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Dagegen findet man in Handbüchern der Semitistik das Maltesische unter den arabischen Dialekten

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Much of Ihn 'Abd al-Zähir's work is concerned with the Syrian campaigns, which Baybars mounted almost yearly, while the centre-piece of Shaft ' b. 'Alf s work is his account of the Hims campaign and the defeat of the Mongols in 680/

1281, originally written for the royal library.

In endeavouring to establish an hereditary succession to the sultanate, Bay-

bars and Qaläwün were working against the grain of Mamluk society. The

hereditary tenure of offices, lordships or iqtä's failed to develop, and the

descendants of Mamluks (awläd al-näs) were for the most part civilians,

assimilated to the Arabo-lslamic community that their fathers had ruled and

defended. Seen from this angle, the repeated usurpation by military leaders be¬

tween 648/1250 and 709/1310 is less remarkable than the retention of the

sultanate (if not always of power) by the Qalawunid dynasty for over seventy

years thereafter. This, however, is another phenomenon, which demands se¬

parate investigation.

MALTESISCH ALS ABSTANDSPRACHE

Von Reinhold Kontzi, Tübingen

Bewohner der Republik Malta betonen immer wieder, daß sie eine eigene

Sprache sprechen. Dagegen findet man in Handbüchern der Semitistik das

Maltesische unter den arabischen Dialekten. So schreibt Brockelmann: „Seit¬

her behauptet sich dort (sc. auf Malta) ein arabischer Dialekt'".

Was gilt nun? 1st das Maltesische eine eigene Sprache, oder ist es ein ara¬

bischer Dialekt? Welche Kriterien helfen uns, zwischen Sprache und Dialekt zu

unterscheiden? Heinz Kloss ist dieser Frage in seinem Buche „Die Entwick¬

lung neuer germanischer Kultursprachen seit 1800" ^ nachgegangen. Er führt die

1 Im 3. Band, „Semiüstik", des Handbuchs der Orientalistik, Leiden 1954, S. 243. Ein¬

ordnung des Maltesischen unter die arabischen Dialekte fmden wir auch in dem von Fischer und Jastrow herausgegebenen „Handbuch der arabischen Dialekte", Wiesbaden 1980, S.

23: „Die Inselgruppe von Malta wurde völlig arabisiert und hat das Arabische bis heute bewahrt,..." und in dem von Wolfdietrich Fischer herausgegebenen Band I „Sprach¬

wissenschaft" des Grundrisses der arabischen Philologie, Wiesbaden 1983, S. 114. Auch in Aufsätzen über das Maltesische lesen wir Sätze wie: „Le maltais est un dialecte arabe fortement marquö par Temprunt siculo-italien, voire l'anglais" (Fernande Krier, Analyse syntaxique de la phrase nominale en maltais, in: La Linguistique, Vol. II, Fasc. 2/1975 S.

93-116).

2 Düsseldorf, 2. Auflage 1978, vor allem S. 23 ff.

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beiden Begriffe Ausbausprache und Abstandsprache ein. Ein Idiom ist dann als

eigene Sprache zu betrachten, wenn der Abstand zu anderen so groß ist, daß

keine Verständigung möglich ist. Wir haben es dann mit einer Abstandsprache zu tun. Nun können Sprecher eines Dialekts dazu übergehen, diesen auszubauen

für Bereiche, die über die häusliche Sphäre hinausgehen, also in der Ver¬

waltung, im Gottesdienst, bei Gericht, im Parlament, in der Sachliteratur, in den

Massenmedien, als Mittel des Unterrichts, kurzum: in offiziellen, „geho¬

beneren" Bereichen. Gerade dies geschah mit dem Maltesischen, das ver-

schriftet und standardisiert wurde, und das wir heute als Ausbausprache

bezeichnen können.

Doch ist es auch eine Abstandsprache? Araber haben mir versichert, sie

verstünden die Malteser, während mir Malteser sagten, sie verstünden die

Araber nicht. Ich meine, wenn schon in einer Richtung die Verständigung

unmöglich ist, kann man sicher von einer Abstandsprachen reden. Ich wollte

nun konkret nachprüfen, inwiefern ein Malteser das Arabische versteht, und in

welchen Sprachbereichen Verständigungsschwierigkeiten bestehen.

