itschrift für Allgemeinmedizin
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69. JalwiMiig • Heft 27 ♦ 30. figntemhcr IfMtS
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Die tiefe Kluft zwischen Klinik und Praxis
Nach wie vor ein ge
fährliches Krankheits- hild: die tiefe Bein-
venenthromhose Die Variköse - neue Wege aus dem thera
peutischen Nihilismus Im Brennpunkt:
Marcumar® und ASS hei kardiologischen
und vaskulären Erkrankungen
Service Box:
Venenerkrankungen
Serie Ultraschall
phänomene: Sattel- taschen-Phänomen Therapie von NIDDM
und Demenz
HIPPOKRATES VERLAG GMBH STUTTGART
rj^IiejnführSS
Der
Lipidsenker von ct
bezafibrat
von ct retard
(M.
OP 30 Retard-Dragees
DM 32,80.1
OP 100 Retard-DrageesDM 92,44.1
bezafibrat von ct retard (Retard-Dragees)
Zusammensetzung: 1 Retard-Dragee enthält 400 mg Bezafibrat. Anwendungsgebiete: Primäre und sekundäre Hyperlipoproteinämien (familiäre Hypercholesterin- und Hypertriglyzidämien, familiäre kombinierte Hyperlipidämien, Typ-Ill- Hyperlipidämie, Hypercholesterinämien und schwere sekundäre Hypertriglyzeridämien, die weder diätetisch noch durch vermehr
te körperliche Aktivität bzw. konsequente Behandlung der Grundkrankheit ausreichend beeinflußt werden können).
Gegenanzeigen: Lebererkrankungen (mit Ausnahme der Fettleber, die häufiges Begleitsymptom bei Hypertrigiyzeridämie ist); Schwangerschaft und Stiilzeit, relative Kontraindikation: Galienblasenerkrankungen mit und ohne Cholelithiasis, Anwendung bei Kindern, Niereninsuffizienz. Nebenwirkungen: Gastrointestinale Störungen, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Potenzstörungen, Haarausfall, Hämoglobinabnahme, Leuko- zytopenie (i. a. reversibel), Kreatininanstieg, selten Muskelschmerzen, Muskelkrämpfe; sehr selten Phabdomyolyse, allergische Erscheinungen mit Hautreaktionen und / oder Juckreiz;
möglicherweise erhöhtes Gallensteinrisiko (umstritten).
Ct~Arzneimittel, Chemische Tempelhof GmbH, Oberlandstraße 65, 12099 Berlin
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Arzneimittel
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240 Stunden - eine Provokation für die Allgemeinmedizin
In der neuen Muster-Weiterbildungsordnung sind innerhalb der 3 Jahre Facharztausbildung zum Allgemeinarzt 240 Kursstunden vorgesehen. Dies sind - Urlaube etc. herausgenommen - etwa 2 Std. pro Woche.
Was kann man damit tun? An dieser Frage wird sich - eine Vorhersage gewagt - das allgemeinmedizinische Lager aufspalten. Die einen werden eine Art medizinisches Begleitprogramm vorschlagen zu der an sich laufen
den Weiterbildung in Innerer Medizin, Chirurgie, Gynäkologie . Dabei wird es dann - z. B. symptomgeleitet - um den Umgang mit Bauchschmerzen, die Betreuung von Rheumakranken etc. gehen.
Die anderen - und dazu gehöre ich - schlagen vor, diese 240 Std. ganz überwiegend den eigentlichen Spezifika des Faches zu widmen.
Was aber sind die Spezifika des Faches, was leitet sich hieraus für ein Curriculum ab? Versteht man unter Allgemeinmedizin die umfassende Be
treuung aller Aspekte des Krankseins - medizinische, psychische und sozio- kulturelle - und versteht man fernerhin unter allgemeinmedizinischer Arbeit die Berücksichtigung der Vorstellungen und Wünsche des Patienten, am Behandlungsprozeß teilzunehmen, dann ergeben sich die folgenden inhalt
lichen Bereiche für ein Curriculum:
1. Arzt-Patienten-Beziehung: Hier würde die Teilnahme in Balintgruppen eine optimale Verwendung eines Teiles der Stunden darstellen.
2. Qualitätssicherung: In einem Arbeitsbereich, in dem so unterschiedliche Ebenen der Betreuung berücksichtigt werden müssen und damit die subjek
tive Entscheidung eher die Regel als die Ausnahme ist, wird dies besonders wichtig: Hier stellt die Teilnahme in den bald bundesweit angebotenen Qualitätszirkeln eine hervorragende Nutzung von Stunden dar.
3. Biostatistische und klinisch-epidemiologische Grundlagen zur Arbeit im Niedrig-Risiko-Bereich (ambulante Medizin) sowie als Grundlage für diagno
stische Strategien und Bewertung von Therapie-Prinzipien: Hier erscheint eine Seminararbeit mit Dozenten - z.B. über 20 Stunden - die beste Form der notwendigen Wissensvermittlung zu sein.
4. Pharmakotherapie im allgemeinmedizinischen Arbeitsfeld: Hier sollten Grundprinzipien sowie die Darstellung der Unterschiedlichkeit zur Welt der Klinik in Form von Seminaren vermittelt werden.
5. Sozialmedizinische Aspekte der Betreuung: Hier sind sowohl die sozial
rechtlichen (Rehabilitation, Berentung etc.) als auch die im engeren Sinne sozialmedizinischen Aspekte (soziokultureller Umgang mit Krankheit, die soziale Rolle des Kranken etc.) gemeint: Auch hier bietet sich eher der Seminarstil der Wissensvermittlung - z. B. in Form von 20 Std. - an.
6. Ethik: Ärztliches Handeln und insbesondere allgemeinärztliches Handeln mit der Notwendigkeit zahlreicher subjektiver Entscheidungen macht den Umgang mit ethischen Fragen besonders wichtig. Ob hierfür in Deutschland ausreichend viele Referenten zu finden sind, bleibt zu fragen.
Für welches Modell - medizinischer Begleitkurs oder Vermittlung von Spe
zifika - man sich entscheidet, man wird damit die deutsche Form von Allgemeinmedizin der Zukunft prägen.
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Dr. med. Heinz-Harald Abholz Arzt für Allgemeinmedizin Lehrbeauftragter, FU Berlin Apostel-Paulus-Straße 39 10823 Berlin
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Perenterol’
Stoppt Diarrhoe.
Problemlos. Bei allen Patienten.
Perenterol: Wirksame Bestandteile: 1 Kps. enthält: 50 mg Saccharomyces boulardii. Anwendungsgebiete: Durchtallerkran- kungen: Enteritis, Kolitis, Behandlung und Vorbeugung von Sommer-und Reisediarrhoe. Durchfälle bei Antibiotika- und Chemothe
rapie. Akne. Gegenanzeigen: Hefeallergie bzw. bekannte allergische Reaktionen gegen Perenterol. Nebenwirkungen:
Im allgemeinen ist Perenterol gut verträglich. In Einzelfällen traten Unverträglichkeitsreaktionen auf und zwar in Form von Juckreiz und Hautausschlag sowie Schwellung des Bindegewebes im Gesicht (Quincke-Ödem). Alle Erscheinungen bildeten sich nach Absetzen von Perenterol stets vollständig zurück. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Die gleichzeitige Einnahme von Arzneimitteln gegen Pilzerkrankungen kann das Behandlungsergebnis mit Perenterol beeinträchtigen. Hinweise: Perenterol kann ohne Bedenken auch Schwangeren und Säuglingen gegeben werden.
