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Archiv "Symptomloses Ulkus — ein Therapieversager?" (28.08.1985)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KONGRESSBERICHT

Der diesjährige 102. Chirurgen- kongreß in München wurde mit ei- nem vehementen Plädoyer des Präsidenten Prof. Stelzner (Bonn) für die Freiheit des wissenschaft- lichen Geistes eröffnet. Denjeni- gen, die bereit sind, sich für die Forschung einzusetzen, sollten keine Beschränkungen auferlegt werden, jedoch müßten auch hochfahrende Ideen in einen Rea- litätsbezug gestellt werden. Heute werden die Leistungen der Chir- urgen, die sich dem Fortschritt und der Qualität verpflichtet füh- len, als selbstverständlich hinge- nommen.

Das Leistungsbewußtsein der Chirurgen selbst sollte sich nicht vor der „modernen" Kritik ver- stecken. Fortschritt und ausge- dehnte Leistungspalette führen auch zu Komplikationen, deren Bekämpfung oder Verhinderung wiederum Gegenstand der For- schung sind.

Das Programm war, wie immer, sehr reichlich ausgefüllt und hatte thematische Wünsche der Teilge- biete, Sektionen und Arbeitsge- meinschaften berücksichtigt. Die Hauptthemen waren: Struma, Ma- gen-Duodenal-Ulkus, rekonstruk- tive Chirurgie an Ösophagus, Ma- gen und Rektum, Passagestörun- gen, Frühinfekte nach Frakturen sowie die Frage, wo die Chirurgie Krebsvorsorge leistet.

Daneben wurden experimentelle Daten im Forum vorgetragen und diskutiert. Filme, vorzugsweise über Operationsmethoden, eine Poster-Ausstellung und eine reichhaltige Industrie-Ausstellung rundeten das Programm ab.

Beim Hauptthema „Struma" wur- den im wesentlichen die Hyper- thyreose und die Struma maligna abgehandelt. Die Eigenheiten der immunogenen Hyperthyreose (Typ Basedow) wurde gegenüber der nicht immunogenen Hyper- thyreose charakterisiert. Die aus- gedehnte Resektion beim Morbus Basedow bedeutet eine Rezidiv- prophylaxe. — Die Beurteilung der Struma maligna erfolgt nach der WHO-Klassifikation von 1974, es werden dabei follikuläre, papilläre Schilddrüsenkarzinome (80 Pro- zent) und anaplastische Karzino- me definiert. Als einzige gesicher- te Ausnahme vom grundsätz- lichen Radikalitätsprinzip kann das papilläre Schilddrüsenkarzi- nom von weniger als 1,5 Zentime- ter Durchmesser bei weiblichen Patienten unter 30 bis 40 Jahre gelten. Fortgeschrittene undiffe- renzierte Karzinome sollten we- gen der fehlenden Beeinflussung der Prognose nicht ultraradikal therapiert werden.

W. Lorenz (Marburg) formulierte in der Sitzung über die immer ak- tuellen Probleme des Magen-Duo- denal-Ulkus die Fragen: Wie ernsthaft ist ein symptomloses Ul- kus zu bewerten? Ist in der Ära der H 2-Rezeptorenblocker eine Zunahme der komplizierten Ge- schwürerkrankungen zu verzeich- nen? Gibt es erkennbare Regeln für die Beurteilung der Therapie- versager? Als Antworten in einer teilweise kontrovers geführten Diskussion ergaben sich: Das symptomlose Ulkus muß als The- rapieversager gewertet werden, die Zunahme komplizierter Ulkus- fälle ist gegenwärtig mit statisti- scher Sicherheit noch nicht zu be-

haupten, bei der Heterogenität der Erkrankung ist ein regelhaftes Verhalten nicht zu erkennen, so daß prognostische Ausssagen nur schwer oder überhaupt nicht möglich sind.

