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Echter Volkswitz dagegen findet sich in der Sammlung Hsiao-lin # ,,Das Lachwäldchen&#34

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Die älteste Sammlung chinesischer Witze

Eine Studie zur Literatur- und Kulturgeschichte des 2 ten und

3 ten Jahrhunderts

Von W. Eichhorn, Bonn

Witz und Humor gehören zum Inbegriff eines Kultur¬

volkes, und wer sich die Beschreibung des Volkstums als Ziel

gesetzt hat, muß deren Äußerungen unbedingt in den Kreis

seiner Forschung einbeziehen. Beim Witz kommt noch dazu,

daß er uns in eine Gresellschaftssphäre einführt, die hinter der

offiziellen liegt. Wir erfahren daraus, womit sich das Volk,

wenn es sozusagen unter sich war, zu unterhalten pflegte,

wie es auf allgemeine menschliche Unzulänglichkeiten, Zu¬

stände und Ereignisse reagierte. Im Volkswitz liegt also eine

Äußerung des Volkstums vor uns, wie sie unmittelbarer und

lebendiger'kaum gefunden werden kann.

Jeder der Gelegenheit hatte, sich im Lande .aufzuhalten,

wird bald herausgefunden haben, daß Chinesen aller Kreise

einen ausgeprägten Sinn für Humor haben, und nicht umsonst

sagt ein alter Erfahrungssatz, daß man in China manche

schwierige Situation leichter mit einem guten Witz als mit

Energieaufwand zu einer glücklichen Lösung bringen könne.

Die heitere Seite des chinesischen Charakters hat natür¬

lich auch ihren literarischen Niederschlag gefunden und zu¬

mal in den taoistischen Werken treffen wir nicht selten auf

Proben eines guten Humors. Echter Volkswitz dagegen findet

sich in der Sammlung Hsiao-lin # ,,Das Lachwäldchen"),

die, etwa um die Wende des zweiten und dritten nachchrist¬

lichen Jahrhunderts entstanden, heute nur noch als kleines

Fragment erhalten ist^).

1) Aufgeführt in der Sammlung ^ BS UJ M redigiert

von ^ ^ lit. Name Y[ Es finden sich dort auch eine Reihe

von Fragmenten anderer Werlce wie z. B. des Yü-lin ;^), des

Kuo tse -^) und des Su-shuo (f^ |^), die von mir in meinem

(2)

W. Eichhoen, Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw. 35

Die 26 uns überkommenen scherzhaften Begebenheiten

und Witze bilden den Bruchteil eines Werkes, das in China als

das älteste dieser Art angesprochen werden muß. Es ist das

Urbild einer später zu großem Umfange anschwellenden

humoristischen Literatur, die man am besten mit unseren

Rollwagenbüchlein vergleichen kann. Auch der Titel Hsiao-

lin, ,, Lachwäldchen", hat sich bis heute erhalten und es gehen

darunter teilweise recht umfangreiche Werke. Sogar noch in

allerjüngster Zeit erschien im Rahmen der Volkserziehungs¬

bewegung eine kleine Sammlung von Volkswitzen imter dem

Titel KM^^.

Das Hsiao-lin ist im gewissen Sinne typisch für die Zeit

seiner Entstehung, die ausgehende Han-Dynastie. Es gehört

zu jenen Werken niederen Stiles, die auf literarischem Gebiet

den allgemeinen politischen und kulturellen Verfall, die Ver¬

flachung und Vergröberung des Geschmackes wiederspiegeln.

Während in den Büchern Lieh-tse, Chuang-tse und anderen

die sonderbaren Begebenheiten und Anekdoten auf das große

Grundthema eines einheitlichen Weltbildes abgestellt sind,

im Shan-hai king und bei Huai-nan tse das Wunderding sich

in den Rahmen einer von Fabeln durchsetzten Erdbeschrei¬

bung fügt, machen sich mit zunehmenden Verfall der klas¬

sischen Literatur die kleinen erzählerischen Bestandteile selb-

ständigi). Dem veränderten Zeitgeschmack entgegenkom¬

mend, entstehen so etwa vom Ausgang des zweiten Jahr¬

hunderts n. Chr. an jene umfangreichen Sammlungen*) von

Aufsatze über das Shih-shuo hsin-yü ZDMG. Bd. 91, Heft 2, S. 464

Anm. als nicht mehr erhalten aufgeführt sind. Meine dortigen Angaben sind entsprechend zu berichtigen.

1) Vgl. Lu Hsin, »t» ^ /J» ift S. 77. Bereits im Altertum

pflegte man kleine Begebenheiten aus dem Volke aufzuzeichnen imd

man findet solche z. B. bei Lieh-tse, Han Fei u. a. Doch dienen sie

dort nur zur näheren Illustration des Tao oder der Regierungsführung

usw. Das Aufzeichnen solcher Begebenheiten um des Vergnügens an

der Sache willen begiimt jedoch erst unter der Wei-Dynastie (220 bis

264) und findet seine Vollendung in der Tsin-Zeit.

2) Cheng Chen-to, M iSC ^ ^ S. 300. Vor der T'ang-Zeit

gab es keine eigentlichen Hsiao-shuo (/]■» |ft). Was seit der Han-Zeit unter diesen Begriff gefaßt wird, sind kleine Fragmente und Notizen

3*

(3)

36 W. Eichhobn, Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw.

Wunderberichten, Wunderdingen, Anekdoten, Geister- und

Dämonengeschichten usw., in denen die kleinen, unterhalt¬

samen Partikel der klassischen Literatur gleichsam unab¬

hängig auftreten und nicht mehr durch den Hintergrund einer

belehrenden Darlegung zusammengefaßt werden. Die Lite¬

ratur begab sich damit, wie wohl anzunehmen, aus dem kleinen

Kreis der Gelehrten hinaus und wurde Gremeingut aller der¬

jenigen, die sich der Mühe und der Kosten des Lesenlernens

unterziehen konnten und wollten.

Im Rahmen dieser Entwicklung ist es nur natürlich, daß

man schließlich darauf kam, die im Volke umgehenden, kleinen

Geschichten, Anekdoten und Witze zur Belustigung der

Gebildeten aufzuzeichnen. Und so ist das Hsiao-lin sicher

als ein interessantes Dokument des damaligen Volkswitzes

aufzufassen 1).

über allerlei wunderbare Dinge und Begebenheiten in der Welt. Als

Vorläufer imd Muster dieser Art Literatur sind etwa das Shan-hai king

oder die dem Timg-fang So zugeschriebenen Werke 1?= und

"t* 3fl iß) ^u betrachten. Im ganzen lassen sich dabei etwa zwei

Gruppen unterscheiden, einmal die Wunderberichte und Wrmder-

dinge, anderseits kleine humoristische Anekdoten rmd Witze. Das

älteste Werk der letzten Gruppe ist das Hsiao-lin.

1) Humorvolle Begebenheiten finden sich natürlich auch in den

andersartigen Sammlungen. So z. B. unter den Geistergeschichten.

Eine davon, die stark an unsere Geschichten vom dimimen Teufel

anklingt, möchte ich kurz mitteilen: „Ein gewisser Tsimg Ting-po

aus Nan-yang begegnete in seinen jimgen Jahren auf einem nächtlichen

Weg einem Dämon. Er rief ihn an: ,Wer da?' Der Dämon sagte:

,Ein Dämon!' Dann fragte er seinerseits: ,Wer sind Sie deim ?'

Ting-po log ihn an und sagte, er sei auch ein Dämon. Der Dämon

fragte ihn darauf, wohin er gehe. Er antwortete, er wolle gerade nach

dem Wan -Marktflecken gehen. Der Dämon sagte, er ginge auch

dahin. Als sie einige Li zusammen gegangen waren, meinte der Dämon,

er ginge zu schnell und sie könnten sich doch abwechselnd tragen.

Ting-po sagte: .Ausgezeichnet.' Daraufhin nahm der Dämon zuerst

Ting-po für einige Li auf die Schultern. Er sagte: ,Mein Herr, Sie

sind sehr schwer. Ich glaube, Sie sind gar kein Dämon.' Ting-po

entgegnete: ,Ich bin erst vor ganz kurzer Zeit gestorben, darum bin

ich noch so schwer.' Dann trug Ting-po den Dämon. Der hatte fast

gar kein Gewicht. So wechselten sie zwei- bis dreimal. Dann sagte

Ting-po wieder: ,Da ich erst kürzhch gestorben bin, kenne ich mich

noch nicht recht aus. So weiß ich nicht, wovor sich Dämonen eigent-

(4)

W. Eichhorn, Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw. 37

Seine Bedeutung in der chinesischen Literaturgeschichte

hegt ebenso wie die aller dieser Sammlungen von Wunder¬

berichten und Anekdoten darin, daß in ihnen der Ausgangs¬

punkt der Entwicklung zum chinesischen Märchen, zur

Novelle und zum Roman zu erblicken ist.

lieh fürchten.' Der Dämon sagte: ,Nur der menschliche Speichel ist

uns imangenehm.' Als sie sich dem Marktplatz näherten, trug Ting-po

gerade wieder den Dämon auf dem Kopfe und, ehe dieser sich's ver¬

sah, packte er ihn. Der Dämon schrie laut, während ihn Ting-po fes¬

selte. Daim hörte er nichts mehr von ihm und brachte ihn geraden

Weges mitten auf den Wan-Markt, wo sich der Dämon, sobald er dio

Erde berührte, in ein Schaf verwandelte. Somit verkaufte er ihn.