Zu diesem Zwecke spielte ich einem Malteser ' arabi sehe Tonbänder vor und zwar 1. einen Text in modernem Hocharabisch", 2. einen Text in ägyptischem Dialekt', und 3. einen Text in algerischem Dialekt*. Ich ließ die Texte jeweils

zweimal ablaufen. Beim 1. Durchgang spielte ich den Text durchgehend ganz

vor und bat dann um eine Inhaltsangabe, so daß ich feststellen konnte, wieviel

vom Gesamtsinn verstanden worden war. Im zweiten Arbeitsgang spielte ich

denselben Text in minimalen sinnvollen Einheiten vor und schrieb jedesmal

nieder, was mein Gewährsmann verstanden hatte. Beim Ägyptisch-Arabischen fügte ich einen weiteren Arbeitsgang hinzu. Der Sprachkurs Linguaphon liefert

auch eine Übersetzung in flüssigem Englisch, die ich meinen Freund eine

Woche nach Abhörung des ägyptischen Textes ins Maltesische übertragen ließ,

und so konnte ich das, was er beim Vorspielen des Tonbandes verstanden hatte

mit dem vergleichen, was er hätte verstehen sollen. Die Methode ist nicht 100%

sicher, denn 1. weicht zuweilen der englische Text - wenn auch nur geringfügig

- vom gesprochenen Original ab, und 2. kann man ja meist auf verschiedene

Weisen übersetzen. Trotzdem bietet uns diese Übersetzung aus dem Englischen

3 40-jährig, in Malta geboren und aufgewachsen, besuchte die Universitäten Malta (8 J.).

Löwen (3 J.) und Tübingen (1 1/2 Jahre), studierte Theologie und Philosophie, ist heute Dozent der Theologie, spricht außer Maltesisch fließend Englisch und Italienisch, kann außerdem Französisch und Deutsch. Zur methodischen Absicherung wurden einzelne Texte auch anderen Maltesern vorgespielt.

4 Aus dem 23. Kapitel von Ferhat J. Ziadeh and R. Bayly Winder, An inuoducüon to Modem Arabic, Princeton 1957.

5 Die 30. Lekuon des vom Linguaphone Institute herausgegebenen Cours d'arabe ögyptien, London o.D.

6 Aus der 26. Lekuon von Norbert Tapi6ro, Manuel d'arabe algerien modeme, Paris 1978.

(3)

gute Vergleichsmöglichkeiten. Weil beim ägyptisch-arabischen Text meine Methode um einen Arbeitsgang reicher ist, führe ich im folgenden einen Teil der an ihm erarbeiteten Ergebnisse vor.

Zunächst wurde also der ganze Text abgespielt, von dessen Sinn unser Ge¬

währsmann wenig verstand, nämlich nur dieses (ich übersetze, was auf S. 156

ganz oben auf maltesisch steht): „Sie befanden sich im Hotel. Sie gingen hinaus und fuhren mit dem Wagen irgendwohin. Als sie ankamen, hatten sie eine Kerze

in der Hand, und sie machten auch Aufnahmen". Der Anfang wurde nicht

verstanden. Dann fehlen große Partien in der Mitte. Auch vom Schluß ist nichts da. Nur sporadisch wurde ein bißchen erfaßt, und auch das ist z.T. unkorrekt.

Vor allem reicht es nicht aus zur Herstellung des Gesamtsinns. Teile des

Vernommenen finden sich in den Sinneinheiten 11,13,16 und 42 (diese wurde

hier nicht reproduziert).

Jetzt wollen wir die einzelnen Teilsätze daraufhin ansehen, was unser Mal¬

teser verstanden hat. Auf Ihrem Blatt sehen Sie in der linken Spalte das Äyp-

tisch-Arabische. Rechts davon steht, was der Malteser daraus entnommen hat.

Ganz rechts finden Sie den englischen Text, dessen Übersetzung ins Malte¬

sische Sie hnks daneben in der 3. Spalte sehen.

Für das Ägyptische habe ich die von Linguaphone benützte Umschrift mit

geringen Abweichungen übemommen. Mein Gewährsmann verwendete die

maltesische Standardorthographie (Spalte 3), deren ich mich der Einheitlich¬

keit wegen auch bediente. Wo es mir nötig schien gab ich eine phonematische Umschrift dazu^.

Die 1. Einheit ist die Überschrift: il-ihrämät. Der Malteser versteht es nicht,

denn sein Idiom kennt nur das aus dem Italienischen stamende Wort il-pira-

midi. Schon hier sehen wir ein wichtiges Differenziemngselement: Das Malte¬

sische hat viele Wörter arabischer Herkunft durch solche italienischen und

neuerdings auch englischen Urspmngs ersetzt.