Die Wiederherstellungsoperatio- nen im extraperitonealen Intesti- naltrakt, Ösophagus und Duode- num, sollen nach Organresektio- nen eine möglichst physiologi- sche Passage ermöglichen. Sie- wert (München) referierte über die aufwendigen Operationen zum Ersatz des Transportorganes Ösophagus. Das Kolon wird als Er- satz bevorzugt.

Die rekonstruktiven Eingriffe am Sphinkterapparat des Anus sind sehr diffizil, da neben der Infek- tionsgefahr durch die Darmbakte- rien für eine erfolgreiche Opera- tion die Funktion des gesamten Beckenbodens entscheidend ist.

Hawley vom St. Marks Hospital in London berichtet über seine Er- fahrungen mit 128 derartigen Operationen, die weit über die Hälfte exzellente Ergebnisse er- brachten und damit eine Empfeh- lung für dieses Vorgehen sind.

In den Sitzungen der Unfallchirur- gen wurde die Frakturbehandlung im Rahmen der Behandlung des Polytraumas diskutiert. Die Be- handlung von Beckenfrakturen ist sicher noch zu verbessern, der Aufwand, der für eine operative Behandlung erforderlich ist, führt oft zu einer konservativen Thera- pieentscheidung, deren ungünsti- ge Ergebnisse später aber nur schwer zu korrigieren sind. Die exakt definierten Röntgenaufnah- men sind für die Therapieplanung unabdingbar.

Breiten Raum nahmen in der Dis- kussion die Diagnostik von Früh- infekten nach Frakturen oder osteosynthetischen Versorgun- gen ein. Antibiotika und verschie- dene Trägersubstanzen (Colla- genschwämme), die die Medika- mente direkt in den Knochen brin- gen, werden zur Zeit kontrolliert untersucht.

Symptomloses Ulkus — ein Therapieversager?

Kurzbericht über

den 102. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in München, 1985

2492 (64) Heft 35 vom 28. August 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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DEUTSCHES ARZTEBLATT

Symptomloses Ulkus

Im letzten Hauptthema des Kon- gresses wurde das Problem der Krebsvorsorge im Bereich des Ga- strointestinaltraktes besprochen.

Der Chirurg kann durch Entfer- nung von Präkanzerosen des ge- samten Gastrointestinaltraktes entweder operativ oder endosko- pisch tätig werden, eine suffizien- te Vorsorge ist jedoch nur mit ei- ner sorgfältigen Nachbeobach- tung möglich und vertretbar, da nur dann ein Rezidiv oder meta- chrone Tumoren rechtzeitig er- kannt und behandelt werden kön- nen.

Zum vielfältigen Spektrum der Chirurgie zählen auch die spekta- kulären Ergebnisse der Implanta- tionschirurgie sowie der Trans- plantationschirurgie, beide Ge- biete sind in der Entwicklung und finden allgemein Anerkennung.

Der Kongreß wurde beschlossen durch einen Festvortrag von Prof.

Dr. Meier, Minister für Unterricht und Kultur des Freistaates Bay- ern, zum Thema: Der Wandel der Werte und die Sprache. Der Vor- trag erhielt unter anderem beson- dere Aktualität im Hinblick auf

den Abbau des Lateinunterrichtes in der Schule, Abbau des Kommu- nikationsmittels der Mediziner.

Die Frage ist, ob dieser Wert nicht erhalten werden sollte.

Anschrift der Verfasser:

Dr. med. M. Probst Dr. med. M. Berkhoff Dr. med. G. Benkert Dr. med. E. Soldner Chirurgische Klinik Krankenhaus Nordwest Steinbacher Hohl 2-26 6000 Frankfurt/Main

FÜR SIE GELESEN

Fisch als Koronarprotektor

Man nimmt an, daß die niedrige herzinfarktbedingte Letalität der grönländischen Eskimos auf den großen Anteil von Fisch an ihrer Ernährung zurückzuführen ist.

