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GROSSE TECHNISCHE SYSTEMEZum Problem technischer Größenordnung und Maßstäblichkeit Bemward JoergesWissenschaftszentrum Berlin ftir Sozialforschung gGmbH (WZB) Reichpietschufer 50, D-1000 Berlin 30 Tel. (030)-25 491-0 Fax (030)-25 491-684

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FS II 93-507

GROSSE TECHNISCHE SYSTEME Zum Problem technischer

Größenordnung und Maßstäblichkeit Bemward Joerges

Wissenschaftszentrum Berlin ftir Sozialforschung gGmbH (WZB) Reichpietschufer 50, D-1000 Berlin 30

Tel. (030)-25 491-0 Fax (030)-25 491-684

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Zusammenfassung

Ein besonderer Techniktypus, der in der politischen Öffentlichkeit insgesamt mehr Beachtung findet als in der Technikforschung, umfaßt "große", räumlich und zeitlich weit erstreckte Infrastrukturen. Es gehört zu der von Soziologen kaum je erwähnten Eigenarten moderner Gesellschaften, daß ihre Ausdifferen­

zierung mit dem Auf- und Ausbau ausgedehnter, "sachtechnisch" verknüpfter Netzstrukturen einhergeht. Der Aufsatz lenkt das Augenmerk auf die Tendenz solcher Systeme, augenscheinlich irreversibel zu wachsen, und liefert

Ansatzpunkte für die techniksoziologische Analyse. Am Beispiel der Organtransplantation wird ein Typ großer technischer Systeme "zweiter

Ordnung" charakterisiert, der in Zukunft neben klassischen Infrastruktursystemen an Bedeutung gewinnen dürfte.

LARGE TECHNICAL SYSTEMS: PROBLEMS OF MAGNITUDE AND SCALE

Abstract

A particular type of technology which, all in all, has attracted more political attention than social science research, comprises large-scale, spatially and tem­

porally dispersed infrastructures. The essay draws attention to the tendency of such systems to grow in a seemingly irreversible fashion and looks for mecha­

nisms responsible for their up-scaling. Taking the example of organ transplanta­

tion, a type of large technical systems of "second order" is sketched out which, along with classical infrastructural systems, might become more important in the future.

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"große", räumlich und zeitlich weiterstreckte Infrastrukturen. Es gehört zu den von Soziologen kaum je erwähnten Eigenarten moderner Ge­

sellschaften, daß ihre Ausdifferenzierung mit dem Auf- und Ausbau ausge­

dehnter, "sachtechnisch" verknüpfter Netzstrukturen einhergeht. Nur wenige Autoren haben über den gesellschaftstheoretischen Stellenwert sol­

cher Systeme nachgedacht (Mayntz 1988, auch Weingart 1989). Immerhin hegen zahlreiche technikhistorische und primär an technologiepolitischen Fragen interessierte Untersuchungen konkreter Infrastrukturen vor.

Aufwärtstransformation

Phänomene der Maßstabsvergrößerung solcher technischer Gebilde will ich nun in den Mittelpunkt stellen. Überwiegend steuerungstheoretische For­

schungsinteressen haben ein Problem im Hintergrund gelassen, das ich pointiert als ''Aufwärtstransformationen großer technischer Systeme” be­

zeichnen möchte: die Erweiterung der Größenordnung technischer Netz­

werke und der in sie eingelagerten Komponenten im langen Verlauf ihrer Entwicklung. Die Aufmerksamkeit soll also auf eine bemerkenswerte

Tendenz solcher "Systeme" gelenkt werden, augenscheinlich irreversibel zu wachsen. "Abwärtstransformationen" oder andere, nicht mit Erweiterungen der technischen Systeme verbundene Umformungen werden selbstver­

ständlich nicht ausgeschlossen, weder deskriptiv noch gar in irgend einem Sinne normativ.

Ausgehend von "Diskursen draussen" und einigen notgedrungen knappen Anmerkungen zu "Diskursen drinnen" ("Stand der Forschung") werde ich einige Thesen zur Dynamik und zur Analysierbarkeit "großer technischer Systeme" zur Diskussion stellen: Wie kann man "große" tech­

nische Systeme von anderen, "kleineren" abgrenzen? Welche Mechanismen

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können für eine anhaltende Aufwärtstransformation "großer technischer Sy­

steme" verantwortlich gemacht werden? Was sind die Konsequenzen technischer Größe? Wann werden technische Systeme zu groß - oder zu klein?

Es kann dabei nicht darum gehen, generelle Antworten auf diese Fragen anzubieten. Vielmehr sollen Vorarbeiten für eine Technikforschung ge­

leistet werden, in der vorrangig Prozessen der Vergrößerung und Erweiterung technischer Systeme nachgegangen wird.

Drei Geschichten

Drei Rahmendeutungen der Entwicklung technischer Infrastrukturen werden in öffentlichen Debatten immer wieder genutzt.

Die eine bringt Schreckensnachrichten über - beispielsweise - die

ostdeutsche Eisenbahn, die ostdeutsche Energieversorgung, das ostdeutsche Telefonnetz, die ostdeutsche Abwasserentsorgung, man erinnere sich an die tägliche Zeitungslektüre vor Jahresfrist. Die Geschichte erzählt von der sozialistischen Misere, von zu kleinen, retardierten technischen Systemen und von weiträumigen und vorausgreifenden Plänen für eine vereinte deut­

sche Bahn, ein vereintes Telefon, ein vereintes Stromnetz.

Die Moral heißt auch hier: "Wer zu spät k om m t,... ". Veraltete und technisch obsolete Infrastrukturen sind in einer nachholenden Entwicklung durch bessere und technisch fortgeschrittene Systeme zu ersetzen. Er­

weiterung durch Modernisierung als Antwort a u f die Misere der Unterent­

wicklung.

Ein ähnliches Technodrama aufholender Entwicklung und zwischen­

staatlicher Integration wird gegenwärtig europaweit inszeniert. Gefordert wird der massive Ausbau von Netzstrukturen, zwischenstaatliche

Vereinheitlichung und Integration, große Sprünge nach vom.

Die zweite Version kann man die Misere der Überentwicklung nennen, eine kapitalistische Misere, in welcher der Staat seine Vorsorgefunktionen nicht wahrnimmt. Robert Heilbroner zum Beispiel argumentiert, der

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Verlust der ökonomischen Vormachtstellung der USA sei maßgeblich auf den Niedergang seiner Infrastrukturen, in erster Linie technischer In­

frastrukturen zurückzuführen. Staatsversagen in der Infrastrukturpolitik seit den sechziger Jahren und eine fehlgeleitete Technologiepolitik, die auf unproduktive Verteidigungs- und Weltraumprojekte gesetzt habe, seien mit dem Verfall aller physischen Infrastrukturen im zivilen Bereich erkauft worden (The New York Review of Books, Febr. 15, 1990, S. 30).

Die Moral: Man darf die Knochengerüste und Kreislaufsysteme der Nation nicht hinter kapitalistische Errungenschaften zurückfallen lassen.

Konsequente Modernisierung moderner technischer Strukturen tut not.

Wenn jetzt der Tag genutzt wird - "Seize the Day" - und Rüstungsmittel in kollabierende, einst glorreiche Infrastrukturen gelenkt werden, dann ist das auf lange Zeit die letzte Chance für Amerika, auf den ersten Platz der ökonomischen Weltrangliste zurückzukehren.

Auch hier wird gesagt, allerdings in einem anderen temporalen und politischen Kontext als bei der ersten Geschichte: neue, größere Systeme werden gebraucht, die vorhandenen sind zu klein und zu schwach. Aber der Niedergang ist aufhaltbar. Die Antwort auf die Misere der

Überentwicklung: Erweiterung durch Modernisierung der Modernisierung Auch die dritte Version handelt von der Überentwicklung. Dazu nur ein Zitat von Josef Weizenbaum, der "die kolossale Arroganz und

Rücksichtslosigkeit" beklagt, mit der wir in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts Riesensysteme hergestellt hätten, "in dem irrsinnigen

Glauben, wir könnten sie durchschauen und beherrschen". Er zählt dann die großen Umweltkatastrophen der letzten Jahrzehnte auf und konstatiert:

Die Moral hier: "Alle diese und fast unendlich viel mehr Ereignisse bestätigen, daß wir die Grenzen der menschlichen Fähigkeit, Komplexität zu beherrschen, erreicht haben. Wir aber gehen immer weiter." (1988, S.

372) Unsere großen Systeme sind zu groß geworden, alle großen Systeme sind problematisch, weil nicht kontrollierbar, Umkehr tut Not. Die Misere der Beherrschbarkeit und Verantwortbarkeit wird beantwortet mit (einem Mythos der) Begrenzung und Verkleinerung.

Drei Problemlagen, drei narrative Strukturen, drei Theorien über

Funktionen und Dysfunktionen technischer Infrastrukturen - und darüber,

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was zu groß und zu klein sei. Damit soll erst einmal angedeutet werden, daß die Problematik technischer Infrastrukturen gegenwärtig aus

vielfältigen, teilweise konträren Gründen ganz oben auf den politischen Tagesordnungen steht. Und daß das Problem, ob diese Strukturen nun zu klein oder zu groß, unter- oder überentwickelt seien, sehr unterschiedlich verhandelt wird. Vor allem aber, daß man von solchen Geschichten nicht umstandslos auf sozialwissenschaftliche Deutungen umsteigen kann:

Sozialwissenwschaftler erzählen andere Geschichten, oder sollten es tun.

