• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Gegen das Rauchen muß politisch gehandelt werden: Konsequenzen aus der „Dritten Weltkonferenz über Rauchen und Gesundheit“" (20.11.1975)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Gegen das Rauchen muß politisch gehandelt werden: Konsequenzen aus der „Dritten Weltkonferenz über Rauchen und Gesundheit“" (20.11.1975)"

Copied!
5
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT Spektrum der Woche Aufsätze Notizen

THEMEN DER ZEIT:

Gegen das Rauchen muß politisch

gehandelt werden

FORUM:

Arzt sein

und dennoch rauchen?

BLICK

ÜBER DIE GRENZEN:

Das Gesundheitswesen in Rumänien

AUS DEN

BUNDESLÄNDERN:

Schleswig-Holstein:

KV: SPD-Vorschläge sind „absurd"

Baden-Württemberg:

Früherkennung:

Etwa gleiche Teilnahme von Männern und Frauen Rheinland-Pfalz:

Staatssekretärin im Geißler-Ministerium

BEKANNTMACHUNGEN:

Kassenärztliche Bundesvereinigung:

Änderungsvereinbarung zu den Vordruckverein- barungen

Honorarregelung zum Vertrag über die

ärztliche Versorgung der bei der Bundesknapp- schaft Versicherten

PERSONALIA

Die Zusammenfassung einer Dis- kussion wie die der Arbeitsgruppe

„Empfehlungen für Regierungen"

der „3. Weltkonferenz über Rau- chen und Gesundheit", kann nicht jeden Teilnehmer zufriedenstellen, besonders dann nicht, wenn (dem Wunsch der Arbeitsgruppe ent- sprechend) eigene Auffassungen über staatliches Handeln gegen das Rauchen Bestandteil der Be- richterstattung sind. Für einige werden die im folgenden vorge- schlagenen Maßnahmen nicht weit genug gehen, für andere viel zu weit gehen. Ich darf daher, um meine Position zu erläutern, fünf allgemeine Gesichtspunkte voran- stellen.

0

Rauchen ist gesundheitsgefähr- dend. Es muß jedoch anerkannt werden, daß alle Regierungen eine generelle Verantwortlichkeit tra- gen, um Wohlfahrt und Gesundheit ihrer Bevölkerung zu entwickeln.

Dazu gehört die Erkenntnis, daß Rauchen nicht die einzige Gesund- heitsgefährdung ist, die durch fal- sche Verhaltensweisen hervorgeru- fen wird. Alkoholmißbrauch, Arz- neimittelmißbrauch, Übergewicht, Mangel an körperlicher Betätigung und andere Faktoren tragen gleich- falls zu erhöhter Morbidität und Mortalität bei. In allen staatlichen Reglementierungen muß außerdem die Gefahr für freie und pluralisti- sche Gesellschaftsordnungen und

Gegen das Rauchen

muß politisch gehandelt werden

Konsequenzen aus

der „Dritten Weltkonferenz über Rauchen und Gesundheit"

Fritz Beske

Auf Einladung der Amerikanischen Krebsgesellschaft (American Cancer Society) und des Nationalen Krebsinstitutes der USA (Natio- nal Cancer Institute) fand in Verbindung mit einer Reihe von Vereini- gungen der USA in der Zeit vom 2. bis 5. Juni 1975 in New York die

„3. Weltkonferenz über Rauchen und Gesundheit" mit rund 500 Teil- nehmern statt, die aus 49 Ländern kamen. In fünf Arbeitskreisen wurden Fragen der Gesundheitsauswirkungen des Rauchens, der Modifizierung des Raucherrisikos, der Gesundheitserziehung, von Unterstützungsmaßnahmen zur Aufgabe des Rauchens und von not- wendigen Maßnahmen der Regierungen gegen das Rauchen behan- delt. Ein Gesamtbericht über diese Konferenz soll im Frühjahr nächsten Jahres vorliegen. Der Autor des folgenden Beitrages hatte es übernommen, auf dieser Konferenz das Ergebnis der Diskussion in der Arbeitsgruppe „Empfehlungen für Regierungen" in Verbin- dung mit eigenen Auffassungen über staatliches Handeln gegen das Rauchen zusammenzufassen. Die wesentlichsten Punkte dieser Zusammenfassung wurden in teilweise modifizierter Form von der entsprechenden Arbeitsgruppe akzeptiert.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 47 vom 20. November 1975 3263

(2)

Spektrum der Woche Aufsätze Notizen

Politik

gegen das Rauchen

die Gefahr für die Rechte des ein- zelnen gesehen werden, eine Ge- fahr, die sich aus der Versuchung ergibt, die persönliche Lebenswei- se nicht nur durch Verbote, son- dern letztlich auch durch Gebote zu regeln.

