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Archiv "Die „Entlarvung“ der Schmetterlingshöhle auf Zypern" (27.03.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Kulturmagazin

Wissenschaftlicher Reisetip zum ersten April:

Die „Entlarvung"

der Schmetterlingshöhle auf Zypern

Verblüffende Beweise:

Es waren gelangweilte syrische Prinzen auf Surfbrettern

Frowine Leyh

Die Schmetterlingshöhle auf Zy- pern droht in Vergessenheit zu geraten! Dies, obgleich sie lan- ge im Zentrum wissenschaft- licher Diskussionen gestanden hat. Die Höhle verdankt ihren Namen den schmetterlingsähn- lichen Felsmalereien an der Nordseite. Es sind die einzigen Höhlenzeichnungen im Mittel- meerraum. Mit Schönheit und Vielfalt der Zeichnungen in den südfranzösischen und spani- schen Höhlen kann man sie nicht vergleichen. Die Frage nach Ur- sprung und Deutung der umriß- haften Gemälde ist bis heute nicht beantwortet. Schmetter- lingshöhle heißt sie, weil Alex- ander von Humboldt beim An- blick der ihm übermittelten Ko- pien ausrief: „Das sieht ja aus wie Schmetterlinge!" Die Be- deutung der Felszeichnungen ist vielen Theorien unterworfen worden. Da die meisten einem breiten und gebildeten Publi- kum bekannt sind, kann ich mich darauf beschränken, die drei wichtigsten Theorien stich- wortartig wiederzugeben:

Die Lepsiussche Theorie:

Riesenschmetterlinge

13 Jahre vor seinem Tode, 1871, besuchte Lepsius die Höhle von Kairo aus. Auch er war wie Alex- ander von Humboldt der Mei- nung, es handle sich um Riesen- schmetterlinge, die Urbewohner auf die Höhlenwand gemalt hat-

ten. Lepsius vertrat die Auffas- sung, daß es sich um naturge- treue Abbilder damals vorkom- mender Arten handeln müsse.

Die Frage sei, ob die Zeichnun-

Jagdszene aus dem prähistorischen Zypern

gen dem Jagdzauber oder ande- ren Zeremonien dienten. Wenn Jagdzauber, dann müßten die zypriotischen Frühmenschen — homo präzypriensis — die Rie- senschmetterlinge verzehrt ha- ben. Andererseits könnten aber die Flügel zu Kultzwecken oder als Schmuck Verwendung ge- funden haben.

Diese Theorie ließ sich nicht hal- ten. Zu keiner Zeit war auf der Insel Zypern eine tropische Begleitfauna oder Flora ge- funden worden.

Lepsius wies den Malereien eine Entstehungszeit von 90 000 Jahren vor Christus zu.

Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 13 vom 27. März 1985 (75) 933

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Bruchlandung eines kosmischen Helikopters

€4n5

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Reisetip zum ersten April

Der Ägyptologe Ebers:

Zypriotische Pyramiden

Lepsius' Biograph, der Ägypto- loge und Ingenieur Ebers, be- suchte die Höhle am 20. August 1901. Auf den ersten Blick er- kannte er die Dreiecksfiguration der Zeichnungen. „Das sind kei- ne Schmetterlinge", rief er aus,

„sondern Pyramiden." Er datier- te die Höhlenmalerei auf etwa 4000-5000 v. Chr. Ebers, mit dem Zahlenmysterium der ägyp- tischen Pyramiden vertraut, be- gann sogleich, die Dreiecke zu vermessen und kam zu folgen- dem Ergebnis: Aus der Bezie- hung zwischen Winkelsumme und Quadrat aus Hypothese und Kathete errechnete sich die Zahl Pi nicht mit 3,1415976, sondern mit 3,1434596. Dies bedeutet bei genauer Interpretation, daß der Raum entkrümmt, also zeitlos, ist. So hat Ebers, und das macht seine Auslegung so einmalig, die Relativitätstheorie Einsteins widerlegt, ehe diese entwickelt worden war.

