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Archiv "Fachgespräch „Literatur und Politik“: Welt des Geistes, Welt der Macht" (02.10.1992)

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Stelzmann, seit 1980 frei- schaffend, mit Einzelausstel- lungen vor allem in Leipzig, seit 1989 auch in Hannover, Stade und zuletzt im Frühjahr 1992 in Düsseldorf hervorge- treten. Werke seiner Hand sind längst öffentlicher Besitz in Altenburg, Posen, Moskau, Hannover, Friedrichshafen, Frankfurt am Main.

Wachters figürliche Male- rei steht noch am augenfällig- sten in der Tradition der

„Leipziger Schule", die sich begrifflich vor allem auf die Figurenbilder von Werner Tübke, Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Volker Stelzmann gründet, so unterschiedlich diese auch sind. „Gebärde und Farbe"

überschrieb Heinz Liesbrock treffend einen Essay (1992) über Andreas Wachters Figu- renmalerei. Deren einzelne Gebärden fügen sich zu einer bildbeherrschenden Gesamt- gebärde, die — entfernt und verfremdet — an mittelalterli- che Kunst erinnert.

Eberhard Hertwig, 1938 in Leipzig geboren, hat von 1952-1955 eine Lehre als Li- thograph absolviert, danach bis 1988 als Offset-, Licht- druck- und Positivretuscheur gearbeitet; seitdem ist er frei- beruflich tätig, nachdem er 1986 in den Verband Bilden- der Künstler der DDR aufge- nommen wurde. In Einzel- ausstellungen vorwiegend in Sachsen und seit 1990 mit der Künstlervereinigung „Leipzi- ger Blauer Reiter" ist Hert- wig in Leipzig, Halle, Ham- burg, Mönchengladbach, Bad Brückenau hervorgetreten.

Manfred Martin, 1930 in Leipzig geboren, hat nach Lehre und Arbeit als Litho- graph (1944-1948) an der Aka- demie für Grafik und Buch- kunst in Leipzig bei H. E. Strü- ning und Prof. E. Voigt stu- diert, bis er der „Formalismus- diskussion" in der DDR zum Opfer fiel (Exmatrikulation 1950). Sechs Jahren als Lithog- raph folgten acht Jahre als Freischaffender. Von 1964 bis 1969 war er Leiter eines Mal- zirkels für Kinder; bis 1979 ar- beitete er wieder als Litho-

graph, auch als Offset- und Lichtdruckretuscheur, und seit 1979 freischaffend als Ma- ler und Graphiker.

Große Zeitabstände ha- ben seine ersten Einzelaus- stellungen in Leipzig und Berlin: 1949, 1958, 1985. Da- nach stellte er jährlich in Ber- lin und in verschiedenen Or- ten Sachsens aus, und seit 1988 ist er an zahlreichen Ausstellungen beteiligt: in Stuttgart und Leipzig, mit der Künstlergruppe „Leipziger Blauer Reiter" in München, Hamburg und Mönchenglad- bach, jüngst auch in Zürich, Ingolstadt, Bad Brückenau und Worpswede.

Matthias Thorn, 1961 in Leipzig geboren, studierte nach der Reprotechnikerleh- re (1977-1979) von 1982 bis 1988 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leip- zig bei den Professoren V.

Stelzmann und D. Burger;

Fachstudium bei Prof. Bern- hard Heisig. 1988 brach er das Studium ab, lebt und ar- beitet seitdem in Leipzig.

Nach zwei Ausstellungen in Dresden (1986) und Leipzig (1989) entfaltete er seit 1990 eine sehr rege Ausstellungs- tätigkeit: 1990 in Stuttgart, Eßlingen, Nürtingen, Waib- lingen; 1991 in Hannover, Eß- lingen, Leinefelden-Echter- dingen; 1992 in Stuttgart, Waiblingen, Zeitz und — be- sonders bemerkenswert: — im Ärztehaus Leipzig.

Die Lichtdruckwerkstatt Mit der schwierigen Tech- nik des Lichtdrucks, der vor rund 100 Jahren „ganz auf der Höhe der Entwicklung"

war, und mit liebevoll ge- pflegten, robusten Maschi- nen, die nicht viel jünger sind, stellt sich die „Leipziger Lichtdruck Werkstatt", zu SED-Zeiten ein Teil der Großdruckerei „Offizin An- dersen Nexö", heute als selb- ständiges Gemeinschaftsun- ternehmen von acht Fachleu- ten des Lichtdrucks „dem Markt". Wie das Beispiel der hier vorgestellten Werke be- weist: mit nicht zu übertref- fender Qualität. R.