Schon die Rede von technischen Infrastrukturen ist ziemlich unbestimmt, nicht weniger als die von Großtechnik. Ich führe deshalb den Ausdruck

"große technische Systeme" ein, verwende ihn allerdings in Anfüh­

rungszeichen. Nicht nur weil die Attribute "groß" und "technisch" zu präzisieren bleiben, sondern weil gegenwärtig ganz und gar unklar ist, in welchem sozialwissenschaftlichen Sinn man von "Systemen" sprechen sollte. In einem soziologischen Kontext kann es ja nicht darum gehen, was ein technisches System "ist", sondern darum, wie es gelingt, ihm

Systemcharakter zu verleihen und - sei er noch so prekär - zu erhalten.

Reden über große Technik

Welche Reden, welche "Diskurse" werden gegenwärtig im Forschungsfeld

"großer technischer Systeme" gehalten und geführt? Um davon einen Ein­

druck zu verschaffen, beziehe ich mich auf den bislang einzigen

Sammelband zum Thema, den von Renate Mayntz und Thomas Hughes edierten Band "The Development of Large Technical Systems". Ich beschränke mich dabei auf Hinweise zu zwei Aspekten dieser Texte.

Erstens auf verallgemeinernde Aussagen: Was wird - über die

nacherzählende Beschreibung des Einzelfalls hinaus - behauptet über die generelle Entwicklungsdynamik solcher Systeme? Und zweitens, vielleicht aufschlußreicher, auf die Metaphorik dieser Diskurse: Womit werden "grße technische Systeme" bildlich verglichen, mit was werden sie "unter

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Rückgriff auf Ressourcen metaphorischen Verstehens", wie Jerome Bruner irgendwo sagt, gleichgesetzt?

Welche Verallgemeinerungen werden aus den Untersuchungen spe­

zifischer Systeme abgeleitet? 1 Eine Durchsicht ergibt nicht viel, was über zwei relativ triviale Feststellungen hinausginge. Einmal, daß ihre Dynamik sich aus dem Zusammenwirken vieler kollektiver Akteure ergäbe, daß es sich um "Multiakteursysteme" handle. Zum anderen, daß "große technische Systeme" sich in identifizierbaren Stufen und Phasen entwickelten.2 Jen­

seits solcher von Platitüden ja nicht allzuweit entfernten

Charakterisierungen entdeckt man eine Menge beiläufiger Generali­

sierungen, allerdings in einer Mannigfaltigkeit, die vorerst nicht auf einen, oder einige, Nenner zu bringen ist.

Metaphern: Theorien in nuce, vortheoretische Modelle. Metaphorische Redeweisen sind in lesbaren Texten schwer zu vermeiden. Und so findet man auf dieser Ebene denn auch, daß sich hinter dem allgemeine

Theoriefähigkeit verheissenden Etikett "large technical systems" eine außerordentliche Vielfalt von bildlichen Interpretationen, Konstruktionen und Geschichten verbirgt. Zwar läßt sich eine Reihe durchgängiger

Leitmetaphoriken ausmachen. Zum Beispiel die Heroenthematik: Deutlich von Chandlers Imagination in "The Visible Hand" inspiriert ist die

Vorstellung von großen Systemen als vorangetrieben von heroischen

"system builders", historischen Führungsfiguren und gigantischen Strategen (Clausewitz läßt grüßen), als engagiert in titanischen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Systemen, und so fort. 3

Ähnlich eine verbreitete, damit durchaus verträgliche

Evolutionsthematik, in der "große Systeme" eben als evolutionär, adaptiv, um Lebensraum konkurrierend vorgestellt werden.4 Die Vorschläge in

O Ich gehe hier nota bene nicht auf Generalisierungsangebote ein, die an anderer Stelle vor­

getragen wurden (vgl. z.B. Mayntz 1988, Weingart 1989).

2) vgl. z.B. Bertho-Lavenier 1988, S. 155, 159, 166, 176, Caron 1988, S. 70, 72, 84, Thomas 1988, S. 208, Heinze und Kill 1988, S. 105,129, Salsbury 1988, S. 44,45, 63, Thomas 1988, S. 198.

vgl. z.B. Salsbury 1988, S. 44,45, Heinze und Kill 1988, S. 131, Galambos 1988, S. 144, 146, Bertho-Lavenier 1988, S. 166.

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Richtung Evolutionstheorie sind dabei eher rührend metaphorisch, sie werfen dem Gebiet einen doch recht durchsichtigen Mantel wissenschaft­

lichen Glanzes über in einer Phase, in der physikalische Wissenschaften als sinn- und formgebendes Leitwissen durch biologische abgelöst werden.

Solange auch nicht die Ansätze einer Taxonomie, einer "sozialen

Morphologie technischer Gebilde" vorhegen, kann man ja kaum auf den Spuren der Evolutionstheorie wandeln.

Darüberhinaus entdeckt man ein regelrechtes Füllhorns wenig verträglicher Metaphern. "Large technological systems" werden zum Beispiel sowohl als in besonderem Maß "eigenlogisch" oder "chaotisch"

wie auch als "gesteuert" und "kontrolliert" geschildert-5 Oder als

"harmonisch", "im Gleichgewicht", aber "krisengeschüttelt" und generell vom Kollaps bedroht. 6

Vor allem bei den Technikhistorikem ist dabei der Reichtum an bildlichen Einfällen durchaus inspiriert von den mehr oder weniger

wirkmächtigen Metaphern und Symbolisierungen, die draussen im Feld, im Wirkungshorizont der beschriebenen "Systeme" selbst vorzufinden waren.

"(T)he concept of the network acquired a powerful mystique among Bell System managers and workers"; "One system, one policy, universal service." (Galambos, S. 141, 143) "[Ajll were guided by a progressionist and nationalist ideology and sought above all to create an operational instrument capable of increasing their social influence out of all proportion.... Seen in that light the railways took on

symbolical meaning: they laid the foundations of a new power based on the comand of knowledge." (Caron, S. 73) "The railway was more than a new means of transportation with higher capacity. It opened new psychological, social, economic, political, and military dimensi-

4) z.B. bei Caron 1988, S. 96, Salsbury 1988, S. 61, 65, 66, Galambos 1988, S. 136, Bertho- Lavenier 1988, S. 173.

z.B. Salsbury 1988, S. 38, 63, Thomas 1988, S. 197, 208, Caron 1988, S. 75, 76, Galambos 1988, S. 145, Heinze und Kill 1988, S. 108.

6> z.B. Caron 1988, S. 76, 98, 99, 100, Galambos 1988, S. 144, 146, Salsbury 1988, S. 66, Bertho-Lavenier 1988, S. 158.

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ons, maybe comparable to the first flight across the Atlantic or the first landing on the moon." (Heinze and Kill, S. 108)

Solche Beobachtungen werden von den Autoren eben nicht nur zitiert, sondern konzeptuell aufgewertet und verallgemeinert auf Systeme der beschriebenen Art schlechthin. Aus einer Geschichte wird ein Modell.

W orauf geht die bemerkenswerte Divergenz und Buntheit, ja das

Schillernde der Aussagen zurück, jenseits der gemeinsamen Verwendung einiger formelhafter Etiketten? Sicher auf disziplinäre Voreinstellungen und spezifische Anwendungsinteressen der Autoren. Aber auch auf die Beson­

derheiten der jeweils untersuchten Systeme, etwa indem - mehr oder weniger bewußten und gezielt - alltagsweltliche und professionelle

Konstrukte der in ihnen agierenden Instanzen in die Analyse übernommen werden.

So sind es vor allem auch unterschiedliche methodologische Heran­

gehensweisen, oft in ein und demselben Text, die für das kunterbunte Bild verantwortlich sind. Narrative, historisch-nacherzählende und modellhafte, kontrafaktische Ansätze werden gemischt. Das alte Problem "how to put numbers into stories" ist auch hier gänzlich ungelöst.

"Historians (resort) to narrative in every case ...; surprising results from specific actions, and leaders combining old and new in a surprising future. Others (fall) back on num bers.... The real

intellectual issue is how to understand the interaction of the episodic but critical act with the underlying ebb and flow of numbers", so der große Geschichtenerzähler William McNeill (1987, p .l 10/111).

Der eine Weg - die Nacherzählung und geeignete Verdichtung von außerwissenschaftlichen und innerwissenschaftlichen, vor allem aber, gänzlich vernachlässigt, ingenieurwissenschaftlichen "Diskursen", die eine sozialwissenschaftlich bestenfalls reflexiv hintergehbare, höchstens

rhetorisch zu beeinflussende "Realität" großer technischer Systeme

vermitteln. In diesem Rahmen kann man nicht viel mehr tun, in der eigenen Forschung, als solche Diskurse zu rekonstruieren, bzw. zu dekonstruieren.

Modellhafte Abbilder, in denen kontrafaktische Aussagen zulässig wären, sind ausgeschlossen.

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Eine entschieden konstruktivistische Methodologie schlösse eine Selbstanwendung ein. Sie ginge möglichst weit zurück in die

Entstehungsprozesse von Technik und würde dabei die Spiegelungs­

verhältnisse zwischen sozialwissenschaftlichen und anderen Kon­

struktionen miterzählen. Rammert (1991a) und praktisch alle dort herangezogenen Autoren tun das in ihren Ansätzen zur Technik­

geneseforschung vorerst allerdings nicht.

