• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Die (sogenannten) neuen Jugendreligionen" (18.01.1979)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Die (sogenannten) neuen Jugendreligionen" (18.01.1979)"

Copied!
4
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Redaktion:

Haedenkampstraße 5

Postfach 41 02 47, 5000 Köln 41 Telefon: (02 21) 40 04-1

Fernschreiber: 8 882 308 daeb d Verlag und Anzeigenabteilung:

Dieselstraße 2, Postfach 40 04 40 5000 Köln 40 (Lövenich) Telefon: (0 22 34) 70 11-1 Fernschreiber: 8 89 168 daev d

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Ärztliche Mitteilungen

Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung

Die

(sogenannten) neuen

Jugendreligionen

Manfred Müller-Küppers

Die sogenannten neuen Jugend-

religionen werden zu den de- struktiven Sekten gezählt. Die bekanntesten sind „Hare-Krish- na", die „Vereinigungskirche oder Mun-Sekte", die „Sciento- logists", die „Göttliche Heilsmis- sion" (Divine-Light-Mission) und die „Kinder Gottes". Diese Sek- ten, die in der Bundesrepublik zunehmend größeren Einfluß ge- winnen, bedeuten eine ernste, lebensbedrohende Gefahr für ih- re Anhänger. Der Versuch einer Änderung dieses sozialen Pro- blemfeldes beginnt mit der Auf- klärung über die Praktiken und die Techniken dieser Gruppen.

Der Tod von fast 1000 Menschen durch die angeblich freiwillige Einnahme von Gift, zubereitet von Ärzten als Mischung von Zyankali und Limonade und ausgegeben von Krankenschwestern — wenn man den Pressemeldungen glauben kann —, ist ein säkulares Ereig- nis, dessen Zeugen wir in diesen Tagen geworden sind. Das Massa- ker von Guyana ist dabei kaum mit anderen historischen Vorbildern zu vergleichen, weder mit dem Selbstmord jüdischer Männer, Frauen und Kinder, die im Jahre 73 nach Christus sich in der Wüstenfestung Massada selbst töteten, als ihr Kampf gegen die anrückenden Römer aussichtslos geworden war — allenfalls haben wir es hier ebenfalls mit einem Gruppenphänomen zu tun —, noch mit der Selbstmordserie, die auf das Erscheinen von Goethes „Werther"

folgte, damals nahmen sich zwar viele Menschen das Leben, aber jeder folgte für sich allein dem Romanvorbild. Gemeinsam ist allen drei Situationen jedoch die Suggestibilität des Phänomens Suizid, das von Mensch zu Mensch besonders dann überspringen kann, wenn — wie in den Sekten-Gemeinschaften — ein besonderes Treue- gefühl in eine emotionale Massenreaktion einmündet.

Ist Guyana ein einmaliger Vorgang, nur denkbar unter den besonde- ren Verhältnissen des Zusammenlebens von 1500 Menschen im amerikanischen Urwald und unter dem Psychoterror eines fanati- schen Führers, oder ist dieser Vorgang auf unsere deutschen Ver- hältnisse übertragbar?

Seit einer Reihe von Jahren wird in der Presse über neue religiöse Bewegungen berichtet, die sich besonders an junge Menschen wen- den. Sie zeigen untereinander eine bemerkenswerte Ähnlichkeit: An der Spitze steht eine autoritäre patriarchalische Führergestalt, der totaler Gehorsam geleistet wird. Die Anhänger leben nach einem strengen Reglement in Gemeinschaften, lehnen kompromißlos die

„Gesellschaft" mit moralischem Rigorismus ab und erleben sich selbst als „Jünger" mit einem elitären Sendungsbewußtsein.

Auch die von diesen Gruppen angewandten Techniken, um Zugang N . zu „empfänglichen" Personen zu bekommen, ähneln einander sehr.