O Sir George Godber hat in seinem einleitenden Referat zu dieser Ta- gung ausgeführt, daß unser Ziel darin bestehen muß, das Rauchen völlig auszuschalten. Es ist an der Zeit, daß sich Regierungen früher oder später darüber klar sein müs- sen, ob sie diese Zielvorstellung akzeptieren und ob sie in ihrem Konflikt zwischen wirtschaftlichen Überlegungen und ihrer Verant- wortlichkeit für die Gesundheit ih- rer Bevölkerung ernsthaft gewillt sind, das Rauchen zu bekämpfen, letztlich bis zu dem von Sir George aufgezeigten Ziel.

O Auf Grund des Berichtes von Dr. Moerloose vom Haupt- quartier der Weltgesundheitsorga- nisation sind zur Zeit überall in der Welt erhebliche Veränderungen hinsichtlich der Gesetzgebung über das Rauchen zu beobachten.

Eine zunehmende Zahl von Regie- rungen prüft die Einführung von Gesetzen oder von anderen Maß- nahmen, um die Auswirkungen des Rauchens zu vermindern. Offenbar ist es ebenfalls nach den Ausfüh- rungen von Dr. Moerloose jedoch schwierig, eindeutig festzustellen, welche Auswirkung die bisherige Gesetzgebung über die Einschrän- kung des Rauchens wirklich ge- habt hat.

Wie immer die Auswirkungen der Gesetzgebung über das Rauchen auch beurteilt werden mögen: ge- setzgeberisches Handeln zur Ein- schränkung des Rauchens ist ein unabdingbarer Bestandteil jeder Kampagne gegen das Rauchen, kann jedoch nur eine von vielen Maßnahmen gegen das Rauchen sein. Keine einzelne Maßnahme wird für sich allein das Problem lö- sen können. Eine Reihe von Maß- nahmen sind erforderlich, um letzt- lich erfolgreich zu sein. Auf der an- deren Seite brauchen Regierungen überall in der Welt gerade in dieser

Zeit, in der die Gesetzgebung in Bewegung gekommen ist, Hinweise über das, was sie tun können und das, was sie tun sollten, um das Rauchen einzuschränken.

0 Staatliche Maßnahmen können auf der Bundesebene, auf der Ebe- ne der Länder oder auf der örtli- chen Ebene ansetzen und wirksam werden. Parlamente können zum Beispiel durch Gesetze tätig wer- den. Die Regierungen können durch Verordnungen oder durch Erlasse handeln. Viele Maßnahmen sind möglich. Jedes Land hat da- her für sich zu entscheiden, welche Maßnahme auf welcher Ebene der Verwaltung je nach der individuel- len Situation dieses Landes not- wendig ist und den größten Erfolg verspricht. Im übrigen haben die Regierungen darüber zu entschei- den, ob sie selbst tätig werden oder ob sie durch andere wirken wollen, etwa durch freiwillige und freigemeinnützige Organisationen, die sich für diese Aufgabe eignen.

Sie haben gleichfalls über die Rei- henfolge von Sofortmaßnahmen und von mittel- und langfristigen Maßnahmen zu entscheiden.

O Niemand ist im Zweifel darüber, daß der Weg, um das Rauchen ein- zuschränken oder schließlich zu eliminieren, ein mühsamer und ein langer Weg ist. Jede Maßnahme, die erwogen wird, sollte daher E> wissenschaftlich abgesichert sein, I> durchführbar sein,

> vernünftig sein,

I> erfolgversprechend sein.

Nur wenn unsere Vorschläge diese Voraussetzungen erfüllen, werden sie Aussicht haben, von möglichst vielen Ländern beachtet und schließlich auch befolgt zu werden.

Schutz der Minderjährigen

Überall in der Welt wird eine Zu- nahme des Rauchens bei Kindern und bei Jugendlichen beobachtet, daß das Rauchen in einem immer früheren Alter aufgenommen wird.

