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Archiv "Ausland: Charakterschmiede" (26.03.1999)

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Academic year: 2022

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Besseres zu leisten als bisher.

Man macht ihm ein Kompli- ment, weil in der Kritik der Glaube zum Ausdruck kommt, daß er Besseres lei- sten kann, als es bisher der Fall war. Beides lassen Sie nicht zu. Ihre Kritik an Ihren Kollegen ist gnadenlos, ver- nichtend, und ein Glauben, daß Ihre Kollegen vielleicht Besseres leisten könnten, gibt es bei Ihnen nicht.

Jahrelang haben wir Euch gelehrt, unsere Patienten nicht nur als „die Galle von Zimmer 108“ zu betrachten, ihre Krankheiten sauber zu diagnostizieren und qualifi- ziert zu therapieren. Und nun soll das alles nicht mehr gut genug sein? Wissen Sie, was Weisheit, Erfahrung oder Achtung ist? Hippokrates läßt grüßen . . .

Ihre Sprüche sind hohl. Es gibt zwar mehrere tausend ar- beitslose Ärzte, aber keine, die sich dem Streß einer Pra- xis aussetzen mögen.

Weil ich mich im täglichen 24-Stunden-Dienst als Land- arzt völlig aufgearbeitet habe, einen Herzinfarkt erlitt, biete ich seit mehr als zwei Jahren meine Praxis an. Keiner von Euch Jungen will sie. Das ist die Realität. Sie werden das sicher jetzt sofort ändern.

Dr. med. Armin Lenzner, Rotdornallee 1, 25718 Fried- richskoog, zur Zeit im Kran- kenhaus Rendsburg

Schutz vor Helfersyndrom

Diesen Brief schreibe ich eigentlich nur, um Ihnen, falls Sie das überhaupt nötig ha- ben, den Rücken zu stärken.

Sie werden wegen der Arti- kelserie über die „Zwangs- pensionierung“ attackiert, und da fallen Worte wie Schwach- sinn und Unverschämtheit etc.

Lassen Sie sich bitte nicht beirren! Die „Pensionierung“

im Alter von 68 Jahren, wohl- gemerkt nur für den Status des Kassenarztes, ist kein Martyrium, und sie schützt viele Patienten vor dem feh- lerbeladenen Helfersyndrom

von Ärzten mit Unabkömm- lichkeitswahn. Sicher ist man- che/r, die/der die Zulassung zurückgeben muß, noch mun- ter und agil, noch fähig, Se- gelflugzeug und Drachen zu fliegen, zu tauchen und zu tanzen, aber das ist nicht das Thema.

Das Thema sollte darauf eingegrenzt sein, daß man sich, seiner Biologie, der Fa- milie und seinen Mitmen- schen und den jungen ar- beitslosen Ärztinnen und Ärzten einen Gefallen tut, wenn man aufhört, bevor man den Genannten so oder so eine Last wird. Die Rege- lung hindert manch Eltern- teil daran, in der eigenen Pra- xis als „Platzhalter“ für die

„späten“ Kinder zu agieren, aber erstens kommt die Re- gelung nicht überraschend, und zweitens wird es für die Kinder eher eine würdige Zukunft geben, wenn die Arztzahl zurückgeht. Schließ- lich soll man nicht an den Fähigkeiten der eigenen Kin- der, einen Platz in dieser Welt zu finden, zweifeln. Ob dieser Platz nun unbedingt in der Praxis der Elternteile sein muß, ist doch nicht schicksal- haft festgelegt.

Übersehen Sie also Schimpf- oder Verunglimp- fungsworte und setzen Sie die Artikelserie fort. Ich lechze danach, noch so manche Ge- dankenblüte serviert zu be- kommen.

Dr. med. H. W. Pollack, Schil- lerstraße 51, 78713 Schram- berg

Adipositas

Zu dem Akut-Beitrag „Therapie bietet nur magere Ergebnisse“ von Klaus Koch in Heft 5/1999:

Erfolg war nicht zu erwarten

Da Fett nicht fett macht, war ein Erfolg auch nicht zu erwarten.

Wir haben in unserer (früheren) Hamburger Pra- xis (nach vorausgegangenem Selbstversuch: in 11 Tagen 4,6

kg und 7 cm Bauch) 605 adipöse Patienten zwischen 7 und 84 Jahre alt von 1986 bis 1991 kontrolliert abgespeckt.