Dosierung: Soweit nicht anders verordnet, nehmen Erwachsene, Kinder und Säuglinge bei akuten Darmerkrankungen täglich 3mal 2 Kapseln. Zur Stoßtherapie kann die tägliche Einnahme bis auf 3mal 4 Kapseln gesteigert werden. Bei chronischen Darm
erkrankungen, zur Vorbeugung von Durchfällen und während einer Antibiotika-Therapie nehmen Erwachsene, Kinder und Säuglinge 3mal 1 Kapsel täglich. Handelsformen und Preise: OP 20 Kps. (NI) DM 15,77;
OP 50 Kps. (N2) DM 36,70; OP 100 Kps. (N3) DM 67,36; Anstaltspackung. THIEMANN
Thiemann Arzneimittel GmbH, Postfach 4 40,45725 Waltrop. Stand 8/93 Arzneimittel GmbH
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INHALT *** INHALT **>!<
Hippokrates Verlag GmbH Stuttgart 69. Jahrgang, Heft 27
Gastkommentar
Klinik und Praxis H.-D. Klimm
723
Schwerpunkt
Akute tiefe Bein- und Beckenvenen
thrombosen H. Rasche
725
Die primäre Variköse J. Marsch
729
Marcumar® und ASS R. Dißmann
734
Service Box 739
Therapiestudie
Therapie von NIDDM und Hirnleistungs
störungen J. Iserloh
744
Serie
Ultraschallphänomene (20)
Satteltaschen-Phänomen 751
H. D. Bundschu
Magazin 740
Pharma-News 741
Kongreß Extra 749
Kongreßberichte 742
Buchbesprechungen 743, 748
Medizinische Raritäten -13-
Online -7-
Impressum -7-
-5-
SOUDAGOREN'N
normalisiert die Kapillarpermea
bilität, erhöht die Kapillar
resistenz, fördert Diurese und Ödemausschwemmung, hemmt Entzündungen und Spasmen der Harnwege.
Zusammensetzung: 100 g Solidagoren N enthal
ten: Extr. fl. aus Herb. Solidag. 50 g (stand, auf 1 mg Quercitrin pro ml), Herb. Potentill. anserin.
17 g, Herb. Equiset. arv. 12 g. Enth. 45 Vol.-%
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pathien, renale Hypertonie und Ödeme, Entzün
dungen und Spasmen der Harnwege, ungenü
gende Diurese, Proteinurie.
Dosierung: 3x täglich 20-30 Tropfen in etwas Flüssigkeit einnehmen.
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Solidagoren N-Tropfen: 20 ml DM 7,39 50 ml DM 14,84 100 ml DM 25,19
Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung 77736 Zell-Harmersbach/Schwarzwald
-
6
- Inhalt-——1
Die Kompression ist die Basistherapie bei der tiefen Beinvenenthrombose. Weitere Eckpfei
ler der internistischen Behandlung sind die Antikoagulation mit Heparinen und die Thrombolyse mit Plasminogenaktivatoren.
Trotz beachtlicher Fortschritte ist die Pro
phylaxe und Therapie der Thrombose nach wie vor ein Schreckgespenst für Chirurgen
und Internisten.
Akute Bein- und Beckenvenenthrombosen Seite 725
Venenleiden werden häufig - zum Leid des Patienten - bagatellisiert. Auch im Medi
zinstudium und in der klinischen Weiter
bildung wurden die Angiologie und die Phlebologie jahrelang vernachlässigt. Trotz dieses diagnostischen und therapeutischen Nihilismus hat sich jedoch eine etablierte Standardtherapie entwickelt.
Die primäre Variköse Seite 729
Bei alten Menschen ist die Gefahr einer Embolie besonders hoch. Die Kombination von Marcumar® und ASS gewinnt gerade bei kardiologischen und vaskulären Er
krankungen immer mehr an Bedeutung.
Bei vielen Indikationen können weniger strenge Quickeinstellungen und geringere ASS-Dosierungen bei gleicher Effektivität das Blutungsrisiko und die Nebenwir
kungsrate reduzieren.
Marcumar® und ASS Seite 734
Abbildungen:
Titel: E. Lösel, Seite -6- oben: A. Schnabel;
Mitte: R. Stockinger; unten: G. Richter .
online *** online *** online *** online 7-
Agranulozytosen unter Clozapin
Der Wert des als Neuroleptikum einge
setzten Benzodiazepinderivats Clozapin wird durch die relativ häufige Verur
sachung von Agranulozytosen einge
schränkt. Im Februar 1990 kam Clozapin auf den US-amerikanischen Markt, ver
bunden mät der Auflage, ein Patienten
überwachungsprogramm durchzufüh
ren. Bei allen Patienten, die Clozapin er
hielten, mußte einmal wöchentlich das Blutbild kontrolliert werden. Bis April 1991, als das Programm beendet wurde, erhielten 11555 Patienten Clozapin und konnten mindestens drei Wochen lang beobachtet werden. Bei 106 Patienten wurde die Behandlung wegen einer Leu
kopenie (<2000/mm^) abgebrochen; alle diese Patienten erholten sich wieder. 73 Patienten entwickelten eine Agranulozy
tose, zwei von ihnen starben an einer Sepsis. Bei 24 dieser Patienten ergaben die Kontrollen vor Auftreten der Agranu
lozytose Leukozytenwerte von >3500/
mm^. Die Agranulozytosen traten bei 61 Patienten während drei und bei 70 Pati
enten während sechs Monaten nach Be
handlungsbeginn auf. Bei den beiden
verstorbenen Patienten entwickelten sie sich in den ersten IVa Monaten. Die In
zidenz der Agranulozytose betrug 0,80%
für ein Jahr und 0,91% für Wz Jahre. Die Dosierung hatte keinen Einfluß auf das Agranulozytose-Risiko. Ein erhöhtes Ri
siko bestand für Erauen und für alte Pa
tienten. Die Studie zeigt, daß das Auftre
ten von Agranulozytosen schwerlich ganz verhindert werden kann. Doch durch engmaschige hämatologische Kontrollen während des ersten halben Behandlungs
jahres kann das Risiko vermindert wer
den. (Ch. R.)
Alvir, J., et al: Clozapine-induced agra
nulocytosis. N. Engl. J. Med. 1993; 329:
162-167.
Sanfter Schwangerschaftsab
bruch durch die Kombination von RU 486 und Misoprostol
Die Diskussion um den Wirkstoff Mifepri- ston (RU 486) wird möglicherweise durch die Tatsache bereichert, daß es durch die Kombination mit oral verabreichtem Prostaglandin E^ (Misoprostol) zu einer noch effektiveren und sichereren Been
digung einer Gravidität kommt. Das geht aus Untersuchungen hervor, die Profes
sor Dr. Emile Beaulieu aus Paris jetzt veröffentlichte. Obwohl bekannt ist, daß Mifepriston ein starkes Antiprogesteron ist und somit eine bestehende Schwan
gerschaft abgebrochen werden kann, wurden mit der alleinigen Gabe dieser Substanz in 20% nur inkomplette Inter- ruptiones beobachtet. Der Grund besteht möglicherweise darin, daß die Konzen
tration von Prostaglandinen im Uterus zu gering ist, um eine komplette Ausstoßung der Frucht zu ermöglichen.
Deshalb wurden in Frankreich zwei Stu
dien durchgeführt, bei denen die Patien
tinnen, die zu einem Abbruch entschlos
sen waren, zusätzlich mit einem Prosta
glandinanalogon supplementiert wur
den.