Es gibt nichts Wichtigeres als das Rauchen bei Kindern und Jugendli- chen zu verhindern. Aus diesem Grunde wird vorgeschlagen:

O Rauchverbot in allen Schulen für Kinder und für Jugendliche.

O Verkaufsverbot von Tabakpro- dukten an Kinder unter 16 Jahren.

In diesem Zusammenhang muß das Problem des Automatenverkaufs von Zigaretten immer dann gese- hen werden, wenn Automaten in- nerhalb der Reichweite von Kin- dern sind. Automaten stellen ein erhebliches Hindernis gegen die wirkungsvolle Durchführung jeder Maßnahme dar, die den Verkauf von Zigaretten an Kinder unter 16 Jahre verbietet.

• Rauchverbot von Kindern unter 16 Jahren in der Öffentlichkeit.

• Aufklärung über Rauchen und Folgen des Rauchens in allen Schulen und beim Militär.

Schutz des Nichtrauchers

Rauchen kann für die Nichtraucher gesundheitsschädigend sein. Dies trifft besonders für vorgeschädigte Personen zu. Es kann nicht länger akzeptiert werden, daß der Nicht- raucher gegen seinen Willen den Einflüssen des Rauches durch Raucher ausgesetzt wird. Nichtrau- cher haben das Recht, gegen die Aufnahme von Tabakrauch ge- schützt zu werden — wenn sie so wollen.

O Der Nichtraucher muß daher durch ein Rauchverbot oder durch eine Einschränkung des Rauchens in geschlossenen öffentlichen Räu- men geschützt werden wie zum Beispiel in Kinos, Büchereien, Zü- gen, Bussen, Flugzeugen, Aufzü- gen und Besprechungsräumen.

O In geschlossenen öffentlichen Räumen sollte das Nichtrauchen die Norm und das Rauchen die Ausnahme sein. Wo immer möglich und durchführbar, sollten getrennte Räume oder getrennte Regionen für Nichtraucher und für Raucher vorgesehen werden.

• In allen Einrichtungen des Ge- sundheitswesens sollte das Rau-

3264 Heft 47 vom 20. November 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(3)

chen entweder verboten oder so- weit wie möglich eingeschränkt werden. Hierzu gehören Kranken- häuser, Sprechzimmer von Ärzten und Zahnärzten, Wartezimmer von Ärzten und Zahnärzten und Apo- theken.

0

Das Rauchen am Arbeitsplatz sollte soweit wie möglich verboten oder eingeschränkt werden. Wo immer möglich, sollte durch die Anordnung der Arbeitsplätze si- chergestellt sein, daß Raucher und Nichtraucher nicht in einem Zim- mer zusammenarbeiten.

0

Besondere Aufmerksamkeit muß dem Schutz des Neugebore- nen und des Säuglings beigemes- sen werden.

0

Es sollte durch Schilder, Hin- weise und andere Maßnahmen deutlich sichtbar angezeigt wer- den, welche Räume für Nichtrau- cher und welche für Raucher vor- gesehen sind und wo das Rauchen generell verboten ist.

Beeinflussung

durch Steuern und Preise

Ganz allgemein führen höhere Preise zu einem Rückgang im Ver- brauch. Die Erhöhung der Tabak- steuer in regelmäßigen Abständen führt zu einer ständigen Erhöhung der Verkaufspreise für Tabakwa- ren. Die Frage jedoch, welche Aus- wirkungen der Preis von Tabakwa- ren letztlich auf den Kauf von Ta- bakwaren hat, ist strittig. Es gibt in verschiedenen Ländern statistische Beweise dafür, daß nach einer Er- höhung der Preise für Zigaretten der Zigarettenverbrauch zurück- geht, obwohl der Rückgang im Ver- brauch geringer ist als die prozen- tuale Preissteigerung. Es muß au- ßerdem zwischen den ersten Aus- wirkungen von Preiserhöhungen und den längerfristigen Auswirkun- gen hinsichtlich des Tabakverbrau- ches unterschieden werden. Es ist außerdem zweifelhaft, ob es gelin- gen wird, den Tabakverbrauch durch eine starke Erhöhung des Verkaufspreises erheblich einzu- schränken oder gar zu verhindern.

