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Archiv "Zu den psychodynamischen Verfahren zählen" (09.10.1998)

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Academic year: 2022

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is zu 1 100 verschiedene The- rapieangebote – darunter al- lerdings nur wenige wissen- schaftlich fundierte – ergab eine Ana- lyse des „Psycho-Marktes“, die Dr.

Markus Bassler (Mainz) vorgenom- men hat. Er sprach sich dezidiert dafür aus, mit dem Vorurteil auf- zuräumen, wonach Erfolge der Psy- chotherapie nicht meßbar sein sollen.

Allerdings muß sich diese Disziplin in Forschung und Therapie sehr viel mehr als bisher anerkannten Qualitätsstandards öffnen. Hier be- steht ein großer Nachholbedarf, wie der Referent im Rahmen der Jahres- tagung der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Geburtshilfe und Gynäkologie in Mainz darlegte.

Für einen großen Teil der Thera- pieformen liegen nur sehr wenige Stu- dien vor, die wenigstens minimalen wissenschaftlichen Kriterien genügen, so Bassler. Oft handle es sich um bloße Voten von Experten, begründet mit klinischer Erfahrung und Einzel- fallstudien. Gegenwärtig ist die Wirk- samkeit verhaltenstherapeutischer Verfahren durch mehr gute empiri- sche Studien belegt als die der psycho- dynamischen Therapien – was vor al- lem damit zu tun hat, daß die Verhal- tenstherapie aus der klinischen Psy- chologie hervorging. Dort war bei Entwicklung neuer Therapieverfah- ren von Beginn auf eine wissenschaft- lich fundierte Begleitforschung Wert gelegt worden.

Bei den psychodynamischen Therapieverfahren war dies nicht der Fall, da diese vor allem von in der Pra- xis tätigen Therapeuten entwickelt worden waren. Diese standen lange Zeit der empirischen Forschung skep- tisch bis ablehnend gegenüber und vertraten die Auffassung, daß die Ver- änderungen, die durch die psycho- dynamische Therapie erreicht wer-

den, mit quantitativen Forschungs- methoden allein nicht angemessen abbildbar seien. In der modernen Psy- chotherapieforschung ist diese Polari- sation überwunden.

Vorschnell ist nach Meinung von Bassler der Schluß, die Verhaltens- therapie sei wissenschaftlicher als psychodynamische Verfahren, der aus Metaanalysen von Therapiever- gleichsstudien gezogen werden könn- te: Solange noch ein großer Nachhol- bedarf an guten empirischen Studien für die psychodynamischen Verfahren besteht, sollte keine definitive Bewer- tung vorgenommen werden.

Bei der Finanzierung entspre- chender Projekte tue sich die Psy-

chosomatik jedoch schwer, wie Prof.

Sven Olaf Hoffmann (Mainz) aus- führte. Die höchsten Beträge „kas- sierten“ Grundlagenforscher, erhebli- che Mittel flössen in die klinische For- schung – und nur ein sehr bescheide- ner Teil bleibe für die Psychosomatik.

Damit steht die Förderung eindeutig im Mißverhältnis zu der bevölke- rungspolitischen Praxisrelevanz.

Als unabdingbare Forderung se- hen die Experten die Erarbeitung von Qualitätsstandards in der Psychoso- matik an: Notwendig sind allgemein akzeptierte wissenschaftliche Stan- dards zur Beurteilung der Wirksam- keit der Therapieformen. Das Pro- blem bis heute: Standards fehlen. In der Ausbildung müsse sichergestellt werden, daß die Therapeuten mehr als nur ein Behandlungsverfahren erler- nen, daß auch empirische Forschungs- befunde einbezogen werden und die eigene Einschätzung auch revidiert werden kann. Als Perspektive für die Praxis sehen die Psychosomatiker die differenzierte Indikation einzelner Therapieverfahren für spezielle Stö- rungen – letztlich integriert in ein Ge- samtkonzept, das auch soziale Akti- vitäten und zusätzliche Behandlungs- formen sowie die Kooperation mit anderen Fachdisziplinen einschließt.

Ob es so weit kommen wird, daß in jeder Fachrichtung die Psycho- somatik im Laufe der Zeit unver- zichtbar integriert sein wird? Solch ei- nen Traum würde Hoffmann gerne wahr werden lassen – entsprechende Spezialisierung vorausgesetzt. Für die psychosomatischen Fachabteilungen würde dies eine deutliche Entlastung von klinischen Versorgungsaufgaben bedeuten und zugleich neue Kapazität für die nach wie vor bestehende psy- chotherapeutische Unterversorgung vieler Patienten schaffen. Im Curricu- lum für Frauenärzte wird ein erster Schritt in Richtung psychosomatische Spezialisierung umgesetzt. Dort ist festgeschrieben, daß im Rahmen der fachärztlichen Weiterbildung auch die Befähigung zur psychosomatischen Grundversorgung erworben werden muß. Bleibt zu hoffen, so Hoffmann, daß die „Psychoziffern“ in der psycho- somatischen Grundversorgung dann nicht mehr als reine Abrechnungs- ziffern im Computer mißbraucht werden. Dr. Renate Leinmüller

A-2529

P O L I T I K MEDIZINREPORT

Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 41, 9. Oktober 1998 (37)

Psychosomatische Therapieangebote

Der „Psycho-Markt“ ist unübersichtlich

Einführung von Qualitätsstandards ist zwingend notwendig.

B

Zu den psychodynamischen Verfahren zählen:

> Langzeit-Psychoanalyse (über 160 Stunden)

> Analytische (Kurz-)Psycho- therapie (bis 25 beziehungsweise über 25 Stunden)

> tiefenpsychologisch fundierte (Kurz-)Psychotherapie (bis 25 beziehungsweise über 25 Stunden)

> Gesprächstherapie nach Rogers

> Paar- und Familientherapie

Zu den kognitiv-behavio- ralen Verfahren zählen:

> Systematische Desensibilisierung

> Training sozialer Kompetenz

> Reizkonfrontation

> Biofeedback

> Aversionstechniken

> kognitive Bewältigungsstrategien

> Kognitive Therapie nach Beck

> Depressionstherapie nach

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