In der 2. Einheit hat der Malteser überhaupt nichts verstanden. Das 1. Wort,

ittqfäa, und alle Ausdrücke derselben Wurzel sind dem Maltesischen un¬

bekannt. Wayya txfd in der 2. Hälfte ist typisch ägyptisch und dem Maltesi¬

schen fremd. Wie die nachträgliche Diskussion ergab, könnte man im Mal¬

tesischen flimkien sagen, das seinerseits den arabischen Dialekten fehlt. Es

liegen also innerhalb der arabischen Möglichkeiten andere lexikalische Ent¬

wicklungen der ijeiden Idiome vor. Ein Wort der 2. Gmppe ist noch nicht be¬

sprochen: ägyptisch gamäfa. Das Maltesische kennt diesen Ausdmck als

gmieghaf^üdj . Ägyptisch garndfa und malt, gmiegha sind in ihrem Laut¬

bestand ziemlich verschieden. Dem ägyptischen stimmhaften velaren Ver¬

schlußlaut Igi entspricht im Maltesischen die stimmhafte palatale Affrikate /g/

7 Wie sie Alexander Borg in „A Historical and Comparative Phonology and Morphology of Maltese". Diss. Jerusalem (Tel Aviv) 1978 verwendete.

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Das im Ägyptischen darauffolgende /a/ ist im Maltesischen ausgefallen. Das

lange /§/ des Hocharabischen ist im Ägyptischen vor dem "Ayn erhalten

geblieben, während im Maltesischen durch Wirkung der Imäla ein langes /ii/

daraus wurde. Das Ergebnis der Imäla ist im modemen Maltesischen vielfach,

in der Standardsprache immer, ein langes monophthongisiertes /ii/, das sich

unwesentlich von dem langen /iy/ aus arab. A/ unterscheidet. Das "Ayn ist im

Maltesischen völlig verschwunden und hinterläßt in der Standardsprache

keinen pharyngalen Beiklang im benachbarten Vokal. Obwohl hier ein Wort

gleicher Herkunft vorliegt, konnte es der Malteser nicht identifizieren, weil die

lauüiche Entwicklung die beiden Ausdrücke weit auseinandergerückt hat. Da¬

zu kommt noch ein weiteres: Wenn die ganze Umgebung eines Wortes unbe¬

kannt ist, kann dieses selbst auch kaum erkannt werden, weil keine Verste-

henshilfen durch den Kontext gegeben werden.

In der 3. Einheit wurde der Anfang nicht verstanden, weil die beiden Spra¬

chen hier lexikalisch differenziert haben. Dagegen wude das Verb ya'milu

richtig erkannt. Zwar ist auch hier das "Ayn verschwunden, aber der Rest hilft

zur Identifiziemng. Außerdem stimmt auch die morphologische Einordnung.

Überhaupt gilt für das Verhältnis des Maltesischen zum Arabischen, daß das

morphologische System am ehesten intakt geblieben ist, freilich nur im

Vergleich mit den arabischen Dialekten, nicht mit der Hochsprache.

Der 2. Teil der Gmppe wurde nicht verstanden. Zwar kennt das Maltesische Wörter der Wurzel rahala, wie z.B. rcäial „Dorf', mertila „Herde", aber gerade der Ausdmck rihla „Ausflug" hat keine lautliche Entsprechung. Man sagt dafür im Maltesischen ^ita oder ^irja bil-karrozza oder gar vja^^, wenn es weiter weg geht. Unser Freund hat hier aus dem Englischen übersetzt lijmorru gtialzjarfil- piramidi, wörtlich: „daß sie gehen zu einem Besuch in den Pyramiden". Hier ist

anzumerken, daß das Wort für „gehen" gegenüber dem Arabischen seine

Bedeutung geändert hat. Im Arabischen heisst marra „vorbeigehen", während die maltesische lautliche Entsprechung „gehen" schlechthin bedeutet. Wir wol¬

len festhalten, daß auch Bedeutungsverändemngen zu Nichtverstehen oder zu

falschem Verstehen führen und somit einen weiteren differenzierenden Faktor

darstellen. Und schließlich wurde auch haram nicht erkannt.