Unabhängig von allen diesen Über- legungen ist es notwendig:

~ Den Tabakkonsum über den Preis zu beeinflussen. Dabei ist je- doch zu berücksichtigen, daß es in verschiedenen Teilen der Weit und teilweise sogar in verschiedenen Teilen desselben Landes (USA) nicht unerhebliche Unterschiede in der steuerlichen Behandlung von Tabakwaren und damit dem Preis von Tabakwaren gibt. Infolgedes- sen ist es unvermeidlich, daß, auf welchem Wege auch immer und nicht zuletzt durch Schmuggel, Ta- bakwaren von Gebieten mit einem niedrigen Preis in Gebiete mit ei- nem hohen Preis gelangen, ohne daß sie in diesem Gebiet der Steu- er unterworfen sind. Dieses Pro- blern ist letztlich nur durch interna-

tionale Zusammenarbeit mit dem Ziel zu lösen, die Preise für Tabak- waren anzugleichen.

~ Um die Entwicklung von soge- nannten "sicheren Zigaretten"

oder besser von "weniger schädli- chen Zigaretten" zu entwickeln, sollten die Zigaretten je nach ih- rem Gehalt an Teer und Nikotin un- terschiedlich hoch besteuert wer- den. Diese Maßnahme hat sich be- reits in New York bewährt. Da- durch werden Zigarettenmarken mit hohem und mit niedrigerem Teer- und Nikotingehalt im Wettbe- werb gegeneinander auf den Markt gebracht.

~ Der Teer- und Nikotingehalt muß auf den Packungen deutlich so angegeben werden, daß der Verbraucher weiß, ab er eine Ziga- rette mit relativ hohem oder relativ niedrigem Teer- und Nikotingehalt kauft.

Spektrum der Woche Aufsätze · Notizen Politik

gegen das Rauchen

~ Zusätzlich sollten Maximalkon- zentrationen für Teer und Nikotin durch die Regierungen festgesetzt werden mit dem Ziel, den Gehalt an Teer und Nikotin Schritt für Schritt zu reduzieren.

..,... Die Besteuerung von Zigaretten entsprechend dem Gehalt an Teer und Nikotin mit einem deutlichen Hinweis auf den Gehalt an Teer und Nikotin hat eine wünschens- werte Nebenwirkung: Die gesund- heitlichen Auswirkungen des Rau- chens befinden sich damit ständig in der öffentlichen Diskussion.

Einschränkung der Werbung Es ist bis heute fraglich, ob das Verbot der Werbung entweder aus- schließlich im Fernsehen und im Radio oder generell den Verbrauch an Tabakwaren wirkungsvoll redu- ziert. Kein Programm jedoch, das zu einer Verminderung des Rau- chens führen soll, kann letztlich er- folgreich sein, ohne Maßnahmen auch hinsichtlich der Werbung zu ergreifen. Die Einschränkung der Werbung ist daher ein unabdingba- rer Teil jedes Programms gegen das Rauchen.

Wo immer möglich und soweit wie möglich, sollten freiwillige Verein- barungen mit der Tabakindustrie hinsichtlich der Werbung und hin- sichtlich des Anbringens von War- nungen gegen das Rauchen auf Zi- garettenpackungen erreicht wer- den. Nach den bisher vorliegenden Erfahrungen sind jedoch freiwillige Vereinbarungen ohne gesetzliche Maßnahmen nicht wirkungsvoll ge- nug. Außerdem kann es unter Um- ständen für die Tabakindustrie leichter sein, durch die Gesetzge- bung zu bestimmten Maßnahmen hinsichtlich der Werbung gezwun- gen zu sein, weil dadurch der Wett- bewerb einheitlich beeinflußt wird.

Da die Werbung über Fernsehen und Rundfunk die wohl wirkungs- vollste Form der Werbung ist, muß der erste Schritt in der Einschrän- kung der Werbung ein Verbot der Tabakwerbung über Funk und Fernsehen sein. Zusätzlich ist si- cherzustellen, daß die Werbung I>

DEUTSCHES .ARZTEBLA'IT

Heft

47

vom

20.

