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ie AOK hat begonnen, eine flächendeckende medizinische Patienteninformation am Telefon aufzubauen. Im August startete sie das Modellprojekt „MedicusTel“ für einen Teil ihrer Versicherten in Hessen. In- zwischen können das Angebot rund 700 000 AOK-Kunden in Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Rheinland- Pfalz und Schleswig-Holstein nutzen.Von 2002 an will die AOK den Service allen ihren Versicherten anbieten. Etwa 8 000 Bürger haben bislang darauf zurückgegriffen.
„MedicusTel“ ist ein Call-Center von MD Medicus GmbH. Das Unterneh- men besteht seit rund sieben Jahren. Es hatte sich anfangs auf telefonische Arzt-zu-Arzt-Abklärungen bei Kran- kentransporten im Auftrag von (Aus- lands-)Krankenversicherungen spezia- lisiert. Dazu kamen Beratungsangebote für Versicherte. Inzwischen zählen ne- ben der AOK weitere gesetzliche und private Krankenversicherungen zu den Kunden.
Anrufern bei „MedicusTel“ stehen acht Ärztinnen und Ärzte sowie 35 Krankenschwestern, Pfleger und weite- re Kräfte zur Beantwortung von Anfra- gen zur Verfügung. Bei Bedarf greifen sie auf einen Pool von 35 niedergelasse- nen Fachärzten, 70 Klinikärzten und zwei Zahnärzten zurück. Wissenschaft- liche Recherchen werden durch eine ei- gene Datenbank unterstützt. Darüber hinaus sind die Namen von 120 000 nie- dergelassenen Ärzten und 7 000 sta- tionären Einrichtungen gespeichert.
Das Call-Center, dessen Nummer die AOK in der Testphase noch nicht nen- nen möchte, ist rund um die Uhr zum Ortstarif erreichbar. „Die häufigsten Fragen betreffen ärztliche Diagnosen, Vor- und Nachteile von Behandlungs-
methoden sowie Erkrankungen des Be- wegungsapparates“, erläuterte Dr.
med. Sabine Ludt bei der Vorstellung Mitte Januar in Berlin. Die Allgemein- medizinerin ist Ressortleiterin Inlands- dienste bei Medicus und leitet die ärztli- che Qualitätssicherung bei „Medicus Tel“.
Eine Konkurrenz zur ärztlichen Ver- sorgung solle der Beratungsdienst nicht sein, betonte Ludt. Diagnosestellungen ohne persönlichen Kontakt seien so- wieso nicht möglich. Auch die Qualität eines Arztes könne man nicht bewer- ten. „Wir achten streng auf das ärztliche Standes- und Wettbewerbsrecht. Die Information erfolgt absolut neutral“, betonte auch Dr. Hans Jürgen Ahrens, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bun- desverbandes. „Es gibt keine Therapie- Empfehlungen und keine Empfehlung einzelner Ärzte oder Krankenhäuser.“
Mancher schätzt gerade die Anonymität
Die Berater bei „MedicusTel“ nennen Anrufern auf Anfrage aber mehrere Ärzte in Wohnortnähe, manchmal auch spezielle Ansprechpartner. Als Beispiel nannte Ludt die Anfrage ei- ner Anruferin mit Bandscheibenpro- blemen, die einen Türkisch sprechen- den Spezialisten suchte. Häufig infor- mieren sich Versicherte offenbar auch vor einem Arzttermin, zum Beispiel über eine Darmspiegelung. Andere ru- fen an, weil sie beim Arztbesuch eine Frage vergessen haben und sich nun nicht trauen, dort noch einmal nachzu- haken. Manche schätzten gerade die Anonymität der Beratung, ergänzte Ludt – beispielsweise Männer mit Potenzproblemen. Sabine Rieser P O L I T I K
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A286 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 6½½½½9. Februar 2001
Prof. Dr. med. Karsten Vilmar, Ehren- präsident der BÄK, in Berlin. Am 16. Juli 2000 genehmigte das Bundes- gesundheitsministerium schließlich die Verträge zwischen der Bundesärzte- kammer, den Spitzenverbänden der gesetzlichen Krankenkassen und der Deutschen Krankenhausgesellschaft mit Eurotransplant und der DSO.
Die Krankenhäuser melden die Ver- storbenen seither an die DSO. Diese hält in sieben „Organspende-Regionen“
rund um die Uhr Mitarbeiter bereit, die die Intensivstationen unterstützen, die Diagnostik von Gewebetypen organisie- ren und die Daten des Spenders an Eu- rotransplant weiterleiten. Dort sind die Wartelisten der Transplantationszen- tren, bei denen sich die potenziellen Empfänger melden, mit einem compu- tergestützten System zu einer einheitli- chen Warteliste für jedes Organ zusam- mengefasst. In kürzester Zeit wird so der Patient herausgefunden, der an der Rei- he ist und für den das Organ geeignet ist.
Zu wenig Organspender
ET organisiert die Verteilung von Spen- derorganen in Belgien, Deutschland, Luxemburg, in den Niederlanden und in Österreich. „Deutschland ist ein Organ-Importland“, sagte Dr. Guido Persijn von Eurotransplant. Während Österreich 1999 genau 24,9 und Belgien 23,8 postmortale Organspenden pro ei- ne Million Einwohner aufwies, waren es in Deutschland nur 12,8.
Durch die straffere Organisation und Aufgabenteilung soll die Bereitschaft zur Organspende in Deutschland ge- steigert werden. Es gibt aber auch kri- tische Stimmen: „Es ist derzeit nicht abzusehen, ob das komplizierte Regel- werk der Organverteilung erfolgreich sein wird und ob es nicht durch die Komplexität zu Organverlusten und ei- nem schlechteren Ergebnis der Trans- plantation kommt“, meinte Prof. Dr.
Günter Kirste, Transplantationschirurg an der Universitätsklinik Freiburg und Mitglied der Ständigen Kommission Organtransplantation der BÄK. Die DSO ist optimistisch. Sie geht davon aus, dass sich die Spenden in den näch- sten zwei Jahren um 20 Prozent er- höhen. Dr. med. Eva A. Richter