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Archiv "Famulatur in Kyperounta, Zypern: Praktische Medizin mit einfachen Mitteln" (28.10.2005)

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A2976 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 43⏐⏐28. Oktober 2005

S T A T U S

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r. Michael Tryfonos, Prä- sident der Gastroente- rologischen Gesellschaft Zyperns, hatte mir das Kype- rounta Hospital als ein kleines, mitten im Troodos-Gebirge gelegenes District Hospital beschrieben: 30 Betten, fünf Allgemeinärzte, ein Kinder- arzt, eine Kardiologin und ein Internist mit gastroenterologi- schem Schwerpunkt. Im Win- ter gäbe es zwar wenig Ab- wechslung außerhalb der Ar- beitszeit, dafür aber eine ruhi- ge und friedliche Umgebung mit der Möglichkeit, prakti- sche Medizin in ihrer täglichen Anwendung zu erleben. Kost und Logis seien kostenfrei.

Dr. Tryfonos hat wie alle Ärzte Zyperns im Ausland studiert und dort auch seine Facharztprüfung abgelegt.Da es in Zypern keine medizini- sche Fakultät gibt, studiert man Medizin in Griechenland, England, Deutschland (vor der Wiedervereinigung auch gerne in der DDR) oder in Ungarn und den ehemaligen Staaten Jugoslawiens. Somit sprechen alle Ärzte eine Fremdsprache, meistens Eng- lisch, wodurch die Kommuni- kation für mich einfach war.

Das Gesundheitssystem Zyperns ist stark am briti-

schen National Health Service orientiert. Neben den staatli- chen Einrichtungen hat sich in den letzten Jahren eine große Anzahl privater Praxen und Kliniken etabliert.

Das Krankenhaus besteht aus einem länglichen ein- stöckigen Bau, in dem die Pati- enten in 2- bis 6-Bett-Zimmern untergebracht sind, sowie ei- ner Ambulanz, einem selten benutzten OP-Saal, einer klei- nen Radiologieabteilung, Iso- lationsräumen für die Behand- lung Tuberkulosekranker und Räumen für die Funktionsdia- gnostik wie Belastungs-EKG und Endoskopie. Neben dem Hauptgebäude liegt das frühe- re Schwesternwohnheim, in dem ich ein einfaches Zimmer im zweiten Stock bezog.

Am Montag, dem 24. Januar 2005, um 8 Uhr ging es los.

Ziemlich nervös betrat ich mit frisch gestärktem Hemd und Krawatte das Krankenhaus – und merkte schnell, dass ich

„overdressed“ war: Eine Kra- watte trug sonst nur der ärztli- che Direktor. Der Empfang war freundlich. Zuerst fand ei- ne ausführliche Visite statt, bei der mir Dr. Tryfonos die Krankheitsverläufe aller Pati- enten erklärte. Danach folg- ten Anamnese, Untersuchung

oder Wiedervorstellung der

„outpatients“, die von Dr. Try- fonos betreut wurden. Zwi- schendurch gab es eine Tee- pause, und es wurden EKG, Ultraschall und Röntgenauf- nahmen angeordnet.

Blutentnahmen werden in Zypern von examinierten Kran- kenschwestern gemacht, so- dass ich nur auf Nachfragen Blut entnehmen durfte.Diens- tags und donnerstags standen Gastro- und Koloskopien an, bei denen ich am Anfang nur zusah, gegen Ende aber auch einfache Fälle unter Supervisi- on selber durchführte.Da nur optische Gastro- beziehungs- weise Koloskope ohne Video- unterstützung zur Verfügung standen und auch keine OP- Bereitschaft vorhanden war, wurde sehr vorsichtig verfah- ren, um es nicht zu Komplika- tionen kommen zu lassen. Die überwiegende Zahl der Pati- enten wurde wegen Ulkus- erkrankungen, Kolonpolypen oder chronisch entzündlicher Darmerkrankungen gespie- gelt und, wenn nötig, biopsiert.

Mittwochs stand der Endo- skopieraum der Kardiologin zur Verfügung, die hier Bela- stungs-EKGs und Echokar- diographien durchführte. Dr.

Tryfonos teilte sich den Be- reitschaftsdienst auf Station mit der Kardiologin Dr. Elef- theriou und hatte so fast jeden zweiten Tag und jedes zweite Wochenende Rufbereitschaft.

Wenn alle Patienten ver- sorgt waren, fuhr der Dienst habende Arzt nach Hause und kam, wenn keine Notfälle an- standen, nochmals zu einer Abendvisite zwischen 18 und 19 Uhr ins Hospital. Diese Vi- siten waren für mich am lehr- reichsten, da hier die Gelegen- heit bestand, unklare Fragen und Krankheitsbilder ausführ- lich zu diskutieren. Meine Griechischkenntnisse waren zu Anfang meiner Famulatur so gut wie nicht vorhanden, so- dass Anamnesen relativ schwie- rig, langwierig und mit Hän- den und Füßen erfolgen muss-

ten. Mit der Zeit lernte ich die wichtigsten Begriffe und Re- dewendungen und konnte so einigermaßen mit den Patien- ten kommunizieren.

Hypertonie, Diabetes melli- tus, das metabolische Syn- drom im Allgemeinen, Fol- geerscheinungen langjährigen Alkoholismus und chronisch pulmonale Erkrankungen sind auch in den zypriotischen Ber- gen häufig vertreten. Seltener bekam ich myelodysplastische Syndrome, chronisch lympha- tische Leukämien und multi- ple Myelome zu Gesicht. In- ternistische Notfälle gab es nur selten. Da Zypern kein mit dem deutschen vergleichbares Notarztsystem besitzt, son- dern in Notfällen Ambulan- zen mit je einem Fahrer und einer Krankenschwester geru- fen werden, werden Herzin- farkte oder Schlaganfälle erst relativ spät ins Krankenhaus gebracht, und eine Akutthera- pie beschränkt sich oft auf symptomatische Maßnahmen.

Der Umgang von Ärzten und Pflegepersonal miteinan- der und mit den Patienten war freundlich, aber bestimmt.

Lange Wartezeiten nahmen die Patienten in Kauf und ließen die Prozeduren ohne Murren über sich ergehen.

Trotz dieser stoischen Gelas- senheit hatten viele ihren eige- nen Kopf, was Zeitpunkt und Häufigkeit der Tablettenein- nahme und Umstellung der Lebensgewohnheiten betraf.

So bedurfte es langer Auf- klärungsgespräche über Dia- gnose und Therapie.

In den fünf Wochen habe ich viel über Medizin im ländli- chen Alltag in einem Gesund- heitssystem, dem nur sehr be- grenzte Mittel zur Verfügung stehen, gelernt. Fernab jeder Universitätsklinik und mit nur einem Krankenhaus der Maxi- malversorgung (in Nikosia) lernt man, mit Augen und Händen zu diagnostizieren, Anamnesen zu erheben und vor jeder weiterführenden Diagnostik Machbarkeit und Kosten zu analysieren. Dies kann sicher kein Untersu- chungskurs leisten.

Felix Lasitschka E-Mail: email@felixlasitschka.de

Famulatur in Kyperounta, Zypern

Praktische Medizin mit einfachen Mitteln

Felix Lasitschka (rechts) und sein zypriotischer Betreuer Dr. Michael Tryfonos

Foto:Felix Lasitschka

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