In der ersten Studie erhielten 505 Pati
entinnen, deren Amenorrhoe weniger als 50 Tage dauerte, 600 mg Mifepriston, wenn die Schwangerschaft dann nicht beendet wurde, nach weiteren 48 Stun
den 400 gg Misoprostol. Die Rate kom
pletter Schwangerschaftsabbrüche be
trug 96,9%. In die zweite Studiengruppe wurden 390 Frauen aufgenommen, die nach der initialen Gabe von 600 mg Mi
fepriston bereits nach weiteren vier Stun
den die Misoprostoldosis von 400 gg er-
Zeitschrift für Allgemeinmedizin
German Journal of General Practice. Ehemals: Der Landarzt. Zugleich Organ der Vereinigung der Hoch
schullehrer und Lehrbeauftragten für Allgemeinmedizin e.V. und der DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allge
meinmedizin).
Schriftleitung (V.i.S.d.P.)-. Dr. med. Heinz Harald Ab
holz, Ceciliengärten 1, 12159 Berlin • Prof Dr. med.
Winfried Hardinghaus, Chefarzt der Med. Abt., Kran
kenhaus St. Raphael, 49179 Ostercappeln. AG Gesund
heitswissenschaften Universität 49069 Osnabrück • Prof Dr. med. Michael M. Kochen, MPH, Abteilung für Allge
meinmedizin der Georg-August-Univ., Robert-Koch-Str, 40, 37075 Göttingen • Dr. med. Wolfgang Mahringer, Schelztorstr. 42, 73728 Esslingen • Priv.-Doz. Dr. med.
U. Marsch-Ziegler, St. Gertrauden-Krankenhaus, Paret- zerstr. 12, 10713 Berlin • Dr. med. Gertrud Volkert, Traubergstr. 16, 70186 Stuttgart.
Verlag: Hippokrates Verlag GmbH, Rüdigerstr. 14, 70469 Stuttgart, Postfach 3005 04, 70445 Stuttgart, Tel.
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Die Zeitschrift erscheint dreimal monatlich.
Die Kartei der praktischen Medizin ist jedem 3. Heft der Kombi-Ausgabe zum Heraustrennen beigeheftet.
Diese Kartei referiert aus maßgebenden Fachzeitschrif
ten des In- und Auslandes unter den Aspekten: kritisch, kurz und praxisnah. Alle Preise und Versandspesen ent
halten 7% Mehrwertsteuer. Die Bezugsdauer verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn nicht eine Abbestellung bis zum 30. September vorliegt. Das Abonnement wird zum Jahresanfang berechnet und zur Zahlung fällig. Die Beilage »Die Arzthelferin« erscheint unregelmäßig.
14. Jahrgang 1993.
Bezug: Durch jede Buchhandlung oder eine vom Verlag beauftragte Buchhandlung. - Postscheckkonto: Stuttgart 6025-702. - Bankverbindung: Dresdner Bank, Filiale Stuttgart, Nr. 9014731.- Baden-Württembergische Bank Stuttgart, Nr. 1004527600. - Zahlungs- und Erfül
lungsort für beide Teile: Stuttgart und Hamburg.
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Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen Ent
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fahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöse Therapie anbe
langt. Soweit in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, daß Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, daß diese Angabe dem Wissenstand bei Fertigstellung des Werkes entspricht.
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kationsformen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel der verwen
deten Präparate und gegebenenfalls nach Kosultation eines Spezialisten, festzustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in diesem Buch abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wich
tig bei selten verwendeten Präparaten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosie
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post, die neue Anschrift dem Verlag mitzuteilen. Abon
nenten, die mit diesem Vorgehen nicht einverstanden sind, werden gebeten, dies dem Vertag mitzuteilen.
DEGAM
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin
■ Mitglied der Arbeitsgemein- J Schaft Leseranalyse medizinischer
* ^ Zeitschriften e.V.
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hielten. Darüber hinaus konnten diese Frauen eine weitere Dosis von 200 Misoprostol erhalten, wenn es nicht zu einem kompletten Abort gekommen war.
In der Gruppe, die eine optionale zweite Dosis des Prostaglandins erhielten, ließ sich die Erfolgsrate auf insgesamt 98,7%
steigern.
Die Ergebnisse der französischen Wis
senschaftler legen nahe, daß ein solches Therapieregime für die betroffenen Erauen risikoärmer und praktikabler
ist. (aw)
Peyron R., et al: Early determination of pregnancy with Mifepristone (RU 486) and the orally active prostaglandin Mi
soprostol. The New England Journal of Medicin. 1993: 21: 1509-1513.
Knoblauch und Fettstoff
wechsel: neue Aspekte?
Offensichtlich ja, denn eine amerikani
sche Forschergruppe um Dr. Adesh K.
Jain hat erneut den Effekt der Gabe von Knoblauchtabletten auf die Serumlipide und Lipoproteine, den Blutdruck und den Glukosestoffwechsel in einer randomi- sierten, doppelblinden Studie untersucht.
52 Erwachsene mit einem mittleren Alter
von 52 ± 12 Jahren und einem Gesamt
cholesterinwert von mehr als 220 mg/dl erhielten täglich 900 mg Knoblauchpul
ver in Tablettenform. Eine Kontroll- gruppe erhielt nur Plazebo.
Nach zwölfwöchiger Therapie fiel der Cholesterinspiegel in der Verumgruppe signifikant von 262 ± 34 mg/dl auf 247 ± 40 mg/dl (p < 0,01). In der Plazebogruppe ergab sich dagegen keinerlei Änderung (276 ± 34 mg/dl vs. 274 ± 29 mg/dl).
Auch die LDL-C-Werte konnten durch die Einnahme der Knoblauchtabletten um insgesamt 11% gesenkt werden, so daß sich die Autoren weitere positive Ergeb
nisse auf die kardiovaskulären Risikofak
toren von längeren Studien erwarten.
Während der Therapie traten übrigens keinerlei Geruchsbelästigungen durch
das Präparat auf. (aw)
Jain. Adesh K.: Can Garlic reduce levels of serum lipids? The American Journal of Medicine 1993; 94: 632-635.
Mutter-Kind-Beziehung bei Neurodermitis: nicht anders als bei normalen Familien
In einer Pilotstudie, an der 25 Mütter mit chronisch kranken und 25 mit neu an
Neurodermitis erkrankten Kindern sowie 31 mit gesunden Kindern teilnahmen, konnte kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der mütterlichen Erzie
hungseinstellung festgstellt werden. Die Mütter neu erkrankter Kinder sind also weder feindseliger, überbehütender, mild-nachsichtiger oder autoritärer als Mütter mit gesunden Kindern. Wie sich aus der Studie ergab, war das Familien
klima in beiden Gruppen gleichermaßen kontrollierend, zusammenhaltend, lei
stungsorientiert und auf Selbständigkeit bedacht wie in anderen Familien auch.
Bei Müttern, die ein chronisch krankes Kind zu betreuen haben, war allerdings eine »feindselig-ablehnende Haltung«
stärker ausgeprägt. Dies interpretieren die Untersucher - entgegen anderslau
tenden Hypothesen — weniger als Bedin
gung denn als Folge der chronischen Krankheit mit dem meist frühen Krank
heitsausbruch. Die Bezeichnung »feind
selig-ablehnende Haltung« sollte korri
giert werden, da es sich weniger um eine aggressive Ablehnung als um eine Di
stanziertheit der Mütter infolge Erschöp
fung und Belastung handelt. (aw) Langfeldt, H.-P., und Luys. K.: Mütterli
che Erziehungseinstellungen, Familien
klima und Neurodermitis bei Kindern - eine Pilotstudie. Prax. Kinderpsychol.
Kinderpsychiat. 1993; 42; 36-41.