Ohne zu hungern! Denn Hunger tut weh und geht an die Substanz, nicht ans Kör- perfett.

Es wurden die Dickma- cher gleich Hungrigmacher gleich Kohlenhydrate (KH) deutlich eingeschränkt (9 g KH/Mahlzeit). Fett mäßig, da wir ja unser Körperfett ver- brauchen wollen, und Eiweiß (EW) bis zur Sättigung. Man- gels Sofortenergie greift der Körper auf seine Fettreser- ven zurück. Unter KH-Be- schränkung kann er aber sein Körperfett nicht verbrennen (Fett verbrennt im Feuer der KH), sondern nur bis zur noch energiereichen Keto- fettsäure, die mit dem Urin und mit der Atemluft unge- nutzt ausgeschieden wird. Ein vielmillionenfach bewährtes Programm gegen Adipositas.

2,5 bis 3 l nährwertfreie Flüs- sigkeit pro Tag sind unab- dingbar. Unser Weg unter-

scheidet sich grundsätzlich von Prof. Dr. Pudel und der DGE: diese sagen, durch Kohlenhydrate wird am ehe- sten der Hunger gestillt. Wir sagen: KH machen dick und hungrig.

Die Auswertung zeigte, daß unser Wahlspruch „Fett raus – Fleisch rein – knackig werden“ stimmte: Der Mann nahm am Bauch ab, die Frau zusätzlich an Taille, Becken und Oberschenkel. Also je- der dort, wo das Körperfett geschlechtsspezifisch sitzt.

Ergebnis: Abnahme über 6 t (Tonnen) und über 60 m (Me- ter) Bauch.

Den umgekehrten Weg bin ich mit meiner Dissertati- on (Prof. Dr. med. H. W. Ban- si) gegangen: Im Krieg und in der Nachkriegszeit gab es (praktisch) keine Hochdruck- kranken. Erst wieder nach der Währungsreform. Und betroffen waren die Überge- wichtigen.

Dr. med. Joseph Gottbrath, Am Brahmberg 24, 24568 Kattendorf

A-738 (10) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 12, 26. März 1999

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Ausland

Zu dem Leserbrief „Steiniger Weg“

von Runa Siméon in Heft 7/1999:

Charakterschmiede

Unkollegialität und Vor- urteile sind keine nationalen Monopole. Sie sind Ausdruck von Neid und meistens ein Deckel für die eigenen Un- fähigkeiten. Als ich während des Studiums in einem Labor arbeiten wollte, sagte mir die leitende MTA: „Sie als Aus- länder und ich als Frau müs- sen mehr leisten, damit wir Anerkennung bekommen.“

Unsinn – dachte ich in mei- nem jugendlichen Leichtsinn.

Als ich später meinem hoch- verehrten Doktorvater die er- ste Fassung meiner Disserta- tion vorlegte, fragte er mich:

„Wer hat die Arbeit für Sie geschrieben?“ Nachdem er monatelang keine Zeit hatte, meine Doktorarbeit zu lesen, bat ich ihn erneut um die Beurteilung meiner Disserta- tionsschrift. In diesem Ge-

spräch fragte er mich: „Hat Ihre Frau die Arbeit für Sie geschrieben oder Ihre Freun- din?“ Anschließend sagte er zu mir: „Wozu brauchen Sie eigentlich einen Doktorti- tel?“

Die Auslandserfahrungen schmieden den Charakter und erweitern den Horizont.

Man wird für manches sensi- bler, weil man die Probleme auf der eigenen Haut spürt.

Als ich eines Tages den Di- rektor einer Universitätskli- nik „im Kampf mit der engli- schen Sprache“ erlebte, wur- de es mir noch einmal klar, daß auch die „Mächtigen“

durch die fremde Sprache stark in Anspruch genommen werden können.

Das Leben im Ausland er- möglicht es einem auch, viele hilfsbereite Einheimische ken- nenzulernen, die einem mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Ohne sie wäre das Leben in der Fremde unerträglich.

Dr. med. Seyed N. Hejazi, Gartenstraße 83, 60596 Frankfurt/Main

Referenzen

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