Da er aber fürchtete, er könne sich wieder verwandeln, spuckte er ihn an. Er löste 1500 Geldstücke." (T'ai-p'ing yü-lan 884, i^^ ^ipl^e.

Mitgeteilt in Lu Hsin: «f S Ift Öl PlS^ S. 56.) Auch in die

geistigen Auseinandersetzimgen der Zeit greift die witzige Anekdote ein und läßt die gegnerische Lehre in einem höchst lächerlichen Lichte erscheinen. So z. B. die folgende Erzählung über Konfuzius : „Kung-

tse streifte im Gebirge umher und schickte den Tse-lu nach Wasser.

Dieser traf an der Wasserstelle einen Tiger und kämpfte mit ihm.

Er riß ihm den Schwanz aus imd steckte ihn ein. Dann schöpfte er

Wasser und kehrte zurück. Er fragte den Kung-tse und sagte : ,Wemi

ein Gelehrter höchsten Grades einen Tiger tötet, wie macht er das ?'

Der Meister sagte: ,Er packt den Tiger beim Kopfe.' Jener fragte

wieder: ,Weim ein Gelehrter mittleren Grades einen Tiger tötet, wie

macht er das ?' Der Meister sagte : ,Er packt den Tiger bei den Ohren.' Jener fragte wieder: ,Wenn ein Gelehrter untersten Grades einen Tiger

tötet, wie macht er das?' Der Meister sagte: ,Er pa<!kt den Tiger

beim Schwänze.' Tse-lu zog darauf den Tigerschwanz heraus und

warf ihn fort. Weil er sich aber über Kung-tse ärgerte, sagte er:

.Der Meister hat gewußt, daß beim Wasser ein Tiger war und hat mich

Wasser holen lassen. Das bedeutet, daß er meinen Tod wollte.'

Er steckte einen Stein zu sich, mit dem er Kung-tse treffen wollte.

Dann fragte er wieder : ,Wenn ein Gelehrter höchsten Grades jemanden töten will, wie macht er das ?' Der Meister sagte: ,Er tut es mit dem

Pinsel.' Jener fragte wieder: ,Werm ein Gelehrter mittleren Grades

jemanden töten will, wie macht er das ?' Der Meister sagte: ,Er tut

es mit der Zunge.' Jener fragte wieder: ,Wenn ein Gelehrter untersten

Grades jemanden töten will, wie macht er das ?' Der Meister sagte:

,Er steckt sich in diesem Falle einen Steüi ein.' Tse-lu warf darauf seinen Stein fort und bekehrte sich wieder." (ift ^ 25, mitgeteilt bei

Lu Hsin: 4" |^ /J^ gft Ul S. 82.) Man vgl. zu dieser Anekdote

Lun-yü VII. 10, wo Kung-tse von Tse-lu sagt, daß er wohl unbe¬

waffnet einen Tiger angreifen würde.

(5)

38 W. Eichhobn, Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw.

Daa Fragment des Hsiao-hn ist wahrscheinhch von

Ma Kuo-han aus älteren Sammlungen, hauptsächlich aus dem

T'ai-p'ing yü-lan und T'ai-p'ing kuang-chi, sowie aus anderen

Werken, z. B. den Aufzeichnungen über Bambussprossen des

Buddhisten Tsan-ning^) zusammengestellt worden*). Als

Kompilator des verschwimdenen alten Werkes gilt der Palast-

sekretär^) Han-tan Ch'un (tfß fP W-)-

Die Lebensgeschichte dieses Gelehrten führt ims in die

Zeit der drei Reiche, d. h. in die Wende des zweiten und dritten

nachchristlichen Jahrhunderts und an den Hof des Wei wang

Ts'ao Ts'ao. Im Herrschaftsbereiche des Liu Piao*) in Ching-

chou (flj #1) fanden sich damals zahlreiche Künstler und

Gelehrte der Zeit zusammen und es entstand dort eine be¬

scheidene Nachblüte der Künste und Studien. In der Lite¬

raturgeschichte ist sie bekannt als die Periode Chien-an*).

Sie fand ihre Fortsetzung am Hofe der Wei. Ts'ao Ts'ao

selber, sowie später seine Söhne Ts'ao P'ei (Wen ti) und be¬

sonders Ts'ao Chih zählen mit zu den hervorragendsten

Dichtern jener Zeit. Um sie herum entstand das geistige Leben

der Epoche, an dem die beiden anderen Staaten Shu-han

und Wu nur bescheidenen Anteil hatten. Die Ts'ao, Vater und

Söhne, schätzten die (Jelehrten und hatten ein gutes Urteil in

künstlerischen Dingen. Darum verbreitete sich ihr Ruf und

zog Künstler und Gelehrte an. Die anderen Staaten Shu-han

und Wu blieben auf diesem Gebiete weit hinter Wei zurück.

1) ^ ^ lebte im Ausgang des 10. Jahrhunderts, vgl. Chung-kuo

jen-ming ta tz'e-tien S. 758. Über sein Werk das |§ vgl. Sung-shih

206, S. 9b und Wyi.ie, Notes on Chinese Literature S. 153.

2) Zur Geschichte des Textes vgl. die Aufzeichnungen in den

Geschichtswerken: Sui-shu 34, S. 5a ^ ^;.fc H # 91 ^ 4*

flU^^ iP, ebenso im Chiu T'ang-shu 47, S. 5a, Hsin T'ang-shu 59,

S. 8a imd Sung-shih 206, S. 2b. Über das im Hsin T'ang-shu 59, S. 9a

erwähnte Hsiao-lin des fSf ^ j^, sowie über das im Sung-shih 206,

S. 2b aufgeführte jß- K ^ 3^ koimte ich nichts Näheres ausmachen.

Vermutlich handelt es sich um verlorengegangene Nachahmungen

des alten Hsiao-lin.

3) ^ Bia zur T'ang-Zeit muß dies eine Art nebenamt¬

licher Sekretärsposten im Palast gewesen sein. Vgl. Tz'e-yüan.

4) Vgl. Giles: Biogr. Diction. Nr. 1339.

6) ^ $ 19&— 220.

(6)

W. Eichhorn, Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw. 39

Schon dies zeigt, wo damals trotz der konfuzianischen Sym¬

pathie für Liu Pei und den Shu-han-Staat, der Schwerpunkt

der kulturellen und politischen Weiterentwicklung eigent¬

lich lag.

Han-tan 1) Ch'un, über dessen Geburt*) und Tod sich keine

Angaben finden, war ein Zeitgenosse des berühmten Wang

Ts'an (3E #), eines der „sieben Meister der Periode Chien-

an"^). In den literarischen Kreisen scheint er erstmalig

bekanntgeworden zu sein durch sein Nachrufgedicht auf den

romantischen Tod des Mädchens Ts'ao 0 (W ^)*)- Diese

war die Tochter eines Mannes aus Shang-yü ( Jl M), dem

heutigen Shang-yü hsien in Chekiang. Ihr Vater konnte

durch Gesänge und Tänze Greister beschwören. Etwa um das

Jahr 144 n. Chr. ertrank er im Yang-tse. Seine Leiche aber

wurde von dem Strome nicht ans Land gespült. Ts'ao 0 war

damals vierzehn Jahre alt. Sie wandelte am Ufer und weinte und

klagte unablässig Tag und Nacht. Nachdem sie etwa vierzehn

Tage lang so umhergestreift war, sprang sie schließlich selber

vor Schmerz ins Wasser. Nach fünf Tagen wurde ihre Leiche

ans Ufer gespült und in ihren Armen hielt sie den toten

Vater*) *). Einige Jahre später veranlaßte der Kreisverwalter

1) Han-tan geht zurück auf einen Ortsnamen. Es war

die Hauptstadt des Staates Chao. Vgl. Ed. Chavannes, Pei Yüan Lou,

T'oung-pao II. 5, S. 181.

2) Vielleicht um das Jahr 139 n. Chr., wenn man eine Angabe

in dem Roman San-kuo yen-i, Kap. 71, als auf unbekannter, histo¬

rischer Quelle beruhend, zugrunde legen würde.

3) Es sind dies Hsü Kan (Giles: Biogr. Diction. Nr. 777),

Wang Ts'an (ebd. Nr. 2235, lebte 177—217), K'ung Jung (ebd.

Nr. 1046), Ch'en Lin (ebd. Nr. 233), Liu Chen, Ying Yang (ebd.

Nr. 2499) und Yüan Yü (ebd. Nr. 2572). AUe diese waren Schüler

oder standen sonstwie in Verbindimg zu Ts'ai Yung (ebd. Nr. 1986,

Forke: Geschichte der mittelalterlichen chinesischen Philosophie

S. 112, O.Franke: Geschichte des chinesischen Reiches I, S. 412,

lebte 133—192), einem hervorragenden Gelehrten und Staatsmann

.seiner Zeit.

4) Giles: Biogr. Diction. Nr. 2007.

5) Die rührende Geschichte der Ts'ao O wird vielfach berichtet.

Meine Darstellung stützt sich auf Ta-ts'ing i-t'ung chih 228, S. Ib.

6) Ts'ao O hat wegen ihres von Kindesliebe zeugenden Opfer-

(7)

40 W. Eichhorn, Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw.

Tu Shangi) den damals etwa dreizehnjährigen Han-tan Ch'un,

seinen Schüler, ein Nachruf gedieht zu verfassen. Dies fiel

besonders gut aus und wurde deshalb auf einem Gedächtnis¬

stein eingegraben*). Ts'ai Yung e.) befühlte einst in der

Nacht die Schriftzeichen und las sie so. Sein Urteil über das

Gedicht schrieb er mit acht Zeichen auf die Rückseite^)*)*).

