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Archiv "SOZIALÄRZTLICHER DIENST: Nur konstruktive Maßnahmen führen weiter" (07.10.1976)

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Spektrum der Woche Aufsätze - Notizen Briefe an die Redaktion

noch zu knapp 20 Prozent zu den Praxiseinnahmen bei. Wie ganz an- ders wäre die Position der Ärzte- schaft, wenn dieser Anteil wesent- lich größer wäre. Gewiß Grund ge- nug für sie, zu einer Stabilisierung des privaten Sektors beizutragen.

Sie können dies in erster Linie durch die Aufwertung des Privat- patienten tun.

Dr. jur. Christoph Uleer

Geschäftsführer des Verbandes der Privaten

Krankenversicherung e. V.

Bayenthalgürtel 26 5000 Köln 51

KOSTEN

Fünf Anregungen aus der Praxis:

Denkanstöße zum Sparen

Die Bereitschaft der Ärzte zur Sparsamkeit ... sollte auch für den anderen Vertragspartner eine Ver- pflichtung sein, darüber nachzu- denken, wo die Versicherungsträ- ger sparen könnten. Wenn einmal zu Recht Aufklärung im großen Stil von den Krankenkassen betrieben wird, daß ihre Versicherten zu den Vorsorgeuntersuchungen gehen sollen, folglich bei ansteigender Beteiligung der betreffende Arzt mehr Scheine abrechnet und damit durch Mehrarbeit sein Honorar zu Recht höher wird, kann uns Ärzten zum anderen nicht die Verteuerung am System angelastet werden.

Die nachfolgenden Beispiele [für mögliche Einsparungen, die Red.]

sind Erfahrungen aus fast 20jähri- ger Kassenpraxis ...

> Wegfall der postalischen Zusen- dung von Mutterschaftsvorsorge- scheinen, Vorsorge- und Kranken- scheinen auf Anforderung des Ver- sicherten ...

> Wegfall eines Papanicolaou-Ab- striches bei allen Frauen nach to- taler Uterusexstirpation (ausge- schlossen bei Operation wegen Malignität)

> Keine Ausgabe von Vorsorge- scheinen vor dem 30. Lebensjahr

(der gesetzlichen Frist). Sollte sich bei jüngeren Frauen die Notwen- digkeit eines Abstriches ergeben, werden das alle damit befaßten Ärzte tun, wie sie das viele Jahre hindurch vor Einführung gesetzlich vorgeschriebener Maßnahmen auch durchgeführt haben.

> Mit Einführung der Mutter- schaftsvorsorgescheine 1966 sollte ursprünglich über den vierten Bo- gen mit der zutreffenden Abteilung des Bundesministeriums abgerech- net werden. Der Bund lehnte diese mühsame Bearbeitung ab und ver- einbarte mit den Kassen eine Fall- pauschale. Nur uns Ärzten blieb der völlig überflüssige Papierkram bis heute erhalten. Also: Wegfall des vierfachen Mutterschaftsvorsorge- scheines ...

I> Genauso wie es Einheitsrezept- formulare gibt, sollten sich VdAK

und RVO auf bundeseinheitliche Formularvordrucke einigen. Da- durch erhebliche Druckkostenein- sparung ...

Dr. med. K. Gaydoul

Facharzt für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe

Bachstraße 28/30 4330 Mülheim (Ruhr)

SOZIALÄRZTLICHER DIENST

Das Thema einer organisatorischen Zu- sammenfassung der ärztlichen Gutach- terdienste zu einem einheitlichen so- zialmedizinischen Dienst wird seit Jah- ren kontrovers diskutiert. In einer Mel- dung hat das DEUTSCHE ÄRZTE- BLATT die Meinung der CDU-Gesund- heitspolitikerin und Zahnärztin Frau Dr.

Hanna Neumeister, MdB, die sich auf ihren Aufsatz in der Zeitschrift „Öffent- liches Gesundheitswesen", Heft 9/1976, bezieht, wiedergegeben (DÄ Heft 33/

1976, Seite 2105 f.). Die Nachricht provo- zierte einen Leser zu der nachstehen- den Zuschrift, zu der sich Frau Dr.

