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Archiv "Patientenberatung: Vom Modellprojekt zum regulären Beratungsangebot" (18.02.2011)

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A 304 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 7

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18. Februar 2011

PATIENTENBERATUNG

Vom Modellprojekt zum regulären Beratungsangebot

Etwa 80 000 Bürger haben zuletzt jedes Jahr die Angebote der Unabhängigen Patientenberatung (UPD) genutzt, um sich zu informieren oder zu beschweren.

Seit dem 15. Februar ist das persönlich, telefonisch und per Internet wieder möglich.

D

ie Unabhängige Patientenbe- ratung Deutschland (UPD) wird ihre Arbeit unter veränderten Rahmenbedingungen fortsetzen.

Nach einer zehnjährigen Erpro- bungsphase als Modellvorhaben hat der GKV-Spitzenverband im Ein- vernehmen mit dem Patientenbe- auftragten der Bundesregierung den zuletzt drei Partnern der „alten“

UPD den Zuschlag für eine reguläre Beratungsarbeit erteilt. Dies sind der Verbraucherzentrale-Bundes- verband, der Verbund unabhängige Patientenberatung und der Sozial- verband VdK Deutschland.

„Eine unabhängige Verbraucher- und Patientenberatung von hoher Qualität ist ein sinnvoller Baustein, um die existierenden Informations-

und Beratungsmöglichkeiten zu er- gänzen“, betonte Gernot Kiefer, Vorstand des GKV-Spitzenver- bands. Sie könne eine wichtige Lot- senfunktion darstellen, damit Men- schen an die für sie richtige Stelle gerieten, um Fragen zu Gesundheit und Krankheit zu klären.

Patienteninformationen über 21 regionale Beratungsstellen

Die „alte“ UPD hat ihre Arbeit Ende 2010 eingestellt. Das neue Angebot ist am 15. Februar mit ei- ner unentgeltlichen Telefon-Hotline (0800 0117722) für Verbraucher gestartet und wird im Wesentlichen auf den Strukturen aus der Modell- phase aufbauen. Schwachstellen würden beseitigt, hieß es.

Geplant ist, dass rasch 21 regio- nale Beratungsstellen Informatio- nen anbieten. Ein barrierefreies In- ternetangebot (www.upd-online.de) soll Nutzern ebenfalls zur Verfü- gung stehen. Es soll nicht zuletzt auf andere, seriöse Anbieter im Be- reich Patienteninformation verwei- sen. Genannt wurden bei der Prä- sentation des neuen Angebots bei- spielhaft die Internetseite des Ärzt- lichen Zentrums für Qualität in der Medizin (www.aezq.de) sowie das Informationsportal des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (www.gesund heitsinformation.de).

Die UPD rechnet mit 70 000 bis 100 000 Beratungsfällen pro Jahr.

Für die nächsten fünf Jahre stellen die Krankenkassen jährlich jeweils mehr als fünf Millionen Euro zur Verfügung. Der Verband der privaten Krankenversicherung beteiligt sich am Beratungsangebot zusätzlich mit etwa 364 000 Euro pro Jahr, aller- dings zunächst nur für drei Jahre.

„Die Mittel dienen dazu, ein ganz neues Projekt ins Leben zu ru- fen“, erläuterte Volker Leienbach, Direktor des PKV-Verbands. „Rat- suchenden Patienten mit einem Mi- grationshintergrund soll künftig ein muttersprachliches Beratungsange- bot gemacht werden.“ Entsprechen- de Angebote sind auf Türkisch und Russisch geplant, Beratungsbüros soll es in Berlin, Nürnberg, Stutt- gart und Dortmund geben.

Geschäftsführer der neuen UPD wird Dr. Sebastian Schmidt-Kaeh- ler. Er arbeitete bisher für die Ber- telsmann-Stiftung als Projektmana- ger. Dort hatte er die fachliche Lei- tung des Projekts „Weiße Liste“

übernommen. Zentrales Ziel dieses Unabhängige Patientenbera-

tung ist nach zehn Jahren der Erprobung im Rahmen eines Modellprojekts mittler- weile ein festes Angebot. Wie beurteilen Sie diese Entwick- lung?