Im folgenden werden einige Schritte auf dem zweiten, in Richtung kon­

ventionell-empirischer Forschung weisenden Weg unternommen. Dieser zweite Weg ist quasi-realistisch? und beansprucht traditionellerweise eine höhere Wissenschaftlichkeit als andere Diskurse, draussen und drinnen.

Technikgenese interessiert hier nur bedingt, es wird von einem

stabilisierten, sozial einigermaßen geschlossenen Ergebnis ausgegangen, das auch soziologischen Analysen als Ausgangslage dienen, definitorisch aufbereitet und so einer einigermaßen einvernehmlichen Beobachtung oder Messung zugänglich gemacht werden kann. Nur so glaubt man begründet zu generalisierenden Aussagen gelangen zu können.

In solchermassen generalisierender Absicht will ich dem vielstimmigen Chor überwiegend technikhistorischer "Diskurse" zunächst eine pointierte Hypothese zur Dynamik solcher Systeme entgegenstellen und dann einige begriffliche Abgrenzungen vorschlagen.

') In der Vergangenheit habe ich meinen eigenen Ansatz als "realistisch” bezeichnet, ohne aus­

reichend zu berücksichtigen, daß "realistisch" gegenwärtig fast immer als Gegenkonzept zu "relati­

vistisch" und "interpretativ" verstanden wird. Gemeint war und ist aber ein anderer Gegensatz: die Differenz zwischen "Entwürfen", "Plänen" und "(Leit-)Bildem" (also Dingen in den Köpfen und in den Texten) und "real" funktionierender Technik (oder eben auch nicht funktionierender, jedenfalls in der Regel lauter, anzufassender und zu beseitigender Technik: "Dinge draußen"). Ob diese beiden Ebenen der Realisierung von Technik aus einer "realistischen" (empiristischen) oder "relativistischen"

(interpretativen etc.) Position heraus betrachtet werden, ist mit dieser Unterscheidung in keiner Weise vorentschieden.

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Prekäre Systeme

Viele um Theorie bemühte Analysen, auch die oben zitierten Fallstudien, orientieren sich an dem generaüsierten Stufenmodell einer einigermaßen geordneten Aufwärtsentwicklung, das ursprünglich Thomas Hughes vorgeschlagen hat. Später hat er (Hughes 1991) eine Aufstieg und Nieder­

gang-These vertreten, die ganz und gar narrativ ist. Die Geburt von "large- scale technologies" ist demnach am Ende des 19. Jahrhunderts anzusetzen, der Geburtsort ist "Amerika". Ihr Abstieg wird auf das letzte Viertel des 20.

Jahrhunderts datiert. Manchmal spricht Hughes von "large-scale techno­

logical systems" wie von Ungetümen, die, gerade weil sie ein ungeheures

"Momentum" besitzen, fast unaufhaltsam dem Abgrund entgegentreiben, siehe dazu das Schlußkapitel in seinem schönem Buch "Die Erfindung Amerikas". Auch Mayntz (1988, S. 258) äußert die These vom möglichen Niedergang, allerdings wohl eher bezogen auf die organisatorischen Mono­

pole, die in vielen großen technischen Systemen eingenistet sind.

Hier liegt eine Interpretation vor, die zu konfrontieren wäre mit der These von der Aufwärtstransformation: der Vermutung, daß die historische Bewegung einer fortschreitenden sozialen Vernetzung und insbesondere der Delegation von Netzfunktionen (und -dysfunktionen) an nicht­

körperliche naturale Medien vorerst ungebrochen ist und daß es lohnend wäre, den Gründen für diese Dynamik nachzugehen.8

Die generelle Vorstellung, große Sozialsysteme hätten problematische

"eigendynamische" Eigenschaften, ist verbreitet in den Sozialwissen­

schaften. Etwa in der Denkfigur eines unheilvollen Zirkels, in dem ver­

selbständigte Institutionen immer weiter ausgebaut werden, um so die Verluste an "erfahrungsstabilisierten Formen der Daseinsbewältigung"

(Lübbe) zu kompensieren, die sie selber erzeugen. Oder in der optimisti­

scheren Vorstellung, daß nichtintendierte, "hinter dem Rücken der Akteure"

produzierte strukturelle Effekte regelmäßig zu neuen Strukturierungsver­

suchen führen, an denen auch durchaus kompetente und einfallsreiche

Braun (1991) verwendet daher für die aktuelle Entwicklungsperiode des Aufbaus von grossen technischen Systemen "zweiter Ordnung" als Gegenmetapher zum Bild von dem Untergang entgegen­

taumelnden Dinasauriem das Bild von den "geflügelten Sauriern".

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Laien beteiligt sind, und daß damit der Zirkel sich brechen ließe durch eine Rückbesinnung auf lebensweltliche Erfahrung und personale Autonomie.

Welche generativen Mechanismen sind an einem augenscheinlich irre­

versibel gerichteten Entwicklungsgang "großer technischer Systeme" betei­

ligt? Wieso werden die vielfältigen Probleme, die der "Betrieb" von großen technischen Systemen schafft, regelmäßig mit der Etablierung technisch komplizierterer, höher integrierter und raumzeitlich umfassenderer Systeme beantwortet? "Die Macht großer Organisationen", antwortet Charles

Perrow. "Steuerungsinteressen politischer Akteure", könnte Renate Mayntz sagen. Kapitalverwertungsinteressen, staatliche Vorsorgefunktionen,

nationale Verteidigung, internationale Wettbewerbsfähigkeit, technische Ei­

genlogik oder einfach "Evolution" sind weitere Angebote.

Der Gedanke liegt ja auch nicht fern, daß die Prozesse der

Aufwärtstransformation überdeterminiert sind und daß viele unterschiedli­

che Mechanismen an rekursiven Systemerweiterungen beteiligt sind. Im folgenden wird nicht so sehr steuerungstheoretisch oder politökonomisch argumentiert. Auch auf evolutionstheoretischen Analogien, wie sie zum Beispiel Tom Hughes vorschlägt, wird nicht zurückgegriffen. Vielmehr möchte ich von der Vorstellung ausgehen, daß man bei großen und ex­

pansiven Sozialsystemen um ungewöhnlich prekäre Systeme handelt. Diese Charakterisierung ist wohlgemerkt nicht im Sinne der oben aufgezeigten Krisenmetaphorik für "large technological systems" gemeint. Prekär soll vor allem heissen: nicht einfach durchschaubar und sozial "abiegbar", inhä­

rent kontrovers: Problematisierung durch interne und externe Akteure nicht als zu überwindende Krisenhaftigkeit, sondern als Normalzustand, als nicht zu beheben. Nach den Theorien, mit denen wir uns das Funktionieren und die Stabilität stationärer Sozialgebilde erklären, dürften diese

expandierenden Gebilde gar nicht existieren.9

In den "Diskursen draussen" gelten technische Makrosysteme als problematisch und turbulent gemessen an vielen Kriterien. Die aktuelle Kritik im Sinn der dritten oben angedeuteten Misere konzentriert sich auf

9) Der Systemtheoretiker Klaus Komwachs avanciert denn auch die These, daß solche Gebilde nur einigermaßen kontrollierbar gehalten werden können, solange sie expandieren: Erweiterung und Vergrößerung als Dauerflucht nach vom (Kornwachs 1991).

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Wertmaßstäbe wie Sicherheit, Gesundheitsverträglichkeit, Umweltverträg­

lichkeit: allgemeiner ausgedrückt auf das Problem der Beherrschbarkeit großer technischer Systeme und ihrer naturalen Grundlagen. Dieser "Dis­

kurs" hat vor allem auch eine unüberhörbare moralische Komponente:

Gefragt wird nach der Verantwortbarkeit komplexer, intransparenter techni­

scher Systeme.

Ich vermute nun, daß der prekäre Charakter "großer technischer Syste­

me" mit strukturellen Attributen zusammenhängt, die sie nicht abschließbar machen. Sie erzeugen laufend die Voraussetzungen für ihre eigene Trans­

formation. Daraus resultiert unter anderem eine doppelte Dauerkrise: eine Kontrollkrise, die ständig neue wissenschaftlichtechnische Optionen und Lösungen hervortreibt, und eine Vertrauenskrise, die laufend neue kul­

turelle Deutungsmuster hervorbringt.

Zwei Mechanismen der Legitimationsbeschaffung und der

Legitimationserzeugung sind somit, so die These, von zentraler Bedeutung für Prozeße der Aufwärtstransformation. Einmal interessiert die fortlau­

fende Generierung autoritativen Wissens und erfolgversprechender

technischer Lösungen, insbesondere aus den Ingenieurwissenschaften. Hier geht es um die Konstruktion und Rekonstrultion der Interaktionsschleifen

"großer technischer Systeme” in die Wissenschaftssysteme auf der einen Seite. Auf der anderen Seite interessiert die Beschaffung oder Wiederbe­

schaffung von alltäglicher Akzeptanz, oder von Sinn. Hier geht es um die Interaktion "großer technischer Systeme" mit laienhaften, alltäglichen Erfahrungswelten. In den für fast alle "großen technischen Systeme"

charakteristischen "Risikodiskursen" sind beide Interkationsschleifen ihrerseits gewissermaßen aufeinander rückgekoppelt. Weiter unten werde ich am Fall der Technostrukturen der Organtransplantation exemplifizieren, wie aus großen technischen Systemen heraus Wissenschaftsschleifen und Alltagsschleifen etabliert werden, um Aufwärtstransformationen zu

bewerkstelligen und zu sichern.

