨ur einen Prozessorkern.

Um effektiv mehrere Prozessorkerne auslasten zu k¨onnen, m¨ussen die einzelnen Analyse- schritte weitgehend unabh¨angig voneinander ablaufen. Abbildung 2.15 zeigt schematisch den Ablauf der Einzelbildanalyse in der erstellten Software. Die einzelnen Knoten des Pro- gramms kommunizieren ausschließlich ¨uber Warteschlangen (engl.: “queues“) miteinander.

Sie erhalten ein Bild aus einer solchen und speichern es nach erfolgter Bearbeitung in der n¨achsten Warteschlange. W¨ahrend ein Kern der CPU ein bestimmtes Bild innerhalb eines Programmknotens bearbeitet, kann ein zweiter dies f¨ur ein anderes Bild in einem anderen Knoten durchf¨uhren.

Alle Knoten werden innerhalb von Endlosschleifen immer wieder ausgef¨uhrt. Der ers- te Knoten

”Get Image“ pr¨uft bei jedem seiner Durchl¨aufe, ob gewisse Abbruchkriterien erf¨ullt sind. Ist etwa eine hinreichende Anzahl Bilder aufgenommen oder eine gewisse Mess- zeit verstrichen wird keine neues Kamerabild mehr angefordert. Statt dessen erzeugt der Knoten ein nur 1 px×1 px großes, schwarzes Bild und speichert dies in der ihm nachgeschal- teten Warteschlange “queue1“. Danach wird die Schleife dieses Knotens beendet, er also nicht mehr ausgef¨uhrt. Das erzeugte Bild erreicht nun nacheinander die anderen anderen Knoten und signalsiert diesen das Ende der Messung. Sie kopieren es daraufhin jeweils in die n¨achste Warteschlange und stellen ihre Arbeit ein. Wird kein Programmknoten mehr ausgef¨uhrt, ist die Messung beendet, die erhaltenen Daten werden abgespeichert.

2.4.1 Detaillierter Ablauf der Einzelbildanalyse

Im Folgenden wird der Ablauf der Einzelbildanalyse anhand der verschiedenen Programm- knoten geschildert. Die Nummerierung der Knoten bezieht sich dabei auf Abbildung 2.15.

1. In der Kamera: Jedes Einzelbild wird direkt in der Kamera auf 1040×1040 Bild- punkte zurechtgeschnitten, die Breite der Bilder also reduziert. Dies geschieht durch Verwendung der sog. Area Of Interest7-Funktion der Kamera. Der von der Kamera beobachtete Phosphorschirm als rundes Objekt kann mit einem solchen quadrati- schen Bildausschnitt voll erfasst werden. Die zum Computer transferierte Daten- menge reduziert sich so um gut 25%.

2. Netzwerkkarte: Die Bilder erreichen den PC ¨uber eine dedizierte Netzwerkkarte (PRO/1000GT 1x 1000Base-T PCI, Intel [Int]). F¨ur diese Karte existieren seitens des Kamera-Herstellers spezielle, sog. Performance-Treiber, die die Auslastung der CPU auch bei hohem Netzwerk-Datenstrom gering halten [Bas10].

3. Knoten

”Get Image“: Dieser Knoten liest die Bilder von der Kamera ein und spei- chert sie in der ersten Warteschlange

”queue1“.

7Area Of Interest (engl.) - Bereich von Interesse

(33)

2.4. Software f¨ur Datenaufnahme und deren Echtzeit-Analyse 29 Intel PRO/1000GT

1x 1000Base-T PCI Gigabit-Ethernet

Get Image

Mask Morphology

Low-Pass Binarize

Integrate Analyze

queue1

queue2 queue3

queue4 queue5

queue6

x/y-Koordinaten [px]

Fläche [px²]

Elongation-Faktor Bild-ID

Event-ID

Event-ID auf Bild Zeit [ms]

CCD-Kamera 1

2

3

4 5

6 7

8 9

Abb. 2.15: Schema der Echtzeit-Einzelbildanalyse. Jedes aufgenommene Bild durchl¨auft nacheinander die voneinander unabh¨angig arbeitenden Knoten der Soft- ware. Es ergeben sich zwei Datens¨atze: Die Daten aus dem Zentroid-Verfahren und ein aufsummiertes Bild.

(a) Aufsummierter Datensatz (b) Zentroid-Datensatz

Abb. 2.16: Vergleich zwischen den Datens¨atzen aus der Summations- und der Zentroid-Technik. Im Bildausschnitt sind exemplarisch vier Ereignisse zu erkennen.

Der Zentroid-Datensatz enth¨alt zus¨atzlich eine Zeitinformation.

Abbildung

Abb. 2.2: Aufbau und Funktionsweise eines MCPs. Auf der Vorderseite (oben) ein- ein-fallende Teilchen erzeugen innerhalb der Kan¨ ale (Durchmesser typisch 8 µm)  Se-kund¨ arelektronen
Abb. 2.9: Schnittansicht einer Geometrie in der Simulation mit Trajektorien einiger fokussierter Elektronen (rot) und ¨ Aquipotenziallinien (gr¨ un)
Abb. 2.14: Schnittansicht des gesamten Velocity-Map-Imaging-Spektrometers.
Abb. 2.15: Schema der Echtzeit-Einzelbildanalyse. Jedes aufgenommene Bild durchl¨ auft nacheinander die voneinander unabh¨ angig arbeitenden Knoten der  Soft-ware
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