S

treiten sollten sie sich.

Das sei schon im Vorge- spräch so vereinbart wor- den, sagte Bundesarbeitsmi- nister Dr. Norbert Blüm (CDU). Und auch der Gene- ralsekretär der CDU, Peter Hintze, stellte in seinem Ein- gangsstatement zur Podiums- diskussion „Literatur und Po- litik" im Konrad-Adenauer- Haus in Bonn fest, daß sich die beiden Bereiche immer wieder als unversöhnliche Sphären dargestellt hätten.

Mit wenigen Ausnahmen sei man entweder Schriftsteller oder Politiker gewesen, man habe entweder zur Welt des Geistes oder zur Welt der Macht gehört.

Doch auf diesen Streit lie- ßen sich die Diskussionsteil- nehmer nicht ein. Bei den Li- teraten gehe es genauso kleinkariert zu wie in der Po- litik. Es gebe genauso viele Fehlurteile von Politikern wie von Literaten, betonte Blüm.

„Die Politik darf es jedoch nicht bei der Diagnostik be- lassen. Wir stehen unter viel stärkeren Handlungs- und Kompromißzwängen als die Schriftsteller."

Einig war man sich auch in der Beurteilung der „linken"

Literatur. Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre hätten sich Schriftsteller im Wahl- kampf engagiert, sagte Hint- ze. Diese kurze Episode sei jedoch still zu Ende gegan- gen. Die Schriftsteller jener Tage müßten sich heute, nachdem das Projekt des So- zialismus so kläglich geschei- tert sei, der kritischen Selbst- befragung stellen. Vielleicht wären deshalb so viele nam- hafte Literaten verstummt.

Moderator Dr. Frank Schirrmacher, Redakteur der FAZ, konnte das nur bestäti- gen. Vor dem Scheitern des Sozialismus hätten sich die Autoren in ihrem morali- schen und politischen Enga- gement an den Forderungen der „Gruppe 47" orientiert.

Das politische Engagement

hätte jedoch nicht selten der literarischen Qualität gescha- det. Beispielhaft dafür sei das Werk des Schriftstellers Gün- ter Grass, das nach der

„Blechtrommel" und „Katz und Maus" nicht mehr über- zeugen könne.

Autoren wie Walter Kem- powski und Gabriele Woh- mann seien wegen ihrer Kri- tik an der DDR im „Klub der Intellektuellen" nicht aner- kannt worden. Kempowski stimmte dem zu: „Ich kann mich nicht erinnern, jemals zu etwas gefragt worden zu sein."

Streit gab es aber doch noch — über das aktuelle Ta- gesgeschehen. Walter Kern- powski warf Norbert Blüm vor, bei seinem Besuch in Ro- stock nicht auf die wirklichen Probleme der Arbeitslosen eingegangen zu sein.

Frauenministerin Dr. An- gela Merkel (CDU) verteidig- te den Arbeitsminister. Die Politiker könnten nicht allein die ethische und moralische Haltung beeinflussen. Litera- tur solle, so auch Hintze, als Orientierungshilfe und als Korrektiv wirken. Die Frau- enministerin drehte dann den Spieß um. Kempowski hätte nach seinem letzten Aufent- halt in Rostock auf das dro- hende Unheil hinweisen müs- sen. Dazu der Schriftsteller:

„Ich brauche immer etwa vier Wochen für einen Artikel — und dann ist das Thema schon nicht mehr aktuell. Au- ßerdem gehöre ich nicht zu den Autoren, die um Stel- lungnahmen gebeten wer- den."

Mit der Entschuldigung fand er selbst bei seiner Kol- legin Gabriele Wohmann kei- nen Anklang Sie war der An- sicht, daß Politiker für ihr Tun keine Bedenkzeit hätten, und sie sei froh, daß keine Li- teraten an der Spitze von Mi- nisterien stünden. — Die Al- ternative heißt eben doch: Li- teratur oder Politik, Schrift- steller oder Politiker. Kli Fachgespräch „Literatur und Politik"

Welt des Geistes, Welt der Macht

A1-3270 (96) Dt. Ärztebl. 89, Heft 40, 2. Oktober 1992

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