Weitere Angaben über das Leben des Han-tan Ch'un

finden sich im Wei lüeh'). Dort lesen wir etwa folgendes:

Han-tan Ch'un hieß mit einem anderen Namen Chu (^).

Sein literarischer Name war Tse-shu {-f- MY)- Er hatte um¬

fangreiche Kenntnisse sowie schriftstellerisches Talent. Auch

todes auch in die offizielle Geschichte Eingang gefunden, vgl. HouHan-

shu 114, S. 5b. Nach dem dort aufgeführten Kommentar warf

Ts'ao O zunächst ihre Kleider ins Wasser und betete, sie mögen zu

der Stelle schwimmen, wo sich ihres Vaters Leiche befände, und dort

vorsinken. So geschah es auch und sie sprang an dieser Stelle den

Kleidern nach ins Wasser.

1) fÄJ, Chung-kuo jen-ming ta tz'e-tien S. 650. Tu Shang war

in seiner Amtsführung streng und hochmütig, verstand es aber so

ausgezeichnet, Unzuchtverbrechen an den Tag zu bringen, daß das

Volk an eine» Art übernatürlicher Fähigkeit bei ihm glaubte.

2) Nach Lu Hsm, Chung-kuo hsiao-shuo shih-lüeh S. 83 wäre

dies im Jahre 151 gowosen. Vgl. auch den Kommentar im Hou Han-

shu 114, S. 5b.

3) Dies Urteil des Ts'ai Yung ist ein berühmtes Rätsel und lautet :

Ä i^R ^/j M ^ 'M l'J ■ I-^'ö Lösung wurde gefunden von Yang

Hsiu (ij^ \^ Giles: Biogr. Diction. Nr. 2377), der sie dem Ts'ao Ts'ao

mitteilte. Sie lautot: Die Zeichen ^ ^jj bedeuten j^, J0 bedeutet

ij'> ^ ■flk bedeutet und die letzten beiden Zeichen bedeuten

, das Ganze also: ^ -jif g'^ = außerordentlich vorzügliche

Worte. Vgl. Hb liJi fr m Abt. 11.

4) Dieser ganze Stoff, der Opfertod der Ts'ao O, das Rätsel

des Ts'ai Yung und seine Auflösung durch Ts'ao Ts'ao's klugen

.Sekretär Yang Hsiu, ist verarbeitet in dem Roman San-kuo yen-i,

vgl. Kap. 71.

5) Was heute als Grabsteingedicht der Ts'ao O überliefert ist,

stammt von Wang Hsi-chih (Giles: Biogr. Diction. Nr. 2174, lebte

321—379) und ist nicht der ursprüngliche Stein. (Angabe in Chimg-

kuo jen-ming ta tz'e-tien S. 988.) 6) H üt! ig 21, S. 3a.

7) Nach dem Kommentar im Hou Han-shu 114, S. 5b allerdings

^m-

(8)

W. Eichhorn, Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw. 41

verstand er sich auf Zierschrift und die Zeichenlehre tp)

des Hsü Shen {i'f \^)^). Zwischen 190 und 193 kam er von

San-fu (H Mf) nach Ching-chou (jflj -M)^). Dort blieb er,

bis dies Gebiet dem Wei-Staat angeschlossen wurde*).

Ts'ao Ts'ao hatte schon früher vom Ruhm des Han-tan Ch'un

gehört. Er ließ ihn zur Audienz kommen und behandelte

ihn mit viel Respekt und Bewunderung. Der Wu-kuan-

chiang*) förderte die Gelehrten. Er hatte ebenfalls schon

früher vom Ruhm des Han-tan Ch'un gehört. Daraufhin

sandte er ihm eine Nachricht, daß er die Absicht habe, ihm

eine wissenschaftliche Anstellung zu geben. Es traf sich aber,

daß auch Ts'ao Chih') den Han-tan gerne gehabt hätte.

Ts'ao Ts'ao schickte ihn deshalb zu Ts'ao Chih. Dieser freute

sich sehr darüber. Er lud ihn zu sich ein und bat ihn, Platz

1) Giles: Biogr. Diction. Nr. 787, Verfasser des Shuo wen.

2) Damals dio Umgebung der Hauptstadt Chang-an im Wei-

Tale, heute ein Toil der Provinz Shensi.

3) Im Yang-tse Gebiet.

4) Zu pt] vgl. Tz'e-yüan. Das Han-Reich war damals in

voller Auflö.sung. Im Jahre 190 hatte sich Tung Cho des Kaisers

bemächtigt und die Hauptstadt von Lo-yang nach Chang-an verlegt.

Nach seiner l"]rmordung tobten die Kämpfe der Söldnerfülirer im

Lande. Ching-chou stand zu jener Zeit unter der Verwaltung von

Liu Piao. Dieser liebte das Volk und förderte die Gelehrten. Da in

seinem Lande Ruhe war, kamen diese in Scharen zu ihm. Im Jahre

198 errichtete er eine Akademie. (Vgl. T'ung-kien kang-mu, Chien-an

2. Jahr.) Liu Piao hielt treu zu seinen entfernten Verwandten, der

kaiserlichen Familie Liu, und unterstützte deshalb auch Liu Pei

gegen Ts'ao Ts'ao. D(!r Gelehrte und Regierungsratgeber Wang Ts'an

(s. o.) war nach .seiner Flucht \or den Unruhen im Norden bei ihm

Ehrengast. Auf seinen Rat unterwarf sich nach dem Tode des Liu

Piao dessen Sohn Liu Tsung dem Ts'ao Ts'ao.

3l 1^ 'st Ts'ao Poi. Vgl. Biographie dt;« Wang Ts'an

S. 3a. Im Jahre 212 wurde Ts'ao Poi von seinem Vater zum 31 "t"

tI^ ernamit. V^gl. San-kuo chih, Wei shu 1, S. 30a.

6) iiy ^ifi liter. Name ^ ^, 192—232, vgl. Giles: Biogr.

Diction. Nr. 1994. Er war der jüngere Bruder des Ts'ao P'ei. Im Alter

von 19 Jahren wurde er mit der Grafschaft Lin-tzu belehnt, daher die

Bezeichnung [S<j jVc vgl. San-kuo chih, Wei-shu 19, Biographie

des [lifi ß,', ^ was soin eigentlicher Titel ist. Lin-tzu besteht heute

nicht mohr. Es lag im iioutieen Shantung. Im Wei-Staatc gehörte es

zur Pro\inz 'Jfl-

(9)

42 W. Eichhorn, Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw.

zu nehmen, fing aber zunächst kein Grespräch mit ihm an.

Es war damals außerordentlich heiß. Ts'ao Chih ließ von

seinen Dienern Wasser bereiten und nachdem er selber

gebadet hatte, puderte er sich, band sich das Haar in einem

Knoten auf und führte in leicht bekleidetem Zustand eine

Art barbarischen Kriegs- und Waffentanz vor ihm auf, wozu

er eine lange dramatische Deklamation vortrug. Als er ge¬

endet hatte, sagte er zu Han-tan Ch'un : „Nun Herr^) Han-tan,

wie gefällt Ihnen das ?" Dann kleidete er sich vollends an

und benahm sich manierlich. Er sprach mit Han-tan Ch'un

über den Uranfang und die Schöpfung, über die Bedeutung

der Wesenheiten und ihre Klassifizierung. Danach be¬

sprachen sie die Unterschiede in den Vorzügen und Nach¬

teilen der Heiligen und Weisen, der berühmten Beamten und

hervorragenden Helden seit Beginn der Greschichte. Als

nächstes ergingen sie sich über die Literatur ihrer und der

früheren Epochen. Sie sprachen auch ausführlich über Ver¬

waltungs- und Regierungsangelegenheiten, über Militärwesen

und Kriegstechnik. Dann erst befahl Ts'ao Chih dem Koch,

Wein und Braten aufzutragen. Schweigend saßen sie beim

Essen auf der Matte, ohne die Diskussion fortzusetzen, bis

zum Abend, dann ging Han-tan Ch'un heim. Er gehörte von

da an zu den Bewunderern der Fähigkeiten des Ts'ao Chih,

den er einen ganz hervorragenden Mann nannte. Ts'ao Ts'ao

schwankte damals, welchem seiner Söhne er die Erbfolge

übergeben sollte. Auf Grund der umgehenden Urteile neigte

er plötzlich dazu, Ts'ao Chih zum Kronprinzen zu machen.

Han-tan Ch'un, der oft die Fähigkeiten des Ts'ao Chih rühmte,

erregte dadurch zeitweilig das heftige Mißfallen des Ts'ao P'ei.

Im Jahre 220 beim Regierungsantritt des Ts'ao P'ei, des

Kaisers Wen ti des Wei-Reiches, wurde Han-tan Ch'un zum

Doktor und Palastsekretär ernannt. Han-tan verfaßte das

T'ou-hu fu (fö ^ üt)*) von mehr als 1000 Zeichen. Wen ti

1) Da Ts'ao Chih dem Besucher im Range weit überlegen ist,

redet er ihn mit ^ an, statt mit

2) fö ^ ist ein altes Spiel, bei dem mit PfeUen nach der Öffnung

einer Vase geworfen wird. Vgl. K. Himly : Die Abteilung der Spiele

im Spiegel der Mandschu-Sprache, in T'oung pao I. 6, S. 264ff. Der

(10)

W. Eichhoen, Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw. 43

hielt es für sehr kunstvoll und gab ihm ein Geschenk an

Seidenstoffen dafür.