Schaefer: Das Angebot ist sinnvoll, weil einem von den Beratern bei Basisfragen gehol- fen wird, und solche Fragen ha- ben viele. Wer weitergehende Informationen benötigt, also zum Beispiel zu Diagnostik oder Therapie, wird von der Unab- hängigen Patientenberatung (UPD) weiterverwiesen. Das ist ein wichtiges Prinzip.

Einer unabhängigen Patien- tenberatung schlug vor Jah- ren viel Skepsis entgegen, gerade auch von ärztlichen Institutionen. „Das können wir selbst“, hieß es oft. Hat sich das geändert?

Schaefer: Bei allen in diesem Bereich ist das Bewusstsein da- für gewachsen, dass man sich besser vernetzen muss. Das gilt auch für die Verantwortlichen der UPD, die unlängst bekräftigt haben, dass sie die Kooperation suchen, auch mit ärztlichen Stellen. ÄZQ und UPD sind im Gespräch. Man kennt unsere Patientenleitlinien und die

Checklisten, wie man eine gute Arztpraxis findet oder woran man seriöse Gesundheitsinfor- mationen im Internet erkennt, und greift darauf zurück.

Hat eine unabhängige Beratung Vorteile?

Schaefer: Es ist besser, eine in- teressenunabhängige, verlässli- che erste Anlaufstelle zu haben als eine, von der Ratsuchende vermuten, dass sie interessen- gesteuert ist. Patienteninformati- on ist eine Frage des Vertrauens, und je vertrauenswürdiger die Informationen erscheinen, desto mehr ist allen gedient.

3 FRAGEN AN . . .

Corinna Schaefer, Ärztliche Zentralstelle Qualitätssicherung

P O L I T I K

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18. Februar 2011 Projekts ist nach Angaben von Ber-

telsmann der Aufbau eines unab- hängigen und patientenorientierten Internetportals zur Information über die Leistungserbringer im Ge- sundheitswesen.

In den letzten vier Jahren Modell- laufzeit haben jährlich etwa 80 000 Ratsuchende die alte UPD in An- spruch genommen. Die systemati- sche Auswertung der dokumentier- ten Kontakte im ersten Halbjahr 2010 ergab, dass etwa jede fünfte Kontaktaufnahme zur UPD eine Be- schwerde enthielt (absolut: 7 645).

Zahlreiche Anlässe für Beschwerden von Patienten

Ein Drittel der in diesem Zeitraum erfassten Beschwerden richtete sich gegen niedergelassene Ärzte und Therapeuten, davon wiederum ein Drittel gegen Zahnärzte. Dabei wurden vor allem die Behandlung und hierbei vermeintliche Behand- lungsfehler sowie eine mangelnde Aufklärung beanstandet, gefolgt vom Verhalten des Arztes. Knapp ein Viertel gab fehlerhafte oder un- klare Rechnungen von Ärzten als Beschwerdegrund an.

Weitere Beschwerden betrafen hauptsächlich Krankenversicherun- gen (22 Prozent), Krankenhäuser (zwölf Prozent) und Pflegeeinrich- tungen sowie Gutachten. Bei den Krankenversicherungen ging es vor allem um die gesetzlichen Kassen, da auch der überwiegende Teil der Ratsuchenden Mitglied in der ge- setzlichen Krankenversicherung war. In mehr als der Hälfte der Fälle war die Ablehnung von Kostenüber- nahmen Gegenstand der Beschwer- de, gefolgt von mangelhafter Infor- mation der Versicherten. Bei den Gutachten ging es größtenteils um Gutachten zur Arbeitsunfähigkeit.

Im Hinblick auf stationäre und Pflegeeinrichtungen wurden am häufigsten die Behandlungen selbst oder vermutete Behandlungsfehler beanstandet. Kritisiert wurden zu- dem der Umgang mit Beschwerden, die schlechte Koordination inner- halb von Einrichtungen sowie Pro- bleme mit Rechnungen vor allem wegen nicht vereinbarungsgemäß abgerechneter Leistungen. ■

Heike E. Krüger-Brand, Sabine Rieser

WARTEZEITEN

Kritik an SPD-Vorschlag

Wer gesetzlich Krankenversicherte länger warten lässt als Privatversicherte, soll zahlen oder die Zulassung entzogen bekommen. Das sorgte prompt für Ärger.

