• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Pharma-Werbung: Überzogene Kritik" (21.01.1988)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Pharma-Werbung: Überzogene Kritik" (21.01.1988)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

D

ie Erzeugung von Em- bryonen zu Forschungs- zwecken sowie die For- schung an sogenannten überzäh- ligen Embryonen sei strafrecht- lich zu verbieten, fordert die Bund-Länder Arbeitsgruppe

„Fortpflanzungsmedizin" Da- mit hat sich in dieser beim Bun- desjustizminister ressortieren- den Arbeitsgruppe die stringen- teste Auffassung über den Em- bryonenschutz durchgesetzt.

Die „Richtlinien zur For- schung an frühen menschlichen Embryonen", die der Wissen- schaftliche Beirat der Bundes- ärztekammer mit Zustimmung des Vorstandes der Bundesärz- tekammer herausgegeben hat (Heft 50/1985), sprechen sich dagegen — ähnlich wie zuvor schon die „Benda-Kommis- sion" — dafür aus, Forschungen aus einem hochrangigen wissen- schaftlichen Interesse zu gestat- ten, falls eine Fülle von Kaute- len beachtet wird. Jene Richtli- nien beziehen sich unmittelbar auf die Forschung an „überzäh- ligen" Embryonen, also sol-

p

harma-Werbung beein- flußt in unzulässiger Weise die wissenschaftlich-medi- zinische Information" — diese Schlagzeile fand sich in einer führenden Wochenzeitung über zwei Beiträgen mit geharnischt klingender Kritik an der Medi- zinpublizistik. Kritik allerdings, die zum Teil mißglückt ist, weil in sich nicht schlüssig.

Der ernster zu nehmende der beiden Autoren, ein Medizinpro- fessor, hält „die Flut von über 300 Medizin-Zeitschriften" für besorgniserregend, weil vor al- lem unter den häufig gelesenen dieser Zeitschriften viele Journa- le seien, deren medizinisch-wis- senschaftlicher Teil von „Medi- zinjournalisten" zusammenge- stellt und verfaßt werde. Er un- terliege dann, im Gegensatz zu den wissenschaftlichen Zeit- schriften traditioneller Prägung, nicht der Bewertung und Aus- wahl durch Fachgutachter. Diese Gazetten, heißt es, seien eine

Embryonenschutz

Ein Schlupfloch

chen, die bei der In-vitro-Fertili- sation übrigbleiben. Die gezielte Erzeugung von Embryonen zu Forschungszwecken wird in den Richtlinien zwar angesprochen, jedoch nicht abschließend be- handelt. Man wendet sich grundsätzlich dagegen, läßt aber Auswege erkennen.

Für die Forschung an Em- bryonen, die nicht für die künst- liche Befruchtung bestimmt sind, bürgert sich neuerdings der scheußliche und zugleich verhüllende Ausdruck „ver- brauchende Forschung" ein.

Der Freiburger Psychiater Ru- dolf Degkwitz hat soeben ankla- gend konstatiert, bei uns werde solche Forschung betrieben.

Tatsächlich läßt sich das nicht mit völliger Sicherheit ausschlie- ßen, wahrscheinlich ist aber, daß hierzulande zur Zeit „ver- brauchende" Forschung nicht

Pharma-Werbung

Überzogene Kritik

„raffiniert aufgemachte Mi- schung aus Arzneimittel-Wer- bung, gezielter Berichterstattung über ,gesponsorte` Werbeveran- staltungen und Symposien der Pharma-Industrie, aus gesteuer- ten Interviews mit Meinungsbil- dern (sic) . . ."

Ein „tendenziell gesteuer- tes, jeglicher wissenschaftlicher Qualitäts-Standards bares Publi- kationswesen" als Grundlage der Fortbildung niedergelasse- ner Ärzte leiste einer gefähr- lichen Entwicklung noch Vor- schub, an der „die mangelhafte Kritikfähigkeit und Ausbildung deutscher Ärzte der Pharma- kotherapie " entscheidenden Anteil habe.