Heft 3 vom 18. Januar 1979 127

(2)

Die Information:

Bericht und Meinung Destruktive Sekten

Exakte Untersuchungen über Per- sonen, die Sekten angehört ha- ben, sind im Forschungsbericht des amerikanischen Psychiaters John C. Clark für den Senat des amerikanischen Bundesstaates Vermont enthalten. Unter zahlrei- chen Sekten hat er sich jahrelang insbesondere mit fünf Gruppen beschäftigt, die auch bei uns ver- treten sind.

„Kirchen" besonderer Art:

Die fünf bekanntesten der destruktiven Sekten

> Bei der 1954 in Korea gegrün- deten „Mun-Sekte", die seit 1975

„Vereinigungskirche" heißt, han- delt es sich um eine Gruppe, die seit 13 Jahren in der Bundesrepu- blik vertreten ist. Sie steht auf der Grenze zwischen einer religiös- endzeitlichen Gemeinschaft und einer ideologisch-politischen Kampftruppe. Die Anhänger leben in einem mythisch-dualistischen System, das von ihnen „unter Ein- satz des Lebens" den Kampf wider das Satanisch-Böse in der Welt fordert.

> An zweiter Stelle ist die ganz in einer biblischen Vorstellungswelt lebende religiöse Kommune der

„Children of God", „Kinder Got- tes" zu nennen. Diese Gruppie- rung ist 1968 im Zusammenhang mit der sogenannten „Jesus-Wel- le" in den USA entstanden und 1971 in die Bundesrepublik ge- kommen. In ihr wird die bedin- gungslose Gefolgschaft gegen- über einer im Verborgenen leben- den Führergestalt — Mosesberg — gefordert. Sie wird als der „von Gott eingesetzte" Patriarch der

„Liebesfamilie" angesehen und ermuntert seine Anhängerinnen zur Mission durch Prostitution.

Der Terminus technicus heißt

„Flirty fishing". Die Anhänger le- ben in einem System totaler Ab- hängigkeit in streng autoritär strukturierten Intimgruppen.

D Die „Hare-Krishna-Bewegung"

wirkt seit 1969 in der Bundesrepu- blik. Bei ihr handelt es sich um

eine ursprüngliche und ungebro- chene hinduistische Religion, die ein völliges Aufgeben der abend- ländischen Tradition erfordert und mit Askese und Ekstase eine totale Gotteshingabe fordert. Die Wie- dereingliederung ausgescherter und ausgebrannter Krishna-Jün- ger in unsere Gesellschaft — alle fünf Jahre soll sich die Gruppe fast gänzlich regenerieren — ist ohne schwere psychische Schäden nicht möglich.

I> Die religiöse Bewegung des in- dischen Götterknaben Guru Ma- haraj Ji ist in den letzten Jahren infolge schwerer innerer Krisen und Wandlungen immer mehr zu- rückgetreten. Die „Divine-Light- Mission" heißt: „Ich verkündige, daß ich Frieden in dieser Welt schaffen werde. Gebt mir eure Lie- be, ich werde euch ewigen Frieden geben. Ich bin die Quelle des Frie- dens in dieser Welt." Hier wird die Religion durch riesige Propagan- daorganisationen kommerziali- siert. Das Ende des inneren Um- strukturierungsprozesses dieser Gruppe ist noch nicht abzusehen.

> Seit 1970 arbeiten in der Bun- desrepublik auch die „Scientolo- gen". Es handelt sich dabei um ein

„System", das eine geschützte Methode zur Erlangung der „tota- len Freiheit" .zu hohen Preisen ver- kauft. Die Mitglieder leben in einer militärisch strukturierten Organi- sation, in der eine „der totalen Freiheit entsprechende totale Dis- ziplin" herrscht. Es konnte nach- gewiesen werden, daß der Grün- der dieser Gruppe, ein ehemaliger Marineoffizier, aus steuerlichen Gründen darauf verfiel, seine Or- ganisation eine „Church" zu nennen.

Was disponiert und

motiviert die Jugendlichen zum Beitritt?