Han-tan Ch'uns Autorschaft am Hsiao-lin scheint nicht

immer unbezweifelt gewesen zu sein. In der zweiten Hälfte

des dritten Jahrhunderts lebte nämlich der berühmte Witz¬

bold und Gelehrte Lu Yün M), der von manchen wegen

der über ihn im Umlauf befindlichen heiteren Anekdoten für

den eigentlichen Kompilator der Sammlung gehalten wurde.

Ma Kuo-han weist jedoch im Vorwort zu dem Fragmente des

Hsiao-lin die Verfasserschaft des Lu Yün^) als auf einem

Irrtum beruhend zurück.

Titel einer Sammlung der Schriften des Han-tan Ch'un findet sich

Sui-shu 35, S. 2a || ^ «^^ flU f P ^ H Von ihm

stammt ferner ein als Fragment in der Sammlung 5. ® UJ M

^ ^ erhaltenes ^ (zitiert von Himly: T'oung pao I. 7, S. 146).

Dies enthält die kulturhistorisch wohl recht interessante Beschreibung

alter Spiele und ihrer Spielregeln. Über das Spiel T'ou hu heißt es

dabei, es gäbe dabei 12 Spielmarken, die die Zahl der 12 Monate

darstellen sollten. Vieles in dem Fragmente, wie z. B. die Aus¬

führungen über die Spiele (oder t§ Pi^). H:^Jtffi.P3i^

usw. bleibt ziemlich unverständlich, da die Anschauungen dazu fehlen.

Die Spiehegeln werden teilweise in Versform vorgetragen. Mehrere

der Spiele bauen sich auf dem Tierzyklus auf. Zum Spiele fö ^ vgl.

besonders das entsprechende Kapitel im Li ki (Übersetzung von

COUVBEÜE S. 591 ff.).

1) Da wir in Lu Yün ebenso wie z. B. in dem Taoisten Timg-fang

So (geb. 160 V. Chr.) einen Vertreter echt chinesischen Humors vor

uns haben, so möchte ich hier einige Einzelheiten aus seinem Leben

mitteilen. Seine Biographie s. Tsin-shu 54, S. 7a — 9a. Lu Yün mit

dem literarischen Namen ^| war bereits mit sechs Jahren der

Literatur ergeben, von Charakter klar und gerade, begabt und von

guter Haltung. Schon als junger Mann kam er an Ruhm seinem

älteren Bruder Chi (jj|, 261—303, Giles: Biogr. Diction. Nr. 1402)

gleich. Wenn er auch diesen in der literarischen Komposition nicht

erreichte, so übertraf er ihn doch in der Diskussion. Man nannte die

Brüder einfach „die beiden Lu". Unter den Zeitgenossen gingen

eine Reihe anerkennender Urteile über sie um. (Mitgeteilt im Shih-

shuo hsin-yü.) Einmal besucht Chi den bekaimten Gelehrten Chang

Hua (^ Giles: Biogr. Diction. Nr. 65. Verfasser des |ij ^ '^),

der sich dabei nach seinem Bruder erkvmdigte. Chi sagte: „Yün hat

die Lachkrankheit tmd mag sich nicht sehen lassen." Plötzlich aber

kam Yün an. Hua war in seinem Äußeren sehr elegant und liebte ea.

(11)

44 W. Eichhobn, Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw.

Was nun schheßhch den Inhalt des Hsiao-lin betrifft, so

enthalten die meisten der erhaltenen 26 Witze und Schnurren

mit weißen Seidenbändern die Haare aufzubinden. Yün sah es imd

brach in ein großes Gelächter aus, das nicht mehr enden wollte.

Früher war Yün einmal in Trauerkleidung in einem Boot ge¬

fahren. Dabei sah er im Wasser sein Spiegelbild. Darüber mußte

er so lachen, daß er ins Wasser fiel. Seine Begleiter fischten ihn wieder heraus.

Yün und sein ebenfalls berühmter Zeitgenosse Hsün Yin

Chung-kuo jen-ming ta tz'e-tien S. 841) trafen sich zum ersten Male

bei Chang Hua. Hua wies auf die das gewöhnliche Maß überschreitende

Begabung seiner beiden Gäste hin und forderte sie auf, ihrer Unter¬

haltung eine entsprechende, ungewöhnliche Note zu geben. Yün

reckte daraufhin die Hand empor und sagte: ,,In den Wolken (yün)

ist Lu Shih-Iung (^ d. h. der gelehrte Drache, literarischer Name

des Lu Yün, s. o.)." Yin antwortete: „Unter der Sonne ist Hsün

Ming-hao (B^ fg[}, d. h. Hsün, der schreiende Kranich, literarischer

Name des Hsün Yin)." Lu sagte: „Schon öffnen sich die fernen

Wolken etwas, ich sehe aber nur einen weißen Fasan. Warum spannen

Sie nicht Ihren Bogen und schießen ihn herunter ?" Hsün antwortete:

,,Was Sie ursprünglich einen imermüdlichen Drachen nannten, ist

doch tatsächlich nur ein junger Berghirsch. Das Tierlein ist schwach,

aber mein Bogen stark, darum mag ich nicht schießen." Chang Hua

rieb sich die Hände und lachte sehr. (Vgl. Shih-shuo hsin-yü. Abt. 25.) Im Alter von 18 Jahren trat Lu Yün bei dem Gouverneur ( [jjlj ^1)

Chou Chün (JfJ ^) als Sekretär ein. Chou Chün sagte über ihn, er

sei der Yen tse (wegen seiner unerschütterlichen Heiterkeit bekannte]-

Jünger des Konfuzius, Giles: Biogr. Diction. Nr. 2465) der Gegen¬

wart. (Vgl. Shih-shuo hsin-yü, Abt. 8,) Schließlich trat er in die

Dienste des Prinzen Ying von Ch'eng-tu und wurde später von diesem

wegen Mißerfolg im Feldzug zusammen mit seinem Bruder Chi hin¬

gerichtet. Bei seinem Tode war er 42 Jahre alt. Danach wäre er ein

Jahr jünger gewesen als sein Bruder und um 262 geboren. Er gab 349

Bände an Schriften heraus und sammelte auch ein Hsin-shu (jfjf

vgl. dazu den alten Titel des Shih-shuo hsin-yü, ZDMG. 91, 2, S. 459)

von 10 Bänden. Der Natur des Yün entsprechend mag letzteres eine

Reihe scherzhafter Anekdoten enthalten haben, die vielleicht später

von Liu I-ch'ing teilweise ins Shih-shuo hsin-yü übernommen wurden.

Oder sollte das Shih-shuo hsin-yü überhaupt nur die Kompilation

eines alten -{Jl; ift (Liu Hsiang?) und dieses Hsin-shu sein? Im

Sui-shu 35, S. 3b findet sich der Titel der gesammelten Werke des

Lu Yün. Die Sammlung 3£ gij [1] -f^fe ^ enthält ein jS^ ^

betiteltes Fragment von Lu Yün. Am Ende von diesem wird eine

auch in der Tsin-shu-Biographie enthaltene Anekdote mitgeteilt, die

(12)

W. Eichhorn, Die älteste Sammlung cliinesischer Witze usw. 45

die Geißelung und Verhöhnung menschlicher Unzulänglich¬

keiten wie Dummheit, Unbildung, Geiz, körperliche Mängel

usw. Der feine Esprit, wie er z. B. manchmal in den Anekdoten

des Shih-shuo hsin-yü anzutreffen ist, fehlt hier gänzlich.

Dies bekräftigt die Annahme, daß es sich hier um Witze

handelt, die aus der Atmosphäre der breiten Masse stammen.

Wir haben also in dem Fragmente des Hsiao-lin echten Volks¬

humor vor uns, wie er etwa am Ende des zweiten Jahrhunderts

in den unteren Schichten der Land- und Stadtbevölkerung

lebendig war.

Ein anderer interessanter Punkt kommt noch dazu. Aus

den überkommenen Witzen läßt sich bis zu einem gewissen

Grade eine Einsicht in das damalige Volkstumsbewußtsein

gewinnen. Charakteristisch ist die Stellung der Wu-Leute

oder der Leute aus dem Süden darin. Sie erscheinen in der

eigentlich chinesischen Atmosphäre als Fremde^). Ihre

Lebensgewohnheiten weisen den Han-jen, den Chinesen im

eigentlichen Sinne, gegenüber fremdartige Züge auf*). Man

betrügt sie und wird von ihnen betrogen^). Es zeigt sich da-

insofern von Interesse ist, als daraus Lu Yün's Neigimg zum Taoismus

hervorgeht. Yün auf der Reise zu einem alten Freund kommt in

einer dunklen Nacht vom Wege ab. Niemand kennt mehr die genaue

Richtimg. Plötzlich sieht er im Grase einen Lichtschein und geht

darauf zu. Er findet neben einer gemütlichen Unterkunft für die Nacht ein junges, schönes Mädchen von feinen Sitten, mit derer in ein Gespräch

über Lao tse kommt. Das Mädchen gibt tiefe, umfassende Aufklä¬

rungen. Bei Morgendämmerung nimmt er Abschied. Etwa 10 Li

weiter kommt er zum Hause seines Freundes, von dem er beiläufig

erfährt, daß mehrere 10 Li im Umkreis keine andere menschliche Woh¬

nung sei. Yün sucht daraufhin nach dem Platze, wo er die Nacht so

angenehm verbracht hat. Es war das Grab des Wang Pi (3E jB^). des

berühmten Kommentators des Tao-te king. Ursprünglich neigte Yün

nicht zur Mystik, aber seit dieser Zeit diskutierte er über Taoismus.

