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Als die Telegrafie an die Macht kam - Verkabeln der Welt

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Academic year: 2022

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19. Jahrhundert • Beitrag 11

2von 18 Die Telegrafie V

Rund um die Reihe

Warum wir das Thema behandeln?

Aus unserem heutigen Leben ist das Internet kaum mehr wegzudenken. Dabei vergessen wir allzu schnell, dass es bereits vor hundert Jahren einen mindestens genauso revolutionären Vorläufer gab – die Telegrafie. Zum er- sten Mal in der Weltgeschichte konnten Informationen schneller verbreitet werden, als Menschen reisen bzw.

Schriftstücke oder andere Informationsträger transportiert werden konnten. Der Telegraf umspannte im 19.

Jahrhundert den gesamten Globus und wurde nur langsam durch das Telefon in der Zwischenkriegszeit abge- löst. Dieses „viktorianische Internet“ hatte weitreichende Folgen für Handel und Diplomatie und veränderte das Leben der Menschen in der damaligen Zeit grundlegend. Ähnlich ist es in der heutigen Zeit, denn auch das Internet und die ständig wachsenden globalen Netzwerke führen zu immer größerer internationaler Verbun- denheit und immer besser werdender Kommunikation. Sie stellen uns täglich vor neue Möglichkeiten und Her- ausforderungen, die mit der zusammenwachsenden Welt einhergehen. Es ist für Jugendliche heute sehr wichtig zu erkennen, dass die Verbesserung und Weiterentwicklung von Kommunikationswegen sowohl in der Vergan- genheit großen Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen hatten als auch in der Zukunft haben werden. Die Erfindung der Telegrafie legte die technische Grundlage für die Globalisierung des Informationsaustausches.

Der Gegenwartsbezug des Themas ist somit sehr hoch.

Was Sie zum Thema wissen müssen

Erste Formen der optischen Telegrafie gab es bereits in der Antike. Erst die Erfindung der elektrischen Telegrafie Anfang des 19. Jahrhunderts und die der Funktelegrafie Anfang des 20. Jahrhunderts lösten diese ab. Codier- te Nachrichten konnten nun mithilfe eines Telegrafenapparats über weite Strecken in kürzester Zeit übermittelt werden. Am Anfang erfolgten Codierung und Auswertung manuell, später geschah dies bei Zeiger- und Funk- telegrafen automatisch. Die Auswirkungen auf den Globalisierungsprozess und zahlreiche Lebensbereiche wa- ren enorm, z. B.:

a) vergrößerte sich die vorhandene Informationsmenge: Der Telegraf trug wesentlich zur globalisierten In- formationsvernetzung bei. Der Nachrichtentransport aus entlegeneren Ländern wurde wichtig für die Herr- schaftssicherung und/oder militärische Planung. So konnte u. a. die Faschoda-Krise1898 mittels Telegra- fen entschärft bzw. entschieden werden. Die Faschoda-Krise war der Höhepunkt des Wettlaufs um Kolonien in Afrika zwischen Großbritannien und Frankreich. Nur knapp konnte eine kriegerische Auseinandersetzung verhindert werden. In der Julikrise 1914 hingegen führte die neuartige Kommunikationsmethode zu über- stürzten Handlungsentscheidungen und trug somit zum Kriegsausbruch bei.

b) veränderte sich der Handel: Der Informationsgewinn führte zu einer Beschleunigung des Weltmarktes.

Während ein Kaufmann im Jahr 1830 aufgrund mangelnder Informationen in Quartals- oder Jahresinter- vallen plante, brachte die Telegrafie den Prototypen des „Daytraders“ hervor. Das „Daytrading“, der kurz- fristige Handel mit Wertpapieren innerhalb nur eines Tages, wurde ein wesentlicher Industriezweig in einer globalen Weltwirtschaft.

Hinweis: Aus Gründen der didaktischen Reduktion ist bei „Telegrafie“ in erster Linie von „elektrischer Telegra- fie“ die Rede. Die historisch vergleichsweise irrelevante optische Telegrafie wird ausgespart, die drahtlose Tele- grafie wird gleichbedeutend mit der elektrischen Telegrafie verwendet.

Vorschläge für Ihre Unterrichtsgestaltung

Voraussetzungen der Lerngruppe

Die Einheit setzt keinWissen zu den Themen Industrialisierung, Imperialismus („Scramble for Africa“) und Erster Weltkrieg voraus, das Material ist selbsterklärend. Ein besonders hoher Lerneffekt entsteht jedoch, wenn diese

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Themen bereits bekannt sind, und somit die Möglichkeit besteht, einzelne Themen zu wiederholen und gleichzeitig zu verknüpfen.