Die Beitrittsmotive der jungen Menschen sind vielfältig: Jugend- liche und junge Erwachsene ha- ben Angst vor der Zukunft und sind enttäuscht über die als sozial

ungerecht empfundene gesell- schaftliche Wirklichkeit. Sie kom- men mit Problemen in der Familie, in der Schule, im Beruf nicht zu- recht und sind weder in der Lage, den Leistungsdruck zu kompen- sieren noch Spannungen zu ertra- gen. Der Wunsch nach einem sinnerfüllten Leben bleibt für sie in unserer Welt ebenso unerfüllt wie ihr Streben nach liebevoller An- nahme und personeller Geborgen- heit in einer Gemeinschaft Gleich- gesinnter.

Der Wunsch, in eine Sekte einzu- treten, wird gleichzeitig von dem Drang begleitet, ein auf Askese, Unterordnung und Spiritualität ge- richtetes Leben zu führen. Aus der Sicht der Sekten gilt es zunächst diejenigen Personen herauszufin- den, die inklinieren und zu einem Eintritt disponiert sind.

Anwerbung und Bekehrung:

Das Programm ist

von erheblicher Intensität Die erfolgreichen Sekten haben ei- ne hohe Kunst darin entwickelt, wie man sich potentiellen Anhän- gern nähert, welche Art von Druck man ausübt und wie Neulinge in die nächsten raffinierten Praktiken des Bekehrungsvorganges hinein- gezogen werden können. Dabei werden diese Personen von An- fang an einem intensiven Grup- pendruck ausgesetzt, sie müssen singen, Gebete herleiern und dür- fen nur wenig schlafen. Ein Tran- cezustand stellt sich ein, in dem der Angeworbene die Kontrolle über seine Handlungsweisen teil- weise oder vollkommen verliert.

Jetzt erst beginnt die eigentliche Bekehrung.

Dieses Programm ist von erhebli- cher Intensität. Es schließt eine Änderung der Ernährung und eine ideologische Umerziehung mit ei- ner Neuverteilung von Schuld und Angst ein, dazu werden neue Ver- heißungen über Glück und Erlö- sung gegeben, überdies vollzieht sich das Leben der Gruppe in der Erwartung eines baldigen Weltun-

128 Heft 3 vom 18. Januar 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(3)

Die Information.

Bericht und Meinung Destruktive Sekten

terganges. Belohnungen für die Gläubigen und Bedrängnisse und Strafen für die Ungläubigen wer- den als Realität angenommen.

Gleichzeitig wird jeder einem all- gegenwärtigen Überwachungssy- stem unterworfen, durch das alle Beziehungen zu anderen Men- schen reglementiert und typisiert werden. Spielraum für persönliche Eigenheiten wird nicht mehr ge- währt. Die „Opfer" werden veran- laßt, ihre Bindungen an Eltern und Verwandte oder etwa an die Stadt, aus der sie kommen, usw. aufzu- geben, und statt dessen in eine ihnen äußerlich und gefühlsmäßig fremde Umgebung eingebettet.

Auf diese Weise fehlt ihnen die Ba- sis, um ihre Wirklichkeit noch kri- tisch überprüfen zu können. Die Bindung zu den leiblichen Eltern wird mit dem Hinweis abgebro- chen, daß sie unter dem Einfluß Satans stünden — und durch die Elternschaft der Sektenführer er- setzt. Gleichzeitig geht das Be- wußtsein für die Notwendigkeit ei- ner beruflichen Ausbildung oder eines Schulunterrichtes verloren.

Nach den Darstellungen Clarks treten der radikale Wandel der Denkweise und die Aufgabe der inneren Bindungen an die frühere Umwelt innerhalb weniger Tage oder Wochen ein.

Der Wandel der Denkweise und die Aufgabe

der inneren Bindungen

Die Sprache als Teil der geistigen und körperlichen Funktionen des einzelnen wird vorsätzlich geän- dert: alle Wörter mit emotionaler Bedeutung werden simplifiziert und erhalten neue Bedeutungen.

