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Archiv "Die „Männerliebe“ hat Tradition: Dankbar bewußt" (28.11.1984)

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DEUTSCHES ARZTEBLATT

Homosexualität

kommt er endlich zur Kernthese: die Dezimie- rung des „Bestandes" der Industrieländer! Unser Land ist bei seiner Größe mit mehr als 60 Millionen Menschen überbevölkert, aber ganz bestimmt nicht vom Aussterben bedroht.

Eine Minderheit möchte nicht unter „dem Deck- mantel von Toleranz und Liberalität" ihre „Prakti- ken" vertuschen, sondern frei und ohne Diffamierung im Geiste des Dr. Dr. Frei- tag ihr individuelles Leben leben können. Dabei be- hilflich zu sein und aufklä- rerisch zu wirken, sollte gerade Auftrag der Ärzte- schaft als auch des Famili- enministeriums sein. Unar- gumentativem Gedanken- gut in geistiger Verwandt- schaft zu uralten national- sozialistischen Ansichten sollten wir Ärzte entschie- den entgegentreten.

Jan Küchler Boytinstraße 12 2000 Hamburg 73

Leidensdruck

... Es muß befremden, wenn ein Mediziner [Dr.

Dorner, Heft 40; die Redak- tion], der das physische und psychische Wohl des einzelnen im Auge haben sollte, mit einem „gött- lichen Sendungsbewußt- sein" sich zur Stigmatisie- rung der Homosexuellen berufen fühlt. Die Homose- xualität mit dem Begriff der „krankhaften Anlage"

zu belegen, ist in dieser apodiktischen Form unzu- treffend. Es sei in diesem Zusammenhang nur auf Huber (Lehrbuch der Psychiatrie) hingewiesen, das als allgemein verbrei- tetes Lehrbuch auch Herrn Kollegen Dorner nicht un- bekannt sein dürfte, nach dem es sich bei der Homo- sexualität um eine „nicht krankhafte Variation" han- delt, bei der es „keine prin- zipiellen Unterschiede ge-

genüber dem normalen individuellen seelischen Sein" gibt.

. Als Verunglimpfung des gesamten Ärztestan- des muß es unseres Erach- tens ... jedoch bezeichnet werden, wenn Herr Kolle- ge Dorner die Heilberufe als „ideales Betätigungs- feld" für Homosexuelle be- zeichnet. Muß daraus der Schluß gezogen werden, daß in Analogie etwa die Gynäkologie als ein idea- les Betätigungsfeld für Vo- yeure angesehen werden muß? Gerade wir als junge Ärzte sollten den mögli- cherweise bei den Betrof- fenen auftretenden Lei- densdruck therapeutisch angehen. Aufgabe des Arz- tes kann es hingegen nicht sein, tradierte Vorurteile in der Gesellschaft auch noch pseudowissenschaft- lich zu unterstützen. Wir sind nicht die moralischen Oberlehrer der Nation!

Dr. med.

Dipl.-Psych.

J. Walden Bentelerstraße 66 4400 Münster P. Gaidzik, Arzt Magdeburger Straße 8 4700 Hamm

Dankbar bewußt

Bisher galt als ein wesent- licher Bestandteil der Kul- tur, daß man mit Intimität intim umgeht. Die Bezeich- nung „Schwule" ist ein Ausdruck der Abneigung normal Veranlagter. Daß Homosexuelle ihn sich so ungeniert zulegen und ge- radezu damit protzen, kann niemals Toleranz, die sie sich, was die schicksal- hafte Veranlagung angeht, wünschen können, son- dern nur das Gegenteil

„provozieren". Dies Ver- halten als Gegenteil von In- timität, und damit von Kul- tur (es gibt immerhin noch

„gute Sitten") wirkt wie zu- sätzlicher Exhibitionismus.

... Liebe ist etwas ande- res. Mag sein, daß sie auch einmal tragende, echte Grundlage in einer homo- erotischen Beziehung ist.

Das Verhalten der Homo- sexuellen zeigt in der überwiegenden Mehrzahl ... etwas ganz anderes.

Und gerade das macht ei- ne sonst denkbare Tole- ranz nicht nur unmöglich, sondern erzeugt das Ge- genteil.

Es führt keine Diskussion und kein Weg daran vor- bei, und homosexuell ver- anlagte Menschen müssen das annehmen, daß ihre Veranlagung widernatür- lich ist. Wie schwerwie-

Korrekturen

... Vor allem zu zwei Be- reichen haben sich aber Darstellungen ergeben, die falsch sind und den ho- mosexuellen Mitbürgern zum Nachteil gereichen werden, da sie Vorurteile verfestigen:

1. Aus einer Reihe von Formulierungen (z. B. Ho- mosexualität grassierte seuchenähnlich) könnte man ableiten, Menschen könnten zur Homosexuali- tät verführt werden. Das ist jedoch nicht möglich.

2. Die Bemühungen von Emanzipationsgruppen werden in einer Reihe von Passagen falsch beurteilt.

So wird z. B. gesagt, Ho- mosexuelle würden ihre Intimsphäre offenlegen, wenn sie ihr Schwulsein öffentlich machen. Hetero- sexuelle hingegen würden ihre Intimsphäre verber- gen.

Heterosexuelle bekennen sich hingegen deutlich zu ihrer sexuellen Zielrich- tung; dazu müssen sie nicht gezielt aktiv werden, das Bekenntnis ist in das soziale Umfeld integriert.

Legen Homosexuelle ihr

gend das in sehr vielen Be- zügen sein mag — es gibt leider sehr viele und sogar schwerstwiegende Störun- gen des Normalen, die ge- tragen werden müssen.

„Schwule" sollten lernen, daß sie mit akultureller Verletzung von Intimität Schlimmeres bewirken als das, was war. Wir normal Veranlagten — ich lasse hier den Spielraum des Normalen unberücksich- tigt — sollten uns dessen und der natürlichen Gaben dankbar bewußt sein! ...

Dr. med.

Helmut Iske Bergstraße 27 4444 Bad Bentheim

Schwulsein nicht offen, so

„bekennen" sie sich zu ei- ner sexuellen Zielrichtung, die sie gar nicht haben.

Die Intimsphäre beginnt erst nach diesem Punkt.

Daß der Mensch ein „ho- mo sexualis" ist und auf welches Geschlecht seine sexuellen Wünsche ge- richtet sind, ist nicht In- timsphäre.

Dr. med.

Erich Schiller Dipl.-Kfm.

Karl-Georg Cruse Verein für sexuelle Gleichberechtigung e. V.

Albert-Rosshaupter-Straße 69/5

8000 München 70

One day

... persifliere lieber im Li- merick:

A gay teenager named Ray, who loved to make love astray,

one day he got tired, 'cause he had acquired AIDS, well under way.

Dr. med. Wolfgang Böttger Streitbergerstraße 7 8500 Nürnberg 10

3552 (12) Heft 48 vom 28. November 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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