Neumeister abschließend äußert:

Nur konstruktive

Maßnahmen führen weiter

Die CDU-Abgeordnete und Zahn- ärztin Frau Dr. Hanna Neumeister spricht sicht im Pressedienst ihrer Partei gegen eine organisatorische

Zusammenfassung der ärztlichen Gutachterdienste in einen einheitli- chen sozialmedizinischen Dienst aus. Die von Frau Neumeister an- geführten Gegenargumente sind in keiner Weise stichhaltig. Es ist sehr zu bezweifeln, ob eine Zahn- ärztin einen derart fundierten Ein- blick in die organisatorische und funktionale Gestaltung der Gutach- terdienste bei den verschiedenen Sozialleistungsträgern hat, um ein derartig global ablehnendes Votum abzugeben.

Es soll nicht bestritten wer- den, daß sich die unterschiedli- chen Gutachterdienste in der Ver- gangenheit bewährt haben; aber schon seit geraumer Zeit stellt sich die Frage, ob diese Gutachterdien- ste in ihrer herkömmlichen Struk- tur (seit 50 Jahren nahezu unverän- dert) für die Zukunft noch rationell sind und funktionsfähig erhalten werden können. Eben das ist im Rahmen des allgemeinen techni- schen Fortschritts und speziell in der Medizin nicht mehr der Fall. In einer Zeit, in der unrationelle Kleinbetriebe zu größeren Unter- nehmen fusionieren, die medizini- sche Diagnostik zentralisiert wer- den soll (auch im Programm der CDU), Praxisgemeinschaften und Ärztehäuser propagiert werden und die Errichtung von Großraum-Ge- sundheitsämtern für sinnvoll und zweckmäßig erachtet und ange- strebt wird, wird eine ebenso selbstverständliche und notwendi- ge Konzentrierung auf dem Sektor der Ärztlichen Dienste bei den ver- schiedenen Sozialleistungsträgern einfach negiert.

Aus der alltäglichen Praxis heraus fragt man sich, welche Beweggrün- de sich dahinter verbergen: Doch wohl nur der Gedanke an die Be- sitzstandswahrung oder gar -ver- mehrung, keinesfalls der Gedanke an den Fortschritt und letztlich die zwingende Notwendigkeit.

Gleiche medizinische Sachverhalte müssen zwar — da noch unter- schiedliche Sozialleistungsträger bestehen — nach den differenten Gesetzen beurteilt werden. Jedoch

2594 Heft 41 vom 7. Oktober 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Briefe an die Redaktion

kann von jedem sozialmedizinisch tätigen Arzt verlangt werden, daß er den Versicherten nach den maß- geblichen Gesichtspunkten aller beteiligten Versicherungszweige beurteilt. Die rein medizinisch rele- vanten Fragestellungen sind nicht so umfassend, als daß sie nicht von dem einzelnen Gutachter über- blickt werden können. In der Praxis dokumentiert sich dies bereits dar- in, daß Ärzte eines Sozialleistungs- trägers in Form einer Nebentätig- keit für andere Sozialleistungsträ- ger gutachterlich tätig sind. In glei- cher Weise verfahren die Sozialge- richte. Der „Allround-Sozialmedizi- ner" existiert in der Praxis be- reits.

Bei der derzeitigen zersplitterten Organisation sind Doppel- und Mehrfachbegutachtungen mit di- vergierenden Beurteilungen nicht zu vermeiden. Wie die vorgeschla- gene Koordinierung der einzelnen Gutachterdienste ohne gleichzeiti- ge Zentralisierung erreicht und ef- fizient werden soll, läßt Frau Dr.

Neumeister offen. Soweit über- haupt Vorschläge gemacht wer- den — wie z. B. Austausch von Unterlagen, Heranziehung von Fremdgutachten usw. — spricht sie damit eine bereits seit vie- len Jahren geübte Praxis an; nur erweist sich dieses Verfahren als äußerst umständlich, arbeitsab- laufverzögernd und unrationell.

Die vielbeklagte lange Laufzeit der Gutachten ist oft darin be- gründet. Fremdgutachter — wie vorgeschlagen — sind in beliebiger und erforderlicher Anzahl nicht zu gewinnen, da sie von ihrer primä- ren Tätigkeit her ausgelastet sind.

Darüber hinaus ergeben sich hier erfahrungsgemäß im Gegensatz zu dem in Frage gestellten „Allround- Sozialmediziner" nicht unerhebli- che Schwierigkeiten in der Einar- beitung und Erfassung der häufig wechselnden spezifischen Rechts- materien.