Der Piroxicaitü^^v&brecher
(SAGl^TÄ ) Wir wollen, daß Sie uns weiterempfehlen.r-,
fasax^ 10/20 Tabs
Zusammensetzung: 1 Tablette enthält 10/20 mg Piroxicam.
Anwendungsgebiete: akute und chronische Arthritiden, Gichtanfall, M. Bechterew, Arthrosen u. Spondylarthrosen, Weichteilrheumatismus.
Gegenanzeigen: bekannte Überempfindlichkeit gegenüber Oxicamen, ungeklärte Blutbildungsstörungen, Magen- Darmblutungen oder Magen- u. Zwölffingerdarmgeschwüre;
keine Anwendung bei Kindern; strenge Nutzen-Risiko- Abwägung bei Patienten mit Hinweisen auf Magen-Darmblu
tungen, Magen- u. Zwölffingerdarmgeschwüren oder Darm
entzündungen in der Vorgeschichte, Herzinsuffizienz sowie anderen zur Ödembildung führenden Erkrankungen, Blut
hochdruck, schweren Leber- und Nierenerkrankungen, all
gemeiner Blutungsneigung; Schwangerschaft u. Stillzeit;
besonders sorgfältige Überwachung bei Patienten mit Ma
gen-Darm-Beschwerden, nach größeren Chirurg. Eingriffen u. älteren Patienten.
Nebenwirkungen: Magen-Darmbeschwerden wie Übelkeit, Magenverstimmung, Völlegefühl, Verstopfung, Durchfall, verborgeneMagen-Darm-Blutverluste; selten Magen-Darm- geschwüre, Blutung und Durchbruch; gelegentlich ZNS-Stö- rungen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Schwächegefühl u.
Müdigkeit, selten Sehstörungen, Hautausschlag, allerg.
Ödem an den Händen u. im Gesicht, Lichtüberempfindlich- keit der Haut mit Juckreiz, Rötung und Ausschlägen; in Ein
zelfällen Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom, Mund- und Schleimhautblutungen, Blasenstörungen, Haarausfall u.
Nagelwachstumsstörungen, Purpura-Schoenleln-Henoch;
schwere Überempfindlichkeitsreaktionen, Erhöhung von Le
berwerten u. Blut-Harnstotfspiegeln; Harnblutungen, akutes Nierenversagen, diuretikarefraktäre Ödeme, Blutdruckan
stieg u. Herz-Kreislauf-Überlastung; selten wurde eine apla- stlsche Anämie, Leukopenie, Panzytopenie oder Thrombo
zytopenie beobachtet.
Wechselwirkungen; Cumarinpräparate, Lithium, Phenytoin, kaliumsparende bzw. kaliumhaltige Medikamente, Diuretika, Antihypertensiva, NSAR, gerinnungshemmende Mittel, Glu
kokortikoide, ASS, Phenobarbital, Methotrexat.
Dosierung: 10-20 mg Piroxicam täglich.
Darreichungsformen, Packungsgröße und Preise:
fasax 10 Tabs: 20 Tabl. NI DM 12,20, 50 Tabl. N2 DM 28,20 fasax 20 Tabs:
20 Tabl. NI DM 19,55 50 Tabl. N2 DM 48.50 100 Tabl. N3 DM 95.90 Stand: Juni 1993 83618 Feldkirchen-Whm
(SAGiTTA)
Gastkommentar IZEA 723
Hans-Dieter Klimm
Klinik und Praxis
Divergenzen, Differenzen oder mangelndes Verständnis ^gemeinmedizm
Die Tätigkeiten in Klinik und Praxis unterschei
den sich durch die Bedingungen, unter denen die Ärzte arbeiten. Die Klinik beschäftigt sich meist mit Krankheitsbildern, die klar definiert sind und am Ende ihrer dynamischen Entwick
lung stehen, also alle Zeichen dieser Krankheit auf sich vereinigen und somit nachweisbar werden ebenso wie aktiv intervenierungsfähig mit zum Teil verblüffenden Erfolgen (Opera
tion, Chemotherapie etc.). Daneben erscheint die Praxis mit ihren Problemkreisen meist als
»unwissenschaftlich«, unspezifisch, rationell nicht nachvollziehbar, weil hier in erster Linie Befindungsstörungen dominieren und sich Krankheitsbilder in frühen Formen darstellen, Krankheitsbilder, die noch am Beginn der dy
namischen Entwicklung stehen und somit noch nicht alle die für die Grundkrankheit zugrunde liegenden spezifischen Symptome auf sich ver
einigen können und noch nicht »klassisch«
nachweisbar sind. Während die Klinik durch intensive Forschung der letzten Jahrzehnte wissenschaftlich relevante spezifische Metho
den der Diagnostik wie Therapie entwickelt und abgesichert hat, gibt es nach wie vor keine praxisspezifische Forschung. Nach wie vor do
miniert das Übertragen klinisch erhobener Da
ten wie Methoden, wenn auch leicht minimiert oder reduziert auf die Bedingungen der Praxis, was deren Wissenschaftlichkeit weiter redu
ziert. Nach wie vor werden nur die in der Klinik erhobenen Daten als wissenschaftlich relevant erkannt und anerkannt, während die Erfah
rung der Praxis weiterhin als allenthalben »Er
fahrungsheilkunde« angesehen wird. Nach wie vor sagen Kliniker, welche Diagnostik, welche Therapie bei welchen Krankheiten in der All
gemeinpraxis angewandt werden müssen.
Nach wie vor kann die Praxis keine eigenen spezifischen Methoden vorzeigen und dem Kli
niker auch in seinem Handeln entsprechende Ratschläge erteilen. Zur Versorgung der Pati
enten wäre besseres Verstehen und Miteinan
der notwendig. Hinzu kommt der zunehmende Zwang gesetzgeberischer Maßnahmen, die strikte Trennung verlangt zwischen ambulan
ter und stationärer Behandlung, zwischen ge
bietsärztlicher und hausärztlicher Versorgung.
Wo der Zwang zum Handeln existiert, letztlich aber keiner bisher untersucht hat, wo das eine anfängt und das andere aufhört, welche Pro
bleme, welche Krankheitsbilder dort dominie
ren, hier die Ausnahme darstellen.
Beispiel Beinschmerz
Am Beispiel der Beinschmerzen, am Beispiel der peripheren arteriellen Verschlußkrankheit, sei dieses Dilemma ebenso kurz aufgezeigt wie Möglichkeiten zur Verbesserung.
Als Grundlage zu dieser Untersuchung dienen die Ergebnisse von drei Studien:
1. Früherkennung und Häufigkeit der PAVK in der Allgemeinpraxis. Habilitationsarbeit PD Dr. Klimm an über 1000 Patienten einer Allgemeinpraxis.
2. Früherkennung peripherer arterieller Durchblutungsstörungen in der Praxis nie
dergelassener Ärzte. Ergebnis eines Projek
tes an mehr als 1000 Patienten in 20 haus
ärztlichen Praxen im Bereich Nordbaden.
3. Klinischer Verlauf und Prognose der arteri
ellen Verschlußkrankheit der Beine. Retro
spektive Studie (Dissertation Widmann, Hassfeld, Universität Heidelberg, an mehr als 1000 Patienten).
