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Archiv "Marketing und Werbung in der Medizin" (18.06.2004)

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Medizingeschichte

In neuem Licht

Winfried Süß: Der „Volkskör- per“ im Krieg. Gesundheitspoli- tik, Gesundheitsverhältnisse und Krankenmord im nationalsoziali- stischen Deutschland 1939–1945 (Studien zur Zeitgeschichte, Band 65). R. Oldenbourg Verlag, Mün- chen, 2003, 513 Seiten, 69,80 A

Über die Medizin im Dritten Reich ist viel geforscht wor- den. Dennoch gibt es noch er- staunliche Forschungslücken.

Dazu gehört beispielsweise die Geschichte der Institutio- nen, in denen nationalsozia- listische Gesundheitspolitik gestaltet und umgesetzt wur- de (darunter die Gesund- heitsabteilung des Reichs- innenministeriums oder das Hauptamt für Volksgesund- heit). Noch weniger wissen wir über die Auswirkung der Gesundheitspolitik auf die Praxis, wenn man von den Verbrechen gegen die Mensch- lichkeit, an denen Ärzte damals beteiligt waren, ein- mal absieht. Vor allem fehlte bislang eine Darstellung, die zeigt, welche Folgen der Aus- bruch des Zweiten Weltkriegs für die medizinische Versor- gung der Zivilbevölkerung hatte und wie sich der Kran- kenstand entwickelte. Und selbst zu einem der best- erforschten Bereiche der Me- dizin im Nationalsozialismus, der Ermordung von weit über hunderttausend Patienten un- ter dem Vorwand der „Eu- thanasie“, gibt es immer noch ungeklärte Fragen, insbeson- dere was den als „wilde Eu- thanasie“ bezeichneten Kran-

kenmord in der Spätphase des Krieges anbelangt.

Auf viele dieser offenen Fragen gibt nun eine Münch- ner geschichtswissenschaft- liche Dissertation Auskunft, die einen Meilenstein in der Erforschung der nationalso- zialistischen Gesundheitspo- litik darstellt. Allein das Ver- zeichnis der benutzten Archi- ve umfasst fünf Druckseiten.

Doch sind es nicht nur neue Aktenfunde, die Vorgänge, die bislang in der Forschung nicht abschließend geklärt werden konnten, in einem neuen Licht erscheinen las- sen. Besonders hervorzu- heben sind die Ausführungen zu den gesundheitspolitischen Problemen der Kriegsgesell- schaft, mit denen der Autor Neuland betritt. Robert Jütte

Gesundheitsökonomie

Gebunden an

ethische Prämissen

Thomas Rice: Stichwort: Gesund- heitsökonomie. Eine kritische Aus- einandersetzung. KomPart-Verlag, Bonn, 2004, 356 Seiten, 12,80 A

Bei dem Werk handelt es sich nicht etwa um ein kritisches Lehrbuch des US-Gesund- heitsökonomen, sondern um ein Pamphlet (dies im positi- ven Sinn des englischen Wort- gebrauchs), das darauf ab- zielt, die Prämissen der wohl- fahrtsökonomischen Theorie (von Rice als „Ordinal-Utili- tarismus“ bezeichnet) zu er- schüttern.

In der Tat wird gelegentlich übersehen, dass der „normati- ve“ Anspruch ökonomischer Aussagen von der Validität der ihnen zugrunde liegenden An- nahmen abhängt. Ihre kriti- sche Überprüfung zeigt – wie Rice, ähnlich anderen Ökono- men (J. Hurley, U. Reinhardt, J. Richardson, T. Roth), aus- führlich darlegt –, dass sie bei aller formalen Eleganz weder frei sind von ethischen Vor- aussetzungen noch von empi- rischen Problemen. Diese ge- winnen hohe Relevanz, sobald – beispielsweise im Rahmen

von Kosten-Nutzen-Analy- sen – wohlfahrtstheoretische Konzepte auf gesundheitsöko- nomische Fragestellungen an- gewendet werden. Hierzu referiert Rice wichtige Stu- dienergebnisse, eigene Über- legungen und Denkanstöße.

Wenn auch verkürzt, disku- tiert Rice den gerechtigkeits- theoretischen Ansatz von John Rawls als eine denkbare Alternative, die demgegen- über auf die Bedeutung von primären Rechten und Gü- tern abhebt. Schade ist, dass er den extrawelfaristischen Konzepten, welche derzeit weite Bereiche des gesund- heitsökonomischen Denkens

dominieren, keine Aufmerk- samkeit widmet.

Wenn Norbert Schmacke im Vorwort anmerkt, Rice zeige, „in welche planerischen Wüsten die unreflektierte Übernahme der Postulate ordoliberaler Ökonomen füh- ren kann“, dann scheint ein Missverständnis durch – wen- det sich doch Rice gerade gegen die Vertreter einer neoklassischen Ökonomik.

Die ungewöhnliche Glie- derung und das Fehlen eines Stichwortverzeichnisses er- schweren die Lesbarkeit des Textes, dem man in etli- chen Passagen anmerkt, mit welchen Schwierigkeiten der Übersetzer zu kämpfen hatte.

Dessen ungeachtet ist es ver- dienstvoll, den in den USA viel beachteten Diskussions- beitrag in deutscher Sprache einer breiten Leserschaft zu- gänglich zu machen. Man möchte ihn besonders jungen Wirtschaftswissenschaftlern zur Lektüre empfehlen, die sich in die Ökonomie des Ge- sundheitswesens einarbeiten wollen. Michael Schlander

A

A1808 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 2518. Juni 2004

B Ü C H E R

Marketing und Werbung

Tipps für die Praxis

Frank Elste: Marketing und Werbung in der Medizin. Erfolg- reiche Strategien für Praxis, Klinik und Krankenhaus. Sprin- ger-Verlag, Wien, New York, 2004, VIII, 372 Seiten, 87 Abbil- dungen, broschiert, 46 A

Betriebswirtschaftliche As- pekte und Marketingmaß- nahmen werden im Ge- sundheitswesen zunehmend wichtiger, auch wenn sie in der ärztlichen Ausbildung noch kaum eine Rolle spie- len. Das Praxishandbuch zeigt vielfältige Möglichkei- ten auf, wie sich Marketing und Werbung in Arztpraxen und Krankenhäusern unter Berücksichtigung der gel- tenden Werbeverbote nut- zen lassen. Der Autor erläu- tert vorab wichtige Grund- begriffe, wie zum Beispiel Werbung, Absatz und Mar- keting, und gibt einen

Überblick über die Elemen- te des Gesundheitsmarktes.

Ausführlich werden die Un- terschiede zwischen Infor- mation und Werbung darge- stellt und anhand von Fall- beispielen konkretisiert.

Das Kapitel „Marktfor- schung“ thematisiert unter anderem, wozu Patienten- oder Mitarbeiterbefragun- gen dienen können, was bei der Durchführung einer Befragung und bei der Darstellung und Interpre- tation der Ergebnisse zu beachten ist. Das Buch geht auch auf psychologische Aspekte bei der Arzt-Pati- enten-Kommunikation ein und setzt diese in einen Be- zug zu möglichen Marke- ting- und Werbestrategien.

Die praxisorientierte Dar- stellung erleichtert mit vie- len Beispielen und Abbil- dungen auch Marketing- Laien das Verständnis für diesen „arztfremden“ Be- reich. Heike E. Krüger-Brand

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