In der 4. Einheit wurde die ägyptische Verbindung Konjunktion + Verb

richtig erkannt. Wieder wurde morphologisch korrekt eingereiht. Den Aus¬

dmck ^adä „Mittagessen" gibt es im Maltesischen nicht. Die drei Haupt¬

mahlzeiten heißen auf maltesisch breakfast, ikel tä nofs in-nhar und ikel täfil-

ghaxija. Am Schluß ist wayyähum wieder unbekannt.

In der 5. Einheit wurde der Beginn des Satzes nicht verstanden. Das Fol¬

gende ist sehr aufschlußreich: Känu gayin, wörtlich „sie waren kommend",

wurde morphologisch richtig erkannt als kana + Partizip Präsens, beides im

Plural. Jedoch der semantische Teil wurde missinterpretiert. Gayin wurde nicht

als ,4commend" erkannt. Da die Umgebung mit Ausnahme der Kopula auch

(5)

nicht verstanden wurde, erfuhr unser Malteser keine Hilfe in der Bedeutung des Kontextes und hörte aus gayin die Partizipformen gtiaddejjinladdeyyiynl heraus = „vorübergehend". Dann wurde die folende Präposition min + Artikel

noch richtig erkannt, aber anschließend hört die Gemeinsamkeit mit dem

arabischen Dialekt wieder auf Für „Land" im Gegensatz zu „Stadt" ist im Maltesischen rijunbekannt. An seine Stelle ist das Wort italienischer Herkunft kampanja getreten.

In der 6. Einheit wiu-de nichts verstanden. Es ließe sich einiges dazu sagen,

ich gehe aber über zur 7. Einheit. Erstaunlicherweise hat mein Freund die

Konjunktion zu Beginn der Gruppe richtig gedeutet, obwohl die Wörter ihrer

Herkunft nach sich nicht genau entsprechen. Der Rest des Satzes konnte nicht

verstanden werden, denn das Weib farrag „zeigen" hat im Maltesischen keine

lautliche Entsprechung. Auch für das typisch ägyptische kwayyis gibt es im

maltesischen keine materielle Äquivalenz.

In der 8. Einheit verstand der Malteser außer der Präposition am Anfang nichts. Ich habe unserm Freund jetzt das Wot haram erklärt.

Die 9. Einheit t)eginnt mit zwei Wörtem, die dem Maltesischen fremd sind:

fa- und räh. Das die Weiterfühmng einer Handlung anzeigende fa- gibt es im

Maltesischen nicht. Stattdessen sagt man imbaghad. Auch räh „weggehen" oder

„gehen" schlechthin kennt das Maltesische nicht. Fa-räh luhum heißt „Da kam zu ihnen. .." oder „Da suchte sie ... auf. So versteht es der Malteser nicht, und trotzdem entsteht für ihn hier keine Lücke, sondem er interpretiert den Satz auf

seine Weise um. Auch das geschieht, wenn zwei verschiedene Sprachen

aufeinandertreffen: Was man hört, wird ins eigene System herein umgedeutet.

So hört unser Gewährsmnn aus fa-räh luhum heraus ferdh lilhom „er gratulierte ihnen". Das folgende turguman ist unserem Malteser noch immer unbekannt. Er weißt aber aus dem Kontext, daß er eine Person sein muß denn er erklärte mir, es sei xi hadä „irgendjemand".

In der 10. Einheit wurde überhaupt nichts verstanden. Das wundert einen

zunächst, denn für die beiden ersten Wörter mit ihrem Artikel - is-sä"a tamänya - gäbe es die lautiiche Entsprechung* is-siegha tmienjalis-siia tmiinjal. Aber 1.

unterscheidet sich durch die Imäla und durch Ausfall des "Ayn der maltesische

Ausdmck stark vom ägyptischen und 2. - und das ist auch sehr wichtig -

entspricht es nicht der maltesischen Norm, daß man bei der Zeitangabe das Wort für „Uhr" oder „Stunde" dazusetzt. Die Übersetzung aus dem Englischen zeigt uns die maltesische Norm. Für at eight o'clock sagt unser Freund fit-tmienja.

Also: Auch wo verschiedene Normen vorliegen, wird dem Malteser das richtige

Erkennen erschwert. Am Schluß des Satzes sind auch die Ausdrücke für

„Morgen" verschieden: sabahan vs.fil-ghodu.