»Subjektivität«
Nicht Krankheitsbilder führen einen Patienten zum Arzt, sondern seine Beschwerden, die er abgeklärt, die er beseitigt haben will. Nach großen Studien in der Praxis (EVAS-Studie) findet sich das Symptom Beinschmerz in mehr als 62,5% der Fälle. Hierbei muß man unter
scheiden zwischen allgemeinen Beinbeschwer
den, die zu vielen Krankheitsbildern passen könnten, und spezifischen, für PAVK charakte
ristischen Beschwerdekomplexen, wie z. B. die Claudicatio intermittens. Vergleicht man die drei vorliegenden Studien miteinander, so zeigt sich folgendes:
a) Allgemeine subjektive Beschwerden:
Praxisstudie Klimm 68,4%, Praxisstudie Nordbaden 30,6%, angiologische Spezia
lambulanz Heidelberg 100%
Zur Versorgung der Patienten wäre besseres Verstehen und Miteinander notwendig
Nicht »Krank- heitshilder«
führen den Pa
tienten zum Arzt, sondern Beschwerden, die er abge
klärt haben will
Z. Allg. Med. 1993; 69: 723-724. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1993
Gastkrjmmeiitar :
Tabelle 1: Verteilung der pathologischen Doppler- Indizes (< 1)
Tabelle 2: Medikamente und tibio-brachialer Index Dopplerindex
>0,8
Dopplerindex
<0,8 0,9-1,0 0,8-0,9 <0,8
Praxisstudie Klimm 3,9% 48,7% 47,4% Praxisstudie Klimm 60,5% 12,4%
Praxisstudie Nordbaden 53,0% 6,7% 26,7% Praxisstudie Nordbaden 46,9% 13,24%
Angiologische Spezial- Angiologische Spezial-
ambulanz Heidelberg 5,3% 9,1% 85,5% ambulanz Heidelberg 9,5% 77,4%
»Spezifische Beschwerden«
finden sich in der Praxis nur hei jedem 3., in der Spezialam- hulanz aher bei fast allen Pati
enten
b) Spezifische Beschwerden (Claudicatio in- termittens):
Praxisstudie Klimm 30%, Praxisstudie Nord
baden 15,2%, angiologische Spezialambu
lanz Heidelberg (mit dem Laufband stan
dardisiert erhoben) 88%
Im allgemeinen wird nach wie vor in vielen Veröffentlichungen und Lehrbüchern der nicht tastbare Fußpuls als Leitsymptom der PAVK angesehen. Betrachtet man sich die drei unter
schiedlichen Klientele bezüglich dieser Leit
symptomatik, so findet sich:
• Praxisstudie Klimm: Pulsverlust in 2,3%,
• Praxisstudie Nordbaden in 4,6%,
• Angiologische Spezialambulanz Heidelberg (Daten nicht vollständig).
»Objektivität«
Infolge vieler Untersuchungen gilt die Erfassung des Dopplerindex als hochsensible wie spezifi
sche Methode zur Früherkennung der PAVK.
ben«, daß man erst bei fortgeschrittenen Stadien der PAVK, allenthalben Stadium II b nach Fontaine, vasoaktive Substanzen ver
abreichen soll,
• so ergibt sich die in Tabelle 2 dargestellte Verteilung.
Es wird deutlich, daß deutliche Differenzen zwischen Klinik- und Praxisklientel bestehen was die Häufigkeit, was die Schweregrade der PAVK betrifft. Der Ansatz zu therapeutischen Verfahren unterscheidet sich in Klinik und Pra
xis wesentlich. Während in einer angiolo- gischen Spezialambulanz fortgeschrittene Krankheitsbilder dominieren, die klare Sym
ptome, klare klinische Nachweismethoden auf sich vereinigen und somit klare Indikationen zu therapeutischen Eingriffen darbieten, domi
nieren in der Praxis frühe Eormen der Erkran
kung, die sich klinischen Methoden »entzie
hen« und deren therapeutischer Ansatz sich mehr nach dem Befinden denn einem objekti
vierbaren Befund orientiert.
Der Ansatz für therapeutische Verfahren un
terscheidet sich in Klinik und Praxis ganz wesentlich
Da der systolische Knöchelarteriendruck bei den Gesunden ca. 10-20 mm Hg über dem Radialisdruck liegt, ist der Normwert des Druckindexes größer als 1,0. Mit Hilfe des ti- bio-brachialen Indexes läßt sich nicht nur eine PAVK erkennen, es läßt sich auch mit Hilfe des jeweils gemessenen Indexes der Schweregrad der zugrunde liegenden Erkrankung abschät
zen. So sind Indizes zwischen 1.0 und 0,8 den frühen Formen der PAVK Stadium I bis II a zuzurechnen, Indizes von weniger als 0,8 den weiter fortgeschrittenen Stadien (Tab. 1).
Therapie
Man sollte davon ausgehen können, daß die Therapie in Klinik wie Praxis sich nach der Schwere der vorliegenden Erkrankung orien
tiert. Doch wie sieht es aus?
• Überprüft man alle Patienten, die eine Me
dikation zur Verbesserung der peripheren arteriellen Verschlußerkrankung erhielten und auch einnahmen und
• bezieht dies zur Höhe des Dopplerindex,
• berücksichtigt man die klinischen »Anga-
Besümee
Am Beispiel der PAVK wird deutlich, daß sich Aufgaben, Möglichkeiten zur Therapie wie Dia
gnose in Klinik und Praxis zum Teil elementar unterscheiden. Es wird aber auch deutlich, daß die Schnittstellen zwischen Klinik und Praxis klarer definiert, erkannt und anerkannt werden müssen. Die Bewertung der Methodik von Dia
gnose wie Therapie in der Klinik wie in der Praxis nur auf jene Patienten bezogen werden kann, die dem gleichen Schweregrad zuzuord
nen sind. Die Klinik kann keine Empfehlungen geben für Krankheitsbilder und deren Stadien, die sie gar nicht kennt, nicht kennen kann. Die Praxis muß praxiseigene spezifische, sensible Methoden entwickeln, prüfen und breitgefächert einsetzen, die sich an den Möglichkeiten und Problemen der Alltagspraxis orientieren. Es wird aber auch klar, daß die Bewertung der Wichtigkeit von Klinik und Praxis gleichrangig sein muß. Im forscherischen Ansatz sind Klinik wie Praxis vor neue Aufgaben gestellt, die sie gemeinsam zu bewältigen haben.
Priv.-Do/. Dr. med. Hans-Dieter Klimm Ringstraße 20 f
76456 Kuppenheim
Fortbildung
Herbert Rasche
Akute tiefe Bein- und Becken-
venenthrombosen
ZentralkrankenhausIV • . ■ e.> I n I 11 Sankt-Jürgen-Straße,
Die internistische Behandlung Bremen
Trotz beachtlicher Fortschritte durch die me
dikamentöse Primärprophylaxe mit Heparinen bei gefährdeten Patienten (Übersichten in 1, 6) sind tiefe Bein-/Beckenvenenthrombosen (TVT) bis zum heutigen Tag ein häufiges und gefährliches Krankheitsbild geblieben. Jeder Arzt in Praxis und Klinik wird hiermit regel
mäßig konfrontiert. Die übliche TVT imponiert bei ihrem akuten Auftreten relativ undrama
tisch. Sie hat jedoch - falls es zu keiner erfolg
reichen Behandlung kommt - eine hohe Kom
plikationsrate: Verschlüsse der iliakalen und ileofemoralen Venenabschnitte beinhalten das Risiko von Lungenarterienembolien; auch klei
nere Embolien aus peripheren Venen, die sich nicht selten der Diagnostik entziehen oder fehl
diagnostiziert werden (»Lungenentzündung«,
»Herzinsuffizienz«) können mittel- und langfri
stig zur pulmonalen Hypertonie führen; selbst
verständlich ist das postthrombotische Syn
drom als gravierende Spätfolge hervorzuhe
ben.
