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Archiv "Telemedizin und Assistenzsysteme: Lösungen, die sich rechnen" (29.07.2011)

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TELEMEDIZIN UND ASSISTENZSYSTEME

Lösungen, die sich rechnen

Das Förderprojekt E-Health@Home hat Geschäftsmodelle zur Unterstützung eines selbstbestimmten Lebens in einer alternden Gesellschaft entwickelt und erforscht.

T

elemedizin und technische As- sistenzsysteme, unter dem Be- griff Ambient Assisted Living (AAL) zusammengefasst, gelten als wichtige Ansätze, um die Probleme der alternden Gesellschaft zu lösen.

Viel Geld fließt bereits seit mehreren Jahren in Forschung und Entwick- lung entsprechender Produkte und Dienstleistungen, ohne dass ein brei- ter Durchbruch zu erkennen wäre.

Zwar gebe es eine lebhafte For- schungslandschaft und zahlreiche

„living labs“, aber „es fehlen be - zahlbare AAL-Lösungen, die zum Beispiel im Sanitätshaus zu bekom- men sind“, konstatierte der Leiter des Konzerngeschäftsfelds Gesund- heit der Deutschen Telekom, Dr.

Axel Wehmeier, bei der Abschluss- tagung des Forschungsverbunds E-Health@Home* in Berlin. Es ge- be bislang nur sehr wenige AAL- Produkte auf dem Markt, von einer Produktvielfalt ganz zu schweigen.

In seinem Impulsvortrag gab Wehmeier einige Beispiele für die informationstechnische Rückstän-

digkeit des Pflege- und Gesundheits- sektors: So liegt die Nutzung von IT an den Arbeitsplätzen in der ambu- lanten Pflege bei nur zwei Prozent – in der Automobilbranche beträgt die IT-Diffusionsrate 60 Prozent, im Bankenbereich 100 Prozent. Ebenso kommen die Einführung der elektro- nischen Gesundheitskarte und der Aufbau einer Telematikinfrastruktur seit Jahren nur schleppend voran.

Vor dem Hintergrund, dass viele Projekte das Ende ihrer Förderphase nicht überleben, hat man im Rahmen von E-Health@Home die Akzente von vornherein anders gesetzt: Ziel war es nicht nur, innovative techno- logiegestützte Alternativen vor al- lem für ältere Menschen zu entwi- ckeln, die bislang aufgrund gesund- heitlicher Beeinträchtigungen in Pflegeeinrichtungen untergebracht werden, sondern hierfür auch trag- fähige Geschäftsmodelle zu erar- beiten (www.e-health-at-home.de).

Ausgangspunkt dafür sei die Prä- misse, dass sich bei der medizini- schen und pflegerischen Betreuung

eine stärkere Verzahnung von sta- tionärer und zunehmend mehr am- bulanter Versorgung abzeichne und das Zuhause als Gesundheitsstand- ort grundlegend aufgewertet werde, erläuterte Joachim Liesenfeld vom Rhein-Ruhr-Institut für Sozialfor- schung und Politikberatung an der Universität Duisburg-Essen, das den Projektverbund koordiniert.

Spezialisierte Leistung

Eines der Projekte, das mit einem erfolgreichen Geschäftsmodell in - zwischen auf dem Markt agiert, ist REMEO (lat.: „ich kehre nach Hau- se zurück“) zur außerklinischen Ver- sorgung langzeitbeatmeter Patien- ten. Derzeit gibt es bundesweit fünf Zentren, in denen beatmete Patien- ten, die stabil genug sind, die Inten- sivstation der Klinik zu verlassen, auf ein mobiles Leben in einem am- bulanten Umfeld, möglichst dem ei genen Zuhause, vorbereitet wer- den. Betroffen sind beispielsweise Patienten mit chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen, zystischer Fibrose oder neuromuskulären und neurologischen Erkrankungen.

Über das von der Linde AG ent- wickelte Konzept sind je nach indi- viduellem Bedarf verschiedene Ver- sorgungsmodelle möglich – sie rei- chen von regelmäßigen Hausbesu- chen oder einer 24-stündigen Be- treuung zu Hause durch pflegerische Fachkräfte bis zur vollstationären Versorgung im Zentrum. Im Unter- schied zum Aufenthalt auf Intensiv- stationen erhöhe sich für die Patien- ten und deren Angehörige die Le- bensqualität, etwa durch geringere Infektionsraten, angenehmere Unter- bringung und unlimitierte Besuchs- zeiten in den Zentren, berichtete Konrad Bengler, Linde AG. Zudem verringere sich die stationäre Wie- dereinweisungsrate. Die ärztliche Versorgung wird im „REMEO Cen- ter“ durch einen Arzt für Allgemein- medizin und einen Facharzt, etwa für Lungenheilkunde, sichergestellt.

Die Kostenträger profitieren von dem Versorgungsmodell, weil es preiswerter ist als eine lange Ver- weildauer auf der Intensivstation.