Zahlreiche sozialmedizinische Dienststellen sind „KIeinstbetrie- be" mit unzureichender techni- scher Ausstattung, unrationell, für

eine ärztliche Tätigkeit völlig unat- traktiv und erst recht für die Ge- winnung ärztlichen Nachwuchses ohne Anreiz. Gerade die mangeln- de Attraktivität des Arbeitsplatzes und des sozialärztlichen Berufes schlechthin sind in erster Linie die Ursache für den Ärztemangel im öffentlichen Dienst. Solange es Staat, öffentliche Institutionen und politische Parteien versäumen, Ar- beitsplatz und Arbeitsbedingungen der modernen Entwicklung und dem Fortschritt der Medizin anzu- passen, wird es keine Regenera- tion im sozialmedizinischen Be- reich geben. Allein konstruktive Maßnahmen können hier weiterfüh- ren, nicht aber einseitig auf Besitz- standswahrung ausgerichtete Ge- dankengänge, die an den grundle- genden Problemen der Praxis völ- lig vorbeigehen.

Dr. med. Hans Grimm Leitender Medizinaldirektor Adelheidstraße 4

6000 Frankfurt

Meine generelle Skepsis gegen- über einer neuen Superbürokratie

„Sozialärztlicher Dienst" wird übri- gens in vollem Umfang auch vom offiziellen Parteiprogramm der CDU geteilt. Selbstverständlich re- spektiere ich Ihre gegenteilige Auf- fassung, wenngleich Sie selbst si- cher zugeben werden, daß zahlrei- che Ihrer Kollegen in den ärztli- chen Gutachterdiensten mit Ihrer Meinung nicht einverstanden sind.

Wahrscheinlich liegt es daran, daß wir unterschiedliche Auffassungen über den Nutzen von Bürokratien und insbesondere von zunehmen- der Institutionalisierung auf dem Gebiet der Medizin haben. Für die CDU und für mich steht unverän- dert der einzelne Mensch im Mittel punkt all unserer Bemühungen.

Der Staat hat dem Menschen zu dienen und nicht umgekehrt. Der Staat ist kein Selbstzweck.

So vermisse ich in Ihrer Kritik jegli- ches Eingehen auf meine Sorge, daß eine institutionelle Zusammen-

fassung der ärztlichen Gutachter- dienste zu einer neuen Mammutor- ganisation zwangsläufig die Stel- lung und die Ansprüche der einzel- nen Versicherten erheblich schwä- chen würde. Aber wahrscheinlich dokumentiert sich in Ihrem Schwei- gen zu dieser meiner zentralen Be- fürchtung auch lediglich Ihre grundsätzlich positive Einstellung gegenüber einem Mehr an Organi- sation, Bürokratie und Staat.

Beglückwünschen möchte ich Sie zu Ihrer geradezu erfrischenden Unbekümmertheit, mit der Sie von jedem sozialmedizinisch tätigen Arzt verlangen, „daß er den Versi- cherten nach den maßgeblichen Gesichtspunkten aller beteiligten Versicherungszweige beurteilt".

Gleiches gilt für Ihre mir bisher völ- lig unbekannte Feststellung, daß der „Allround-Sozialmediziner" in der Praxis bereits existiere. Es würde mich aufrichtig freuen, wenn dies wirklich die Überzeugung auch Ihrer Kollegen darstellt.

Dr. med. dent.

Hanna Neumeister, MdB Bundeshaus

5300 Bonn

ROTE LISTE

Ergänzend zu mehreren Leserzuschrif- ten, die sich mit der Roten Liste befaß- ten, ein Vorschlag:

Ei des Kolumbus

... Wir glauben, diesbezüglich das Eil des Kolumbus entdeckt zu ha- ben, und haben nachstehenden Vorschlag an alle größeren Phar- mafirmen gesandt: ... ausreichen- de Informationen und Vollständig- keit und Handlichkeit vereinigen kann folgende Neue Liste: Jede Firma druckt über jedes ihrer Prä- parate, zumindest jede Monosub- stanz, ein genormtes Blatt mit 1 bis 2 Seiten Information nach Muster des „Physicians' Desk Reference"

bzw. der „Farmacevtiska speciali- teter i Sverige". Von diesen Blät- tern kann der Doktor dann die 500, die er braucht, in einen Ordner ab-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 41 vom 7. Oktober 1976 2595

Referenzen

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