(14)

Abgrenzungen I: System e

In den achziger Jahren haben Technikhistoriker und -Soziologen im Gefolge vor allem von Thomas P. Hughes begonnen, sich mit der spe­

zifischen Dynamik von "large-scale technological systems" zu befassen JO In der seither laufenden Forschung lassen sich indessen kaum Festlegungen des Konzepts technischer Makrosysteme finden. 11 Das betrifft alle drei Komponenten des Konzepts. Ich verwende, oder besser: zitiere den Ausdruck "System" mit einer gewissen Distanz und verwende ihn vorerst untechnisch und ähnlich unbestimmt wie in den meisten sozial­

wissenschaftlichen Diskussionen die Konzepte Struktur und Institution gebraucht werden J 2 jn einer realistischen Prespektive halte ich die

Diskussion des Systembegriffs für ziemlich unergiebig und fast überflüssig, solange nicht die beiden anderen Termini - "technisch" und "groß" - näher bestimmt sind. Soweit das gelingt, wird eine Präzisierung des Systembe­

griffs fast von selbst mit abfallen. Diese Sichtweise mag aus anderen disziplinären Perspektiven allerdings nicht geteilt werden.

Ich habe früh vorgeschlagen, gewisse Bedeutungsüberschüsse der Attribute "großtechnisch"

und "technologisch" zu vermeiden und die von Hughes und anderen beschriebenen Gebilde - eben durchgängig auch physisch vernetzte Strukturen großer räumlicher und zeitlicher Erstreckung - "große technische Systeme" zu nennen.

I f i Gegenstände sind in erster Linie "klassische" Infrastrukturtechnik und ihre Netzwerke: Eisen­

bahn, Stromversorgung, Telefon. Meist werden mit Hilfe von Phasenmodellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen gleichartigen Systemen in unterschiedlichen nationalen Kontexten, zum Teil auch zwischen verschiedenen großen Systemen untersucht.

*2) Tatsache ist, daß der Systembegriff in der relativ schmalen sozialwissenschaftlichen Literatur zum Thema technischer Makrosysteme in sehr unterschiedlichen Bedeutungen vorkommt, soweit er überhaupt für technische Sozialsysteme expliziert wird. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die verdienstvolle Studie von Staudenmeier (1985), "Technology's Storytellers", für die anglo-amerikani- sche Forschung im Umkreis der Technikgeschichte.

(15)

Abgrenzungen II: technisch

Schwerer wiegen bestimmte Entscheidungen zum Konzept "technisches System". Daß in der sozialwissenschaftlichen Technikforschung eine Viel­

zahl unterschiedlicher Technikbegriffe verwendet werden, ist

offensichtlich. Je nachdem, welchem Konzept man sich anschließt, handelt man sich auch gleich verschiedene System- und Strukturbegriffe mit ein.

Hier sollen "technische" Systeme, wie angedeutet, nur solche genannt werden, in denen Handlungen (oder Operationen) auch in außerkörper­

lichen Medien realisiert sind.

An dieser Stelle ist eine Bemerkung zum sozialwissenschaftlichen Status gegenständlicher Technik erforderlich. Nicht erst seit dem vielbesproche­

nen "lingustic tum" der Sozialwissenschaften ist es tendenziell zur Exkommunikation produktiver Aspekte des Handelns im Sinne des Er- zielens von Effekten in der äußeren Welt gekommen. Schon Weber hatte das Erzielung von Effekten in der äußeren Natur mit Hilfe von Werkzeugen und Maschinerien als Gegenstand der Soziologie zugunsten des Erzielens von Effekten in der inneren Natur als genuin sozialem Handeln - Kom­

munikation - abgewertet.

Zwar sind beide Linien erhalten geblieben. Popitz (1989) zum Beispiel leitet in dem schönen Bändchen "Epochen der Technikgeschichte" seine Epocheneinteilung kritischer Entwicklungen von Techniktypen zur Erzielung "äußerer Effekte" in der materialen Welt ab (deklariert seine Analyse aber vorsichtigerweise als nicht eigentlich soziologisch). Würde man dasselbe am Leitfaden von Techniken der Zeichenbearbeitung tun, die in der Transformation von Bedeutungen eingesetzt werden (auch wenn sie natürlich einer materialen Basis bedürfen), käme man zu einer anderen Technikgeschichte. Technikforschung entlang äußerer, materialer Errungenschaften erzählt andere Geschichten als Forschung entlang sprachücher und anderer "symbolischer" oder "immaterieller" Er­

rungenschaften. MacLuhan und neuerdings für die Techniksoziologie Rammert (vgl. vor allem 1991b) versuchen ja genau das. Und andere Einteilungen gehen einher mit anderen Ursprungslehren, anderen Sündenfällen und zukünftigen Schlüsselentwicklungen.

(16)

Dennoch bleibt die sozialwissenschaftliche Technikforschung vorerst beherrscht von einer unerbittlichen Natur/Gesellschaft-Dichotomie. Seit der

"Geburt" der neuzeitlichen Wissenschaft und des neuzeitlichen Staates, sagen wir seit der Renaissance, hat sich diese saubere Einteilung der W irk­

lichkeit bewährt. Natürliche und politisch-moralische Ordnungen wurden symmetrisch und ausschließlich konstituiert und zwischen wissenschaft­

lichen und staatlichen Instanzen besigelt. Die Siegeszüge na­

turwissenschaftlich autorisierter Technik und gesellschaftswissenschaftlich autorisierter Staatskunst konnten gefeiert werden. Alle modernen Insti­

tutionen sind tief imprägniert von dieser Einteilung der Welt. Romantische und anarchische Gegenbewegungen, in denen andere Konstruktionen an- geboten oder doch Dekonstruktionen dieser kognitiven Arbeitsteilung ver­

sucht wurden, hat es immer gegeben. Aber die Veränderungen der Welt, die mit Hilfe dieser mächtigen Konstruktion möglich geworden sind, haben stets beigetragen zu ihrer Geltung.

Erst mit der Computer-"Wissenschaft" und -Technologie, und vor allem mit dem Kulturschock, den verblüffende erste maschinelle Anwendungen ausgelöst zu haben scheinen, beginnen einige Sozialwissenschaftler, sich über die Dichotomie und ihre ontologischen Fundierungen hinwegzusetzen.

Die deutlichste Ausprägung findet dieser Trend in Vorschlägen, Computer als Personen-Äquivalente (als Akteure, Subjekte, potentiell nicht nur

vernünftige, sondern auch in Maßen verantwortliche) Entitäten zu be­

trachten. 13 Aber auch hier ist die alte Dichotomie noch kräftig am Werk, indem nämlich Computer, oder jedenfalls das, was an ihnen sozial­

wissenschaftlich interessieren soll, zu "immateriellen" Gebilden erklärt und überzogene Analogien zu vertrauten personalen ("denken", "sprechen"), teilweise auch kollektiven ("Sprache", "Texte") Phänomenen aufgebaut werden.

Indessen behält das alte Credo seine Verbindlichkeit. In der politik- und anwendungsorientierten Technikforschung bleibt es ganz unangefochten:

Es gibt Soziales, und wenn Technik dazu gehört, dann kann es sich dabei nicht um gegenständliche Technik selbst, also die Welt der Geräte und

Zur Kritik verweise ich auf meinen Aufsatz "Romancing the Machine: Reflections on the Social Scientific Construction of Computer Reality" (Joerges 1990).

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Maschinen und Anlagen aus Physik, Chemie und Elektrizität handeln. Und es gibt Natur, und wenn Technik dazu gehört, dann kann es sich nicht um Verhalten, Vorschriften, Normen und Akteure handeln. Selbst das viel ge­

brauchte Konzept "sozio-technische Systeme" trägt die Eierschalen dieser Ontologie, insofern das "sozio" für das Soziale und Sinnhafte steht, das

"technisch" für den soziologisch nicht auflösbaren, naiv-realistisch als

"natürlich" verstandenen (beziehungsweise einer als nicht-interpretativ begriffenen Ingenieurwissenschaft überlassenen) Rest steht. So war das ja im industriesoziologischen Umkreis von Tavistock auch gemeint.

Selbst noch in einer Wissenschafts- und Technikforschung, die

entschieden antirealistischen Wissenschaftstheorien anhängt (siehe etwa, besonders weitgehend, Woolgar 1991), findet man Spuren der

allesbeherrschenden Zwei-Welten-Doktrin. Eine Mikrosoziologie des Labors und der technischen F&E widmet sich der "sozialen Konstruktion"

technischer Mittel. Eine Makrosoziologie der politischen Arenen und korporativen Strategien widmet sich der "sozialen Konstruktion"

kollektiver Ziele und gesellschaftlicher Optionen (dazu zum Beispiel Donald MacKenzie, 1988, zur Militärtechnik). Technikzugewandte

Forschungen werden auf relativ kleinmaßstäbige Phänomene konzentriert, Makrobetrachtungen bleiben technikfem: Obwohl theoretische Vorläufe der Computertechnik aus der Nachrichtentechnik, also einer Technik der überörtlichen Vernetzung stammen, konzentriert sich sozialwissen­

schaftliche Computerforschung weitgehend auf freistehende Geräte und ört­

liche Anwendungen, etwa im Kontext der Produktionsplanung und -Steue­

rung. Die strategische Rolle von Computertechnik in der Erweiterung prak­

tisch aller weiträumig vernetzter technischer Einrichtungen, und auf dieser Grundlage praktisch jedweder institutionellen Expansion, wird wenig beachtet.

