Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 144. April 2008 A751
G E L D A N L A G E
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lles schon mal da gewesen.Der Börsenkrach von 2008, eigentlich sind es nach Art der chine- sischen Wasserfolter schon mehrere in diesem Jahr, droht Chronisten zu- folge dem Schwarzen Freitag von 1929 ziemlich nahe zu kommen.
Genau besehen, war der Boom der Investmenttrusts in den USA, die dort verblüffenderweise erst zum Jahresbeginn 1929 salonfähig wurden, verantwortlich für den da- maligen dramatischen Verfall der Aktienkurse. In Europa mokierte sich die Finanzwelt, vor allem die
Briten, kurz zuvor noch über die
„rückständigen“ Amerikaner, sie würden doch tatsächlich einen Trend zum Reichwerden verschlafen.
Die Idee des Investmenttrusts kam dann auch bombig an. Fast täg- lich wurden von amerikanischen Geldhäusern und Brokern neue ge- gründet, die Gier nach dem schnel- len Geld griff epidemisch um sich, selbst Hausfrauen, Taxifahrer, Müll- männer, Pfarrer und andere in Sachen Börse völlig ahnungslose Bürger kauften Anteilscheine. Die Trusts erwarben Aktien zu immer höheren Preisen und die gestiege- nen Kurse trieben noch mehr Spe- kulanten in den überhitzten Markt.
Die Investmenttrusts setzten zu- sehends höhere Kredithebel ein, das Karussell drehte sich schneller und schneller. Die Folgen, als die Blase platzte, kennen wir. Ein dreijähriger schlimmer Kursverfall setzte ein, die im Ausland bis über alle Ohren ver- schuldeten USA riss die anderen Nationen in eine schwere Depressi- on, die Weltwirtschaftskrise geriet zum Steigbügelhalter der Nazis.
Die Parallelen von damals zu heute sind, zumindest was die Ursa-
chen des Niedergangs anlangt, ver- blüffend. Die Gier nach dem schnellen Reichtum vernebelte den Akteuren den Blick, damals die ex- plosionsartig anwachsenden Invest- menttrusts, heute die mit höchsten Kredithebeln arbeitenden Hedge- fonds und der Verbriefungswahn- sinn à la Subprime.
Wie gut, dass die US-Notenbank einen Boss hat, der als Wissen- schaftler die große Depression von 1929 intensiv studierte. Den Fehler von damals, die Märkte austrocknen zu lassen, wolle er auf gar keinen Fall wiederholen, so das Credo von Ben Bernanke. Und so kommt es, dass er und die Notenbanken der Welt die Märkte exzessiv mit Liqui- dität versorgen, um 1929 nicht zu wiederholen. Bernanke sagte schon vor sechs Jahren, notfalls müsse die Notenbank Geld aus dem Hub- schrauber werfen, um die Wirtschaft zu retten. Genau das geschieht der- zeit. Der Mann traut sich was. Trotz der damit verbundenen Inflations- gefahr glaube ich, spätestens seit der Rettung des amerikanischen Bro- kerhauses Bear Stearns, dass die
Therapie greift. I
BÖRSEBIUS
Helikopter-Ben
Börsebius-Telefonberatung „rund ums Geld“
Wie an jedem 1. Samstag des Monats können Sie auch am 5. April 2008 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Reinhold Rombach) anrufen (02 21/98 54 80-17). Die kostenlose Telefonberatung ist ein Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.