Die 11. Einheit wurde richtig erkannt. Ich hebe nur die morphologischen

Gemeinsamkeiten hervor. Beide Idiome kennen die Suffigiemng des Personal¬

pronomens. Ägypt. hadhum = malt, tiadhom „er nahm sie (mit sich)".

(6)

Ich übergehe die 12. Einheit, die fast einwandfrei erkannt wurde.

Auch von der 13. Einheit greifeich nur den Ausdruck utumbil ugraheraus.

Mein Freund verstand ihn nicht als „Mietsauto" und machte karrozza otira „ein anderes Auto" daraus.

In der 14. Einheit wird wieder einmal ein Satzteil ganz anders verstanden,

weil der Abstand der Sprachen zu groß ist. Das ägyptische lihaddi ma wislu l-

haram „bis sie zu den Pyramiden kamen" faßt der Malteser auf als // hadithom sal-haram „welches (sc. das Auto) sie bis zu den Pyramiden nahm".

Die 15. Einheit bietet uns ein schönes Beispiel für Umdeutung und zugleich

für Ausrichtung an den semitischen Wortbildungsnormen. Das Verb dafäu „sie

I bezahlten" wird nicht verstanden und als dahal „er kam herein" aufgefaßt. Der

erste Wurzelkonsonant, das d, blieb erhalten. Anschließend wurde der labio¬

dentale stimmlose Reibelaut / als laryngaler stimmloser Reibelaut h (malt, h)

vernommen. Das "Ayn perzipierte der Malteser nicht, da es im eigenen Laut¬

system fehlt. Er braucht aber, um ein normales Verb erkennen zu können, einen

I dritten Wurzelkonsonanten. Diesen findet er in dem / von lis-sawwäq. Damit

war das / dem Verb zugeschlagen und konnte nicht mehr als Präposition

aufgefaßt werden. So blieb vor dem nächsten Substantiv nur der assimilierte

Artikel übrig: is-sewwieq. Demnach versteht hier der Malteser u ddhal is-

sewwieq „und es trat der Chauffeur herein". Sawwäq wurde ganz richtig erkannt

I als „Fahrer". In dem aus dem Englischen übersetzten Text schlägt der Malteser

neben sewwieq auch driver/drajver (englische und integrierte Ortographie) sowie tal-karrozza vor. Letzteres ist ein volksarabisches Verfahren zur Berufs¬

bezeichnung.

Bei dem wie eben erklärt aufgefassten Satz ist kein Platz mehr zum

( Verständnis des Wortes gint „Pfund". Ausserdem kennt der Malteser diesen

,j Ausdruck gar nicht. Sein „Pfund" heisst lira, aus dem Italienischen.

\ Die 16. Einheit wurde ganz verstanden und wir können sofort weitergehen.

Die 17. Einheit. Die 2. Hälfte wurde richtig erkannt: il-haram minn ^ewwa

< „Die Pyramiden von innen". Dagegen konnte unser Freund den vorderen Teil

! - habbu yiSufu - deswegen nicht verstehen, weil es im Maltesischen das Wort

Säf für „sehen" nicht gibt. So steht denn auch in der englisch-maltesischen

Übersetzung riedu jaraw für they wanted to see. In seinem Verb ra „sehen" hat

I das Maltesische eine typische Randform konserviert, die man nur in Late-

' rairäumen, im Sinne von Bartoli, antrifft*. Als voll durchkonjugiertes Verb mit

8 Zu Matteo Bartolis .J^aumlinguistik" (linguisüca areale) und Raumnoimen (norme delle i aree) s. M. Bartoli, Inü-oduzione alla neolinguisüca, Genf 1925. Die Lateralräume behan¬

delt das 2. Kapitel Jase conservate in aree laterah", S. 6-9., vgl. hierzu auch M. Bartoli,

i Caraueri fondamentali delle lingue neolaüne, in: Archivo Glottologico Italiano XXVIII

' (1936) und XXIX (1937); wieder abgedruckt in M. Bartoli, Saggi di linguisüca spaziale,

I Turin 1945, S. 75-119; ins Deutsche übersetzt (mit Kürzungen) u.d.T. „Grundzüge der

romanischen Sprachen" in: R. Kontzi (Hrsg.), Zur Entstehung der romanischen Sprachen.

