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VARIA AUTO UND VERKEHR / REISE
Nord-Zypern
Friedliche
„Kupferinsel"
Auch im Spätherbst gibt es auf der „Kupferinsel" kaum Regenta- ge; mithin ist die drittgrößte Mittelmeerinsel — nach Sardinien und Sizilien — sicherlich ein guter Tip, beginnenden Witterungsunbil- den in Europa zu entfliehen. Der nördliche, derzeit türkische Teil bietet archäologisch längst nicht so viel wie der südliche, griechisch orientierte ; doch landschaftlich gesehen steht Nord-Zypern dem südlichen Teil der Insel in keiner Weise nach.
Drei Modellvarianten ste- hen derzeit zur Auswahl. Die Basisversion RN bietet Servo- lenkung, ein verstellbares Lenkrad, Fünfganggetriebe, einen höhenverstellbaren Fahrersitz, eine getrennt klappbare Rückenlehne hin- ten sowie eine von innen ver- riegelbare Tankklappe. Die Basisversion ist mit einem 1,8-Liter-Motor mit 90 PS ausgestattet; die Höchstge- schwindigkeit wird mit 180 km/h angegeben. Der Ver- brauch soll je nach Fahrweise zwischen 6,2 und 11 Liter auf 100 Kilometern liegen, womit der 66-Liter-Tank im günstig- sten Fall eine bemerkenswert hohe Reichweite von immer- hin 776 Kilometer eröffnet.
Der Preis für diese Variante:
29 5000 DM.
Der Laguna RT ist etwas komfortabler. Er hat elektri-
sche Fensterheber, eine fern- bedienbare Zentralverriege- lung sowie Kopfstützen hin- ten zusäzlich. Der RT wird von einem Zwei-Liter-Aggre- gat angetrieben; die 113-PS- Maschine beschleunigt den Wagen bis auf Tempo 200. In dieser Version kostet der La- guna 34 400 DM; er kann al- lerdings auch mit der kleine- ren Maschine bestellt werden und kostet dann rund 3 000 DM weniger.
Sprechender Bordcomputer
Auch das Topmodell La- guna RXE gibt es in zwei Mo- tor-Varianten. Die Ausstat- tung: Veloursbezüge, Innen- beleuchtung mit Zeitrelais, ein sprechender Bordcompu- ter mit allen möglichen Infor- mationsdiensten, Wegfahr- sperre mit Fernbedienung, Außentemperaturanzeige.
Serienmäßig ist der RXE mit der Zwei-Liter-Maschine/113 PS ausgestattet und kostet 36 900 DM. Alternativ steht noch ein V-6/Drei-Liter-Mo- tor zur Verfügung, der den Laguna mit 170 PS auf 220 km/h beschleunigt. Der V-6 RXE hat zusätzliche Extras wie beheizbare Außenspiegel, Nebelscheinwerfer, automa- tisch schließende Scheiben und Leichtmetallfelgen. Der Luxus hat allerdings seinen Preis; 46 500 DM müssen für das Spitzenmodell bezahlt werden. GH
Mit einem „Fly and Drive"-Ticket landen wir am späten Abend glücklich in Er- can, unweit der geteilten Hauptstadt Nikösia, und steuern über das hübsch be- waldete Kyreniagebirge die gleichnamige Hafenstadt an der Nordküste an. In den Ho- tels findet sich preiswerte Un- terkunft Unser erster Aus- flug gilt Bellapais, einem pit- toresk gelegenen ehemaligen Kloster, in großartigem fran- zösischen frühgotischen Stil erbaut. Ein in Läpithos dau- ernd wohnendes englisches Ehepaar erzählt uns von den günstigen Lebensbedingun- gen hier und den allgemein
Beste französische Gotik: Das Kloster Ballapais.
Fotos (3): Dr. Neuss
friedlichen Verhältnissen. Ob dazu die Unmengen von tür- kischen Soldaten in Nord-Zy- pern vonnöten sind?
Nächstes Ziel ist die Burg St. Hilarion, eine weitver- zweigte Festungsanlage süd- westlich von Kyrenia. Die Aussicht vom Bergfried der Residenz der Lusignans ist die umfassendste der ganzen Insel. Südlich der nördlichen Gebirgskette weist das größ- tenteils verlassene karge Land schlechte Straßen auf.
Unser Versuch, südlich vom Kap Kormakiti bei Ayia Irini das Meer zu erreichen, schei- tert an Hinweisen auf militä- risches Sperrgebiet.
A-2268 (70) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 34/35, 29. August 1994
Salamis war jahrhunderte- lang die Haupt- stadt der „Kup- ferinsel „.