Eltern, die ihre Kinder, die sie an Sekten verloren haben, zum ersten Mal wiedersehen, bemerken sofort den Verlust des ursprünglichen Sprachreichtums. Sie stellen er- schreckt fest, daß Sprachstil und Sprachformen simplifiziert und im Sinne einer Einengung und Ver- kümmerung der Denkfähigkeit verändert sind. Ausdrucksfähige

und redegewandte junge Men- schen benutzen ein Vokabular mit Klischees und stereotypen Wort- bildungen. Sie haben Schwierig- keiten abstrakt zu denken und zu argumentieren.

Die Sekte —

Ersatz für den alten familiären Rahmen

Wenn dieser Zustand erreicht ist, wird die Sekte zum Ersatz für den alten familiären Rahmen. Die neue Familie wird mit einer neuen Defi- nition von Liebe erfüllt, die gleich- zeitig mit Verunglimpfungen der natürlichen Eltern einhergeht. Die Verführten haben die Überzeu- gung, alle Brücken in die Vergan- genheit abgebrochen und einen mutigen Schritt in eine neue Welt getan zu haben. Die Mitglieder sind nunmehr nicht mehr in der Lage, über ihr eigenes Schicksal zu entscheiden, und werden durch eine Reihe von Techniken unter ständiger Kontrolle gehalten. Das führt zur absoluten Abhängigkeit gegenüber der Autorität der Sekte, die individuelle Gedanken oder unabhängiges Handeln nicht mehr gestattet.

Zu diesen Techniken gehören:

Vollkommene Trennung von der Familie,

Q Starker Gruppenzwang,

(i)

Isolation von der vertrauten Um- gebung, von vertrauten Bindun- gen und Ideen,

Schlafentzug,

(1) Strenge Fastenregeln,

0 Ständiger Singsang und Riten, Zwang und Terror,

()

Übermäßige Keuschheitsregeln, Armuts- und Gehorsamszwang.

Clark ist der Überzeugung, daß jene Persönlichkeitsveränderung

eintritt, die in der Psychiatrie als

„Depersonalisation" bekannt ist.

Zur Rückänderung dieser Form geistiger Umwandlung seien auch antipsychotische Medikamente unwirksam. Dagegen sei eine so7 genannte Deprogrammierung er- folgreich, die er aber aus rechtli- chen Gründen nicht als allgemei- ne Therapie empfehlen kann. Sie bewirkt meistens eine rasche Rückkehr zu der ursprünglichen geistigen Verfassung und eine Wiederherstellung der Persönlich- keit.

Längere Mitgliedschaft in einer Sekte erhöht die Bereitschaft, das eigene Bewußtsein unter Fremd- überwachung zu stellen, und ver- mindert die Fähigkeit, mit den viel- schichtigen Problemen des Le- bens fertig zu werden. Auch kürze- re Mitgliedschaft in einer Sekte soll zu Schäden führen: der Be- treffende ist in seiner Gesamtent- wicklung zurückgeworfen, in sei- ner Reifung zum Erwachsenen be- hindert und noch über einen lan- gen Zeitraum versucht, in die Sek- te zurückzukehren. Die Zahl der Mitglieder von Sekten, die psycho- tisch geworden sind oder sich sui- zidieren bzw. Suizidversuche ma- chen, wird als vergleichsweise hoch angegeben.

Diese Angaben stimmen mit Beob- achtungen in der Bundesrepublik Deutschland überein, die in der Dokumentation einer Elterninitia- tive niedergelegt sind und er- schütternde Beispiele der Gefähr- dung der Betroffenen und der Ge- sellschaft durch Sekten aufzeigen.

Forschungsarbeit

zur Diagnose, Prophylaxe, Therapie und Rehabilitation Die Deutsche Gesellschaft für Kin- der- und Jugendpsychiatrie hat im Februar 1978 in Hannover in Ver- bindung mit der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung ein Sym- posium über „Die sogenannten neuen Jugendreligionen" durch- geführt und hierbei auch amerika- nische Experten — u. a. Prof. Clark

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 3 vom 18. Januar 1979 129

(4)

Die Information:

Bericht und Meinung Destruktive Sekten

— gehört und befragt. Die Referate werden in den nächsten Wochen im Verlag für Medizinische Psy- chologie Göttingen im Buchhan- del erscheinen und damit eine er- ste wissenschaftliche Grundlage für die Diskussion und die Ausein- andersetzung mit diesen neuen

„destructive cults" bilden.