E

ntrüstung hat der Vorschlag der SPD-Bundestagsfraktion hervorgerufen, Ärzte, die Privat - patienten bevorzugt behandeln, mit Geldbußen und Zulassungsentzug zu bestrafen. „Dieser Vorstoß der SPD trägt planwirtschaftliche Züge einer überbordenden Kontrollwut.

Er ist daher klar abzulehnen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kas- senärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. med. Andreas Köhler.

Es sei zudem ersichtlich, dass die SPD das Thema Wartezeiten in po- pulistischer Manier heranziehe, um für ihre Idee einer Einheitsversiche- rung Stimmung zu machen.

Der Vizepräsident der Bundes- ärztekammer, Dr. med. Frank Ul- rich Montgomery, sagte, das SPD- Papier strotze nur so vor „Populis- mus”. Der Vorschlag, die Kassen per Testanruf kontrollieren zu las- sen, ob Privatversicherte schneller einen Termin beim Facharzt bekä- men, sei der „reine Rückfall in die alte Misstrauenskultur” der Regie- rungspartei, die im Jahr 2009 abge- wählt worden sei.

„Ernsthafter Kontrollverlust“

Der kritisierte Gesetzesentwurf der SPD sieht Geldbußen von bis zu 25 000 Euro und einen Entzug der Zulassung für die Dauer von bis zu zwei Jahren für Ärzte vor, die Privat- patienten bevorzugen und Kassen- patienten auf Termine warten lassen.

Gesundheitspolitik müsse stärker aus der Sicht der Verbraucher defi- niert werden, hieß es bei der SPD.

Bislang bekämen Privatversicherte häufig schneller Termine bei Fach- ärzten und müssten weniger lange im Wartezimmer sitzen, weil Ärzte für die Behandlung von Privatpa- tienten höhere Honorare erhalten.

„Zu lange Wartezeiten sind kein grundsätzliches Problem in der am- bulanten Versorgung. Es gibt keine

Studien, die das belegen“, sagte KBV-Vorstand Köhler. Die von der Forschungsgruppe Wahlen im Auf- trag der KBV im vergangenen Jahr durchgeführte Versichertenbefra- gung mit mehr als 6 000 Beteiligten habe gezeigt, dass nur acht Prozent der Befragten zu lange Wartezeiten beklagten.

Von einem „ernsthaften Kon- trollverlust“ beim SPD-Gesund- heitsexperten Prof. Dr. med. Karl Lauterbach, der die Vorschläge in den Medien vertreten hatte, sprach der Vorsitzende des Hartmann- bunds (HB), Prof. Dr. med. Kuno Winn. „Anders ist es für mich nicht zu erklären, dass Herr Lauterbach nun ganz offen für die gesetzliche Verankerung der von ihm bisher stets angeprangerten Zweiklassen- medizin eintritt“, sagte er. Nicht an- ders sei jedenfalls sein im SPD-Ge- setzentwurf formulierter Vorschlag zu deuten, dass „die Zulassung als Vertragsarzt künftig eine Pflicht zur bevorzugten Behandlung gesetzlich Versicherter“ beinhalten solle. Eine bevorzugte Behandlung von Patien- ten in Abhängigkeit von ihrer Versi- cherung sei aber weder berufsrecht- lich noch ethisch vertretbar, betonte der HB-Vorsitzende.

„Absurd und abwegig“ ist der SPD-Vorschlag auch nach Auffas- sung des NAV-Virchow-Bundes.

„Die SPD plant offenbar ein sozia- listisches Gesundheitssystem und die Enteignung der niedergelassenen Ärzte“, kritisiert dessen Vorsitzender Dr. med. Dirk Heinrich. Scharfe Kri- tik kam auch vom Medi-Verbund Deutschland. „Werden demnächst auch die Deutsche Bahn und die Lufthansa für die unterschiedliche Betreuung von Fahrgästen der ersten und zweiten Klasse mit hohen Stra- fen belegt?“, kritisierte der Vorsit- zende Werner Baumgärtner. ■ Arne Hillienhof

P O L I T I K

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