November

1975 3265

(4)

Spektrum der Woche Aufsätze - Notizen

Politik gegen das Rauchen

I> sich nicht an Kinder und Ju- gendliche richtet;

keine Texte oder keine Illustra- tionen verwendet, die darauf hin- weisen, daß das Rauchen ohne Auswirkungen auf die Gesundheit ist oder im Gegenteil einen vorteil- haften Einfluß auf die Funktionen des menschlichen Organismus oder auf sein Wohlbefinden hat;

I> keine Personen oder von Perso- nen getragene Situationen als Maßnahme der Werbung verwen- det;

> jeden Bezug zwischen dem Rau- chen und den Freuden des Lebens und dem Erfolg im Leben vermei- det;

I> grundsätzlich einen Hinweis bringt, daß Rauchen gesundheits- schädigend ist;

I> den Eindruck vermeidet, daß das Inhalieren des Rauches nach- ahmenswert sei.

Werbeverbot?

Die Frage, ob die Werbung für Ta- bakwaren überhaupt verboten wer- den sollte, wird unverändert disku- tiert. Schon heute ist in einigen Ländern die Werbung für Tabakwa- ren vollständig verboten. Ein voll- ständiges Werbeverbot jedoch kann verhindern, daß der Verbrau- cher über wünschenswerte Ent- wicklungen informiert wird wie zum Beispiel über Tabakerzeugnisse mit einem geringeren Gehalt an Teer und Nikotin oder über andere Entwicklungen, die im Rahmen ei- nes verbesserten Gesundheits- schutzes wünschenswert sind. Weit eher empfiehlt sich:

O Alle Zigarettenpackungen soll- ten einen Hinweis auf den Gehalt an Teer und Nikotin dergestalt ent- halten, daß der Verbraucher mühe- los unterscheiden kann, ob die Zi- garettenmarke, die er kauft, einen relativ hohen oder einen relativ niedrigen Gehalt an Teer und Niko- tin hat.

0 Es sollte vorgeschrieben werden, daß alle Zigarettenpackungen ei- nen Hinweis auf die Gesundheits-

schädigung durch Zigarettenrauch enthalten.

e

Es sollte der Zigarettenindustrie verboten werden, Einrichtungen oder Veranstaltungen dann zu un- terstützen, wenn mit dieser Unter- stützung ein Hinweis auf die Ta- bakindustrie generell oder auf ei- ne bestimmte Marke verbunden ist.

Funk und Fernsehen kennen keine Grenzen. Auch hier wird die Auswirkung des Verbotes der Ta- bakwerbung in Funk und Fernse- hen letztlich von internationaler Zusammenarbeit abhängen.

Förderung

der Gesundheitserziehung

Kein Regierungsprogramm gegen das Rauchen wird ohne die zuneh- mende Aufklärung der Bevölkerung über die Gesundheitsschädigun- gen, die insbesondere durch Ziga- rettenrauchen entstehen können, erfolgreich sein. Es ist daher erfor- derlich, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit mit allen Mitteln mehr und mehr auf die Problematik des Rauchens zu lenken und die Öffentlichkeitsarbeit zu einem be- vorzugten Bestandteil jeder Kam- pagne gegen das Rauchen zu ma- chen. Jede Form der Öffentlich- keitsarbeit und jede Form der Ge- sundheitserziehung muß daher durch die Regierungen nachdrück- lich unterstützt werden.

Überführung der Tabakindustrie in andere Beschäftigungszweige Alle Regierungen sollten jede Form der Subvention des Tabakanbaues und der Herstellung von Tabaker- zeugnissen und des Tabakexportes

beenden. Da jedoch für eine Reihe von Ländern der Tabakanbau und die Herstellung von Pfeifentabak, von Zigarren und von Zigaretten mit erheblichen wirtschaftlichen Vorteilen verbunden ist und außer- dem eine nicht unbeträchtliche Zahl von Arbeitskräften in dem Ta- bakanbau und in der Produktion von Tabakerzeugnissen beschäftigt ist, müssen in diesen Ländern Plä- ne entwickelt werden, um die Ta-

bakindustrie langfristig zu einem Übergang zu anderen Formen der landwirtschaftlichen Produktion oder der industriellen Produktion zu unterstützen.

Unterstützung der Forschung Jede Art von Forschung, die dazu beiträgt, die Zusammenhänge zwi- schen Rauchen und Gesundheit aufzuzeigen und Wege zur wir- kungsvollen Bekämpfung des Rau- chens zu finden, sollte von den Re- gierungen finanziell unterstützt werden. Dies beinhaltet insbeson- dere die Unterstützung von Pro- grammen, in denen Rauchern die Möglichkeit geboten wird, unter Anleitung das Rauchen aufzuge- ben.