1 Wege der Forschung Bd. CLXII, Dannstadt 1982, S. 123-162.

(7)

der Bedeutung „sehen" findet sich das klassisch-arabische ra'd, aber nicht Säf, nur im heute ausgestorbenen Hispanoarabischen, sowie in südostanatolischen, jemenitischen und omanischen Dialekten'. Die Innovation S^ für „sehen" hat

das Maltesische nicht angenommen. Also auch durch die Erhaltung alter

Ausdrücke und die Nichteinführung von Innovationen sondert sich das

Maltesische vom Gros der arabischen Welt ab.

Die Abwesenheit von S^ im Maltesischen und in anderen Lateralräumen

zwingt uns auch, in diesem Punkte Fergusons Meinung von der arabischen

Koine zu verbessern'". Für ihn war säf als Ausdruck von „sehen" eines der

wesentlichen Erkennungszeichen für diese Koinö, aus der sich dann erst die

verschiedenen Dialekte herausgebildet haben. Jedoch die allgemeine Ausbrei¬

tung von „sehen" und zugleich Verdrängung von rää muß man wohl erst

für die Zeit nach der Entstehung und Expansion der Koine ansetzen. Der

Ausgangspunkt, oder besser: der Ausgangsraum, dürfte der Fruchtbare

Halbmond + Ägypten gewesen sein. Von da aus ist la/wohl ausgestrahlt, hat

aber Malta vor seiner Abspaltung im Jahre 1090 nicht mehr erreicht.

Ich muß hier abbrechen, obwohl wir bis jetzt erst etwa ein Viertel des Textes

verglichen haben. Doch die wesentlichen Faktoren sind genannt. Wir haben

gesehen, daß unser maltesischer Gewährsmann vom Gesamtsinn nach dem

erstmaligen Vorspielen wenig verstanden hat. Von den stückweise vor¬

getragenen Einheiten hat er schon mehr verstanden, aber auch da wurde oft der

Sinn der Teilsätze nicht erfaßt oder war das Verstehen bruchstückhaft. Na¬

türlich lag das nicht an Mängeln der hörenden Person sondem an der Ver-

9 Zum Hispanoarabischen s. Pedro de Alcalä, De lingua arabica libri duo (ed. Lagarde), Göttingen 1883; Vocabulista in Arabico (ed. Schiaparelli), Florenz 1871; F. Corriente, A grammatical sketch of the Spanish Arabic dialect bundle, Madrid 1977 (v.S. 169 aus erschließen) - zum Südostanatolischen s.O. Jastrow, Die mesopotamisch-arabischen qaltu- Dialekte. Band I: Phonologic und Morphologie. Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes Band XLlll, 4, Wiesbaden 1978, bes. S. 260 f. - zum Jemeniüschen s.P.

Behnstedt die nordjemeniuschen Dialekte. Teil 1: Adas, Wiesbaden 1985, Karten 140-142 - zum Omanischen s.C. Reinhardt, Ein arabischer Dialekt, gesprochen in Oman und 2:anzibar, Stuttgart 1894 (Nachdruck Amsterdam 1972) S. 240. Wie Reinhardts Texte zeigen, wurde zurZeitder Abfassung des Buches auch in Oman überwiegend M/verwendeL Ra'ä scheint auch damals schon ein Ausdruck entlegener Gegenden gewesen zu sein. Dies zeigt auch der Inhalt des Textes (S. 335 f.). Da sagt der Erzähler (ich gebe wörtlich die Reinhardtsche Übersetzung wieder): aber (ganz) oben im Gebirge giebt es einen Zweig der Beny Rijam, genannt die Aulad 'Awemur; ...". Der Erzähler schildert sie als Menschen mit merkwürdigen Sitten und abstoßendem Verhalten, sodaß man auf den Gedanken kommt, sie seien besonders rückständig. Am Schluß sagt er: „Auch ihre Sprache ist verschieden von der Sprache der Städter, wie wenn du z.B. sagst: (statt) hast du N. gesehen ( (im arab. Text iuftliflän) ) sagen sie rerä/i flän mit rauher Summe,...".

10 S. The Arabic Koine, in: Language 35 (1959), S. 616-630. Alan S. Kaye nimmt in „Chadian and Sudanese Arabic in the light of comparative Arabic dialectology". Den Haag. Paris 1976, die Diskussion wieder auf.

(8)

schiedenheit der Sprachen. Diese Verschiedenheit macht sich einmal bemerk¬

bar auf lautlichem Gebiet. Wir haben mehrere Male gesehen, daß der Sprach¬

wandel Ausdrücke gemeinsamen Ursprungs so weit auseinandergerückt hat,

daß sie nicht mehr identifiziert werden können, z.B. gamafa und gmiegha I

gmiial.