Daß das Hsiao-lin dem Lu Yün zugeschrieben wird, entnehme

icli dem ^ij] ^ wo eüi ^ ^ ^fyjc aufgeführt ist. Möglicher¬

weise liegt dem eine Verwechslung mit einem alten ft ;j"yjc

(vgl- M # zugrunde.

1) Vgl. z. B. Nr. 1 und 11.

2) Vgl. z. B. Nr. 26.

3) Vgl. z. B. Nr. 11 und 25.

(13)

46 W. Eichhorn, Die älteste Sammlung chinesischer Witzo usw.

raus, daß die Bevölkerung des Yang-tse-Tales und südlich

dieses noch weit davon entfernt war, dem Volkstum ein¬

geschmolzen zu sein. Ebenso erscheint die Bevölkerung des

Ostens, d. h. etwa des heutigen Shantung, unter ähnlichen

Aspekten^). Für das Hsiao-lin selber ergibt sich daraus, daß

es innerhalb der eigentlich chinesischen Atmosphäre, dem

damaligen Staate Wei, entstanden sein muß.

Des weiteren geht aus dem Fragment des Hsiao-lin hervor,

welche Wichtigkeit dem Zeremonienwesen im Privatleben

eines Chinesen jener Tage zukam*). Das konfuzianische Riten¬

wesen war, wie man ersehen kann, dem Volkstum im hohen

Grade verschmolzen. Daraus wird verständlich, daß der

Konfuzianismus schließlich im scharfen Wettbewerb mit dem

Buddhismus, der in seiner teilweisen Verschmlezung mit der

anderen chinesischen Geistesrichtung, dem Taoismus, einen

besonders gefährlichen Gegner darstellte, schließlich doch im

Lauf der Jahrhunderte den Sieg davontragen mußte. Das

straffe Zeremonienwesen feite den Chinesen gegen allzustarkes

Überwuchern m j'stischer Spekulationen und irrationaler Ideen .

An Stelle weiterer Ausführungen über den Inhalt dieser

eigentümlichen Sammlung, dem ältesten chinesischen „Roll¬

wagenbüchlein", möchte ich eine sinngemäße Übertragung

des erhaltenen Fragmentes vorlegen.

Das Lachwäldchen,

gesammelt von Han-tan Ch'un aus dem Staate Wei.

1. Ein Mann aus Wu kam in die Hauptstadt und ließ

sich ein Essen herrichten. Es gab Lao-su oder K)').

Er wußte nicht, was das für ein Ding war. Er zwang sich, es

zu essen. Bei der Heimkehr erbrach er und fühlte sich sehr

unwohl. Darauf sagte er zu seinem Sohn: ,,Wenn man mit

1) Vgl. z. B. Nr. 23.

2) Vgl. z. B. Nr. 4, 8 u. a.

3) Eine Art Saucrmilch8p>eise oder Käse. Heute sind Milch

und Butter als Speisen in China unbekannt. Wie auch aus dem

buddhistischen Terminus ^ = dadhi (Sauermilch) hervorgeht, han¬

delt es sich wohl um eine aus den nordwestlichen Grenzgebieten ein¬

gedrungene Speise.

(14)

W. Eichhorn, Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw. 47

gemeinen Menschen zusammen ist und stirbt in ihrer Gesell¬

schaft, das macht denen auch keinen Kummer. Darum soll

man sich in acht nehmen vor ihnen".

2. In einer Nacht brach Feuer aus und ein Einwohner

von T'ai-yüan brachte seine Sachen heraus. Er wollte einen

dreifüßigen Behälter aus Kupfer herausbringen, irrtümlicher¬

weise aber nahm er ein Plätteisen. Dann erschrak er und wun¬

derte sich darüber. Er sagte zu seinem Sohn: ,,Das ist doch

merkwürdig! Das Feuer ist noch nicht bis an den Dreifuß

gekommen, und schon sind durch die Hitze die Füße ab¬

geschmolzen."

3. Ein gewisser Herr A wurde in der Nacht von einer

jähen Krankheit befallen und befahl seinem Diener, Licht

zu machen A Feuer bohren). Es war in jener Nacht

sehr dunkel. Das Licht kam nicht, und der Kranke drängte

zm" Eile. Darauf sagte der Diener voll Entrüstung: ,,Daß

mich der Herr tadelt, ist doch ganz und gar unbillig. Die

Dunkelheit ist heute wie schwarzer Lack. Warum nimmt er

nicht ein bißchen Licht und leuchtet mir, damit ich die Ge¬

räte zum Lichtanmachen finden kann ? Dann geht da;S ganz

leicht." K'ung Jung (JL M Ut. Name ^ ^ starb 208 n. Chr.

Vgl. Giles: Biogr. Diction. Nr. 1046) hörte davon und sagte:

,,So sollte man verfahren, wenn man andere tadelt."

4. Einer machte einen Beileidsbesuch und wollte zugleich

ein Geschenk als Beihilfe überreichen. Er fragte jemanden,

was für Gegenstände man dabei wohl geben könne. Der an¬

dere sagte: ,,Geld, Stoffe, Korn oder Seide. Es kommt ganz

darauf an, was Sie haben." Daraufhin schenkte er einen

Scheffel (M hu= 10 ^) Bohnen. Er stellte ihn vor dem Sohn,

der um seinen Vater trauerte, auf und sagte: ,,Auf alle Fälle

möchte ich Ihnen mit einem Scheffel großer Bohnen aus¬

helfen." Der Sohn schluchzte gänzlich fassungslos. Der

Besucher glaubte aber daraus eine Frage betreffs seiner Boh¬

nen zu verstehen und sagte: ,,Da kannst du dir eine Mahlzeit

davon machen." Der pietätvolle Sohn schluchzte wieder über

seine Armut und Verlassenheiti). Darauf sagte der Besucher:

1) Das le hat die Lesart ^^X^UmME-

(15)

48 W. Eichhoen, Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw.

„Aber mir kommt das geradezu gelegen, daß Sie arm sind,

natürlich schenke ich Ihnen noch einen Scheffel."

5. Shen H6ng (üt Jfl)^) aus dem Staate Wu der San-kuo-

Zeit hatte einen jüngeren Bruder namens Chün (t^) mit dem

literarischen Namen Shu-shan (^l Ui)*). Dieser hatte auch

den Namen Yü (Ruhm, Lob war aber dabei von Nattu:

äußerst knauserig. Als Chang W§n (?ß als Gtesandter

nach Shu (^) ging, hatte er auch eine Abschiedsbegegnung

mit Chün. Shen Chün trat bei ihm ein, und als er nach

längerem Verweilen wieder fortging, sagte er dabei zu Chang

Wen: ,,Ich war dabei, ein Stück Tuch auszuwählen, um es

Ihnen zu schenken, es war aber kein grobes Tuch mehr da."

Chang W§n fand es lobenswert, wie es jener fertigbrachte,

kein Geheimnis aus seinen Fehlem zu machen.

Ein andermal reiste Shen Chün am Ufer des T'ai-hu (See

zwischen Kiangsu und Chekiang). Er beauftragte einen seiner

Gefolgsleute, aus dem See etwas Salzwasser zu holen. Als

der es brachte, ärgerte er sich, weil es seiner Ansicht nach

zuviel war. So gab er den ausdrücklichen Befehl, daß man

es zurückbringen und vermindern solle. Dann aber plötzlich

schämte er sich über sich selber und sagte: „Ja, meine Natur

ist nun einmal so."

6. Chao Po-kung (?) war sehr beleibt. An einem Sommer¬

tage lag er betrunken da. Einer seiner Enkel stieg auf seinen

Bauch und vergnügte sich damit, in die Nabelhöhle des

Trunkenen nach und nach 7 oder 8 Pflaumen zu stecken.

Während seiner Trunkenheit merkte dieser nichts, aber einige

Tage später fühlte er Beschwerden. Die Pflaumen waren voU-

„Der pietätvolle Sohn schluchzte ohne Unterlaß über seine Ver¬

lassenheit und Armut". Sich als arm und verweist zu bezeichnen,

gehörte wohl mit zu den ÄuQenmgen der Trauer beim Tode der

Eltern. Bedenkt man den ungeheuren Aufwand, der bei solchen

Begräbnissen üblich war und gewöhnlich die Mittel der Hinter¬

bliebenen weit überstieg, so mag das nicht ganz unberechtigt ge¬

wesen sein.

1) Chung-kuo jen-ming ta tz'e tien S. 494.

2) Chung-kuo jen-ming ts tz'e tien S. 493 gibt als literarisohen

Namen an ^ |Ij.

3) C3)ung-kuo jen-ming ta tz'e tien S. 960.

(16)

W. Eichhokn, Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw. 49

ständig zerquetscht und der Saft floß heraus. Er glaubte,

sein Nabel habe ein Loch, und fürchtete, sterben zu müssen.

Darauf ließ er Weib und Kind kommen, um sein Haus zu

bestellen = MW: s. Tz'e-yüan). Dabei sagte er unter

Tränen zu seinen Angehörigen: „Meine Eingeweide zersetzen

sich, ich bin im Begriff zu sterben." Am nächsten Tag kamen

die Pflaumenkerne heraus. Da wußte er, daß sein Enkel

Pflaumen in seinem Leibe versteckt hatte.