Wenn hier Implikationen der Maßstäblichkeit und Vergrößerung

technischer Gebilde diskutiert werden, dann dezidiert aus einem Technik­

verständnis heraus, das quer liegt zu dieser Dichotomie: Technische Systeme werden als Systeme von Handlungen (oder weniger emphatisch:

Operationen) aufgefaßt, die auch in außerkörperlichen Medien reaüsiert sind. Nicht nur in Zungenbewegungen und Hirnströmen und

(18)

handgreiflichen Verrichtungen oder Gesten, sondern eben auch in Motoren bewegungen, geregelten elektronischen Prozessen, roboterisierten

Verrichtungen und Gesten der Dinge.

Man kann natürlich an einem Technikkonzept festhalten, das die gegenständliche Seite ausläßt. Dann bekommt man aber, polemisch formuliert, einen diffusen Technikbegriff des Alles und Nichts: alles me­

thodische Handeln und nichts von dem, was die neuzeitliche Technik interessant macht. Wie Uwe Schimank mit Bezug auf Luhmann bemerkt:

"Von Technisierung im allgemeinen muß der Spezialfall der Maschini­

sierung scharf unterschieden werden." (1986, S. 80) Gelingt es, in Appa­

raten, Maschinerien und technischen Netzwerken vergegenständlichte Operationen handlungstheoretisch zu berücksichtigen und technische Normen, gerade soweit sie Funktionieren von Apparaturen und Anlagen in diesen selbst regeln, als genuin soziale Normen und als spezifisch in­

teressante Form der Institutionalisierung zu berücksichtigen, dann kann man sich der Frage der begrifflichen Abgrenzung "großer" technischer Systeme zuwenden.

Abgrenzungen III: G röße

Die Debatte, die es in den Sozialwissenschaften zum Thema Vergrößerung von "scale" gibt, ist sehr alt und das Motiv wachsender Größenordnungen gesellschaftlicher Verhältnisse ist für soziologische Deutungen der Mo­

derne durchaus grundlegend. Die Beunruhigung, soziale Gebilde könnten zu groß werden, ist dabei untergründig immer präsent. Schon Aristoteles spricht davon in der "Politik" 14. Vor allem in der Phase der Dekoloniali- sierung hat man sich in der Sozialanthropologie zentral damit be-

"Die meisten Menschen denken, ein Staatswesen habe, um Glück zu garantieren, groß zu sein;

aber selbst wenn sie damit Recht haben, haben sie doch keine Idee davon, was ein großer und was ein kleiner Staat is t ... Für die Größe von Staatswesen gibt es eine Grenze, genauso wie es eine Grenze für die Größe anderer Dinge - Pflanzen, Tiere, Geräte - gibt; sie alle vermögen ihre natürliche Kraft nicht zu bewahren wenn sie zu groß oder zu klein sind; vielmehr verlieren sie ihre Natur ganz und gar, oder sie verderben."

(19)

schäftigü^. Dieselbe Besorgnis steht hinter den Theorien der Arbeits­

teilung, etwa bei Dürkheim, sie spielt eine Rolle in geo-politischen Theo­

rien der overextension von Staatsgebilden (vgl. Collins 1981), und sie massiv in den bio-soziologischen Theorien der Ökologiebewegung am Werk.

Daniel Bell führt in einem kürzlich im Merkur abgedruckten Aufsatz zur

"dritten technologischen Revolution" den Zuwachs an Geschwindigkeit und Häufigkeit sozialer Transaktionen, der seine "nachindustrielle" Gesellschaft kennzeichnet, auf die (neuerliche) Transformation technischer Infra­

struktursysteme - der "Nerven, Knotenpunkte und Ganglien einer echten internationalen Ökonomie" - zurück. Für ihn ist "die entscheidende Frage..., ob die älteren institutionellen Strukturen in der Lage sind, mit dieser außer­

ordentlich anwachsenden Fülle von Interaktionen umzugehen" (1990, S.

42). Er beendet den Aufsatz mit dem Satz: "Wenn es denn ein einziges übergreifendes soziologisches Problem in der nachindustriellen Ge­

sellschaft gibt - namentlich beim Übergang von einem Stadium zum anderen -, so ist es der Umgang mit Größenordnung und Maßstab." (S. 47)

Man kann deshalb Fragen nach den Kriterien für "mikrotechnisch" und

"makrotechnisch" nicht als definitorische Wortspielerei abtun. Betont sei aber nocheinmal, daß es hier nicht so sehr um Differenzen zwischen "groß"

und "klein" geht, als um Prozesse der Vergrößerung. Wie werden aus kleinen Systemen große und aus großen größere? Es interessieren tech­

nische Strukturveränderungen. In einem Bild: nicht die Unterschiede und Beziehungen zwischen galaktischen und planetaren Strukturen, sondern das Phänomen der Entstehung und vorerst unabsehbaren Erweiterung von Galaxien.

Tatsache ist, dass in der laufenden Forschung zu "großen technischen"

Systemen Mikro/Makro-Unterscheidungen höchst pragmatisch und ad hoc vorgenommen werden. Über naive Unterscheidungen hinaus verfügen die Techniksoziologen über kein "Linne'sches System" technischer Gebilde.

Ich verweise nur auf die immer beachtliche Studie von Godfrey und Monica Wilson (1945),

"The Analysis of Social Change", in der "increase in social scale" als überragender Bestimmungsfaktor sozialen Wandels herausgestellt wird, und natürlich auf Frederik Barths einflußreiche Sammlung "Scale and Social Organization" (1978).

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Wenn man von großtechnisch und kleintechnisch spricht, dann nicht analy­

tisch, sondern ganz und gar kontextuell. Wie lassen sich Kriterien für eine Bestimmung der relativen scale weitläufig vernetzter technischer Systeme finden? In der Literatur wird das, wenn schon meist implizit, auf sehr unter schiedliche Art gemacht. Die bequemste und unergiebigste Art ist die Verwendung einfacher ökonomischer und ingenieurtechnischer Größen, also etwa relatives Investitionsvolumen und andere Kostengrößen, oder relative Kapazitätsmasse wie Megawatt, Streckenkilometer, Anzahl der Telofonkanäle und vielfältige Lastgrößen. Vor allem zwei andere, schon interessantere Kriterien werden oft angelegt: die relative Größe und Mäch­

tigkeit dominanter Akteure eines Systems oder, besonders in der ökologisch inspirierten Literatur, das relative Risikopotential und der relative Umfang externer Effekte, die in einem technischen System pro­

duziert werden. Solche Kriterien sind aber unbefriedigend, weil sie die sachtechnisch verknüpften Kemstrukturen tendentiell ausblenden und eine techniksoziologisch erforliche Dezentrierung erschweren.

Demgegenüber schlage ich ein Vorgehen in zwei Schritten vor, das zumindest erlauben sollte, Unterschiede zu anderen Konzepten zu

markieren. Zunächst könnte man jene technischen Einrichtungen pragma­

tisch abgrenzen, die gesellschaftsweit und für lange Zeiträume ausgelegt sind und die Voraussetzungen für das Funktionieren praktisch aller ande­

ren, "kleineren" technischen Systeme schaffen: technisch vernetzte

Verkehrs-, Energie-, Telekommunikations-, Wasser-, Meßsysteme, und so weiter.

In einem zweiten Schritt kann sich dann die Formulierung von Kriterien relativer Größe innerhalb dieser Klasse von technischen Gebilden an­

schließen. Es gibt mit anderen Worten auch bei den großen technischen Systemen große und kleine! Auch große technische Systeme fangen klein an, und auch kleine technische Systeme können relativ groß werden. Man denke an frühe große technische Anlagen wie die römischen

Aquäduktsysteme oder die Post der Thum und Taxis, die relativ klein waren. Ein nuklear betriebener Flugzeugträger der Nimitz-Klasse

umgekehrt ist technisch ziemlich groß, aber eben kein großes technisches System im hier gebrauchten Sinn.

(21)

Zum Kriterium für relative technische Größe kann dann der Grad der technischen Vernetzung gemacht werden, also das Ausmaß, in dem zeitlich verstetigt überörtliche Sozialbeziehungen über relevante Netze realisiert werden. Fast unnötig zu sagen, daß zu einem technischen System alles gerechnet wird, was für seine technische Erzeugung, seinen technischen Betrieb, seine technische Nutzung und Beseitigung erforderlich ist: Der Vorwurf eines "Maschinenreduktionismus" wird nachdrücklich zu­

rückgewiesen. Damit wird der Umfang, die soziale Qualität und das (technische) Normungsniveau der effektiv über die jeweiligen Systeme ab­

gewickelten (abwickelbaren) sozialen Transaktionen als Indikator relativer technischer Größe gewählt.

Resümierend ergibt sich auf der Grundlage der hier vertretenen

Technikkonzeption als eine mögliche Minimalbestimmung: Als große tech­

nische Systeme sollen solche Ensembles gegenständlicher technischer Strukturen und ihrer nicht-gegenständlichen technischen Komplemente bezeichnet werden, die (a) über weite räumliche und zeitliche Erstreckung gegenständlich integriert (gekoppelt, vernetzt) sind, die (b) das

Funktionieren sehr großer Mengen anderer technischer Systeme er­

möglichen und garantieren und dadurch (c) deren Organisationen miteinander verbinden. Das Kriterium der Abgrenzung von anderen

sozialen Systemen ist hier das der technischen Qualität der Handlungen und institutionellen Ordnungen. Große technische Systeme werden mit anderen Worten weitgehend unabhängig von ihrem je besonderen kulturellen, politi­

schen, wirtschaftlichen und unternehmerischen Besatz bestimmt.