Darüber hinaus hat das Bundesmi- nisterium für Jugend, Familie und Gesundheit einen Forschungsauf- trag an die Universität Tübingen vergeben. Im Rahmen einer wis- senschaftlichen Untersuchung soll authentisches Quellenmaterial über die Sekten erfaßt, aufbereitet und ausgewertet sowie der gegen- wärtige Forschungsstand im In- und Ausland ermittelt werden.

Weitere Forschungsarbeiten sol- len unter anderem auch die Krite- rien von Prophylaxe, Therapie und Re-habilitation berücksichtigen.

Literatur

(1) Evans, Chr.: Die Science Fiction-Religion, in: Kulte des Irrationalen, Rowohlt-Verlag, Hamburg, 1976 - (2) Haack, F.-W.: Die neuen Jugendreligionen, 88 S., 12. Aufl. 1977, Ev.

Presseverb. f. Bayern, München 19 S. - (3) Hauth, R.: Die Kinder Gottes - Weg und Irrweg einer Jugendsekte, 2. Aufl. 1977; Ev. Pressever- band f. Bayern, München, 46 S. - (4) Nutten, K.:

Die Ges. z. Vereinigung des Weltchristentums, in: Seher, Grübler, Enthusiasten; Quell-Verlag, Stuttgart, 1968 - (5) Mildenberger, M.: Hare Krishna, in: Heil aus Asien? - Hinduist. und buddh. Bewegungen im Westen; Quell-Verlag, Stuttgart, 1975 - (6) Ders.: Guru Maharaj Ji:

Eine Friedensbombe für die Welt, in: Heil aus Asien? Quell-Verlag, Stuttgart, 1975 - (7) Rei- mer, H.-D.: Die neuen „Jugendreligionen" - Ein beunruhigendes Zeichen der Zeit, in: „Her- der-Korrespondenz", Mai 1977 - (8) Zinke, L.

(Hg): Religionen am Rande der Gesellschaft, 184 S., Kösel-Verlag, München, 1977

Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. med.

Manfred Müller-Küppers Ärztlicher Direktor der Abteilung

für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Psychiatrischen Klinik

Heidelberg Blumenstraße 8 6900 Heidelberg

NACHRICHTEN

Honorarvereinbarung zwischen

Bundesärztekammer und Rentenversicherungsträgern

Die Bundesärztekammer und der Verband Deutscher Rentenversi- cherungsträger (VDR) haben mit Wirkung vom 1. Januar 1979 an eine neue „Vereinbarung über die Vergütung ärztlicher Leistungen bei der medizinischen Begutach- tung für die gesetzliche Renten- versicherung" in Kraft gesetzt. Sie sieht eine Anhebung der Grundbe- träge auf der Basis der Empfeh- lungen der sog. „Konzertierten Aktion im Gesundheitswesen" vor.

Sonderleistungen werden künftig anstatt mit 145 mit 148,5 Prozent der einfachen Sätze des „Bewer- tungsmaßstabs Ärzte" (BMÄ) ver- gütet.

Im Interesse einer kontinuierlichen und vergleichbaren Weiterent- wicklung der Vergütungsregelung wurde die Abgeltung von Sonder- leistungen zumindest für das Jahr 1979 nach den vorgenannten Sät- zen des BMÄ in der bis zum 30.

Juni 1978 gültigen Fassung ver- einbart.

Die Schreibgebühr wurde von bis- lang DM 2,00 auf DM 2,25 pro DIN- A4-Seite für formfreie Gutachten einschließlich der formularmäßi- gen Schlußbeurteilung angeho- ben.