7. Zur Zeit des Kaisers Huan (147—167, Han-Dynastie)

gab es jemanden, der war kaiserlicher Sekretär^). Er wollte

einen anderen veranlassen, an seiner Stelle die Berichte (an

den Thron) zu verfassen. Der andere konnte es aber auch nicht

für ihn tun und gab ihm deshalb folgenden Rat: ,,K§ Kung*)

aus dem Lande Liang hat vordem vorzügliche Berichte ver¬

faßt. Sie selbst können doch jetzt dessen Schriftstücke be¬

nutzen*). Sie sparen sich so die Mühe, nochmals etwas zu

machen." Der Sekretär folgte diesem Rat. Aber beim Ab¬

schreiben der Berichte ließ er den Namen Ke Kung nicht fort.

Der Gouverneur*) erstaunte, sandte keine Antwort, sondern

entließ ihn aus dem Dienste. Der Sekretär trat aus dem Amt

ins Zivilleben zurück. Die Zeitgenossen sagten daraufhin zu

ihm: ,,Wenn man Berichte macht, dann soll man, mögen sie

auch noch so vorzüglich sein, das ,K§ kung' weglassen."

8. In der Han-Zeit führte der Unterrichtsminister ("^ ^)

Ts'ui Lieh (MB Giles: Biogr. Diction. Nr. 2042) Amt in

Shang-tang (_h im heutigen Shansi). Pao Chien (fi& S)

war sein Sekretär und im Begriffe, seinen Besuch zu machen.

Er war in Sorge, daß er gegen die Zeremonialformen verstoßen

könnte und fragte einen, der schon früher dort gewesen war,

nach den gebräuchlichen Riten. Es traf sich, daß er dabei die

Antwort erhielt: ,,Tue dem Vorsingen des Zeremonien-

1) CouvBEUR Diction. S. 293 ^ Secretaire en second.

2) Chimg-kuo jen-ming ta tz'e tien 1310. Ke Kung erwarb sich

unter Ho Ti (89—105) durch seine Eingaben eine gewisse Berühmtheit.

3) So verstehe ich wenigstens den Satz § rT ffl-

4) Ich nehme an, daß )^ etwa gleich ^ zu verstehen ist,

was in der Han-Zeit die Bezeichnxmg für einen -j^ einen Gouver¬

neur, war.

Zeitschrift d. DUO. Bd. 04 (Neue Folge Bd. 19) 4

(17)

50 VV. Eichhorn. Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw.

meisterst) nur immer nach." Die Audienz fand statt. Der

Zeremonienhelfer sagte: „Verbeugt Euch!" Chien sagte

darauf ebenfalls: „Verbeugt Euch!" Der Zeremonienhelfer

sagte: „Nehmt Platz!" Chien sagte ebenfalls: „Nehmt

Platz!" Danach zog er seine Schuhe wieder an*) und setzte

sich obenhin. Als man im Begriffe war, die Sitzung aufzu¬

heben, wußte er nicht, wo seine Schuhe waren^). Der Zere¬

monienhelfer sagte: ,, Schuhe anziehen!" Chien sagte darauf

ebenfalls: ,, Schuhe anziehen."

9. Herr T'ao Chiu*) aus P'ing-yüan*) heiratete die Toch¬

ter einer Familie Me-t'ai*) aus P'o-hai'). Das Mädchen war

von Ansehen sehr schön und von achtunggebietendem Wesen.

Er zeigte ihr wiederholt seine Verehrung. Trotzdem schied

er sich von ihr, als sie ihm einen Sohn geboren hatte. Die

Mutter, eine geborene Ting, eine ältere Dame, suchte den

Schwiergersohn auf. Der Schwiegersohn hatte die Scheidung

.schon vollzogen und jagte deshalb die Frau fort. Die Frau

fragte beim Abschied, was eigentlich das Vergehen sei. Der

Gatte sagte: , .Früher schon habe ich bemerkt, daß die Quali¬

täten einer Frau mit den Jahren immer weniger werden*)

und nicht mehr so sind wie in vergangenen Tagen. Ich

fürchte nun, daß es mit meiner neuen Frau, wenn sie alt

1) J|. ^ Beamtentitel. Vgl. Tz'e-yüan.

2) Im alten China wurde, wie heute noch in Japan, vor der

Besuchshalle die Fußbekleidung abgelegt. Vgl. Couvreiir: Li Ki II,

S. 28.

3) Entweder es fehlt hier ein Stück im Text, oder der Sinn ist

lier, daß Pao Chien, der ja bei der Audienz alles verkehrt macht

imd vordem seine Fußbekleidung in der Verwirrung versehentlich an¬

gezogen hat, sie nun nicht imter den abgelegten Fußbekleidungen

der anderen AudienzteUnehmer finden kann.

4) Möglicherweiso identisch mit T'ao-chiu Hung {[SjsJ J£ fit vgl.

C'himg-kuo jen-ming ta tz'e-tien S. 1108).

5) Wohl das alte P'ing-yüan in Shantung.

^) ^ la ist wohl die Transkription eines nicht chinesischen

Namens.

7) P'o-hai zur Han-Zeit im Mündungsgebiet des Huangho.

8) So wenigstens muß ich die Stelle verstehen. Zu ^ vgl.

Tz'o yüan.

(18)

W. Eichhobn, Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw. 51i

wird, ebenso geht. Darum scheide ich mich von ihr. Es istj

wirkhch aus keinem anderen Grunde." •

10. Ein gewisser A war Provinzialverwaltungsassistent^).!

Als Mensch war er durchaus ohne Bildung. Jedesmal Avennj

er in eine Gesellschaft kam, gab es musikalische Veranstal-i

tungen. Er hatte schon oft an solchen Gesellschaften teil-;

genommen und schämte sich über seine Unkenntnis der Musik.i

Wenn die Sängerinnen ein Lied vorgetragen hatten, wurde^

Beifall gespendet. Er ahmte dann auch den anderen nach;

("^ A) und spendete Beifall. Seine damaligen Bekannten!

aus der Gesellschaft forderten ihn auf, selber einmal eine Ge-j

Seilschaft zu geben und Singemädchen dazu kommen zu lassen.-

Die Gäste*) hatten sich noch nicht versammelt, da ließ er diej

Singemädchen kommen und fragte sie nach ihrem Programm.;

Jeden einzelnen Titel schrieb er genau auf. Den Zettel legtej

er unter den Handtuchkasten^), wo sich von früher ein Arznei-^

Zettel befand. Als sich die Gäste versammelt hatten, fragten;

sie, welche Musikstücke er bestellt habe. Er holte also seine!

Aufzeichnungen hervor. Dabei ergriff er irrtümlich den Atz-'

neizettel, hielt ihn aber für das Musikprogramm. Auf dem|

Zettel stand: Futse*) 3 gr, Tang kui*) 4 gr usw. So sagte er:i

,,Man wird zur Unterhaltung der Gäste Fu tse und Tang kui;

.geben." Die Versammlung bog sich vor Lachen.

11. Ein Mann vom Süden kam in die Hauptstadt.]

Jemand gab ihm Verhaltungsmaßregeln und sagte: „Wenn!

du irgendeine Sache bekommst, dann mußt du sie sofort ^

essen und darfst auf keinen Fall erst nach ihrem Namen'

fragen." Einige Zeit danach ging er zu einem Gastfreund, i

Als er durch's Tor eintrat, sah er dort Pferdekot. Obwohl er j

1) Über ^/ und ^ /ff vgl. Tz'e yüan.

2) Ich nehme an, daß hier ^ ^ fälschlich für euifach ^ steht.

Der Vorgang wird auf die Art verständlicher.

3) ^- rti m-

4) pf^ ^ s. Tz'e yüan, Rabenhauptkraut, eine sehr giftige

Pflanze mit fleischigem Stengel und kleinen schwarzen Früchten.

Aus den Wurzehi macht man Medizin.

^) i?n 0fif s. Tz'e yüan. Wildwachsende Arzneipflanze, blüht

weiß. Aus den Wurzehi wird Medizin gemacht.

4*

(19)

52 VV. Eichhorn, Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw.

ihn aß, so behagte ihn doch nicht der Geruchi). Dann schritt

er weiter. (Beim Eintreten) sah er eine verrottete Stroh¬

sandale, die man auf die Straße geworfen hatte. Daraufhir,

kaute er sie, konnte sie aber durchaus nicht hinunterschlucken.

Ku Peng*) sagte: ,,Halt! Man darf nicht alles glauben, was

andere sagen!" Danach kam er zu einem höheren Beamten.

Dieser ließ für ihn gedämpfte Klößchen herrichten. Darauf

schaute er sie kritisch an und sagte: ,,Nun werde ich ein Bei¬

spiel statuieren*). Durch Erfahrung wird man klug*). Auf

keinen Fall werde ich das essen."

12. Einer hatte Schnippelsuppe. Er kostete sie mit

einem Suppenlöffel und es fehlte Salz. So fügte er es hinzu,

und weil er dann wieder die Suppe im Suppenlöffel kostete,

sagte er: ,,Noch nicht genug Salz." Auf diese Weise gab er

mehrere Male eine ziemliche Menge Salz in die Suppe, die

trotzdem nicht salzig werden wollte, worüber er sich wunderte.

13. A hatte Fleisch gekauft. Unterwegs trat er in eine

Bedürfnisanstalt ein und hängte währenddes das Fleisch

draußen auf. B stahl es, war aber noch nicht damit entwischt,

als A herauskam und nach seinem Fleisch suchte. Um ihn

zu täuschen, nahm B das Fleisch in den Mund und sagte:

„Wenn man das Fleisch draußen aufhängt, dann muß es ja

gestohlen werden ! Wenn man es aber wie ich im Munde hält,

wie könnte es dann wegkommen!"