Erich von Däniken:

Kosmische Helikopter

Erich von Däniken, der berühm- te Deuter archäologischer Be- funde im Himmel wie auf Erden, beschwor, wie zu erwarten, die Götter als Astronauten. Seinen Vorgängern überlegen durch die Benutzung kleiner Flugzeu- ge, konnte er im wild zerklüfte- ten Troodosgebirge keine Lan- debahn für kosmische Fahrzeu- ge ausmachen. Aber mußten denn die Götter Großraumflug- zeuge, kosmische Airbusse, be- nutzen? Es gelang Däniken, sich selbst zu beweisen, daß die dar- gestellten Flügel nicht zu Schmetterlingen gehörten, son- dern die künstlerische Darstel- lung schwirrender Helikopter ausdrücken. Däniken konnte auch das Datum der Götterlan- dung auf Zypern nennen: 1200 Jahre vor Christus. Dies kam der Karbondatierung ziemlich nahe und führte zu der Berechnung,

daß die Welt am Montag, dem 10. Oktober 4004 vor Christus, nachmittags 15 Uhr, erschaffen worden war. Die Übereinstim- mung mit dem Zeitpunkt der Weltentstehung, die Oxford-Bi- schof Usher 1634 errechnete, hat die nichtwissenschaftliche Welt dermaßen verblüfft, daß Dänikens Theorie Schlagzeilen machte. „Die Welt eine Mon- tagsproduktion!" Unglücklicher- weise wurde Dänikens Arithme- tik durch alte Bakterienfunde aus dem Weltall zersetzt.

Umstandsbedingte Fallstudien Die Schmetterlingshöhle liegt an den südlichen Abhängen des Troodos. 1812 entdeckte ein zypriotischer Volksschullehrer

die Höhle, als er durch Zufall und einen Spalt hineinfiel.

Auch in meiner Heimat auf der schwäbischen Alb sind die mei- sten Höhlen auf solche Art ent- deckt worden. Die wegen des Hungerlohns abgemagerten Lehrer pflegten durch Spalten und Ritzen zu fallen. Auf diese Weise wurde die Nebelhöhle und noch kürzlich die Bären- höhle bei Reutlingen entdeckt.

Die heutigen aufgebesserten Gehälter sind schuld daran, daß seit 1950 neue Höhlen nicht mehr entdeckt werden.

Am 19. Oktober 1984, 10.36 Uhr Ortszeit, besuchte ich mit Franz und Barbara, bergerfahrenen Wanderern, die Höhle. Sie öff- net sich nach Süden, die Fels-

934 (76) Heft 13 vom 27. März 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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Reisetip zum ersten April

Seit den Erkenntnissen auf Zypern ist Syrien wieder eine Surfernation

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

zeichnungen finden sich an der Nordwand. Es waren Schmetter- linge, ja — es waren aber auch Pyramiden und warum nicht Flü- gel? Wie sollte ich, der ich mei- ne Tätigkeit als Forscher so ge- ring einschätze, die Lösung fin- den, wenn Alexander von Hum- boldt, Lepsius, Ebers und von Däniken versagt hatten. Wenig- stens konnte ich dank der neuen C-14-Bestimmung eine sichere Datierung vornehmen. Meine C- 14-Taschenuhr zeigte 875 Jahre und 6 Monate, 2 Wochen plus 3 Tage vor Christus. Franz beweg- te die Fackel: Die mittlere Male- rei schien mir verändert. Im Zen- trum des Dreiecks bemerkte ich eine Einkerbung, die wie ein kleines Rechteck aussah. Wir sahen, daß jedes Dreieck in der Mitte ein Rechteck aufwies. Ge- nieblitzartig wurde mir klar, was

ich entdeckt hatte: Die aus Uga- rit, nördlich von Beirut, verbann- ten syrischen Prinzen hatten auf Zypern gelebt!

Dokumente

frühsnobistischen Wassersports 1937 hatte Professor Schäffer in Ugarit Tontäfelchen ausgegra- ben. Die Entzifferung besagte, daß der letzte König von Ugarit aufständische Verwandte nach Alassia auf Zypern zu Händen des dortigen Stadtkönigs ver- bannt hatte. Professor Schäffer stieß bei späteren Ausgrabun- gen in Alassia auf mehrere reich ausgestattete Gräber, Fürsten- gräber, die viel zerbrochene sy- rische Keramik enthielten. Auf- grund dieser an den Haaren her- beigezogenen Beweise — denn

welche Verwandten sollten dem verbannten Prinzen zerbroche- ne Keramik ins Grab legen — wurde gefolgert, daß syrische Prinzen um 900 vor Christus auf Zypern gelebt haben.