Vorgehen bei isolierter Unterschenkel
venenthrombose
Akute Verschlüsse einzelner Unterschenkelve
nen lassen Lungenarterienembolien oder ein späteres postthrombotisches Syndrom nicht befürchten. Die Durchführung einer Kompres
sionstherapie ist indiziert. Der Patient hleibt voll mobilisiert und ist über die Notwendigkeit regelmäßiger körperlicher Aktivität (Muskel
pumpe!) aufzuklären. Lediglich wenn eine aus
reichende Mobilisierung aus anderen Gründen (z. B. Schwere einer etwaigen Grundkrankheit, Z.n. Frakturen) unmöglich ist, kommt die Ein
leitung einer medikamentösen Behandlung zur Prophylaxe der Thromboseprogression mit kleinen, s.c. applizierbaren Heparindosen bis zum Abklingen der akuten Krankheitszeichen in Betracht. Eine langfristige Antikoagulation ist nicht erforderlich.
Bei tiefer Un- terschenkel- venenthrom- bose: Kompres
sion, Mobilisie
ren - selten auch Heparin s.c.
Diagnostik und Therapieziele
Präsentiert sich ein Patient mit klinischen Zei
chen einer akuten TVT (Schwellung, Rötung, Überwärmung, Payr-Zeichen, Homans-Zei- chen u. a.) und bestehen nach Anamnese und Befund keine Hinweise auf wichtige Differenti
aldiagnosen (z. B. Ödem, Erysipel), ist die wei
terführende Diagnostik zur Thromboselokali
sation und -ausdehnung mit bildgebenden Un
tersuchungsverfahren erforderlich. Zur Ver
fügung stehen als »Goldstandard« die Phlebographie und in neuerer Zeit die Duplex- Sonographie, die sich in der Hand geübter Un
tersucher bewährt hat. Sitz und Ausdehnung der Venenthromhose sind Basis differentialthe
rapeutischer Entscheidungen. Die Therapie
ziele dabei lassen sich klar definieren (Tab. 1).
Kompression, Antikoagulation mit Heparinen und Thrombolyse mit Plasminogenaktivatoren sind die Eckpfeiler der internistischen Behand
lung akuter tiefer Bein- und Becken
venenthrombosen. Die Differentialtherapie hat sich nach Lokalisation und Ausdehnung des Verschlusses zu orientieren, die mit bildgeben
den Untersuchungsverfahren (Phlebographie, Duplex-Sonographie) diagnostizierbar sind.
Wichtige Therapieziele sind die Prophylaxe von Lungenarterienembolien und die Verhü
tung des postthrombotischen Syndroms. Die Heparinbehandlung kann unter ambulanten Bedingungen durchgeführt werden, wenn der Behandler über entsprechende Erfahrungen verfügt und eine angemessene Überwachung des Patienten und seine Pflege in der häusli
chen Umgebung gewährleistet sind.
Zum Inhalt
Z. Allg. Med. 1993; 69: 725-728. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1993
Fortbilfiong
JÜL Tiefe Venenthronibosen
Unklar ist, ob Heparin die Häufigkeit des post-thrombo- tischen Syn
droms als Spät
komplikation vermindert
Bei der Be
handlung mit Streptokinase bzw. Urokinase ist die Rate von Blutungszwi
schenfällen er
höht
Proximale Beinvenen
thrombose : mindestens 5 Tage Immobi
lisation und Heparin oder Thrombolyse
Tabelle 1: Therapieziele bei akuter tiefer Bein-/
Beckenvenenthrombose
1. Verhütung massiver, eventuell tödlicher Lungenarte
rienembolien
2. Verhütung kleinerer Lungenarterienembolien mit dem Risiko der Entwicklung einer pulmonalen Hy
pertonie als Spätkomplikation
3. Verhütung der Progredienz (aszendierende Throm
bose) mit Zunahme hämodynamischer Folgeerschei
nungen
4. Beseitigung der Thrombose (Rekanalisierung) mit Erhalt der Venenklappenfunktion zur Verhütung des postthrombotischen Syndroms
5. Langzeit-Rezidivprophylaxe.
In sehr seltenen Fällen wird bei isolierter Un
terschenkelvenenthrombose ein kompletter Querschnittsverschluß mit Einbeziehung aller drei tiefen Venenpaare diagnostiziert. Lungen
arterienembolien sind hierbei ebenfalls äußerst selten. Insofern reichen die dargestellten Maß
nahmen aus, die bei Verschluß einzelner Un
terschenkelvenen empfehlenswert sind. In der Diskussion ist allerdings die Frage, ob Quer
schnittsverschlüsse gelegentlich zu einem postthrombotischen Syndrom führen. Unter diesem Aspekt mag in einzelnen Fällen, insbe
sondere bei jungen Patienten, die Durchfüh
rung einer thrombolytischen Behandlung sinn
voll sein.
Vorgehen bei proximaler Beinvenen
thrombose (V. poplitea und höher)
Wegen des hohen Lungenembolierisikos war in diesen Fällen neben der Kompressionsthe
rapie mit Hochlagerung des Beines die sofor
tige Immobilisierung (Bettruhe) über ca. 5-10 Tage das Standardvorgehen. Dieser Zeitraum ist nach experimentellen Untersuchungen er
forderlich, um frisches thrombotisches Mate
rial so zu verfestigen, daß die Gefahr einer mechanischen Ablösung durch Bewegung ent
fällt. Einzelne neuere Studien haben dieses lang
jährig bewährte Konzept in Frage gestellt und empfehlen die sofortige Mobilisierung nach ei
nem akuten Ereignis. Die vorliegenden Daten sind allerdings noch so gering, daß eine ab
schließende Bewertung verfrüht wäre. Bei aku
ter TVT proximaler Beinvenen streben wir wei
terhin die körperliche Immobilisierung über mindestens 5 Tage an.
Unabhängig von Kompressionstherapie und
Mobilisierung bzw. Immobilisierung ist bei der akuten TVT von V. poplitea sowie Oberschen
kel- und Beckenvenen - als Alternative etwai
ger chirurgischer Eingriffe - die Durchführung einer medikamentösen Behandlung erforder
lich. In Betracht kommen die Antikoagulation mit Heparin oder die Thrombolyse mit Plas
minogenaktivatoren (Streptokinase, Uroki
nase). Die Anwendung von Heparin in hoher Dosierung mit Beeinflussung von gerin
nungsphysiologischen Labortests (»aktivierte Partialthromboplastinzeit« = aPTT als Indika
torsystem) ist nachweislich in der Lage, das Risiko von Thromboseprogression und Lungen
arterienembolie statistisch signifikant zu redu
zieren; therapiebedingte Blutungszwischen
fälle sind sehr selten (Übersicht in 3). Unklar ist, ob Heparin die Häufigkeit des postthrom
botischen Syndroms als Spätkomplikation ver
mindert. Hier ist der theoretische Ansatzpunkt für die Gabe von Plasminogenaktivatoren, die hinsichtlich der bereits genannten Therapie
ziele zwar nicht mehr erwarten lassen als die Behandlung mit Heparin, hinsichtlich der Re
kanalisierung verschlossener Gefäße jedoch überlegen sind. Diesem Vorteil gegenüber steht allerdings eine höhere Rate von z. T. gefährli
chen Blutungszwischenfällen während der Be
handlung mit Streptokinase bzw. Urokinase.
Die akute tiefe Bein-/Beckenvenenthrombose ist damit lediglich eine relative Indikation für die Thrombolyse und vor ihrer Einleitung ist es erforderlich, eine strenge Nutzen-Risiko-Ana- lyse vorzunehmen. Thrombolytika werden de
sto eher zum Einsatz kommen, je jünger der Patient und je ausgedehnter die Thrombose ist (Übersicht in 8).