Es bietet sich an, die Rolle der Telegrafie anhand weiterer konkreter Beispiele zu vertiefen (Emser Depesche, Krüger Depesche, Zimmermann-Telegramm).

Aufbau, Methoden und Materialien

Die Reihe ist wie folgt aufgebaut: In der ersten Stunde werden grundlegende Informationen zur Entwicklung und zum Aufbau der Telegrafie vermittelt (M 1, M 2). Diese Informationen werden in der zweiten Stunde ver- tieft, indem die positiven und negativen Auswirkungen der Telegrafie auf unterschiedliche Bereiche untersucht werden (M 3–M 6). Schließlich wenden die Schülerinnen und Schüler die neuen Lerninhalte selbstständig inner- halb einer kreativen Aufgabenstellung an (M 8, M 9).

In methodischer Hinsicht erfolgt der Einstieg in die Reihe über ein Brainstorming zum Vorwissen der Schülerin- nen und Schüler. Bei der Erarbeitung werden verschiedene Formen der klassischen Quelleninterpretation ge- nutzt, wobei die Ergebnissicherung durch zeitgenössische Karikaturen unterstützt wird. Die Arbeitsblätter sind beispielsweise durch Lückentexte und Zuordnungsaufgaben abwechslungsreich gestaltet. Es werden dabei viel- fältige Arbeitsformen genutzt, so zum Beispiel ein Gruppenpuzzle, Zeitdifferenzierung durch die „Bus-Stop“- Methode oder auch die Kugellager-Methode. Die Schülerinnen und Schüler lernen im Rahmen der Reihe so- wohl in Einzel-, Partner- als auch Gruppenarbeit.

Diese Kompetenzen trainieren Ihre Schüler

Die Schülerinnen und Schüler können …

– erkennen, dass die elektrische Kommunikation damals wie heute eine große Bedeutung hat.

– die Entwicklung und die Auswirkungen der Telegrafie erklären.

– zu den Auswirkungen der Telegrafie im Rahmen einer kreativen Aufgabe Stellung nehmen.

– mit verschiedenen Quellenarten arbeiten.

Medientipps

Literatur

Osterhammel, Jürgen:Die Verwandlung der Welt. München 2009: C. H. Beck

Auf den Seiten 1023–1029 findet sich eine kurze Zusammenfassung aller relevanten Sachverhalte.

Standage, Tom: The Victorian Internet. New York 1998: Walker & Company

Populärwissenschaftliche und sehr leserfreundliche Zusammenfassung mit vielen interessanten Anekdoten.

Internet

http://www.br.de/themen/wissen/samuel-morse-morseapparat-100.html Auf dieser Homepage findet man u. a. eine gute Aufnahme von Morsezeichen.

http://lehrerfortbildung-bw.de/unterricht/sol/03_grundlagen/lernformen/gruppe/

Hier finden Sie nähere Informationen zur Arbeitsform „Gruppenpuzzle“.

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Die Telegrafie

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Die Reihe im Überblick

Stunde 1 Entwicklung der Telegrafie M 1 (Ab) Was könnte hier entstehen?

M 2 (Tx) Die „Verkabelung“ der Welt

Stunde 2 Auswirkungen der Telegrafie

M 3 (Tx) Die Telegrafie und das britische Weltreich – Gruppe A M 4 (Tx) Die Telegrafie und die Faschoda-Krise – Gruppe B M 5 (Tx) Die Telegrafie und der Handel – Gruppe C M 6 (Tx) Die Telegrafie und die Diplomatie – Gruppe D M 7 (Ab) Aufgabenblatt – Stammgruppen

Stunde 3 Jetzt du! – Telegrafie kreativ M 8 (Tx) Kreatives Schreiben – ein Essay M 9 (Tx) Kreatives Schreiben – ein Leserbrief

Lernerfolgskontrolle

M 10 (Ab) Teste dein Wissen! – Was weißt du über die Telegrafie?

Abkürzungen:

Ab= Arbeitsblatt, Tx= Text

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M 1

Bild : ak g/

No rth W ind Pi ctu re Arch ive s

Aufgaben: 1.Beschreibt das Bild. Was könnten die Männer dort aufbauen? 2.Entwickelt anhand des Bildes eine Fragestellung für die heutige Stunde.

W as nn te h ie r e nt st eh en ?

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Die Telegrafie

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Die Telegrafie und der Handel M 5

Die Telegrafie hatte großen Einfluss auf die Wirtschaft. Hier sind einige Meinungen:

1. W. E. Dodge, ein New Yorker Geschäftsmann, sagte 1868 über die Telegrafie:

2. Thomas Lenschau, ein deutscher Historiker und Lehrer, schrieb 1908 über den Telegrafen:

3. Das Unternehmen „Western Union“ sagt auf seiner Homepage:

Aufgaben

Arbeitet in eurer Expertengruppe.