Die Existenz der Fürstensöhne auf Zypern blieb unter den Ar- chäologen strittig. Nun konnte ich die Argumente der Gegner Professor Schäffers widerlegen.

Die Schmetterlinge, die Flügel und Dreiecke waren Segel — Se- gel von Surfbrettern, Rick ge- nannt. Die Segel bewiesen die Existenz der syrischen Prinzen auf Zypern, und die syrischen Prinzen bewiesen, daß die Drei- ecke Surfsegel waren. Ein ele- ganteres Beispiel der Gleichung mit zwei Unbekannten, auf ar- chäologischem Sektor ange- wandt, läßt sich, dies muß ich in Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 13 vom 27. März 1985 (77) 935

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„Pierrot", genannt Gilles, Louvre, Paris

«rnmen -::7 Katalog geschultert (links); „Allegorie des Sommers", National Gallery, Washing-

ton (Mitte); „Die erwartete Erklärung", Musee des Beaux Arts, Angers (rechts)

Fotos: story press jochen clauss

Das Berliner Schloß Charlottenburg

„Mezzetin", Metropolitan, New York

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Reisetip zum ersten April FEUILLETON

stolzer Bescheidenheit anmer- ken, nicht finden. Ich hoffe, daß dieses Beispiel in die heutigen Lehrbücher höherer Mathema- tik eingeht.

Die Prinzen hatten sich zyprioti- sche Langeweile mit ihrem Lieb- lingssport vertrieben. Die Segel dürften aus Schilf gewesen sein, das Durchguckloch eingeschnit- ten. Die Surfbretter waren wohl aus Kork (Eiche?). Eine ethnolo- gische Minderheit, die Neoli- then des Troodosgebirge, hat- ten vom Olympos die gleitenden Segel im buchtenreichen Meer ausgemacht, im Gegenlicht die Schatten der Menschen gese- hen, während sie die Surfbretter durch ihre aus rohem Naturstein gesetzten Fernstecher nicht ausmachen konnten. Für diese Urmenschen tanzten götterglei- che Menschen auf dem Wasser!

Die Neolithen versuchten, durch malende Beschwörung die Tän- zer in ihre Gewalt zu bekom- men. Ob es ihnen gelang, wis- sen wir nicht.

Der Aufschrei, der meiner Ent- deckung folgte, schrillt noch in meinem Ohr. Meine Kollegen warfen mir Heterozetesis vor — metabasis eis allo genos! Ein Zeitungsstreit entbrannte, der in dem Artikel von „Pankreas, die Schmetterlingshöhle und A. von Humboldt" eskalierte. Die Kon- troverse um meine wissen- schaftliche Integrität erreichte die Öffentlichkeit. Doch soll auf das Gelehrtengezänk nicht wei- ter eingegangen werden. Nur ei- ne Leserzuschrift sei zum Ab- schluß hier zitiert: „Warum sol- len denn die zyprischen Prinzen nicht auf Syrien surfen? Ich sur- fe auch." Unterschrift: K. H.

Friedrich, Lübeck.

Anschrift der Verfasserin:

Professor Dr. med.

Frowine Leyh

Klinik für Dermatologie und Venerologie der Medizinischen Hochschule Lübeck

Ratzeburger Allee 160 2400 Lübeck

Friedrich II. war ein großer Be- wunderer und zugleich Samm- ler des französischen Malers An- toine Watteau (1684-1721). Er liebte die träumerische Eleganz und unnachahmliche Beobach- tungsgabe dieses Künstlers. Be- wußt hat man deshalb im Char- lottenburger Schloß die Räume des Preußenkönigs für die Wat- teau-Ausstellung (bis zum 27.

Mai) gewählt. Vierzig Gemälde und neunzig Zeichnungen wer- den zum 300. Geburtstag Wat- teaus ausgestellt.

Watteaus galante Bilder im Schloß Charlottenburg

Auch der

Preußenkönig hat gesammelt

936 (78) Heft 13 vom 27. März 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

Referenzen

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