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rohe Kunde für Ka- pitalanleger: Die Dresd- ner Bank hat gegen das sogenannte Fokker-Ur- teil des OLG Nürnberg vom 28. Januar dieses Jahres keine Revision eingelegt. Be- rater der Dresdner Bank hatten ihren Kunden An- leihen des mittlerweile plei- te gegangenen niederländi- schen Flugzeugbauers ange- dreht, obwohl diese aus- drücklich sichere Papiere verlangt hatten.Für diese Fehlberatung muß die Dresdner Bank nun rechtskräftig geradestehen, was ja wirklich nicht mehr als recht und billig ist. Obwohl das Urteil nur für den Einzel- fall Geltung hat, kann als sicher angenommen wer- den, daß die Dresdner Bank den anderen Fokker-Geschä- digten, soweit sie ihre An- sprüche angemeldet ha- ben, mit einer Entschädi-
gungsquote entgegenkom- men wird, die meiner Mei- nung nach bei etwa zwei Drit- teln der Schadenssumme lie- gen dürfte.
Für Geschädigte gibt es mit dem Frankfurter Rechts- anwalt Klaus Nieding auch eine Anlaufadresse. Der Ju- rist vertritt im Auftrag der Deutschen Schutzvereini- gung für Wertpapierbesitz bereits zahlreiche Besitzer von mittlerweile wertlosen Fokker-Anleihen.
Übrigens hat sich die ge- samte deutsche Wirtschafts- presse, soweit ich sehen kann, auf die Seite der Anleger ge-
stellt und das Fokker-Urteil ausdrücklich begrüßt. Das ist auch gut so, denn zu oft siegte in der Vergangenheit der Go- liath Banker gegen den Kleinanleger David.
Von einem Politiker habe ich indes kein Wort gehört, wie wichtig es ist, daß die Ge- richte in Sachen Anleger- schutz juristische Bürgernähe zeigen.
Ganz im Gegenteil. Im 3.
Finanzmarktförderungsgesetz, das voraussichtlich im April in Kraft treten wird, werden die Interessen der Anleger auf eine ziemlich kleine Flamme gedreht. Dabei soll
dieses Gesetz nach den Wor- ten des Staatssekretärs im Finanzministerium, Jürgen Stark, das „Vertrauen der Anleger in die Weltpapier- märkte stärken“.
Der pure Hohn. Heraus- gekommen ist etwas ganz anderes, eine krasse Ein- schränkung des Verbraucher- schutzes nämlich. Banken sollen nämlich nicht mehr wie bisher 30 Jahre lang für Feh- ler in der Wertpapierbera- tung haften, sondern nur noch für drei.
Wer zwischen dieser dra- stischen Kürzung von Ver- jährungsfristen für Bank-Be- ratungsfehler und einer Häu- fung von Urteilen gegen Geld- institute einen Zusammen- hang sieht, der liegt meines Erachtens nicht falsch. Wieso gibt es immer wieder Politi- ker, die zu solcher Kumpanei ihr demokratisches Mandat mißbrauchen? Börsebius
[44] Deutsches Ärzteblatt 95, Heft 11, 13. März 1998
S C H L U S S P U N K T
Post Scriptum
A
n diesem Wochenende findet in Baden-Baden das 6. Deutsche Ärzte- schachturnier statt. Nicht der übelste Ort für Schach- spieler: hier verteidigte Al- jechin 1934 seinen WM-Ti- tel gegen Bogoljubow, hierspielte Kasparow 1991 ein Uhren-Handicap gegen die deutsche Nationalmann- schaft, hier ist das Karpow- Schachzentrum beheimatet, und, um den Reigen bedeu- tender Turniere fast schon
zu schließen, hier fand vor fünf Jahren schon das erste Ärzteturnier statt. Das er- ste Turnier in Baden-Baden überhaupt fand allerdings bereits im Jahre 1870 statt.
Der österreichisch-ungari- sche Meister Ignaz Kolisch, der im legendären Pariser Café de la Régence Kaffee- hauspartien um Geld spiel- te, war durch die Bekannt- schaft mit dem schachlie- benden Baron von Roth- schild zum Bankier und da- durch natürlich auch zum Millionär geworden. Was lag näher, so wie für die Bank Hofmann beim Ärzte- turnier heute, als ein Schachturnier zu unterstüt- zen?! Fürst Stourdza war Präsident, sein „Vize“ kein Geringerer als der russische Schriftsteller Iwan Turgen-
jew. Das ist ein anderes Ka- pitel: Baden-Baden und sei- ne Russen. Tolstoi (übri- gens auch ein leidenschaftli- cher Schachspieler) und Dostojewski verloren hier alles. Dostojewski zu Tur- genjew: „Hören Sie, was man hier für Spitzbuben und Gaunern begegnet! Ein garstiges Volk, weit schlim- mer und unanständiger als das unsere; und daß es un- vergleichlich dümmer ist, darüber kann natürlich schon gar kein Zweifel be- stehen . . .“
Nun aber ein Schlaglicht aus dem damaligen Turnier, welches trotz des Aus- bruchs des deutsch-franzö- sischen Kriegs über die Bühne ging. Es gewann schließlich der „unver- gleichlich dumme“ Adolph
Anderssen dank seines Sie- ges über den nachfolgenden Weltmeister Wilhelm Stei- nitz.
In der Partie gegen Stei- nitz schien dessen Läufer- paar dem Turm klar überle- gen. Dennoch fand Anders- sen als Schwarzer eine feine Kombination mit einem un- auffälligen Auftaktzug, mit dem er die Siegesstraße an- steuerte; allerdings hätte Steinitz mit einer „Gegen- Kombi“ wohl remis errei- chen können. Wie das alles?
Lösung:
Spitzbuben in Baden-Baden
DR. MED. HELMUT PFLEGER
Börsebius zur Bankenhaftung (II)
Kumpanei auf leisen Pfoten
Nach 1.
...Tb8! ließ sich Weiß den Springerbraten nicht entge- hen: 2. Lxc5, sah sich aber nach
2....Tb2+ 3.
Ke3 Da5! der unan- genehmen Doppeldrohung Dd2 matt und Dxc5+ gegenüber. In der weiteren Folge 4.Td1 Dxc5+
5.d4 exd4+ 6.
Kf4 (was sonst?) bekam seinem König das Wan- derdasein gar nicht – Anderssen gewann leicht. Mit dem Gegen-
schlag 2.Sh6+ gxh6 3.
Dxf6 Txb4
4.
Dxh6 (droht Dxh7 matt)
Txe4+! 5. Sxe4 Sxe4 wäre es
wohl remis ausgegangen.