1. Lest die ersten zwei Quellen sorgfältig durch.

2. Welche Quelle sieht den Telegrafen kritisch? Welche Quelle unterstützt den Telegrafen? Welche Gründe werden genannt?

„Bevor der Telegraf erfunden war, erhielten Händler und Kaufleute ein- bis zweimal im Monat aktuelle Be- richterstattungen. Aber nun hat sich das verändert. Jetzt werden täglich Berichte der bedeutendsten Märk- te der Welt veröffentlicht und unseren Kunden werden fortwährend Telegramme zugesendet. Der Händler oder Kaufmann muss regelmäßig den Kontakt mit entfernten Geschäftspartnern pflegen und innerhalb weniger Wochen die Erträge von Schiffsladungen kennen, die noch vor wenigen Jahren über Monate nicht bekannt waren. Der Geschäftsmann von heute muss den Telegrafen nutzen.“

1) Der erste erfolgreiche Börsenschreiber wurde von der „Western Union“ im Jahre 1869 eingeführt.

2) Die „Western Union” führte 1871 Geldüberweisungen ein, welche später zum wichtigsten Geschäfts- zweig des Unternehmens wurden.

3) Die „Western Union” war eines der ersten 11 Unternehmen, die Teil des ersten amerikanischen Börsenin- dex „Dow Jones Average“ im Jahre 1884 waren.

„Alle wichtigen Neuigkeiten in der Wirtschaft waren in England zwei oder drei Stunden früher als auf dem Kontinent bekannt. Welch ein unglaublicher Vorteil war dies für englische Unternehmen gegenüber ihren Konkurrenten im internationalen Handel!“

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Bild: Thinkstock

3. Lest nun die dritte Quelle.

4. Ordnet die drei Quellen den folgenden Aussagen über die Auswirkun- gen des Telegrafen zu.

A) Die Telegrafie wurde so erfolgreich, dass sie ein eigenständiges Ge- schäft wurde.

B) Die Telegrafie führte dazu, dass Händler über den aktuellen Stand ihrer Geschäfte Bescheid wissen mussten.

C) Die Telegrafie brachte britischen Unternehmen einen Wettbewerbsvor- teil.

5. Interpretiert nun die Karikatur mithilfe der neuen Informationen in den Quellen.

6. Bereitet eine kurze Präsentation eures Themas für eure Stammgruppe vor. Erwähnt dabei nichteure Karikatur.

Begriff:

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M 8

M 9

Kreatives Schreiben – ein Essay

Der Historiker Tom Standage hat ein Buch über Telegrafen und ihre Auswirkungen auf das viktorianische Groß- britannien und die Welt geschrieben. Der Titel lautet „Das viktorianische Internet“ (The Victorian Internet).

Dein Name Deine Adresse Datum Der Herausgeber

Der Name der Zeitung

(DER NAME DES ARTIKELS) Sehr geehrter Herr,

Einleitungssatz: Ich nehme Bezug auf Ihren Artikel „…“

Hauptteil:

– Benutze eine formale Sprache ➝Vermeide umgangssprachliche Ausdrücke

– Bringe interessante und neue Gesichtspunkte ein ➝Wiederhole keine bekannten Fakten – Konzentriere dich auf einen Hauptpunkt ➝Fasse dich kurz (etwa 200 Wörter)

– In Leserbriefen geht es immer um die eigene Meinung ➝Sei nicht neutral, schreibe aber nicht „ich denke“, usw.

Abschlusssatz:

Kreatives Schreiben – ein Leserbrief

Stelle dir vor, du lebst im späten 19. Jahrhundert in Deutschland. Am 22. März 1889 liest du den Artikel „Telegra- fen übernehmen die Macht” in der britischen Zeitung „Guardian”. Es geht darum, dass Großbritannien Deutsch- land anbietet, eine Telegrafenverbindung zwischen beiden Ländern zu errichten.

Aufgabe

Schreibe einen Leserbrief an den Herausgeber der Zeitung über deine Meinung zu diesem Angebot.

So wird ein typischer Leserbrief gegliedert und geschrieben:

Bild: Bloomberg Publishing Inc.

Aufgabe

Schreibe einen Essay, in welchem du insbesondere die folgenden Punkte herausarbeitest:

a) Finde Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Internet und der Telegrafie.

b) Hältst du den Titel, den Standage für sein Buch gewählt hat, für an- gemessen? Begründe deine Meinung.

Begriff:

Viktorianisch = bezieht sich auf das Zeitalter, als Königin Victoria regierte (1837–1901) und Großbritannien die führende Weltmacht war.

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