Die Verschiedenheit liegt auch darin, daß jede Sprache ihre eigenen lexi¬

kalischen Einheiten entwickelt hat. Wo der Ägypter sagt wayya ba^d, sagt der

Malteser//jwÄ:/e«. Es geht aber drittens nicht nur um verschiedene Selektionen

innerhalb arabischer Möglichkeiten, sondem Verschiedenheiten sind auch

durch Bedeutungsverschiebungen entstanden. Beispiele dafür sind das ägypt.

räh „gehen" und das malt, mar mit derselben Bedeutung. Ursprünglich war es

„vorbeigehen". Femer haben sich die beiden Idiome dadurch auseinander¬

gelebt, daß das Maltesische sich da einen italienischen Ausdmck integriert hat,

wo das Ägyptische beim arabischen geblieben ist, z.B. kampanja und rif. Ähn¬

liches ließe sich auch für das Englische zeigen, wie uns sewwieq und driver/

drajver zeigen. Auseinanderstreljen müssen wir auch da feststellen, wo das

Maltesische als Sprache einer Randzone die Neuemngen des Zentralraumes

nicht aufnimmt. Das zeigen uns ägypt. id/ und malt, ra für „sehen". Weil nun

die Malteser gegenüber dem Arabischen vieles aufgegeben haben oder manche

Neuemngen nicht mitgemacht haben, perzipieren sie die Sprachelemente nicht

mehr im vom Sprecher beabsichtigten Sinne. Sie ordnen sie falsch zu und

interpretieren sie um. Beispiehwa dafa^u lis-sawwäq und u dahal is-sewwieq.

Doch dürfen wir die Verschiedenheiten auch nicht überbewerten. Es gibt

auch viele gemeinsame Züge. Wir finden sie im lexikalischen, besonders aber

im morphologischen Bereich. Auf syntaktische Fragen konnte ich hier nicht

eingehen. Auffallend ist, daß selbst da morphologische Strukturen richtig ge¬

deutet wurden, wo semantisch falsch verstanden wurde. Wenn die maltesische

Sprache und die arabischen Dialekte auch verschieden sind, so haben sie doch

vieles gemeinsam, und ein heller Kopf kommt bald hinter die Mechanismen der

Verändemng. Mein Gewährsmann erfaßte sie bald und lemte außerdem rasch

unbekannte Ausdrücke, sodaß ihm nach wenigen Wochen das Arabische nicht

mehr fremd war, und er immer mehr verstand. In diese Lage müssen im letzten

Jahrhundert auch die maltesischen Auswanderer gekommen sein, die sich in

kurzer Zeit in die lokalen Dialekte Ägyptens und des Maghreb einlebten.

Ich glaube gezeigt zu haben, daß das Maltesische infolge seiner Verschie¬

denheit vom Arabischen als eigene Sprache bezeichnet werden muß, die man

nicht einfach einen arabischen Dialekt nennen darf. Das heißt nun nicht, daß

man bei einer Darstellung arabischer Dialekte nicht vom Maltesischen spre¬

chen soll. Nur muß man das Maltesische dann anders vorstellen, als eine

Sprache, die sich aus einem arabischen Dialekt heraus entwickelt hat. Wir be¬

zeichnen das Niederländische ja heute auch nicht als einen niederfränkischen

oder gar deutschen Dialekt. Man darf mit vollem Recht sagen, daß das Malte¬

sische sowohl eine Ausbausprache als auch eine Abstandsprache ist.

(9)

Inhaltsangabe nach dem 1. Anhören:

Kienu quegüdin f lukanda. Margu u marru x'imkien bil-karrozza.

Melu waslu kellhom ix-xemgTia f idejhom u bedu xi ritratti ukoU.