Durchführung der Kompressions
therapie
Sie ist die Grundlage aller Behandlungsmaß
nahmen bei tiefer Beinvenenthrombose. Im Akutstadium verhindert die Kompressionsthe
rapie die Bildung eines Ödems und fördert die Rekanalisierung tiefer Venen. Bei akuter Thrombose muß die Kompression dem ge
schwollenen Bein ständig angepaßt werden.
Geeignet sind in dieser Situation die sogenann
ten Antithrombose-Strümpfe oder elastische Kurzzugbinden. Erst nach völliger Abschwel
lung können Kompressionsstrümpfe der Klasse II oder III oder auch entsprechende Strumpf
hosen angepaßt werden. Im weiteren Verlauf verhindert die Kompressionstherapie bei be-
Tiefe Venenthrombosen
stehender Klappeninsuffizienz die Ausbildung eines postthrombotischen Syndroms und sollte bei entsprechenden Befunden als Dauerthera
pie eingesetzt werden. Das obere Ende der Kompression hat mindestens das obere Throm
busende zu überragen; wünschenswert ist al
lerdings, daß das gesamte Bein, d. h. bis ein
schließlich des Oberschenkels unterhalb des Leistenbandes, komprimiert wird.
Durchführung der niedrig dosierten Heparinbehandiung bei isoiierter Unterschenkeivenenth rombose
Wird bei dieser Erkrankung - was selten er
forderlich sein wird - die Indikation zur Durch
führung einer Heparinbehandlung gestellt, so kann diese Maßnahme mit niedrigen Dosierun
gen und subkutan durchgeführt werden, ln Be
tracht kommt die Gabe von 2x7500 E Stan
dardheparin/Tag s.c. (z. B. Liquemin® als Fer
tigspritze; Tageskosten ca. 11,50 DM). Nur Ixtäglich müssen niedermolekulare Heparin
präparate (z. B. 0,3 ml Fraxiparin® als Fertig
spritze; Tageskosten ca. 17,50 DM) s.c. appli
ziert werden. Da niedermolekulare Heparine bisher vom Bundesgesundheitsamt nur zur Primärprophylaxe perioperativer Thromboem
bolien zugelassen sind, ist bei Anwendung in Zusammenhang mit anderen Krankheitszu
ständen erhöhte Aufmerksamkeit des Arztes erforderlich. Kontraindikationen für die nied
rig dosierte Heparinbehandlung sind gastroin
testinale und intrakranielle Blutungen. Labor
tests zur Therapiekontrolle sind nicht erforder
lich.
Durchführung der Heparinbehandlung in Standarddosierung bei proximaler Beinvenenthrombose
Das etablierte Vorgehen ist die intravenöse Gabe. Beim normalgewichtigen Erwachsenen wird eine Initialdosis (Bolus) von 5000 E Stan
dardheparin gegeben und danach eine Dauer
infusion mit 30000 E/24 Stunden angeschlos
sen. Regelmäßige Laborkontrollen sind erfor
derlich. Die aktivierte Partialthromboplastin
zeit (aPTT) sollte auf das l,5-2fache der Norm verlängert sein, was dem therapeutischen Be
reich einer adäquat dosierten Heparinbehand
lung entspricht. Im Bedarfsfall sind zeitweise Unterbrechung und Dosiskorrekturen in Ab
hängigkeit vom Ausfall der aPTT erforderlich (Tab. 2).
Heparin in Standarddosierung, d. h. ca.
30000-35000 E/24 Stunden, kann auch s.c.
appliziert werden. Die bisher hierzu vorliegen
den klinischen Erfahrungen sind begrenzt (z. B.
7). Die regelmäßige aPTT-Kontrolle und Do
sisanpassungen sind auch bei subkutaner An
wendung erforderlich.
Gegenwärtig wird geprüft, welchen Stellenwert niedermolekulare Heparinpräparate in der Be
handlung proximaler Venenthrombosen ha
ben. Zum jetzigen Zeitpunkt sind Empfehlun
gen in diesem Bereich verfrüht.
Die Heparinbehandlung bei proximaler TVT sollte regelmäßig über einen Zeitraum von 8-10 Tagen erfolgen. Einige Studien haben gezeigt, daß auch eine Behandlung von nur 4-5 Tagen erfolgreich sein kann (2, 4). Dieses Vorgehen kann allerdings nicht verallgemei-
Kompression ist die Grund
lage aller The
rapien
Bisher sind nie
dermolekulare Heparine nur zur Primärpro
phylaxe peri
operativer Thromhoemho- hen zugelassen
Tabelle 2: Orientierende Hinweise zur praktischen Durchführung der Behandlung mit Standardheparin bei proximaler TVT in Abhängigkeit von den Ergebnissen der aPTT-Kontrolle (mod. nach 3). Der therapeutische Bereich des Indikatorsystems variiert mit der Empfindlichkeit des aPTT-Reagenz; Einzelheiten müssen mit dem zuständigen Labor abgesprochen werden.
aPTT sec
i.v. Bolus E
Infusion Stop min
Infusion Dosis E/24 Std.
Nächster aPTT-Test
Therapiebeginn 30-40 5000 0 30000 6 Std.
Unterdosierung <50 5000 0 32 500 6 Std.
50-59 0 0 32 500 6 Std.
Therapeutischer Bereich 60-80 0 0 30000 nächster Tag
Überdosierung 81-95 0 0 27 500 nächster Tag
96-120 0 30 27 500 6 Std.
>120 0 60 25000 6 Std.
Die Heparinhe- handlung hei proximaler TVT sollte 8-10 Tage erfolgen
Fortbildung Tiefe Venenthrombosen
Das Auftreten von Thrombo
sen soll immer auch an Mali
gnome im Hin
tergrund den
ken lassen
nert werden, da Hochrisikopatienten mit ilio- femoralen Thrombosen in die genannten Stu
dien entweder gar nicht aufgenommen wurden oder zahlenmäßig stark unterrepräsentiert wa
ren.
Vor Einleitung der Heparinbehandlung sind Kontraindikationen wie gastrointestinale oder intrakranielle Blutungen, medikamentös nicht regulierbare Hypertonie mit diastolischen Wer
ten über 110 mm Hg, schwere Nieren- und Leberfunktionsstörungen u. ä. auszuschließen.
Neben der aPTT sind gelegentliche Kontrollen der Thrombozytenzahlen empfehlenswert.
Während der Behandlung sind die Patienten regelmäßig auf die Entwicklung etwaiger Blu
tungskomplikationen zu überwachen.
Weitere Aspekte
Bei Vorliegen ausreichender Erfahrungen des behandelnden Arztes kann die Heparinbe
handlung akuter TVT durchaus auch unter am
bulanten bzw. häuslichen Bedingungen durch
geführt werden, wenn die notwendigen Kon- trolluntersuchungen gewährleistet werden können. Wegen des größeren äußeren Aufwan
des bei der Medikamentenapplikation und in der notwendigen Überwachung wird die thrombolytische Therapie der tiefen Bein-/
Beckenvenenthrombose dagegen nur unter stationären Bedingungen empfehlenswert sein (Übersicht in 8). Nach Abschluß der Akutbe-
Anschrift:
Prof. Dr. med. Herbert Rasche, Zentralkrankenhaus Sankt-Jürgen-Straße, 28205 Bremen.
Persönliche Daten:
Geboren 1940 in Mülheim/Ruhr.
Ausbildung:
Studium der Humanmedizin 1960 - 1966 an den Uni
versitäten Zürich, Berlin und Freiburg/Br.