Nun gibt es zweifellos Aus- wüchse, und die saubere Tren-

läuft. Degkwitz wäre somit zu weit gegangen. Er wendet sich darüber hinaus gegen Forderun- gen namhafter wissenschaft- licher Organisationen, den Weg zu „verbrauchender For- schung" offen zu halten; Degk- witz greift in diesem Sinn auch die Bundesärztekammer an.

Der BÄK-Vorstand hat auf dessen Vorwürfe empört rea- giert: Die Bundesärztekammer fordere keinesfalls die „verbrau- chende Forschung". Sie habe sich vielmehr für strenge Regeln ausgesprochen, ja, sie habe sogar den Weltärztebund bewegt, sich in diesem Sinne zu äußern.

Trotz der strengen Regeln der Bundesärztekammer, es bleibt, was die formulierte ärzt- liche Standesauffassung anlangt, jenes Schlupfloch: „grundsätz- lich" nein, unter besonderen Umständen aber vielleicht doch.

Sollen wir das Schlupfloch offen halten, oder müssen wir es, wie die Bund-Länder Arbeitsgruppe vorschlägt, verstopfen? Darüber muß ohne verhüllende Floskeln diskutiert werden. NJ

nung von werblichen und redak- tionellen Belangen wird sicher nicht von allen Blättern auf- rechterhalten. Aber: „bar jeg- licher Qualitäts-Standards" , dies ist eine weit überzogene Herabsetzung der großen Mehr- zahl deutscher Medizinjournali- sten (und ihrer Verlage), die nicht nur mit großem Fachwis- sen, sondern auch mit einem ho- hen berufsethischen Anspruch arbeiten.

Es mag einmal dahingestellt bleiben, ob man den deutschen Ärzten pauschal „mangelhafte Kritikfähigkeit" unterstellen kann Die ärztliche Ausbildung auf dem Gebiet der Pharma- kotherapie ist in der Tat häufig kritisiert worden. Falls es dort Mängel gibt — hat die Pharmain- dustrie sie zu verantworten?

Müßte ein Medizinprofessor, der einen solchen Vorwurf er- hebt, nicht in erster Linie vor den Türen der Hochschulen kehren? gb

rn

mot

rn

z

rill

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Dt. Ärztebl. 85, Heft 3, 21. Januar 1988 (1) A-53

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Sowohl Handwerker:innen als auch Designer:innen gehen davon aus, dass sich die eigenen Prozesse durch Kooperationen verbessern ließen. Ebenso schreiben beide Gruppen der

■ Die aus Bonn erklärte Ab- sicht, die Krankenhäuser noch wei- ter als bisher für sogenannte prästa- tionäre Diagnostik und poststationä- re Behandlung zu öffnen, bezeichne-

Island beteiligte sich an der Kampagne der Weltge- sundheitsorganisation unter dem Motto „Gesundheit für..

Dass die Pauschalen die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte dazu bewegen könnten, weniger Leistungen zu er- bringen, hält er dennoch für ein weit hergeholtes Argument: „Sie werden

Wenn der Apotheker in der Apotheke eine Pa- tientenberatung durch- führt, sich in die Rezeptur des Arztes einmischt und zudem eine zunehmende Zahl von Heilpraktikern ei-

Und selbst zu einem der best- erforschten Bereiche der Me- dizin im Nationalsozialismus, der Ermordung von weit über hunderttausend Patienten un- ter dem Vorwand der „Eu-

Compliance stellt sich nicht durch Leitlinien und Schulungen, sondern nur durch Krankheitsakzeptanz ein, und die lässt sich von außen nicht herstellen, durch welche Maßnahmen

Suizidverabredungen in Internetfo- ren, aber auch Online-Hinweise auf den eigenen Suizid oder Chatroom-Diskus- sionen über die effektivste Methode, sich das Leben zu nehmen, müssen