14. Yao Piao und Chang Wen reisten zusammen nach

Wu-ch'ang. Unterwegs trafen sie bei einer kleinen Insel im

1) Ich lege hier statt der Lesart ^ die im Kommentar

angegebene Lesart ^ ^ zugrunde.

2) Ich kann die Zeichen nur als Namen auffassen. Mög¬

licherweise bedeuten sie vielleicht auch „Ku, der Abgesandte", oder

bezeichnen einen unbekannten Titel.

3) Beide Sätze sind in anderen Ausgaben fortgelassen. Ich bin

in keinem der beiden FäUe sicher, ob ich den eigentlichen Sinn ge¬

troffen habe. Betr. der Auffassung von ^ bin ich Couvreur, Diction.

Claas. S. 27 gefolgt. Wörtlich etwa „Du bist das Regel-Ding." Er

will hier erstmalig die neugewonnene Einsicht heraussteUen. Den

zweiten Satz würde ich etwa verstehen: „Sich in acht nehmen, wegen

des Früheren."

(20)

W. Eichhorn, Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw. 53

Yangtse den Wu Hsing und Shen Hengi). Sie mußten auf

den Wind warten M.), und die Vorräte erschöpften sich.

So schickten sie jemanden zu Yao Piao, um von ihm hundert

Hu (Ä^-) Salz auszuleihen. Piao war von Natur hochmütig und

geradezu. Er beantwortete den erhaltenen Brief nicht. Er

unterhielt sich gerade mit Chang Wen. Nach einiger Zeit

beauftragte er seine Diener, hundert Hu Salz herauszuholen

und in das Wasser des Kiang zu werfen. Er sagte zu Wen :

,,Sie verstehen, daß ich an sich mit Salz nicht geize. Ich mag

es bloß denen nicht geben."

15. Ein Mann aus Ch'u, der in armseligen Verhältnissen

lebte, befaßte sich mit dem Studium der Künste von Huai-

nan. Gerade hatte er gelernt, daß die Gottesanbeterin, wenn

sie eine Grille belauert, sich mit einem Blatt tarnt und so ihre

Gestalt verbergen kann. In der Folge, wie er unter einem

Baum war, schaute er hinauf und sah eine Gottesanbeterin,

die ein Blatt pflückte. Sie ergriff das Blatt und belauerte da¬

hinter eine Grille, um sie zu packen. Das Blatt fiel dabei vom

Baum herunter. Unter dem Baume aber waren schon von

früher her herabgefallene Blätter, und er konnte es nicht mehr

herausfinden. Er fegte sie zusammen und nahm mehrere tou

= 10 fh) Blätter mit nach Hause. Eines nach dem anderen

nahm er die Blätter, verbarg sich dahinter und fragte seine

Frau: „Siehst du mich oder nicht ?" In der ersten Zeit ant¬

wortete die Frau immer: „Ich sehe dich." Wie das aber den

ganzen Tag so weiterging, wurde sie der Sache überdrüssig

und konnte sich nicht enthalten, ihn zu belügen imd sagte:

„Ich sehe dich nicht." Der Mann war im stillen hocherfreut

und ging mit dem Blatt auf den Markt. Dort nahm er ganz

offen den anderen die Sachen fort. Die Polizei führte ihn

infolgedessen gefesselt zum Kreisyamen. Der Exeisbeamte

hörte sich an, was er zu seiner Entschuldigung zu sagen hatte,

und jener erzählte alles von Anfang bis Ende. Der Beamte

I) Von den genannten Persönhchkeiten ist nur über Shen Htog

eine kurze Notiz im Chung-kuo jSn-ming ta tz'e-tien zu finden. An¬

scheinend sind sie in der Geschichte nicht hervorgetreten. Über ihr

Verhältnis zueinander ist deshalb natüriich auch nichts Näheres aun-

zumschen.

(21)

54 W. EiCHHORK, Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw.

mußte darauf laut lachen imd ließ ihn frei, ohne ihn zu

bestrafen.

16. Zur Han-Zeit gab es einen alten Mann. Er hatte

keine Kinder, war reich und von Natur sehr geizig. Er trug

schlechte Kleider und aß grobe Nahrung. Am frühen Morgen

stand er auf, und am frühen Abend ging er zu Bett. Bei

allen Geschäften hatte er nur seinen Vorteil im Auge^), und

im Zusammenraffen war er unermüdlich. Für sich selber aber

wagte er nichts zu verbrauchen. Einmal wurde er von irgend

jemanden um Hilfe angegangen. Er konnte die Bitten nicht

abschlagen und begab sich deshalb nach innen, um zehn kleine

Geldstücke zu holen. Während er aus dem Grcmach wieder

nach außen ging, zog er bei jedem Schritt etwas von der

Summe ab, und bis er wieder hinauskam, blieb bloß noch die

Hälfte übrig. Mit geschlossenen Augen übergab er das Geld

dem Bittsteller und richtete dabei folgende Aufforderung

an ihn: ,,Ich habe meine Familie schwer geschädigt, um

Ihnen zu helfen. Erzählen Sie auf keinen Fall anderen da¬

von, sonst kommen alle und machen es so wie Sie." Der

alte Mann starb unem^artet. Sein Haus und Hof wurden von

den Beamten konfisziert. Seine Güter und Schätze halfen die

Staatskassen füllen.

17. Ein gewisser 4 wollte dem Bezirksvorstand einen

Besuch machen und fragte unter dessen Beamten: ,,Was hat

denn der Herr Vorstand gerne 1" Jemand sagte ihm : ,,Er liebt

besonders das Kung-yang chuan. Danach ging er hinein zur

Audienz. Der Bezirksvorstand fragte ihn: ,,Was für Bücher

haben Sie denn studiert?" Er antwortete: ,,Ich habe mich

ausschließlich mit dem Kung-yang-Kommentar beschäftigt."

Der Vorstand wollte ihn prüfen und fragte: ,,Wer hat doch

gleich de-i T'o von Ch'en*) getötet?" Nach einigem Zögern

antwortete A: ,,In meinem ganzen Leben habe ich den

1) ^ ^ wohl = flj s. Tz'e yüan unter ^ ^.

2) Statt |S| ^ soU es jedenfalls heißen ^ fg. Die Frage bezieht

sich auf den Krmg-yang-Kommentar zu Huan kung (,j:g J^) 6. Jahi-.

Vgl. Legge : The Chinese Classics. Vol. V. Part. I S. 46. Die Antwort

würde lauten: „Die Männer von Ts'ai haben den T'o von Ch'en ge¬

tötet."

(22)

W. Eichhoen, Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw. 55

Ch'en T'o wirklich nicht getötet." Der Bezirksvorstand

merkte sofort die grenzenlose Unkenntnis des A. Um ihn zu

necken, sagte er darauf nochmals: „Sie haben also den T'o

von Ch'en nicht getötet. Aber, bitte, wer ist es denn, der ihn

getötet hat?" A erschrak nun so sehr, daß er, ohne seine

Schuhe wieder anzuziehen^), hinauslief. Die anderen fragten

ihn nach dem Grund dafür. Darauf sagte er mit lauter

Stimme: „Ich habe den hochweisen Bezirksvorstand*) be¬

sucht, da bin ich sogleich in einer Mordsache verhört worden."

Danach wagte er es tatsächlich nicht, wiederzukommen. Erst

während einer allgemeinen Amnestie kam er wieder zum

Vorschein.

18. A und B hatten einen Streit. A biß B die Nase ab,

und der Richter wollte ihn verurteilen. A wollte sich damit

herausreden, daß B sich selber die Nase abgebissen habe.

Der Richter aber sagte: „Nur die Nase ist bei einem Manne

hoch, aber der Mund ist tief. Wie wäre es möglich, daß einer

zum Beißen hinaufreichen körmte." A sagte: „Er ist auf

eine Bettstatt gestiegen, dann ging es."

19. Vater und Mutter von A waren noch am Leben.

Er reiste fort zum Studieren und kam nach drei Jahren

zurück. Ein Vetter*) fragte ihn, was er mm eigentlich ge¬

lernt habe und er solle doch einmal eine Vorrede machen auf

das Thema: , .Abschied vom Vater." A dachte lange nach,

dann antwortete er und begann so: „In meinem Gedenken

an Wei-yang übertreffe ich den K'ang von Ch'in"*). Darauf

1) Auch ist wieder ein Zeichen dafür, daß man damals beim

Betreten der Räume die Fußbekleidung abzulegen pflegte.

2) Über die Titulatur Bj] vgl. Tz'e yüan.

3) Mit Rücksicht auf die \mten berührte Stelle aus dem Shi-ching

möchte ich annehmen, daß mit ^ ft hier nicht der Onkel, sondem

der Nachkomme des Onkels, der Vetter, gemeint ist.

4) Im Shi-ching unter den Liedern des Staates Ch'in (|^) findet

sich folgender Vers: f^^^ ftSSiiÜßich begleite den Sohn

des Onkels bis südhch vom Wei-Fluß. Vgl. V. v. Strauss: Schi-king,

1880, S. 218). Und zwar ist es der Kronprinz K'ang von Ch'in, der

aus Ztmeigung zum Bruder seiner Mutter seinen Vetter, den späteren

Fürsten Wen von Chin, eino lange Strecke Weges b^leitete. Das

Gedenken an Wei-yang bezeichnet also das liebevolle Gedenken eines

(23)

56 W. KiCHHORN. Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw.

tadelte ihn der Vater: „Was hat dein Studieren überhaupt

für einen Nutzen ?" Er antwortete: „In meiner Jugend hat

man die Belehrung durch den Vater an mir versäumt^).