Beruflicher Werdegang:
Promotion 1966 und Habilitation 1974 mit Arbeiten aus den Bereichen der internistischen Angiologie und Hä
matologie/Onkologie. Leitender Oberarzt des Zentrums für Innere Medizin der Universität Ulm/Donau 1978-1983.
Jetzige Tätigkeit:
Seit 1983 Direktor der Med. Klinik 1 am Zentralkran
kenhaus St.-Jürgen-Straße Bremen.
handlung durch Operation, Heparin oder Plas
minogenaktivatoren ist eine zumindest mittel
fristige Behandlung mit oralen Antikoagulan
zien angezeigt (Übersicht in 9), worauf aus
führlich auch an anderer Stelle in dieser Zeitschrift eingegangen wird (siehe Seite 734).
Tiefe Venenthrombosen und Lungenarterien
embolien sind nicht selten das Erstsymptom okkulter Malignomkrankheiten. Nach Abschluß der Akutbehandlung ist bei jedem Patienten zu prüfen, ob diese Möglichkeit als Auslöser der Thrombose in Betracht kommt.
Keine dankbare Aufgabe ,..
Trotz aller Fortschritte in der Prophylaxe und Therapie venöser Thromboembolien in den zu
rückliegenden Jahrzehnten hat weiterhin eine Feststellung Bestand, die von P. Morawitz (1934) (5) getroffen wurde: »Auch heute noch ist es keine dankbare Aufgabe, das Thrombosepro
blem zu behandeln, am Krankenbett hat die Thrombose nichts von ihren Gefahren verloren, sie ist heute noch ein unheimliches Leiden, ein Schreckgespenst für Chirurgen wie Internisten, Prophylaxe und Therapie tasten unsicher hin und her.«
Literatur
1. Collins, R., et ab: Reduction of fatal pulmonary embol
ism and venous thrombosis by perioperative adminis
tration of subcutanous heparin. N. Engl. J. Med. 1988;
318: 1162.
2. Gallus, A., et al.: Safety and efficacy ofwafarin started early after submassive venous thrombosis or pulmonary embolism. Lancet 1986; 2: 1293.
3. Hirsh, J.: Heparin. N. Engl J. Med. 1991; 324: 1565.
4. Hull, R. D., et al.: Heparin for 5 days as compared with 10 days in the initial treatment of proximal venous thrombosis. N. Engl. J. Med. 1990; 322: 1260.
5. Morawitz, P.: Thrombose. In: E. Koch (Hrsg.): Verb.
Dtsch. Ges. Kreislaufforsch. Steinhoff-Verlag, Dresden, 5. 80, 1934.
6. Nurmohamed, M. T., et al.: Low-molecular-weight heparin versus standard heparin in general and ortho
paedic surgery: a meta-analysis. Lancet 1992; 340: 152.
7. Pini, M., et al.: Subcutanous versus intravenous he
parin in the treatment of deep venous thrombosis - a randomized clinical trial. Thromb. Haemast. 1990; 64, 222
8. Seifried, E.: Was ist gesichert in der fibrinolytischen Therapie tiefer venöser Thrombosen? Internist 1990;
31: 689.
9. Spengel, E. A.: Diagnostik und Therapie der tiefen Beinvenenthrombose. Der Bay. Int. 1992; 12: 46.
Fortbildung
Jürgen Marsch
Die primäre Variköse
Differentialdiagnose und -therapie aus chirurgischer Sicht
Einleitung
Die Variköse ist der Tribut, den wir Menschen für unseren entwicklungsgeschichtlichen »Auf
stand gegen die Schwerkraft« entrichten; nur wir müssen Blut vertikal zum Herzen transpor
tieren - bei Tieren ist ein Krampfaderleiden nicht bekannt. Das diffizile Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten für den venösen Blutrücktransport ist sehr störanfällig; Risiko
faktoren (genetisch, hormonell, funktionell) verstärken den Pathomechanismus im Sinne eines Circulus vitiosus. Epidemiologisch wird dies bestätigt: Etwa die Hälfte der über 20- jährigen Bevölkerung hat keine gesunden Ve
nen; Krankheitswert haben die Veränderun
gen jedoch nur bei 15% dieser Menschen.
Über viele Jahrzehnte wurde die Angiologie und insbesondere die Phlebologie im medizini
schen Studium und der klinischen Weiterbil
dung stark vernachlässigt. Demzufolge wurden auch entsprechende Krankheitsbilder - zum Teil chronisch und die Lebensqualität oft stark beeinträchtigend - bagatellisiert. Die Patienten hatten ihr Leiden, deren Progredienz und Komplikationen schicksalhaft hinzunehmen.
Entwicklung des heutigen Therapie
standards
Den Weg vom diagnostischen und therapeuti
schen Nihilismus bis zum heutigen, etablierten Standardvorgehen bei der Varikosis markieren erwähnenswerte Meilensteine: als erste die Be
schreibung des »Venenstrippers« durch Bab
cock 1907 und die Entwicklung der Sklerosie
rungsbehandlung seit 1915. Da die chir
urgischen Rahmenbedingungen wesentliche Komplikationen implizierten, überwog das konservative Vorgehen. Mit verbesserter Asep
sis und Anästhesie wurde nach 1950 die Bab- cock-Sonde, jetzt flexibel, reaktiviert. Die Vari- zen-Chirurgie bekam wieder Auftrieb, Chir
urgen, aber auch Gynäkologen, Urologen oder
Orthopäden betätigten sich als Varizen-Opera- teure.
Neben den klassischen Indikationen wurde dies als Thromboseprophylaxe vor einer größeren Operation im eigenen Fachgebiet betrieben - zumeist autodidaktisch und teilweise ohne aus
reichendes pathophysiologisches Wissen. Aus dieser Ära stammt (immer noch!?) der schlechte Ruf der Varizen-Chirurgie, sind doch ca. 75% aller sogenannten Rezidive auf eine inadäquate primäre chirurgische Technik zu
rückzuführen. Erst mit der Etablierung der An
giologie und Angiochirurgie (ca. seit 1960) wurde die Diagnostik und Therapie Speziali
sten überantwortet und standardisiert. Aus den epidemiologischen Studien (Basel, Tübingen, München, Ulm) der 60er und 70er Jahre mit konsekutiven, sozio-ökonomischen Untersu-
Therapiebedürftig venenkrank sind ca. 7% der über 20jährigen Bevölkerung. Ontogenese und zusätzliche Tisikofaktoren führen zur primären Stammvarikose. Diese sollte immer operativ be
seitigt werden; konservative Therapie und Va
rizensklerosierung sind bei den anderen For
men der Variköse anzuwenden bzw. ergänzen die Operation. Klassifikation und Stadienein
teilung sind Voraussetzungen für eine adäquate Therapie. Argumente für die Operation sind: Die Beseitigung von Beschwerden, die Verhinde
rung der Progredienz, Verhütung von Kompli
kationen und-last but not least- Verbesserung der Kosmetik. Bei der symptomlosen Varikosis des jüngeren Menschen kann mit der Operation gewartet werden. Eine einfache Saphena- Exhairese kann ambulant operiert werden, bei der fortgeschrittenen Varikosis empfiehlt sich stationärer Aufenthalt von ca. fünf Tagen. Da
nach ist meistens eine Kompressionstherapie für mindestens vier Wochen indiziert. -Bezidiv- Varizen sind in einem hohen Prozentsatz auf eine inadäquate primäre Indikation und chir
urgische Therapie zurückzuführen.
Venenleiden werden häufig - zum Leid des Patienten - ba
gatellisiert
Zum Inhalt
Z. Allg. Med. 1993; 69: 729-733. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1993