Man kann derartige Definitionsübungen natürlich gnadenlos aus-

einandemehmen und man kann daran auch endlos weiterbasteln. Immerhin paßt diese Festlegung auf das historische Phänomen eines progressiven Ausbaus technisch vernetzter Systeme, die dem hochgradig zweckoffenen, überörtlichen und verstetigten Austausch, der Aufbewahrung, der Vertei­

lung, der Verdichtung, der Transformation von Sachgütern, Personen und Informationen jeder Art dienen. In sukzessiven Größenordnungen haben solche Systeme eine Überschreitung räumlicher und zeitlicher Begrenzun­

gen aller erdenklichen Transaktionsbeziehungen ermöglicht. In diesem

(22)

allgemeinen Sinn kann man auch von offenen Systemen und Netzwerken sprechen.

Was immer damit erreicht ist, man wird nicht mehr pauschal von

"großtechnisch" sprechen können: Große technische Systeme in diesem Verständnis decken sich nicht mit dem, was im alltäglichen und politischen Sprachgebrauch unter dem Ausdruck "großtechnisch" zusammengefaßt wird.

Ein weiterer Vorteil ist, daß man große technische Systeme nicht mehr mit ihren mehr oder weniger monopolartigen Organisationen verwechseln und von dem einen auf das andere schließen kann. Konkrete große

technische Systeme werden ja oft - bewusst oder unversehens -

gleichgesetzt mit den großen Organisationen und Monopolen, die sie aus­

bauen, betreiben und verteidigen: das Telefonsystem mit der Post oder mit Bell, das Stromsystem mit Edison oder RTW, die Eisenbahn mit der

Reichs- und Bundesbahn.Große technische Systme beherbergen viele große und kleine Organistionen. Bei den großen technischen Systemen handelt es sich aber nicht um Technik in Organisationen, sondern um Organisationen in Technik. Je größer man sie werden läßt, desto mehr Betreiber- und

andere Organisationen werden erforderlich. Anders ausgedrückt: Die wach­

sende Größenordnung technischer Systeme geht mit organisatorische Dispersion - und in diesem Verständnis auch mit Dezentralisierung - einher.

Morphologie: Systeme ’erster' und 'zweiter' Ordnung

Aber mit definitori sehen Abgrenzungen ist ja nicht allzu viel gewonnen.

Wie lässt sich die Thematik so verstandener großer technischer Systeme an gesellschaftstheoretische Erwägungen anschließen? Zwei konzeptionelle und begriffliche Strategien können verfolgt werden.

Auf der einen Seite kann man große technische Systeme als gesellschaft­

lich ausdifferenzierte funktionale Teilsysteme begreifen, analog zu und gewissermaßen "neben" anderen Funktionssystemen wie Wirtschaft,

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Gesundheit, Bildung, Recht oder Politik. Niklas Luhmann spielt ge­

legentlich (aber meines Wissen nirgends richtig ausgearbeitet) mit der Vorstellung von Technik als System in Analogie zu anderen Subsystemen, mit dem spezifischen binären Code "heil/kaputt". Renate Mayntz (1988) zum Beispiel argumentiert ganz explizit aus einer differenzierungs­

theoretischen Perspektive heraus. Konkrete große technische Systeme faßt sie als Bestandteile von "funktionsspezifischen Infrastruktursystemen"

(Transport, Energieversorgung, Gesundheitsversorgung). Diese enthalten dann verschiedene große technische Systeme, die jeweils durch eine spezi­

fische Technik gekennzeichnet sind (Transport: Straßen, Schienen, Wasser, Luftverkehr). Die Infrastruktursysteme werden als funktional aus­

differenzierte gesellschaftliche Teilsysteme eigener Art gefaßt.

Die Rede von "funktionsspezifisch" ist hier insofern eher metaphorisch, als der Ausdruck nahegelegt, technische Infrastrukturen seien so etwas wie andere in Theorien der gesellschaftlichen Differenzierung unterschiedene Teilsysteme. Demgegenüber folgt aus den hier angebotenen Bestimmungen eine andere Auffassung, derzufolge technische Infrastrukturen prononciert gerade als funktionsoffene, zweckunspezifische Systeme (im

Luhmann'schen Sinn Mehrsystemereignisse) gesehen werden.

Zentraler Forschungsgegenstand in dieser Perspektive sind plausibel abzugrenzende "klassische" Netzstrukturen wie Transportsysteme,

Telekommunikationssysteme, (leitungsgebundene) Energiesysteme, andere technisch vernetzte Ver- und Entsorgungssysteme. Forschungsleitend ist die Idee, die Entwicklung großer technischer Systeme mit Hilfe ähnlicher Prinzipien und Wirkmechanismen zu erklären, wie sie sich in der Analyse anderer gesellschaftlicher Teilsysteme bewährt haben. Forschungsffagen könnten sich zum Beispiel auf die spezifischen "Rationalitäten", Formen der (Selbst-)Regulierung, Mikro-Makro-Beziehungen und die gegenseitige Artikulation mit anderen gesellschaftlichen Teilsystemen richten. So unter­

sucht Mayntz die Artikulation mit dem administrativ-politischen System.

Systeme, die in dieser Perspektive abgegrenzt und untersucht werden, nenne ich große technische Systeme "erster Ordnung".

Dem möchte ich Systeme "zweiter Ordnung" gdgenüberstellen. Beispiele sind bestimmte Entwicklungen im Gesundheitswesens, etwa der Aufbau

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eines überregionalen technischen Systems der Transplantationsmedizin; im Entsorgungswesens, zum Beispiel die grenzüberschreitende Beseitigung gefährlicher Abfälle; in der Freizeitindustrie, zum Beispiel die Strukturen des organisierten Massentourismus, oder im Sportwesen, zum Beispiel der internationalen Leistungs- und Showsportbetrieb; oder im Produk­

tionswesen, zum Beipiel zwischenbetriebliche Vernetzungen.

Man hat es hier mit gesellschaftlichen Domänen zu tun, in denen fort­

schreitend Teile "autonomer" technischer Netzstrukturen des Transports, der Kommunikation und des Datenaustausches, der Ver- und Entsorgung für die je eigenen Systemzwecke rekombiniert und mit einer eigenen insti­

tutioneilen Identität versehen werden. Verschiedene Netzstrukturen werden in jeweils spezifischer Weise miteinander verknüpft, an die jeweiligen Interessenlagen und "Handlungsrationalitäten" angepaßt und durch spe­

zielle Technikentwicklungen auf Mikro- und Makroebenen ergänzt.

Im Gegensatz zu dem oben angedeuteten gesellschaftstheoretischen Persopektive, in der große technische Systeme als gleichrangige

Funktionssysteme neben andere gestellt werden, kann man technische Strukturen und Prozesse somit als eine distinkte, für eine ausreichende Bestimmung eben keinesfalls zu vernachlässigende Systemebene in allen funktional differenzierten Teilbereichen moderner Gesellschaften konzipie­

ren. A uf der Makroebene werden hier dann Teile von großen technischen Systemen "erster Ordnung" verknüpft. Die resultierenden "Netze von Netzen" oder "Heteronetze" werden als Bestandteil jedweder ausdifferen­

zierter, auf überörtliche und überzeitliche Reichweiten ausgelegter gesell­

schaftlicher Funktionssysteme, sozusagen als deren Unterbau aufgefaßt. Ich schlage vor, die grossen, heterogenen Technikkomplexe solcher Systme große technische Systeme "zweiter Ordnung" zu nennen. Die Entwicklung aller gesellschaftlichen Teilsysteme, zum Beispiel eben Gesundheit, Politik, Wirtschaft, Recht, ist in dieser Betrachtungsweise unter anderem struktu­

riert durch den Prozeß der Ausdifferenzierung ihrer jeweiligen technischen Basis, und umgekehrt.

Systeme dieses Typs versprechen gleichzeitig die großtechnische Erweiterung von Problemlösungen in bestimmten gesellschaftlichen Teilbereichen und neue, kombinierte Nutzungsformen großer technischer

(25)

Netzwerke. Solche Systeme dürften also gegenseitige An­

passungsleistungen "klassischer" vernetzter Systeme provozieren und deren Fortentwicklung kontingenter gestalten. Insofern sie deren Nutzungsvielfalt erweitern, dürften sie dazu beitragen, große technische Netze unverzichtbar zu machen, selbst wenn für deren "primäre" Nutzungen kleinmaßstäbigere,

"dezentrale" Optionen vorliegen.

Zentrale Forschungsgegenstände in dieser Perspektive sind spezifische Verknüpfungen und Überlagerungen von Teilen von Systemen "erster Ordnung", die in abgegrenzten gesellschaftlichen Handlungs- und

Funktionsbereichen bewerkstelligt. Von Interesse ist dabei vor allem die Frage einer besonderen Störbarkeit von großen Systemen "zweiter

Ordnung". Sie resultiert daraus, dass schon kleinste Ausfallerscheinungen bei den heterogenen PartialsySternen "erster Ordnung" auf die Funktion des Systems "zweiter Ordnung" durchschlagen können, weil bestimmte Formen der Beantwortung von Störungen (etwa modulare Auslegung oder

sequentielle Bearbeitung) nicht zur Verfügung stehen. Gleichzeitig sind auf Grund der dispersiven organisatorischen Verfassung unmittelbare steurende Rückgriffe auf die Teilsysteme meist nicht möglich. Vermutlich ergibt sich aus dieser Charakteristik eine verstärkte Tendenz, Sicherungen und Kon­

trollen aus nicht-technischen, also etwa vertraglichen, in technische, also etwa mikroelektronische Automatismen zu verlagern - verbunden mit dem Versprechen, die Systeme auf diesem Weg weniger prekär zu gestalten.

