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Archiv "Schweinegrippe: Virengedächtnis" (09.04.2010)

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SCHWEINEGRIPPE

Virengedächtnis

Die Ähnlichkeit mit der Spanischen Grippe und verwandten Stämmen erklärt den

milden Verlauf der Neuen Influenza bei Älteren.

U

S-Forscher haben eine über- raschende Ähnlichkeit zwi- schen den Viren der Spanischen Grippe von 1918/19 und der Schweinegrippe von 2009 (Neue Influenza) entdeckt, die den mil- den Verlauf im letzten Jahr bei äl- teren Menschen erklärt. Das Ver- hältnis der Influenzaviren zum menschlichen Immunsystem kann mit einem ständigen Katz-und- Maus-Spiel verglichen werden.

Nach jeder Grippewelle verhindert die hohe Verbreitung von Antikör- pern in der Bevölkerung eine er- neute Epidemie.

Doch die hohe Mutationsrate der Influenzaviren sorgt immer wieder für neue Varianten, die von den Antikörpern nicht erfasst wer- den. Eigentlich ist es unwahr- scheinlich, dass zwei Virusstäm- me, die mehr als 90 Jahre trennen, Ähnlichkeiten aufweisen. Dennoch scheint dies der Fall zu sein, wie der Vergleich der Hämagglutinine beider Viren zeigt, den Ian Wilson vom Scripps Research Institute in La Jolla/Kalifornien in „Science“

(2010: doi:10.1126/scence.1186430) vorstellt.

Antikörper noch nachweisbar Hämagglutinin ist der Anker, mit dem das Virus an die Neuraminsäu- re der Rezeptoren seiner Wirtszelle

„andockt“. Da es sich auf der Ober- fläche des Influenzavirus befindet, kann es vom Immunsystem erkannt werden, das dann neutralisierende Antikörper bildet. Besonders anfäl- lig ist die Spitze des Hämaggluti- nins. Hier befinden sich bei den meisten Influenzaviren des letzten Jahrhunderts Zuckerreste (Glyka- ne), die eine mögliche Tarnung des Virus sind. Da viele menschliche Zellen auf ihrer Oberfläche die glei- chen Glykane tragen, ist das Im-

munsystem wenig geneigt, sie mit Antikörpern anzugreifen.

Eine Gemeinsamkeit zwischen dem Stamm Influenza A/Califor- nia/04/2009, dem Erreger der Neu- en Influenza, und Virus 1918 H1N1, dem Erreger der Spanischen Grippe, besteht darin, dass beide an der Spitze des Hämagglutinins keine Glykane haben, wie Wilson durch eine Kristallstrukturanalyse nach- weisen kann. Dies mag die Infektio- sität der Erreger erhöhen, da die Bindung am Rezeptor und der Ein- tritt in die Zelle erleichtert werden.

An der Spanischen Grippe star- ben weltweit schätzungsweise 50 Millionen Menschen. An der Neuen Influenza starben laut WHO bis zum 19. März 16 813 Menschen.

Der bisher glimpfliche Verlauf der neuen Grippepandemie erklärt sich aus der niedrigen Erkrankungsrate bei älteren Menschen. Dass diese seltener erkrankten, könnte mit dem fehlenden Glykan an der Spitze des Hämagglutinins zusammenhängen.

Antikörper gegen die „nackte“

Oberfläche des Hämagglutinins ge- hörten zu den Abwehrmaßnahmen des Immunsystems gegen die Spa- nische Grippe, und ihre Prävalenz ist in den Folgejahren stark ange- stiegen, in denen ähnliche Stämme kursierten, ohne eine erneute Pan- demie auszulösen.

Bei vielen älteren Menschen sind diese Antikörper heute noch im Blut nachweisbar. Und wie Jens Krause und Mitarbeiter der Van- derbilt Universität in Nashville/

Tennessee im „Journal of Virology“

(2010; 84: 3127–3130) zeigen können, sind diese „alten“ Anti- körper in der Lage, die Viren der Neuen Influenza abzufangen und einen Krankheitsausbruch zu ver-

hindern. ■

Rüdiger Meyer

A 642 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 14

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9. April 2010

P O L I T I K

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