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VARIA REISE
Den Pentadäktylos, den
„Fünffingerberg", nehmen wir uns am nächsten Tag aufs Korn, bevor wir nach Salamis an der Ostküste überwech- seln, jahrhundertelang die Hauptstadt der Insel. Am ein- drucksvollsten sind die zahl- reichen wieder aufgerichteten korinthischen Säulen des Gymnasiums am Nordende der Grabungen, die noch längst nicht abgeschlossen sind. Zahlreiche Funde gehen bis in das 12. Jahrhundert v.
Chr. zurück, also in die Zeit der griechischen Einwande- rung.
Westlich von Salamis sind einige Dromosgräber, das Kloster des Apostels Barna- bas sowie vor allem Enkomi ( = Alasia?) von Interesse.
Die Gesamtfläche der bron- zezeitlichen Stadt, Vorgänge- rin von Salamis, muß drei Quadratkilometer betragen haben, wie die erhaltenen Grundmauern zeigen. Der
„gehörnte Gott", Glanzstück des Museums in Nikösia, kam bei den Ausgrabungen ans Tageslicht.
Die Salamisbucht ist heu- te mit einer Anzahl guter Ho-
tels bestückt. Abseits davon ist der sandige Küstenstreifen allerdings ziemlich vom Ab- fall der Famagusta anlaufen- den Schiffe verunreinigt. Fa- magusta besitzt eine hübsche Altstadt. Der umgebende Fe- stungsgürtel weist als Zitadel- le den Othelloturm auf. Die gotische Kathedrale St. Nikö- laos dient heute als Moschee mit weißgetünchtem, lieblo- sem Inneren.
Das Pendant zu St. Hilari- on im Osten der Kyreniakette bildet die Burg Kantara.
Auch von hier besticht eine hervorragende Sicht auf das nördliche und südliche Ufer der Karpasiahalbinsel. Von der Burg nach Osten führt ei- ne schmale Erdstraße, die umsichtiges Fahren erfordert.
Weiter über Yialoüsa nach Rizokärpaso gibt es keine Schwierigkeit.
Letzterer Ort ist ehemali- ger Bischofssitz, läßt jedoch vom früheren Wohlstand kaum noch etwas erahnen.
Verfallende Häuser, brachlie- gende Felder und das Fehlen tatkräftiger junger Leute prä- gen das trostlose Bild. In der alten Kirche St. Synesius wird
Die Burg St. Hi- larion ist die besterhaltene Burg der Kyre- nia-Kette.
auch heute noch griechisch- orthodoxer Gottesdienst ab- gehalten.
Weiter nach Osten wird die Landschaft archaisch.
Steppiger Pflanzenwuchs schafft ein rauhes Gepräge.
Hin und wieder berührt die nur noch einbahnige Straße das Meer. Und nun allerdings reiht sich eine Traumbucht an die andere, doch erst kurz vor dem Kloster Apöstolos Andreas stellt sich der erhoff- te Sandstrand ein. Doch ist felsiger Grund ein idealer Platz für Seeigel, deren Sta- cheln beim Baden sehr unan- genehm sein können. Zum Kap Andreas sind es noch- mals zehn Kilometer. In frü- heren Zeiten stand dort auf markantem Fels sogar ein Aphroditetempel, der ähnlich ausgesehen haben mag wie der dem Poseidon geweihte auf Kap Sounion, östlich von Athen. Prächtig ist der Blick auf die schäumenden Wogen rings um die Spitze der Halb- insel. Zwei Schiffswracks an der südlichen Flanke bewei- sen, daß hier Gefahren dro- hen.
Zufällig erfahren wir in Boghäz, daß der Luftverkehr seit drei Tagen über einen kleinen Flugplatz südlich von Lefköniko abgewickelt wird.
Mit solchen Imponderabilien muß bei der orientalischen Mentalität gerechnet werden.
Es sei nicht verschwiegen, daß etwa auch das Umsteigen in Istanbul nicht unproblema- tisch ist.
Es ist zu bewundern, daß letztendlich doch alles ir- gendwie klappt. Das Reisen nach eigenem Geschmack er- fordert in Nord-Zypern zu- sätzliche Energie, die aber durch reiches Erleben wett- gemacht wird.
Zu hoffen bleibt, daß die von UNO-Soldaten bewachte, bedrückende „green line"
bald wieder verschwindet, die die so geschichtsträchtige In- sel ungut in zwei Hälften trennt. Dr. med. 0. Neuss
Literatur: Kassageorghis, Y.: Zy- pern, W. Heyne Verlag, Mün- chen, 1970; Koenig, J.: Cypern, K. Schroeder Verlag, Leichlin- gen, 1972; Tappe, A.: Zypern, Walter-Verlag, Olten u. Frei- burg, 1982.
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Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 34/35, 29. August 1994 (71) A-2269