Die mit der Unterscheidung von Systemen erster und zweiter Ordnung vorschlagene Typisierung soll zur begrifflichen Differnzierung eines gegenüber Ausdrücken wie "Großtechnik" oder "Hochtechnik" relativ trennscharfen, aber immer noch sehr umfassenden Konzepts der großen technischn Systemen beitragen. Ich bin mir dabei der Schwierigkeit bewußt, dass in diese Unterscheidung sowohl "theoriestrategische", die Analysierbarkeit großer technischer Systme generell betreffende, als auch typologische Erwägungen eingehen. Es könnte sein, daß die Weiterführung dieser Überlegungen zu einem Konzept führt, das auf Systeme "erster Ordnung" verzichtet und auf weitere Diffemezierungen im Bereich von Systemen "zweiter Ordnung" ausgeht.

(26)

Sterben und Leben J u st in Tim et Organverpflanzung

Die technischen Strukturen und die höchst prekäre gesellschaftliche

Dynamik des Organtransplantationswesens bieten ein instruktives Beispiel für ein grosses technisches System "zweiter Ordnung". Eine kursorische Charakterisierung sei gestattet. Vor allem zwei strukturelle Attribute sorgen dafür, daß das System in Bewegung bleibt: die Zeitzwänge, die sich

scheinbar aus der Natur der Sache ergeben, und die notorische Lücke zwi­

schen Organnachfrage und Organangebot.

Die Zeitzwänge der Transplantation wurden maßgeblich erzeugt durch die Beanspruchung der jeweils höchstentwickelten technischen Infrastruk­

turen - Systeme "erster Ordnung", vor allem in Transport, Kommunikation und Datenverarbeitung. In einer deutschen Femsehdokumentationen zur Organtransplantation dramatisiert der Moderator sein Thema nicht etwa mit einer kleinen Niere oder einem Herzmodell, und auch nicht mit einem

"Manufaktur" signalisierenden Skalpells, sondern mit dem Modell eines Learjet. Betagte amerikanische Parkinsonpatienten werden zu den fetalen Gehimtransplantaten nach Shanghai geflogen, weil die Operation in Kalifornien ethisch umstritten ist.

Jedes Organ, das in der Bundesrepublik transplantiert wird, durchläuft insbesondere ein integriertes, bei Eurotransplant im holländischen Leiden zentralisiertes und organisiertes Melde-, Gewebeabgleich- und Ver­

teilungssystem. Hier wurde ein Informations- und Verhandlungssystem auf­

gebaut, das notwendig auf ein vernetztes Rechnersystem und auf computer­

gestützte Telekommunikationsnetze angewiesen ist, die Tag und Nacht und auch nächstes Jahr noch im Betrieb sind. Wie auf der Transportseite wurde ein nichtöffentliches Netz eigener Identität in öffentliche Netze eingebettet, das exklusiv betrieben und genutzt wird von einem weiterstreckten

Netzwerk von Organisationen, zu denen außer den Transplantationszen­

tralen klinische Zentren, Diagnoselaboratorien, Gewebebanken, ärztliche Notdienste, Ärzte verbände, Patientenvereine, Versicherungsträger und so weiter gehören.

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Die Zeitzwänge werden an allen möglichen Fronten attackiert: durch mehr Jets und leistungsfähigere Computer, aber auch zum Beispiel an der Diagnosefront durch die Verfeinerung der Todesdiagnostik. Der sogenannte Himtod, selbst Produkt der Transplantationstechnik, konnte von früher (selbst-) vorgeschriebenen 72 Stunden Wartezeit auf 24 Stunden

herangeholt werden. Damit kann Zeit gewonnen und vor allem das Angebot an brauchbaren Organen schlagartig gesteigert werden. An der

immunologischen Front werden Vorstöße gemacht, die das Problem der Gewebeverträglichkeit mildem oder, wie man hofft, durch gentechnische Verfahren umgehbar machen. Organe werden freier austauschbar, vor allem im örtlichen Rahmen. Ob dadurch mittel- oder langfristig die gegenwärtig internationale Vernetzung dieses Systems rückgebildet wird und ob es zu flexibleren, örtlich verdichteten Netzstrukturen kommen wird, muß man se­

hen.

Die Systemerweiterung wird ermöglicht durch und erzwingt komplexe Normierungs- und Umnormierungsschübe. Fortschritte wie die in der Todesdiagnostik oder der Immunsuppression provozieren eine inter­

nationale Vereinheitlichung und rechtliche Fixierung entsprechender körpertechnischer Normen. Der Himtod wird differenziert in

Gehirnrindetod, Stammhimtod, Kleinhirntod und so weiter. Latente

ethische Vorbehalte münden in vehemente ethische Debatten, die von der Pharmaindustrie finanziert werden. Schweden schafft den Herztod ab und führt den Hirntod ein, um in der Herz Versorgung autark zu werden. Andere rechtliche Regelungen verzögern sich, weil ethische und rechtliche

Kontroversen nicht geschlossen werden können.

Eine dem Organangebot vorauseilende Nachfrage hatte von Anfang an zur räumlichen Erweiterung und zum in den Medien gefeierten Rückgriff auf schnelle Transportsysteme geführt. Die räumliche Erweiterung hatte die Zeitzwänge verschärft. Der relative Erfolg des Systems, die Fortschritte der ärztlichen Kunst und viele andere Faktoren haben die Nachfrage nach Körperteilen fortlaufend nach oben getrieben. Man kann nun zeigen (siehe dazu Braun, v. Grote-Janz und Feuerstein 1991), daß in der expansiven Dynamik dieses Systems neben vielem anderen die beiden oben

(28)

herausgestellten Mechanismen der Wissensbeschaffung und der Sinnbeschaffung eine kritische Rolle gespielt haben und spielen.

Der eine Mechanismus ist die Erzeugung von wissenschaftlich-tech­

nischen Optionen, die eine Milderung oder gar Umgehung der genannten Zwänge in Aussicht stellen, zum Beispiel eben in der Todes- und Ge­

webediagnostik, in der Immunsuppression oder der Kühltechnik. Es geht hier um den Aufweis, daß und wie aus technischen Systemen heraus naturwissenschaftliche und ingenieurwissenschaftliche F & E Prozesse vorangetrieben werden, die durch die Lösung bestimmter Systemzwänge Systemerweiterungen ermöglichen. Wie reagieren die Forschungssysteme auf praktische Problemstellungen, wie konstituieren sie ihre Autorität für bestimmte technische Lösungen dieser Probleme, wie laufen Kontroversen ab, welche Lösungen werden durchgesetzt, welche nicht? Aus der Per­

spektive eines gegebenen technischen Systems und seiner Akteure handelt es sich um "Umweltschleifen" zum Forschungs- und Entwicklungssystem, die Resonanzen in Form von mannigfachen Verrechtlichungsprozessen und Ethikdebatten auslösen.

Der andere Mechanismus ist ein variantenreiches "Deutungs­

management": Wie wird die Akzeptanz der Transplantation und des Or- ganspendens gewährleistet, durch welche alten und neuen Symbolisierun­

gen wird alltäglicher Sinn gesichert und legitim gemacht? Wie werden Systemtransformationen rückgebunden an alltägliche Erfahrungsmöglich­

keiten, wie wird Vertrauen in Systemerweiterungen generiert?

Am Schicksal des Systems interessierte Kreise - nicht nur die Transplan­

tationsmediziner und ihre Verbündeten im Bereich von Forschung,

Industrie und Versicherungswesen, sondern gerade auch eine organisierte Patienten- und Angehörigenlobby sowie, nicht zu vergessen, die Medien, die Kirchen - nutzen hier eine gewissermaßen entgegengesetzte

"Umweltschleife" in die Erfahrungswelt der von Systemtransformationen Betroffenen. Menschen, die Organe spenden sollen, Patienten, das Pflege­

personal, die praktizierenden Ärzte, die neue Gruppe der Trans­

plantationsberater werden Prozessen der Handlungsstrukturierung durch Symbolisierung, manche würden sagen: Prozessen der Entdifferenzierung (dazu Gerhards 1991) ausgesetzt. Die Bereitschaft zur Organspende wird

(29)

zur kritischen Variablen. Organspenden muß aus der Zone makaber Vorstellungen und Ängste, aus der Zone moralischer Anfechtbarkeit und aus der Zone gesunder Indifferenz hinausdefiniert werden.

Trotz wissenschaftlich-technischer Erfolge und eines durchaus

gelungenen Deutungsmanagements - es gibt keine organisierten Gegner der Transplantation mehr - läuft die Nachfrage nach Organen gegenwärtig per Saldo dem Angebot in den meisten Organbereichen davon. Es kommt daher - aus der Sicht des offiziellen Systems - an den Systemrändem verstärkt zu Irregularitäten. Organisierte illegale oder halblegale Hilfssysteme werden aufgebaut, zum Beispiel durch den Organkauf in Asien und andere Bechaf- fungsformen, die an Organraub grenzen. Andererseits wird verstärkt nach technisch weniger aufwendigen und irreversiblen, präventiven und vor allem terminale Krankheiten hinnehmenden Lösungen gesucht. Außenseiter im Forschungsbereich verfolgen hartnäckig den Weg der Erfindung

(künstlich-)künstlicher Organe (jedes Transplant ist ein Artefakt, nicht nur Prof. Bücherls Kunst-Herz) - und so fort.

