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Archiv "3 Fragen an … Dr. med. Cornelia Goesmann, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer" (24.04.2009)

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A804 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 17⏐⏐24. April 2009

P O L I T I K

W

enn es um die ärztliche Ver- sorgung von Pflegeheimbe- wohnern geht, dann ist oft von skan- dalösen Zuständen und Unterver- sorgung die Rede. Doch es spricht vieles dafür, dass die ärztliche Be- treuung in Heimen deutlich besser ist als ihr Ruf. Heimbewohner wer- den durchschnittlich einmal im Quartal von einem Hausarzt aufge- sucht. Damit werden sie signifikant häufiger hausärztlich betreut als Pflegebedürftige, die zu Hause le- ben – auch bei Berücksichtigung von Alter und wichtigen Erkrankun- gen. Das geht aus dem GEK-Pflege- report 2008 hervor.

„Es sieht so aus, als sei die hausärztliche Versorgung in Hei- men im Durchschnitt zufriedenstel- lend“, sagt einer der Studienautoren, Prof. Dr. Heinz Rothgang vom Zen- trum für Sozialpolitik, Universität Bremen. „Hinweise auf eine Unter- versorgung oder eklatante Engpässe gibt es nicht.“ Anders sehe es aber bei der fachärztlichen Versorgung aus, die nicht immer ausreichend sei. Dem GEK-Pflegereport zufolge gibt es insbesondere in der Betreu- ung durch Neurologen und Psychia- ter Mängel. So wird auch bei Vorlie- gen einer Demenz, Schizophrenie oder Parkinson-Krankheit der Ziel- wert von einem entsprechenden fachärztlichen Besuch pro Quartal bei Weitem nicht erreicht. Als pro- blematisch wird in der Studie eben- falls die Versorgung durch Augen- ärzte und Orthopäden eingestuft.

Für den GEK-Pflegereport wur- den die Daten von rund 196 000 Versicherten ausgewertet. Nach An- gaben Rothgangs ist dies gemessen an der Fallzahl die bislang größte Studie in Deutschland, die sich mit dem Thema ärztliche Versorgung in Heimen befasst. Zugleich weist er allerdings darauf hin, dass es sich

um eine Auswertung von Routine- daten handle. Spezifische Fragestel- lungen seien daher nicht möglich, sondern nur ein Blick auf das Ver- sorgungsgeschehen. Auch sei nicht überprüfbar, ob etwa alle medizini- schen Diagnosen der Heimbewoh- ner korrekt und vollständig seien.

„Wie häufig ein Arztkontakt nun aber sein muss, damit die Patienten angemessen versorgt sind, lässt sich weder pauschal noch im Einzelfall wirklich genau beziffer“, heißt es außerdem im GEK-Pflegereport.

Aus Sicht von Herbert Mauel, Geschäftsführer des Bundesver- bandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), der mehr als 3 100 private Pflegeeinrichtungen vertritt, zeigt der GEK-Pflegereport, dass die ärztliche Versorgung in Pfle- geeinrichtungen deutlich besser ist, als es oft dargestellt wird. „Die Be- hauptung, Heime seien ärztliches

Entwicklungsland, ist zynisch und entbehrt jeder Grundlage“, erklärt Mauel. Die hausärztliche Versor- gung in Heimen sei gesichert und häufig deutlich besser als bei Pfle- gebedürftigen, die zu Hause lebten.

Einfache Verbesserungsmöglichkei- ten gibt es aus seiner Sicht aber noch bei der Koordination. Daher spricht sich der bpa-Geschäftsführer dafür aus, die Lotsenfunktion des Haus- arztes zu stärken. Es liege nicht in der Verantwortung der Pflegefach- kräfte, sondern des Hausarztes, bei Bedarf Fachärzte einzubeziehen.

Das gelte auch für die Behandlung von Demenzkranken, deren Anteil in den stationären Pflegeeinrichtun- gen in den vergangenen Jahren im- mer weiter gestiegen sei. Feste Ab- sprachen zwischen behandelnden Ärzten und den Mitarbeitern des Pflegeheims, zum Beispiel über Termine und Frequenz von Visiten, seien leicht zu erreichen. „Es ist nicht sinnvoll, dass an einem Tag drei Hausärzte in ein Pflegeheim kommen und dann wieder tagelang keiner.“ Dabei plädiert Mauel für pragmatische Lösungen vor Ort.

„Wenn man die Kräfte bündelt und sich besser abspricht, profitieren al- le.“ Wichtig sei, dass die Abläufe ef-

fizienter würden. I

Dr. med. Birgit Hibbeler

ÄRZTLICHE VERSORGUNG IN HEIMEN

Besser als ihr Ruf

Die hausärztliche Versorgung in Pflegeheimen ist zufriedenstellend. Probleme gibt es aber in der

fachärztlichen Betreuung, wie der GEK-Pflegereport zeigt.

Ist die ärztliche Versorgung in Heimen wirklich so schlecht, wie es oft in den Medien berichtet wird?

Cornelia Goesmann:Die hausärztliche Versorgung in Heimen ist gut. Das belegt auch der GEK-Pflegereport.

Probleme gibt es bei der fachärztlichen Versorgung, die ja häufig aus technischen Gründen nicht in den Pflege- einrichtungen stattfinden kann.

Die Heime haben aber meist nicht genug Personal, um eine Begleitperson bei einem Pra- xisbesuch mitzuschicken.

Außerdem muss der Hausarzt zunächst einmal die Kosten- übernahme für den Transport bei der Krankenkasse beantra- gen. Das ist nicht nur aufwen- dig, sondern kurzfristig über- haupt nicht machbar.

Was fordern Sie?

Goesmann:Wenn Politik und Kassen wünschen, dass chro- nisch kranke alte Menschen or- dentlich versorgt werden, müs- sen sie dafür auch Anreize schaffen. Das kann zum Bei- spiel durch extrabudgetäre Sonderverträge geschehen.

Was können Ärzte und Heime schon heute tun?

Goesmann:Die Kooperation der heimbetreuenden Ärzte muss besser werden. Ärztliche Visiten müssen abgesprochen, Urlaubsvertretungen und Ruf- bereitschaften organisiert wer- den. Nur so kann man unnötige Krankenhauseinweisungen ver- meiden. Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Diens- te und die Bundesärztekammer erarbeiten zurzeit Vorschläge, wie eine gute Zusammenarbeit von Pflegeheimen und Ärzten aussehen könnte.

3 FRAGEN AN …

Dr. med. Cornelia Goesmann, Vizepräsidentin der

Bundesärztekammer

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