Anhören im 2. Durchgang, Satzteil für Satzteil:

1. il-ihrämät Il-Piramidi The Pyramids

2. ittafa'u gamä'a Xi nies qablu Several people

wayya ba'd (jew anke: ftiehmu) agreed

3. innuhum ya'milu .. .jaghmilu/yaamlu/ li jmorru ghal zjar to go for a trip to the

rihla Ul-haram fil-piramidi (jew: Pyramids

biex üuru 1-pirami- di)

4. wa yatjdu u jiehdu/u yiihdu/... u jiehdu 1-ikel and take their lunch

gadShum wayyä¬ maghhom with them.

hum

5. wa'alaSan ...kienu ghaddejjin/ Billi kienu gejjin As they came from

innuhum känu kiinu aaddeyyiyn/. .. mill-kampanja the country

gayin min mill-...

al-aryäf

6. ista'garu ghaliex/aaliiS... huma qabdu gwida they engaged a

turguman dragoman

7. "alaiSän yifanag- ghall-/aall-/... biex jurihom to show hem

hum kwayyis

8. °ala 1-haram wa Fehrah lilom it- il-piramidi u the Pyramids and

'ala li hawalih. terguman (terguman 1-inhawi taghhom their surroundings.

9. Fa-räh luhum = „xi hadd") Il-gwida mar The dragoman

it-turgumän ghaUhom fd- called for them at

lukanda their hotel

10. is-sä'a tamänya fit-tmienja ta' fil- at eight o'clock in

jabähan ghodu the morning.

11. wa ^adhum min u hadhom mill-

il-lidcanda lukanda

12. illi känu naziin li kienu nezlin fiha/

fäha li kiinu nezliyn fia/

I3.warikbu kullu- u rikbu kollha Huma dah lulkoll They all got into the

hum utumbll karrozza ohra fil-karrozza car

ugra

14. lihaddi ma wi^lu li hadithom sal- u marru sa hdejn il- and went as far as

l-haram haram (piramidi) piramidi the Pyramids;

IS.wadafa'u lis- u dahal is- Huma hallsu lira they paid the driver

sawwä' gini. sewwieq... (jew: taw lira) lis- a pound

sewwieq (jew: lid- driver, lid-drajver.

Iii tal-karrozza).

16. Wa lamma wijlu U meta waslu Meta waslu fil- Wen they arrived at

1-haram 1-haram piramidi the Pyramids

17. habbu yisufu 1- ...il haram minn riedu jaraw wiehed they wanted to see

haram min guwa. ^ewwa. minn gewwa. the inside of one.

(10)

Englische Übersetzung des Linguaphone Institutes: (für vorstehende Tabelle)

1. Several people agreed to go for a trip to the Pyramids and take their lunch with them. As they came from the country, they engaged a dragoman to show them the Pyramids and their sunoundings.

2. The dragoman called for them at their hotel at eight o'clock in the morning. They all got into the car and went as far as the Pyramids; they paid the driver a pound.

3. When they arri ved at the Pyramids, they wanted to see the inside of one. The dragoman took them in. After giving them each a torch - for it is very dark in a Pyramid - he led them into the Pyramid by a little door.

4. Once inside, they walked through a long tunnel to a very beautiful central room, the walls of which were covered with hieroglyphics. After seeing the interior of the Pyra-mid, ihcy came out, the dragoman climbed up the Pyramid and they followed him.

5. From the top of the Pyramid they saw Mina House Hotel, its fine swimming pool, the golf course, the small Arab houses, the desert, the Pyramids of Sakkara and many other things.

After they had got down, they photographed themselves beside the Sphinx. When they had admired the Sphinx, die dragoman called the camel-driver and argued about the cost of hiring camels as far as the Sakkara Pyramids.

6. After they had come to an agreement, they got on the camels and went to see the Sakkara Pyramids. All along the road the dragoman told them the story of the Pyramids from the beginning.

7. After their visit to the Pyramids, they were saüsfied. they spread out a cloth on the sand and got out their lunch. They sat down, had something to eat, and drank the iced water which they had brought wilh üiem in a Thermos flask.

8. After they had had lunch, one of them made coffee for them on a spirit stove which he had brought with him. Having drunk the coffee they smoked cigarettes and related stories to one another, and they laughed togedier. They returned to the hotel at nightfall.

DER VERLUST DES VATERS

Von Nagi Naguib, Berlin

Vorbemerkung

Ein wiederkehrendes, wenn auch bisher kaum beachtetes Motiv der moder¬

nen arabischen Literatur ist der Niedergang der väterlichen Autorität, ebenso

das Verstummen der väterlichen Botschaft und die vergebliche Suche nach dem

Vater, der letztlich die Gottvaterinstanz ist.

Diese Thematik durchzieht auf bemerkenswerte Weise das Werk von Na¬

gib Mahfüz. Das Verlassen des Vaterbildes begründet er in seinen Romanen

immer wieder mit der Erschütterung metaphysischer Gewißheit, der tiefgrei-

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