Ein ganz anders geartetes Bei- spiel für ein erfolgreiches E-Health- Geschäftsmodell liefert das Netz-

* gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Förderschwerpunkt

„Technologie und Dienstleistungen im demografischen Wandel“ von September 2008 bis August 2011 Langzeitbeatmeter Patient, der von einer pflegerischen Fachkraft im REMEO- Center versorgt wird

Foto: Linde AG

Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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29. Juli 2011 A 1609

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werk Diabetischer Fuß Köln und Umgebung e.V. (www.fussnetz-ko eln.de). Das Netzwerk, das 2002 aus der Initiative engagierter Ärzte entstanden ist, hat sich zum Ziel ge- setzt, das Wundmanagement von Patienten mit diabetischem Fußsyn- drom zu verbessern. Technische Unterstützung bietet eine sichere IT-Plattform für die medizinische Dokumentation und für konsiliari- sche Online-Anfragen an andere Ärzte innerhalb des Netzwerks, die das Fraunhofer-Institut für Soft- ware und Systemtechnik (ISST) entwickelt hat. Die ärztlichen Leis- tungen werden über einen Versor- gungsvertrag nach § 140 Sozialge- setzbuch V finanziert, an dem sich in Nordrhein derzeit 80 Prozent der Krankenkassen beteiligen.

Vom Netz profitieren viele Das Modell hat inzwischen auch Nachahmer in anderen Regionen wie etwa in Hamburg, München und im Nordschwarzwald gefunden. Der Vorteil: „Die Anzahl der Amputatio- nen oberhalb des Knöchelgelenks wurden deutlich reduziert zugunsten von kleineren Amputationen; die Patienten bleiben mobil“, erläuterte Oliver Koch, Fraunhofer-ISST.

Durch eine intensivere Betreuung und Beratung der Patienten lassen sich Fehlentwicklungen zudem frü- her erkennen und vermeiden. Die Netz-Ärzte profitieren von dem kol- legialen Austausch, internen Assess- ments und Fortbildungen sowie ei- ner besseren Verhandlungsposition gegenüber den Krankenkassen.

Diese und knapp 260 weitere Telemedizin- und AAL-Modellpro- jekte sind auch auf der interaktiven E-Health@Home-Landkarte zu fin- den, die das Institut Arbeit und Technik Gelsenkirchen erstellt hat (www.iat.eu/ehealth). Die Daten- bank ermöglicht einen systemati- schen Überblick über die bislang in Deutschland vorhandenen Dienste und Anwendungen einschließlich der jeweils zugrundeliegenden Ge- schäftsmodelle. Die Pflege und Weiterentwicklung der Datenbank nach Abschluss des Projekts sind mangels finanzieller Förderung al- lerdings noch offen. ■

Heike E. Krüger-Brand

PRIVATE KRANKENHAUSTRÄGER

Der Ärztemangel wird zum Problem

Der Bundesverband Deutscher Privatkliniken warnt vor Versorgungsengpässen und wehrt sich gegen jegliche Pläne des Gesetzgebers, die Zulassung von Krankenhaus-MVZ zu beschränken.

A

uch für die privaten Kranken- hausträger, auf die in vielen Regionen bereits mehr als 50 Pro- zent aller Kliniken entfallen, wird der Fachkräftemangel zu einem zu- nehmend existenziellen Problem.

Nach Feststellungen des Bundes- verbandes Deutscher Privatklini- ken e.V. (BDPK) haben bereits zwei Drittel aller Krankenhäuser akute Schwierigkeiten, offene Stel- len im ärztlichen Dienst zu be - setzen. „Bloße Änderungen der Arbeitszeitorganisation, Streckung der Personaldecke über Schicht- dienste und mehr Teilzeitarbeit, wie sie noch unter der Ägide der verflos senen Gesundheitsministe- rin Ulla Schmidt zum Programm erhoben wurden, sind kaum aus- reichend und wirken nur pallia- tiv“, sagte die Verbandspräsiden- tin, Dr. med. Katharina Nebel, Anfang Juli beim BDPK-Jahres- kongress in Dresden.

Dramatische Prognosen

Der sich verstärkt abzeichnende Ärztemangel im ambulanten und im stationären Sektor könnte bis zum Jahr 2019 dramatische For- men annehmen: Nach einer Pro - gnose des Deutschen Krankenhaus- instituts (DKI), die Studienleiter Dr. Karl Blum vorstellte, werden in den nächsten zwei Dezennien mehr als 37 000 Ärztinnen und Ärzte zu- sätzlich benötigt. Dabei dürfte sich der seit Jahren größer werdende Ärztemangel besonders im statio- nären Sektor verschärfen. Die Grün- de: Die demografische Entwick- lung, die gestiegene Lebenserwar- tung und die zunehmende Multi- morbidität im Zusammenhang mit

den wachsenden Möglichkeiten ei- ner raschen Reali sa tion des medizi- nischen Fortschritts beanspruchen die personellen wie strukturellen Infrastrukturen zum Teil über die Belastungsgrenzen hinaus.

Es gibt vor allem im Kliniksek- tor seit kurzem zu beobachtende überraschende Trends, wie Blum berichtete: Sei bis vor einigen Jah- ren der Klinikärztemangel in den Krankenhäusern der neuen Bun- desländer noch besonders deutlich spürbar gewesen, so gebe es zwi- schen West und Ost inzwischen kaum noch Unterschiede in der Dringlichkeit des Zusatzbedarfs.

Vielmehr sei zum Teil ein Nord- Süd-Gefälle zu beobachten mit dem Ergebnis, dass die Versorgung mit medizinischem Fachpersonal A 1610 Deutsches Ärzteblatt

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