Internationale

Zusammenarbeit nötig

Die Weltgesundheitsorganisation sollte gebeten werden, kontinuier- lich alle Informationen über das Problem von Rauchen und Ge- sundheit zu sammeln, auszuwerten und allen Ländern der Welt zu- gänglich zu machen.

Die Weltgesundheitsorganisation sollte mit der Welternährungsorga- nisation (F.A.O.) und der Internatio- nalen Arbeitsorganisation (11.0.) zusammenarbeiten, um diese inter- nationalen Organisationen auf die Auswirkungen des Rauchens auf die Gesundheit hinzuweisen mit dem Ziel, daß diese Organisatio- nen im Rahmen ihrer Möglichkei- ten die Länder, in denen der Anbau oder die Verarbeitung von Tabak von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung ist, dahingehend unter- stützen, daß ein Übergang auf an- dere landwirtschaftliche Produkte oder andere Formen industrieller Arbeit erfolgt.

Ich wiederhole die Empfehlung des Expertenkomitees der Weltgesund- heitsorganisation über „Rauchen und die Auswirkungen des Rau- chens auf die Gesundheit" vom Dezember 1974 (Technical Report Series Nr. 568) World Health Orga- nisation, Genf, 1975) die lautet:

3266 Heft 47 vom 20. November 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(5)

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

FORUM

Schlechtes Vorbild

Ein Arzt, der vor seinen Patienten raucht oder auch sonst in Aus- übung seines ärztlichen Dienstes raucht, gibt zu erkennen, daß das Rauchen nicht gesundheitsschäd- lich ist, und wiegt damit den Beob- achter in Sicherheit.

Dr. Dr. med. Max Henke 1000 Berlin 19 (Charlottenburg) Reichsstr. 81

Den Ausführungen des Autors muß man — leider — in vollem Umfang zustimmen. Nach bisherigen Erfah- rungen mit anderen Drogensüchti- gen ist aber voraussehbar, daß auch die angesprochenen Kollegen alle seine Argumente in den Wind schlagen werden, so wie sie es — trotz besseren Wissens — auch schon bisher getan haben.

Die Führungsrolle der Ärzteschaft auf dem Gebiete der Krankheits- verhütung sollte sich nicht nur in der Propagierung von Vorsorgeun- tersuchungen erschöpfen. Im Vor- dergrund müßte doch viel mehr die systematische Erziehung der Be- völkerung zu einer verantwor- tungsbewußten, vernünftigen Le- bensführung stehen und gefördert werden, denn man soll nicht den zweiten Schritt ohne den ersten tun.

In den Augen der meisten Mitbür- ger gilt der Arzt — trotz aller fern- gelenkten Anfeindungen — immer noch als Leitbild. Wie aber soll ein Arzt, welcher selbst meilenweit nach kaltem Rauch stinkt bzw.

duftet oder der gar vor den Augen von Nichtärzten qualmt und sich womöglich noch durch Anbieten oder Verschenken von Zigaretten anbiedert, wie soll ein solcher Arzt seine Patienten von der polytopen Schädlichkeit des Rauchens über- zeugen? Man hört ja immer wieder

„Mein Hausarzt raucht doch auch, also ist es sicher nicht so schlimm, denn der muß es ja wissen."

Der Prozentsatz der immer noch rauchenden Ärzte ist leider beacht- lich. Gerade diese Kollegen aber sind die wertvollsten Verbündeten der Zigarettenindustrie, denn sie entlasten deren ohnedies schon astronomischen Werbeetat in ei- nem kaum abschätzbaren, aber si- cherlich nicht geringen Ausmaß.

Der zu erwartende Einwand, als Arzt stehe man mehr als andere Berufe unter ständigem Streß und müsse daher rauchen, kann wohl nicht ernst genommen werden, da sich einseitige berufliche Belastun- gen bekanntlich auch auf andere Weise kompensieren lassen.

Wenn Herr Schmidt schreibt „Rau- chen für Ärzte nicht standesge- Politik gegen das Rauchen

„Jede Regierung sollte eine zentra- le Einrichtung schaffen, deren Auf- gabe es ist, alle Programme für die Einschränkung und die Verhütung von Zigarettenrauchen vorzuberei- ten, zu koordinieren und zu über- wachen. Diese zentralen Einrich- tungen sollten von den Regierun- gen die notwendige finanzielle Un- terstützung erhalten.