Bei alledem ist das Transplantationssystem in hohem Maße störbar durch Unregelmäßsigkeiten in seinem komplizierten netztechnischen Unterbau:

Geplante Transplantationen sind vereitelt worden durch den Kollaps des Telfonnetzes in einer Entnahmeklinik; durch wetterbedingte Flugausfälle;

durch Massenkarambolagen und die anschließende Überlastung von Flug­

rettungsdiensten; durch Störung der Standleitung einer Transplantationszen­

trale; durch Verkehrsstaus, die eine rechtzeitige Bergung von organ­

spendenden Unfallopfem nicht zuließen, etc. (vgl. Braun 1991).

Mythen der Technikforscher und eine Bemerkung zu "was ist zu groß, was ist zu klein?"

Grosse technische Systeme wachsen, weil sie prekär sind. Sie bleiben prekär, solange sie wachsen. In dieser Formel könnte man den bisherigen Befund resümieren. Für Ensembles von aufeinander bezogenen,

heterogenen technischen Systemteilen, die hier große technische Systeme

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"zweiter Ordnung" genannt worden sind gilt das in besonderem Mass.

Fragen der Planbarkeit, der Kontrollierbarkeit und der Steuerbarkeit, an denen die Auftraggeber von Sozialforschung so brennend interessiert sind, erscheinen damit in einem ungewohnten Licht. Denn je weniger grosse technische Systme koextensiv sind, zur Deckung kommen mit

organisatorischen oder institutioneilen Monopolen, desto weniger ist ihre langfristige Entwicklung technologiepolitisch und gesellschaftspolitisch ge­

steuert und steuerbar. Das bedeutet natürlich nicht, daß sie ungesteuert sind oder daß man sagen müsste, sie steuerten sich selbst. Zu sagen, es fänden fortlaufend Aufwärtstransformationen statt, bedeutet ja auch, daß laufende Steuerung und Kontrolle stattfindet. Aber eben nicht zielgerichtete Planung - daher wohl auch die Beliebtheit der Evolutionsmetapher.

M it dieser Einschätzung setze ich mich in einen Gegensatz zu Thesen der alten "Technikfolgenforschung", die - unter ritueller Verdammung des angeblichen Technikdeterminismus der Techniksoziologie - zu Argumenten für eine vorausschauende gesellschaftliche Kontrolle der Technikent-

wicklung geführt hat; aber auch zu Thesen der neueren "Technikgenese­

forschung" in der Befunde zur "sozialen Konstruiertheit" technischer Systeme regelmäßig in Argumente für deren gesellschaftliche Gestalt- barkeit umgemünzt werden. Beide Schlüsse basieren auf einigen quasi­

mythologischen Überzeugungen der angewandten Technikforschung.

Die eine hat mit der Vorstellung zu tun, technische Systeme seien das Ergebnis planmäßiger Entwürfe (oder wenigstens rationaler Strategien). Die Rede vom "design" ist ubiquitär in der Literatur, auch zur Entwicklung großer technischer Systeme. Sie mag für kleinmaßstäbige technische Geräte noch plausibel sein, nicht mehr allerdings für große technische Gebilde der hier verhandelten Art. An ihnen sind in allen Phasen ihres viele

menschliche und organisatorische Generationen überdauernden "Lebens"

unzählige Akteure beteiligt, die sie für ihre wechselnden, keiner Voraus­

schau zugänglichen Zwecke nutzen und ständig reprogrammieren. Große technische Systeme folgen daher nie in irgend einem definitiven Sinn einem Design.

Ein zweiter Mythos handelt dementsprechend von bestimmten, in Tech­

nik hineinkonstruierten oder eingeschweißten ("hardwired")

(31)

"Nutzermodellen". Diese, von sozialkonstruktivistisch orientierten oder einer Geneseforschung verpflichteten Autoren beforzugt avancierte

Vorstellung führt, wenn sie mit politischen Gestaltbarkeitsthesen verbunden wird, zur Einführung eines harten Technikdeterminismus durch die

konzeptionelle Hintertür. Ich möchte dem die These entgegenstellen, daß Ingenieure in ihrer Mehrzahl, was die Nutzung von Techniken angeht, das Ziel verfolgen, in den Vorgefundenen technisch-ökonomisch-rechtlichen Grenzen eine möglichst große Nutzungsvielfalt nicht nur zuzulassen, son­

dern zu schaffen.

Man kann vermuten, und als Kern der Idee von einem "technischen Fortschritt" identifizieren, daß deshalb beispielsweise moderne (die jeweils letzten) Transport- und Telekommunikationssysteme, immer offensichtlich abhängig von institutionellen Einschränkungen nicht-technischer Art, erheblich vielfältigere Nutzungsvarianten aufweisen als historisch frühere.

Rechnergestützte flexible Produktionstechnik regt gegenwärtig vielfältigere arbeits- und betriebsorganistorische Lösungen an, als herkömmliche Pro­

duktionstechniken das taten. Ein PC-Netz läßt ungleich mannigfaltigere Einsätze zu und ist zugleich um Vieles reicher an Symboliken als die Schreibmaschinen und Rechenmaschinen von damals. Die bemer­

kenswerteste Folge der Entwicklung technischer Strukturen ist "die Folge der Folgenlosigkeit" (Kubicek) - im Sinn der äußersten Unsicherheit in der vorgängigen Abschätzung der Folgen. Wenn es aber riskant wird, über Technikfolgen zu reden, dann folgt daraus, daß man aus ex post Einsichten in die "soziale Konstruiertheit" von Technik wenig ableiten kann für ihre zukünftige Gestaltung. Denn jede überraschend entdeckte neue Nutzung einer Technik kann Anlässe liefern zur Generierung weiterer Technik.

Nutzermodelle sind nicht so sehr Kreationen von Technikern als

Projektionen der Marketingabteilungen. Die kaum zu bestreitenden allge­

meinen Gesellschaftsbilder, die Ingenieure haben und oft leidenschaftlich vertreten, dürften ziemlich unabhängig sein von einer Konstruktions- und Rekonstruktionsarbeit, die auf die Erweiterung von Freiheitsgraden der Nutzung abhebt. Insofern moderne Gesellschaften in einem bestimmten Sinn als Arrangements für soziale Beliebigkeit aufgefaßt werden können,

(32)

kann man somit allerdings zurecht sagen, diese spezifische Form der Sozialität werde eingebaut in ("hardwired into") technische Systeme.

Die oben erzählten Geschichten unterstellen in allen drei Versionen Behebbarkeit der Miseren durch Gestaltbarkeit der Technik: Packen wirs an, Nutze den Tag, Umkehr tut not. Auch die kybernetische System­

metaphorik der Technikwissenschaften suggeriert, die Systemdynamik großer technischer Gebilde sei steuerbar. Aber die sozialwissenschaftliche Analyse schürt Zweifel. Man möchte genauer wissen, wie Diskurse über

"zu groß" und "zu klein" Zustandekommen und ablaufen, soziologische und andere. 16 w ie kommt es zur Wahrnehmung eines technischen Gebildes als

"groß" und wie werden die Bedeutungen dieses und verwandter Attribute historisch verändert?

Daniel Bell nimmt die Aufwärtsskalierung "technologischer Systeme"

als gegeben hin und diagnostiziert ein Mißverhältnis technischer und anderer sozialer Systeme. Manche technischen und vor allem nicht-tech- nischen Sozialsysteme seien hinter den international übergreifenden techni­

schen Großsystemen der dritten Revolution zurückgeblieben. Man dürfe die Knochengerüste und Kreislaufsysteme der Gesellschaft nicht hinter das Maß anderer gesellschaftlicher Entwicklungen zurückfallen lassen. In einem Selbstzitat auf den Punkt gebracht: "[D]er Nationalstaat (ist) zu klein für die großen Probleme des Lebens geworden und zu groß für die kleinen".

Und er zieht dann eben die Schlußfolgerung, das Interesse der Soziologie für das Problem der Größenordnungen sei zu klein.

Beils Soziologie passt zu der zweiten der eingangs erzählten

Geschichten, der von der Misere der Überentwicklung. Zu Kontroversen über zu groß oder zu klein gibt er damit nur einen heuristischen Hinweis, allerdings einen instruktiven: daß es nämlich um gegenseitige

lö ‘ So schreiben Michel Gallon und Bruno Latour in einem Aufsatz, "Unscrewing the big Leviathan", den Soziologen mit gewohnter Verve ins Stammbuch, durch die Verwendung ma­

krosoziologischer Konzepte an dem "macrostructuring" übermächtiger (staatlicher) Sozialgebilde durch individuelle Akteure kräftig mitzuwirken. "If Weber and his intellectual descendants found that this monster (the modem Leviathan, B.J.) was becoming 'disenchanted', this was because they allowed themselves to be intimidated by techniques and macro-actors ..." Aber, so Calion und Latour, "there is no 'mctadiscourse'... about the Leviathan. Every time they write, sociologists grow or shrink, become macro-actors - or do not - expand, like Lazarsfeld, to the scale of the multinational... " (1981, S. 296, 298).

Referenzen

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