Darum hat mein Studium keinen Nutzen."

20. Eine Reihe von ungebildeten Kerlen wollten gemein¬

sam einen Beileidsbesuch machen. Keiner von ihnen kannt*

die dabei üblichen Sitten. Einer unter ihnen aber meinte,

daß er einige Erfahrung darin habe und sagte zu seinen Ge¬

fährten: ,, Richtet euch nur genau nach meinem Verhalten."

Wie sie bei der Trauerstätte angekommen waren, warf sich

der mit der alten Erfahrung vor den anderen auf der Matte

nieder. Die übrigen stießen sich dabei einer nach dem anderen

mit ihren rasierten Köpfen*) in den Rücken. Aber der an der

Spitze stieß mit dem Fuße aus und schmähte: ,, Dummes

Ding!" Alle die anderen glaubten, daß dies mit zu den Ge¬

bräuchen gehöre. Jeder trat deshalb den anderen mit dem

Fuß und sagte: „Dummes Ding!" Ganz hinten kam der in

Trauer befindliche Sohn herzu. Auch er erhielt einen Tritt

und man sagte dabei zu ihm: ,, Dummes Ding."

21. Es war einmal ein törichter Schwierger söhn. Sein

Schwiegervater starb, und die Frau belehrte ihn darüber,

wie er sich bei der Trauerfeier zu verhalten habe. Unterwegs

kam er an ein Wasser. Darauf zog er die Strümpfe aus und

watete hinüber. Er ließ aber dabei einen Socken zurück.

Im Walde lauschte er dem Ruf einer Turteltaube, der klang:

,,Puku, puku!" Und er selber summte dies vor sich hin.

Die Trauerfeierlichkeit hatte er völlig vergessen. Wie er an¬

kam, stand er dort auf einem Bein, weil er nur einen Socken

hatte, und zog den unbekleideten Fuß hoch, aber stieß dabei

immer aus: ,,Puku, puku!" Der trauernde Sohn und alle

Neffen an seinen Onkel. Für das Thema, Abschied vom Vater, ist

ein darauf hinzielender Eröffnimgssatz natürlich völlig fehl am Platze.

1) Eines der Hauptfundamente der klassischen, chinesischen Bil¬

dung ist die Ehrfurcht des Sohnes vor Vater und Mutter, der von

großer Respektlosigkeit zeugende Satz ist ein weiterer Beweis dafür,

wie wenig A von seinen Studien gehabt hat.

2) Das Zeichen ist in der von mir benutzten Ausgabe schlecht

gedruckt: „Ich lese es als Bg, das Haar rasieren."

(24)

W. Eichhorn, Dio älteste Sammlung chinesischer Witzo usw. 57

anderen lachten. Da sagte er auch: ,, Niemand braucht über

mich zu lachen. Aber wenn jemand meinen Strumpf findet,

dann soll er ihn mir wiedergeben."

22. Ein Mann von Lu wollte mit einer langen Stange in.s

Stadttor hinein. Erst hielt er sie senkrecht, und es ging nicht;

dann hielt er sie waagerecht, und es ging auch nicht. Er

wTjßte sich keinen Rat. Da kam ein alter Herr dazu und sagte :

,,Wenn ich auch kein allwissender Heiliger bin, so habe ich

doch vieles gesehen. Warum sägst du sie nicht in der Mitte

entzwei und bringst sie dann hinein ?" Daraufhin schnitt

der andere die Stange entzwei.

23. Ein Mann von Ch'i ging zu einem Mann von Chao und

lernte das Gitarrespielen. Dabei hatte er zunächst die mit

den Pflöckchen verklebten Saiten zu stimmen. Als er das

konnte, ging er wieder heim. Drei Jahre vergingen, und er

konnte noch nicht ein einziges Lied spielen. Der Mann aus

Ch'i wunderte sich darüber. Da war einer, der von Chao

gekommen war, den fragte er nach seiner Ansicht über den

Fall. Da erst erkannte er seine bisherige Dummheit^).

24. Ein Mann aus dem Lande Wu namens Hu Yung

(Öl E,) liebte sehr die schönen Frauen. Er heiratete eine

Frau aus der Familie Chang, der er so zugetan war, daß er sie

niemals verließ. Später starb sie und Yung starb auch. Die

Angehörigen stellten die Särge in den hinteren Garten*).

Nach drei Jahren wollte man sie zum eigentlichen Begräbnis

ausgraben. Da sah man, wie sich der Grabhügel oben in die

Gestalt von zwei Menschen umgeformt hatte, die sich wie zur

Schlafenszeit umarmten. Man lachte sehr darüber.

25. Ein Mann von Ch'u trug einen Bergfasan. Ein Rei¬

sender fragte ihn: ,,Was ist das für ein Vogel V Der Träger

wollte ihn anführen und sagte: ,,Es ist ein Phönix." Der

Reisende sagte: ,, Schon lange habe ich von dem Phönix ge-

1) Anders kann ich die Stelle |p] A. ^ "^'^ Diunmheit dos

bisherigen Menschen, nicht auffassen.

2) Da zum eigentlichen Begräbnis ein glücklicher Tag aus¬

gemacht werden muß, der oft — wie auch in diesem Falle — jahre¬

lang auf sich warten läßt, werden die Särge zunächst vorläufig unter (Mnem kleinen Erdhügel beigesetzt.

(25)

58 W. Eichhokn, Die älteste Sammlung chinesischer Witze usw.

hört. Jetzt sehe ich wirklich einen. Würdest du ihn ver¬

kaufen?" Der andere sagte: „Aber dann müssen Sie schon

tausend Groldstücke ausgeben." Er wollte es nicht geben.

Darauf forderte der andere das Doppelte. Da gab er es.

Der Reisende wollte den Vogel gerade dem König von Ch'u

darbringen, aber nach einer Nachtherberge starb der Vogel.

Der Reisende bedauerte nicht so sehr seine Goldstücke, als

daß es ihm nicht gelimgen war, den Vogel dem König zu über¬

reichen. Es sprach sich dies unter den Leuten herum. Alle

glaubten, daß es sich dabei um einen wirklichen Phönix

handele und schätzten deshalb die Absicht, ihn dem König zu

überreichen, sehr hoch. In der Folge drang die Kunde bis

zum König von Ch'u. Der König fühlte sich gerührt durch die

beabsichtigte Überreichung. Er ließ den Reisenden zu sich

kommen und beschenkte ihn so reichlich, daß es den Kaufpreis

des Phönix um das Zehnfache überstieg.

26. Ein Chinese (Han-j6n) ging einmal nach Wu. Die

Leute in Wu bereiteten Bambussprossen. Er fragte, was das

für ein Ding sei, und man sagte ihm: ,,Es ist Bambus." Wie

er wieder zu Hause war, kochte er seine Bettmatte, aber sie

wurde nicht gar. Darauf sagte er zu seiner Frau: ,, Verdammt

seien die Wu-Leute, daß sie mich so betrogen haben!"^)*).

1) Giles: Cliinese-English Diction. Nr. 6932.

2) Zitiert im jjg |g des Buddhisten ^ 5^.

(26)

Zum geographischen Horizont der Ras-Schamra-Texte Von Otto Eißfeldt, Halle (Saale)

Bei den Jcleineren, teils akkadischen, teils ,, phönizischen' nnd „hurritischen" Ugarit-Texten, die meist geschäftlicher

Art sind, nürniich Listen, Briefe, Rechnungen und dergleichen

darstellen, herrscht über die geographische Zugehörigkeit der

in ihnen vorkommenden Namen von Städten und Ländern

im allgemeinen kein Zweifel: soweit sie überhaupt mit einiger

Sicherheit oder doch Wahrscheinlichkeit identifiziert werden

können, weisen sie nach Ugarit selbst und in seine nähere

und fernere Umgebung, jedenfalls nach Nordsyrien und seine

Nachbarländer. So kommt — um nur ein paar Beispiele zu

nennen — Ugarit selbst vor in dem ,, phönizischen" Text 2'),

in dem ,, hurritischen" 4 und im Kolophon des sumerisch

akkadischen Vokabulars Nr. 112), während Text 56, eine

genealogische Liste von Personennamen mit Angabe ihrei

Heimat'), neben Ugarit eine Reihe nordphönizischer und

iiordsyrischer Orte aufführt, darunter 'areme*) 100 km süd

lieh von 'el-lädiqlje (Laodicea am Meer) und dschebel (Bybios)

oder vielleicht eher das 25 km südlich von 'el-lädiqlje gelegene

dschebele (Gabala)'^). Der von Ch. Virolleaud, La Legende

Phenicienne de Danel, Paris 1936, S. 21—26 veröffentlichte

1) Die Texte werden nach Hans Backr, Die Alphabotischen Keil¬

schrifttexte von Ras Schamra, 1936, die darin nicht berücksichtigten nach der Original-Veröffentlichung zitiert.

2) F. Thureau-Dangin, Syria 13, 1932, S. 286—241.

3) Vgl. B. Maisler, A Genealogical List from Ras Shamra (Journid of the Palestine Oriental Society 16, 1936, S. 150—157).

4) R. Dussaud, Topographic Historique de la Syrie Antique et

M6di6vale, Paris 1927, Karte VBl und S. 91. 120. 511.

5) Dussaud, ebenda, Karte VII A 1 und S. VI. 2fr. 101. 111. 136«.

150. 422. 432 ff. 447.

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