Schlußbemerkungen

0 Alle Regierungen sollten durch ihre Parlamente beauftragt werden, in regelmäßigen Abständen einen Bericht zum Thema „Rauchen und Gesundheit" zu veröffentlichen, ei- nen Bericht, der u. a. Ausführungen darüber enthält, welche Fortschrit- te in der Bekämpfung des Rau- chens seit dem letzten Bericht er- zielt worden sind und was weiter- hin getan werden muß.

O Alle Regierungen sollten darauf hinwirken, daß das Nichtrauchen mit positiven Aspekten versehen wird. Sie sollten außerdem alles in ihren Kräften Stehende tun, um die Bevölkerung ihrer Länder mit aus- reichenden Möglichkeiten zu ver- sehen, die es dieser Bevölkerung gestatten, ihre Freizeit sinnvoll und gesundheitsbewußt zu verbringen.

Parlamentarier und Regierungs- vertreter sollten davon Abstand nehmen, in der Öffentlichkeit und besonders im Fernsehen zu rau- chen. Das Werbeverbot für Tabak- produkte im Fernsehen ist nahezu wirkungslos, wenn Parlamentarier und Regierungsvertreter im Fern- sehen rauchen.

O Alle Maßnahmen der Regierun- gen müssen dazu beitragen, eine Änderung in unserem Lebensstil zu erzeugen: Eine Änderung da- hingehend, daß das Nichtrauchen die Norm und das Rauchen die Ausnahme ist.

Anschrift des Verfassers:

Staatssekretär

Prof. Dr. med. Fritz Beske 23 Kiel

Sozialministerium Brunswiker Straße 16-22

Arzt sein und dennoch rauchen?

Der Artikel hieß: „Rauchen für Ärzte nicht standesgemäß" (Prof. Dr.

med. Ferdinand Schmidt, Heft 23/1975) und stellte die These auf:

Ein Arzt raucht nicht in der Öffentlichkeit. Die provozierende The- se des Autors erzeugte eine starke Reaktion. Eine so große Men- ge von Leserbriefen ging ein, daß wir uns entschlossen, die Stel- lungnahmen in einem längeren Beitrag zusammenzufassen. Die überwiegende Mehrheit der Leserbriefschreiber stimmte dem Arti- kel lebhaft zu (bedingt unter anderem dadurch, daß positiv moti- vierte Leser offenbar von einer Welle zu Briefen an die Redaktion animiert wurden), ein einziger lehnt ihn ab. Ein anderer faßte ihn als Stoff für eine Satire auf und zeigte, daß man auch dieses sicher ernste Thema mit Humor abhandeln kann.

3268 Heft 47 vom 20. November 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Da die Röntgenuntersuchung in 35 Prozent eine Fehlinformation geliefert hatte und koloskopisch in 31 Prozent der Fälle neoplasti- sche Veränderungen entdeckt wurden, empfehlen

„nur" 100 000 zu versteu- erndem Einkommen auf 0 DM zu stellen, müssen folglich mindestens DM 300 000 Verlust „produ- ziert" werden, und das in einem Jahr, dessen Ergeb-

Rund 600 Rollstuhl- fahrer werden an einem in- ternationalen Baskettball- turnier teilnehmen, das un- ter der Schirmherrschaft des nordrhein-westfäli- schen Ministers für Arbeit,

Auf einer Tagung Mitte Oktober dieses Jahres in Paris sprachen sich deshalb nach Darstellung des Deut- schen Krebsforschungszentrums die beteiligten Organisationen und Ver- bände

 Ich kann mit einer Tabellenkalkulation einfache Berechnungen durchführen und altersgemäße Aufgaben lösen.  Ich kann

Ziel der Doppelstunde ist, dass die Schüler mit- hilfe von arbeitsteilig erarbeiteten Informationen über das Rauchen einen Artikel für ihre Schülerzei- tung verfassen.. Zum Ablauf

4. Erklärung und Schlussfolgerung: Der Zigarettenrauch enthält Teer. Er bleibt in der Watte hängen, weswegen sich diese gelbbraun verfärbt. Ein ähnlicher Vorgang vollzieht sich in

Zum einen ist keines- wegs gesichert, dass der pH- Wert des Hauptstromrauchs durch Einbringung von Am- moniumverbindungen we- sentlich verändert wird, zum anderen wird das auf der