Die neue Vereinbarung läuft bis zum 31. Dezember 1979. Der bis- herige Vertrag war von der Bun- desärztekammer zum 31. Dezem- ber 1978 gekündigt worden. hpb

Gespräch mit Ehrenberg über Vorbereitungszeit

Noch in diesem Monat will das Bundesarbeitsministerium die Kassenärztliche Bundesvereini- gung und die Verbände der RVO- und Ersatzkassen zu einem ersten Gespräch bitten über Möglichkei-

ten, „vorübergehend zur kassen- ärztlichen Versorgung nur diejeni- gen Ärzte zuzulassen, die eine an- gemessene (etwa zweijährige) praktische Berufserfahrung als Assistent im Krankenhaus und in freier Praxis nachweisen". Das geht aus einem Schreiben von Mi- nister Dr. Herbert Ehrenberg vom 19. Dezember 1978 an die KBV und die Kassenverbände hervor. Diese hatten am 27. November Ehren- berg an eine entsprechende Emp- fehlung der Konzertierten Aktion im Gesundheitswesen erinnert (Wortlaut des Schreibens an Eh- renberg in Heft 51/52 —1978, Seite 3091). In seiner Antwort erklärt Eh- renberg jetzt, die Prüfung der Fra- ge sei eingeleitet. Mit dem Vor- schlag seien insbesondere euro- parechtliche und verfassungs- rechtliche Fragen verbunden, die einer eingehenden Klärung be- dürften. NJ

Im Juni 1979

„Woche des behinderten Kindes"

Die deutsche Kommission zur Vor- bereitung und Durchführung des Internationalen Jahrs des Kindes plant für die Zeit vom 5. bis 12.

Juni 1979 eine „Woche des behin- derten Kindes". In die Vorberei- tung und Durchführung sollen so- wohl die öffentlichen als auch die freien Träger der Behindertenhilfe auf Bundes-, Landes- und Orts- ebene einbezogen werden. Dar- über hinaus sollten sich aber — so der Wunsch der Kommission und ihrer Vorsitzenden, Bundesfami- lienministerin Antje Huber — mög- lichst auch alle anderen Institutio- nen daran beteiligen, denen die Förderung und Integration behin- derter Kinder ein Anliegen ist.

Die „Woche des behinderten Kin- des" soll mit einer Bundesveran- staltung in Hannover eingeleitet werden, bei der die Probleme be- hinderter Kinder und ihrer sozialen Integration angesprochen werden.

Die Ausgestaltung der Aktionswo- che auf Landes- und Regionalebe-

130 Heft 3 vom 18. Januar 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

1991 1 revierbildendes Männchen Saarhölzbach bei Saarhölzbach (1991). zahlreiche Imagines, Eiablage beobachtet Labach bei Saal 1992. 1 revierbildendes Männchen Wahnbach bei

"Die furchtlosten Vampirkiller", ein Figurentheater mit Schauspiel, zeigt das Theater con Cuore, Schlitz, für junge Leute ab zwölf Jahren. Zuschauerinnen und Zuschauer

Die neuen Verbraucher*innen - Wie können wir Menschen, die im neuen Konsumalltag als besonders schutzbedürftig angesehen werden, in ihrer Alltagsbewältigung unterstützen..

Rembertiring 8-12 Rembertiring 8-12 Haltestellen Hauptbahnhof montags bis freitags Bremer Landesbank Sparkasse Bremen.. 28195 Bremen von 9.00 - 14.00

Typische Einsatzfelder sind z.B.: Einsatz in einer deutschen Schule (Hausaufgabenbetreuung, Schultheater, Unterstützung des schulischen Angebotes) und Organisation von Projekten

Das Angebot richtet sich an junge Erwachsene im Alter von 18 bis 27 Jahren:. • Vorrangig mit

Die Maßnahmen dieses Beschlusses sind nicht erforderlich bei Abfällen aus. Einrichtungen, die gemäß den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts behandelt wurden (thermische Behandlung

In St. Gallen, Zürich, Luzern und Winterthur befinden sich anteilsmässig mehr junge Menschen in der Berufsbildung als in einem allgemeinbildenden Bildungsgang, während die Situation