, Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
FÜR SIE GELESEN
BEKANNTMACHUNG DER BUNDESÄRZTEKAMMER
Arzneimittelmetabolismus bei älteren Menschen
Arzneimitteltherapie-Überwachungs- prog ramme konnten zeigen, daß un- erwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) bei älteren Menschen im Ver- gleich zu jüngeren häufiger auftre- ten. Es besteht z.
B.
eine eindeutige Korrelation zwischen UAW und Alter auf der einen und Therapie mit Ben- zodiazepin-Derivaten (Chlordiazep- oxyd, Diazepam, Flurazepam und Nitrazepam) sowie Heparin auf der anderen Seite. Als Ursache hierfür kommen mehrere Faktoren in Be- tracht: Im wesentlichen wird die Eli- mination von Arzneimitteln durch die Niere und die Leber vorgenom- men. Die glomeruläre Filtrationsrate nimmt im Alter um etwa 30 bis 40 Prozent ab mit der Konsequenz, daß Arzneimittel, die über die Niere aus- geschieden werden, akkumulieren können, wenn nicht eine Dosisre- duktion vorgenommen wird. Bei- spiele hierfür sind Digoxin, Cimeti- din, Lithium und zahlreiche Antibio- tika. Zuverlässiger als der Serum- kreatininwert ist die Berechnung der Kreatininclearance unter Hinzuzie- hung des Serumkreatininwertes und Anwendung eines entsprechenden Nomogrammes. Sie kann auch dann durchgeführt werden, wenn das Sammeln von Urin nicht möglich ist.Die Metabolisierung von Arzneimit- teln in der Leber erfolgt in zwei Schritten: Im ersten Abschnitt kommt es in den meisten Fällen zu einer Substratoxydation, daran schließt sich eine Konjugationsreak- tion an. Untersuchungen haben ge- zeigt, daß der erste Schritt für be- stimmte Arzneimittel (Diazepam, Chinidin, Theophyllin und Proprano- 101) altersbedingt abnimmt, während der zweite Abschnitt nicht beeinflußt wird. Erklärungen für diese Erschei- nungen sind widersprüchlich: zum einen weiß man, daß der Leberblut- fluß und die Lebergröße im Alter ab- nehmen, zum anderen werden Arz- neimittel wie Lidocain, Digitoxin, Lo- razepam, Prazosin und Isoniazid in ihrem Metabolismus altersabhängig kaum beeinflußt. Weiterhin ist die Verteilung von Arzneimitteln im Or-
DIE ARZNEIMITTEL- KOMMISSION DER
DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT GIBT BEKANNT:
Kontaktekzem durch Tromantadin
Der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft gingen in letzter Zeit erneut Berichte über das Auftreten von Kontaktekzemen nach An- wendung des Virustatikum Tromantadin bei Herpes sim- plex zu. Diese Hautreaktio- nen sind von der zugrundelie- genden Herpes-Erkrankung schwer zu unterscheiden und verleiten deshalb bei schein- barer Verschlechterung des Herpes simplex zu verstärkter Lokaltherapie. Vereinzelt wur- den Superinfektion und Ab- szedierung beobachtet.
Das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesund- heit hat wegen dieser uner- wünschten Wirkungen Tro- mantadin ab 1. August 1982 der Verschreibungspflicht un- terstellt. Da Tromantadin der- zeit noch rezeptfrei erhältlich
ganismus zu beachten. Das Verhält- nis Muskelmasse zu Fett ändert sich im Alter zugunsten des Fettanteils.
Dementsprechend wird die Vertei- lung von Arzneimitteln, die relativ gut wasserlöslich sind, abnehmen, im Gegensatz zu mehr fettlöslichen Substanzen wie z. B. Diazepam oder Lidocain. Ein größeres Verteilungs- volumen kann aber wiederum die Halbwertszeit von Arzneimitteln di- rekt beeinflussen.
ist, wird es häufig von Patien- ten zur Selbstmedikation ver- wendet, ohne daß der Haus- arzt davon erfährt.
Bei Verdacht auf Tromanta- din-induziertes Kontaktekzem sollte deshalb der Arzt stets nach eventueller Selbstmedi- kation fragen.
Wegen der Gefahr der Sensi- bilisierung darf Tromantadin nur im Frühstadium der Er- krankung angewendet wer- den, bevor die Herpes-Infek- tion bereits in das Bläschen- stadium übergegangen ist.
Tritt der therapeutische Effekt nicht innerhalb von 1-2 Tagen ein, ist Tromantadin abzuset- zen. Im übrigen sollte der Arzt wegen der festgestellten uner- wünschten Wirkungen Tro- mantadin nur nach sorgfälti- ger Nutzen-Risiko-Abwägung verordnen.
Handelspräparate:
Viru-Merz Serol® Salbe (Merz & Co.)
Viru-Merz® „Ophthalmicum"
Augensalbe (Merz & Co.)
Leider liegen bis heute nur wenige kinetische Daten von Arzneimitteln vor, mit denen überwiegend ältere Menschen behandelt werden. Es sollte deshalb generell bei Arznei- mitteln mit enger therapeutischer Breite das Alter des Patienten bei der Dosisfindung berücksichtigt werden. SAG Greenblatt, D. J.; Seilers, E. M.; Shader, R. I.:
New Engl. Journal of Medicine 306, (18) (1982) 1081-1088, Dr. Christoph Staiger, Abteilung Klinische Pharmakologie, Universitätsklinik Heidelberg
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46 Heft 31 vom 6. August 1982 79. Jahrgang