Auch in Japan wurde ein enger Zusammenhang zwischen dem Anteil von Fisch an der Ernährung und der Zahl der Todesfälle durch koronare Herzerkrankung gefun- den. Diese deskriptiven epidemio- logischen Daten lassen vermuten, daß der Verzehr von Fischen ei- nen Schutzfaktor gegen die koro- nare Herzkrankheit darstellt.

Um diese Relation näher zu unter- suchen, wird in Zutphen, Holland, eine longitudinale Studie von Risi- kofaktoren und chronischen Er- krankungen durchgeführt. Die Eß- gewohnheiten wurden in persön- lichen Interviews erfragt und die Menge an verzehrten Nahrungs- mitteln für einen typischen Wo- chentag errechnet.

Um die Verläßlichkeit der Diät- Anamnese zu kontrollieren, wur- den bei 49 Männern die erfragten Angaben mit dem Ergebnis einer chemischen Analyse verglichen;

dabei stellte sich heraus, daß die Diät-Anamnese die Kalorienzu- fuhr um 200 kcal überschätzte,

während sich die prozentualen Anteile von Protein, Fett und Koh- lehydrate entsprachen.

Zwanzig Jahre nach Beginn der Untersuchung wurden bei allen 1088 Männern, die initial für die Untersuchung rekrutiert worden waren, Nachforschungen über das Befinden oder über die To- desursache angestellt.

Bei 852 Männern lagen vollständi- ge Informationen über die Ernäh- rung, Risikofaktoren und Letalität infolge von koronarer Herzerkran- kung vor; davon verstarben in den 20 Jahren insgesamt 78 Männer an den Folgen der koronaren Herzerkrankung.

Die Resultate zeigen, daß die Menge an verzehrtem Fisch einen unabhängigen Risikofaktor für die koronare Herzerkrankung dar- stellt: Obwohl der durchschnitt- liche Fischkonsum mit 20 g pro Tag weit unter dem der Japaner (100 g/Tag) oder der Eskimos (400 g/Tag) lag, bestand eine inverse Relation zwischen Fischverzehr und Infarkt-Letalität.

Bei Eskimos mit fischreicher Nah- rung wurden niedrigere Choleste- rin- und Triglycerid-Spiegel sowie höhere HDL-Werte gefunden als bei dänischen Kontrollpersonen.

In dieser Untersuchung wurde

kein Zusammenhang zwischen Fischkonsum und Gesamtchole- sterin gefunden.

Als Erklärung für diese Beobach- tung wurde folgende Hypothese formuliert: Die mit fischreicher Nahrung zugeführte Eicosapen- taenolsäure verursacht durch die vermehrte Synthese von Throm- boxan A3 und Prostaglandin 13 ei- ne verminderte Thrombozytenag- gregation und hat damit einen an- tithrombotischen Effekt.

Zusätzlich muß jedoch ein weite- rer Mechanismus angenommen werden, der unabhängig von der Menge an zugeführter Eicosapen- taenolsäure ist, da auch schon ge- ringe Mengen an Fisch ohne nen- nenswerte Anteile an dieser Säure einen protektiven Effekt entfalte- ten. Eine umfassende Erklärung dieser Beobachtungen ist bisher jedoch nicht möglich. Allein auf- grund der epidemiologischen Be- obachtungen jedoch können ein oder zwei Fischmahlzeiten pro Woche als Protektion gegen koro- nare Herzkrankheit empfohlen werden. sh

Kroumhout, Dann, Bosschieter, Edward B., Cor de Lezenne Coulander, the inverse re- lation between fish consumption and 20-year mortality from coronary heart disease, N. Engl.

J. Med. 312 (1985) 1205-1209

Section of Clinical Nutrition and Lipid Meta- bolism, Department of Medicine, Oregon Health Scienas University, 3181 S.W. Sam Jadeson Park Rd, L 465, Portland, OR 97201

2494 (66) Heft 35 vom 28. August 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

Referenzen

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