im vergangenen Jahr um 21 Prozent zurückgegangen sind. Besonders be- troffen seien Anästhesisten, Kinder- und Frauenärzte. Psychiater und Neu- rologen blieben von der Entwicklung weitgehend unberührt. Martin regt an, künftig auch neue Beschäftigungsfel- der zu erschließen, um die Engpässe zu entzerren. Als Beispiel nannte er das Qualitätsmanagement: „Hier ha- ben gerade Klinikärztinnen und -ärzte einen entscheidenden Standortvorteil vor anderen Berufsgruppen, den sie so schnell wie möglich nutzen sollten.“
Wer sich, wie es Karsten Vilmar forderte, vom traditionellen Arztbild verabschieden kann, dem bieten sich auch durchaus Chancen in nicht kura- tiven Berufsfeldern. Der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Ingo Flenker, ist jedenfalls über- zeugt, daß alternative Berufsfelder für Ärztinnen und Ärzte mehr sind als nur ein „Notnagel“, um die Arbeits- marktsituation zu entlasten.
Neue Betätigungsfelder:
Von der Arbeitmedizin bis zum Qualitätsmanagement
Neben den typischen nicht kura- tiven Berufsfeldern im Öffentlichen Gesundheitsdienst, im werksärztli- chen Bereich, in der pharmazeuti- schen Industrie und bei Verbänden, Körperschaften und Behörden sieht Flenker künftig Schwerpunkte insbe- sondere in der Qualitätssicherung und im Qualitätsmanagement sowie im Gesundheitsmanagement allgemein.
„Profunde Verwaltungskompetenzen werden mehr und mehr zur Schlüssel- qualifikation für Ärzte in Leitungs- funktionen“, unterstrich der Ärz- tekammerpräsident. Berufliche Per- spektiven sieht er darüber hinaus in der medizinischen Informatik und Pu- blizistik wie in der Gesundheitsför- derung, -erziehung und Prävention, den klassischen Feldern der Public- Health-Studiengänge. Die überaus re- ge Diskussion der Vorträge und die engagierte Teilnahme an den Work- shops bestätigten das große Informa- tionsbedürfnis der jungen Mediziner.
Dafür spricht auch die enorm hohe Zahl von insgesamt 7 000 Interessen- ten, die dem Kongreß gerne beige- wohnt hätten. Petra Spielberg
A-1579
P O L I T I K LEITARTIKEL/AKTUELL
Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 25, 19. Juni 1998 (19) r gilt als Meilenstein der beruf-
lichen Weiterbildung, und es heißt, er fördere die persönli- che Entwicklung: Der Aufenthalt im Ausland ist zur Norm geworden. Wer sich für einen Forschungsaufenthalt jenseits der Grenzen entscheidet, hat jedoch auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen: finanzielle Sorgen schon während der Zeit im Ausland oder Probleme, nach der Rückkehr eine Stelle zu finden. Bisher hat noch nie- mand die Zeit im
Ausland aus Sicht der Betroffenen sy- stematisch analy- siert. Der Marbur- ger Bund will diese Lücke mit einer Fragebogenaktion schließen.
Gründe, ins Ausland zu gehen, gibt es viele.
„Überwiegend mö- gen sie beruflicher Natur sein, um et- wa neue wissen-
schaftliche Methoden und Strukturen kennenzulernen“, sagt Dr. med. El- mar Lindhorst, Vorstandsmitglied des Marburger Bundes Hessen. Sanfter Druck vom Chef oder die Anforde- rung, spezielle Qualifikationen vor- weisen zu müssen, spielten ebenso ei- ne Rolle; wichtig seien auch private Motive.
Nach Einschätzung von Lindhorst werden Forschungsphasen im Ausland immer wichtiger, da der Arbeitsmarkt für Akademiker immer stärker inter- national geprägt ist. „Gleichzeitig wer- den Fördermittel knapper. Es ist also eher mit einer Zu- als Abnahme von Schwierigkeiten zu rechnen“, sagt er.
Die Situation deutscher Stipendiaten in den USA scheint seine Einschät- zung zu bestätigen (vgl. DÄ 48/1997):
Sie berichteten von existentiellen Sor- gen, was ihre weitere Karriereplanung
betraf. Zumindest für einen Teil sei es schwierig, überhaupt wieder einen Ar- beitsplatz in Deutschland zu finden und Forschungprojekte hier fortzuset- zen. Zudem bringe ein Auslands- aufenthalt häufig private und soziale Probleme mit sich, etwa wenn der Part- ner Karrierenachteile in Kauf nehme oder die Familie sozial abgesichert werden müsse. „Enttäuschungen wer- den meist nur hinter vorgehaltener Hand berichtet. Sie müssen aber offen angesprochen wer- den, um die Mög- lichkeiten aller Be- teiligten zu verbes- sern“, fordert Lind- horst.
Mit seiner Fra- gebogenaktion will der Marburger Bund dazu beitra- gen. Erfaßt werden sollen alle For- schungsaufenthalte, egal ob aus eigenen Mitteln, von För- derwerken oder Ar- beitgebern finanziert. Eine primär kli- nische Weiterbildung mit zusätzlicher Forschung ist jedoch nicht Gegenstand der Aktion. Teilnehmen sollen alle Ärzte, die in Deutschland in operati- ven und nichtoperativen Fächern arbeiten, der Forschungsaufenthalt selbst kann aber auch interdisziplinär angelegt und in einem nicht klinischen Fachgebiet wie Biochemie oder Bio- medizinische Technik gewesen sein.
Die Auslandsphasen sollten für eine Mindestdauer von sechs Mona- ten geplant gewesen sein. Eventuelle frühzeitige Abbrüche will der Mar- burger Bund mitsamt ihren Gründen ebenfalls erfassen. Der Aufenthalt sollte innerhalb der letzten zehn Jahre stattgefunden haben. Die Auswer- tung wird anonym stattfinden, promi- nente Einzelfälle werden nicht er-
kennbar sein. AE
Forschungsaufenthalte im Ausland
Karrieresprungbrett oder Bremsklotz im Beruf?
E
l Der Fragebogen kann per Postkarte angefordert werden beim Marburger Bund, Landesverband Hessen, Praunheimer Landstraße 32, 60488 Frankfurt. Auf Wunsch verschicken die Initiatoren auch mehrere Exemplare auf einmal. Das Rückporto für den ausgefüllten Bogen ist ga- rantiert. Der Marburger Bund bittet darum, sämtliche betrof- fenen Ärzte auf die Studie auf- merksam zu machen.