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Archiv "Der „rubber elongation factor“ ist das Hauptallergen im Latex" (29.04.1994)

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MEDIZIN

schlechte Prognose. Viele dieser Kin- der weisen dauerhafte psychische Störungen auf (3).

Über den Verlauf der Bulimia ist noch wenig bekannt, und die Er- gebnisse sind widersprüchlich. Nach einer Verlaufsstudie bei erwachse- nen bulimischen Patienten waren nach zweijähriger Beobachtungsdau- er immer noch 41 Prozent von 247 Patienten an einer Eßstörung er- krankt, die die Kriterien des ameri- kanischen Klassifikationsschemas DSM-III-R erfüllte. 34 Prozent wie-

DIE ÜBERSICHT / FÜR SIE REFERIERT

sen eine affektive Erkrankung und 30 Prozent eine Suchterkrankung auf (7). Entsprechende Studien bei ju- gendlichen Patienten liegen unseres Wissens nach noch nicht vor. Von den sieben Patienten zwischen 14 und 17 Jahren, die wir zwischen Anfang 1985 und Mitte 1987 behandelten, hatten vier drei Jahre nach Entlassung immer noch eine Bulimie (13).

Deutsches Arzteblatt

91 (1994) A-1210-1218 [Heft 17]

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über den Verfasser.

Anschrift der Verfasser:

Priv.-Doz. Dr. med.

Beate Herpertz-Dahlmann Prof. Dr. med. Dr. phil. Helmut Remschmidt

Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Philipps-Universität Marburg Hans-Sachs-Straße 6

35039 Marburg

Der „rubber elongation factor" ist das Hauptallergen im Latex

Soforttypallergien gegen Latex- Artikel (hergestellt aus dem vulkani- sierten Milchsaft des Gummibau- mes) nehmen im Krankenhausbe- reich in den letzten Jahren sprung- haft zu. Teilweise geht die Entwick- lung parallel mit dem gestiegenen Verbrauch von Gummihandschuhen.

Nach eigenen Untersuchungen be- trägt der Anteil unter Beschäftigen im Krankenhaus, der eine latexbe- dingte Kontakturtikaria entwickelt, 8 bis 10 Prozent. Etwa 25 Prozent die- ser Personengruppe klagen gleichzei- tig über allergische Erscheinungen des Atemtrakts (Rhinitis, Asthmaan- fälle) und/oder eine Konjunktivitis.

Letztere treten im Extremfall bereits nach kurzem Aufenthalt in der Arzt- praxis oder in Krankenhausräumen auf, in denen Latex-Handschuhe ver- wendet werden (1) und gehen auf die Übertragung des Latex-Allergens auf den Handschuhpuder zurück. In ent- sprechenden Räumlichkeiten kann bis zu 0,15 µg-Allergen pro Kubikme- ter Luft nachgewiesen werden, wie eigene Messungen ergaben.

Besonders gefährdet ist der La- tex-Allergiker, wenn er sich einer Operation unterzieht, da über den Handschuh des Chirurgen das Aller- gen systemisch aufgenommen werden kann. In den USA hat die Food and Drug Administration (FDA) Warn- hinweise herausgegeben, nachdem es zu letal verlaufenden anaphylakti-

schen Schockzuständen unter ande- rem durch Gummi-Einlaufschläuche gekommen war. Die Todesfälle betra- fen Kinder mit Spina bifida und Uro- genitalaffektionen, die häufig im Krankenhaus waren und sich wieder- holt Untersuchungen und chirurgi- schen Eingriffen unterziehen mußten.

Vor kurzem gelang die Identifi- zierung des ursächlichen Hauptaller- gens, das sich sowohl in der Latex- Milch, im Handschuh als auch im Pu- der befindet (2). Es handelt sich um ein 14 KD-Protein mit 137 Amino- säuren in einer ungewöhnlichen Zu- sammensetzung; das Molekül ist frei von den Aminosäuren Cystein, Histi- din, Methionin und Tryptophan. Ein Strukturvergleich mit beschriebenen Proteinen ergibt, daß es sich um den bereits sequenzierten „rubber elon- gation factor" (REF) handelt. Dieses Protein spielt eine entscheidene Rol- le in der Biosynthese von Polyiso- prenketten im Gummibaum; es hilft nämlich, die cis-Isopreneinheiten an- einander zu heften, was zu der vor- hergenannten Bezeichnung geführt hat. In Anlehnung an die internatio- nale Allergennomenklatur wurde von uns die Bezeichnung Hev b I vorge- schlagen.

Die derzeitige Forschung kon- zentriert sich darauf, submolekulare Abschnitte (Epitope) zu identifizie- ren, die von den menschlichen Im- munglobulinen und von den Zellen

des Immunsystems erkannt werden, um genauere Kenntnisse über die ur- sächlichen strukturellen Charakteri- stika dieses aggressiven Allergens zu erhalten. Die erste identifizierte anti- körperbindende Sequenz stellt den

14 Aminosäuren umfassenden N- Terminus dar. Eine Untersuchung der Seren von 15 Latex-Allergikern ergab in fast allen Fällen eine IgE- Antikörperbindung an diesen.

In vielen Bereichen der Medizin, aber auch des Alltags, sind latexhalti- ge Materialien aufgrund ihrer her- vorragenden Materialeigenschaften heute kaum noch wegzudenken. La- tex wird beispielsweise für die Her- stellung von Pflastern, Beatmungs- beuteln, Fingerlingen, Drainagen, Schuhen, Teppichbodenunterlagen, Radiergummis, Luftballons und Kon- domen verwendet. Nach der Entdek- kung des Latex-Hauptallergens wird jetzt intensiv an Verfahren zu seiner Inaktivierung gearbeitet. Erste er- folgversprechende Ergebnisse in die- ser Richtung liegen bereits vor. bur

1. Baur, X.; J. Ammon, Z. Chen, U.

Beckmann, AB. Czuppon: Health risk in hospitals through airbone allergens for patients presensitised to latex. The Lan- cet 324 (1993) 1148-1149

2. Czuppon, AB.; Z. Chen, S. Rennert, T.

Engelke, HE Meyer, M. Heber, X. Baur:

The rubber elongation factor of rubber trees (Hevea brasiliensis) is the major al- lergen in latex. J Allergy Clin. Immunol;

92 (1993) 690-697

Prof. Dr. med. Xaver Baur, Direktor des Berufsgenoss. Forschungsinstituts für Arbeitsmedizin, Ruhr-Universität Bo- chum, Gilsingstraße 14, 44789 Bochum

A-1218 (46) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 17, 29. April 1994

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