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Archiv "Starke Abnahme der Ozonschicht" (13.03.1992)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

I JAPANI EG 1

USA KANADA

Der Ozonzerstörer steckt überall

Verbrauch von

Fluorchlorkohlenwasserstoff in den Hauptindustrieländern 1988

©IS Grafik

Sonstige Lösemittel

Aerosole

Füllmittel Kühlmittel Quelle:

Sema Group

Nur wenige Prozesse haben in letzter Zeit soviel Aufmerksamkeit erregt wie der gegen den Frauenarzt Horst Theissen, der wegen Schwan- gerschaftsabbruchs in 36 Fällen, ver- suchten Abbruchs in vier Fällen und in 19 weiteren Fällen wegen Ab- bruchs ohne Feststellung der Indika- tion durch einen zweiten Arzt verur- teilt worden war. Das im Dezember 1991 vom Bundesgerichtshof (BGH) bestätigte „Memminger Urteil" (da- zu Heft 51-52/1991) wurde jetzt ver- öffentlicht (3. Dezember 1991, AZ:

1 StR 120/90).

In den Urteilsgründen hat sich das Karlsruher Gericht an die Ent- scheidung des Bundesverfassungsge- richts von 1975 angelehnt. Zunächst wird deshalb festgestellt: „Die Be-

deutung des ungeborenen Lebens verlangt eine Auslegung, die seinen Schutz soweit wie möglich gewährlei- stet." Allerdings seien die Grenzen der Gesetzesauslegung zu beachten.

Wenn das Gesetz Zweifel offen las- se, dürften diese nicht zugunsten der Strafbarkeit behoben werden.

Zur Entscheidungskompetenz des Arztes stellt der Bundesgerichts- hof fest: „Daß die Beurteilung eines Sachverhalts nach den ,Erkenntnis- sen der medizinischen Wissenschaft' objektiven Charakter hat, ist aner- kannt. Ebensowenig kann zweifel- haft sein, daß die Beurteilung ,ärztli- cher Erkenntnis' jedenfalls auch ob- jektiven Grundsätzen folgen muß und insoweit richterlich nachprüfbar ist."

Der Arzt, der die Schwanger- schaft abbrechen will, müsse „die der Bedeutung des Eingriffs angemesse- nen, ihm möglichen und nach ärztli- chem Standesrecht gebotenen Wege der Aufklärung genutzt haben". Er sei jedoch nicht verpflichtet, sich als

„Ermittlungsbehörde" zu betätigen und an andere Personen und Ein- richtungen heranzutreten als bei sonstiger Behandlung.

Gegen eine ins einzelne gehende Überprüfung spreche, daß Gesetz, Rechtswissenschaft und Medizin nur

„unzulängliches Rüstzeug" zur Ver- fügung stellen würden. Als Beispiele führt der BGH die Begriffe „schwer- wiegende Beeinträchtigung", „zu- mutbare Weise" und „Gefahr einer Notlage" an.

Einige Fälle, die alleine, für sich genommen, keinen Schwanger- schaftsabbruch rechtfertigen, wer- den in der Entscheidung ausdrück- lich genannt. Dazu gehören eine nichteheliche Zeugung, eine ableh- nende Haltung des Vaters und eine Verzögerung der Berufsausbildung der Mutter. Kli

Urteil des Bundesgerichtshofs im Fall Theissen

Der Arzt ist keine

„Ermittlungsbehörde"

Starke Abnahme der Ozonschicht

Gibt es in Europa ein Ozonloch?

Wie gefährlich ist der Verlust der Ozonschicht? Wie läßt er sich ver- meiden? Diese Fragen beschäftigten die zahlreich erschienenen Besu- chers des Fachgesprächs „Ozonloch

— Schutz der Erdatmosphäre", das von der CDU im Konrad-Adenauer- Haus in Bonn veranstaltet wurde.

„Zur Zeit sehen wir noch kein Ozonloch in der Nordatmosphäre", konnte Prof. Dr. Reinhard Zenner, Koordinator des Ozonforschungs- programms des Bundesministeriums für Forschung und Technologie (Universität Essen), gleich zu Beginn der Podiumsdiskussion feststellen.

Doch: Eine Entwarnung bedeute diese Aussage nicht. Schon in den nächsten zwei bis drei Monaten sei mit einem weiteren Ozonverlust zu rechnen. Jüngste Erkenntnisse der US-Raumfahrtbehörde NASA hät- ten eine starke Abnahme der Ozon- schicht über der nördlichen Hemi- sphäre belegt.

Besonders hohe Verluste seien jedoch im Äquatorialbereich ermit- telt worden. Im Gegensatz zur Süd- hemisphäre bestehe in der nördli- chen Halbkugel eine relativ hohe Verschmutzung in der Troposphäre, was einen gewissen Schutz sichere.

Diese Äußerung brachte das Publi- kum zum Lachen, und Zellner bestä- tigte das Paradoxe an der Situation:

„Die große Luftverschmutzung hat also sogar noch einen Nutzen."

Wolfgang Lohbeck, Leiter des Bereichs „Atmosphäre" bei der Um- weltschutzorganisation Greenpeace (Hamburg), machte auf die Gesund- heitsgefährdungen durch den Ver- lust der Ozonschicht aufmerksam.

Der Verlust von Ozon führe zu er- höhten Hautkrebsraten, Katarakten und einer Abnahme des Meeres- planktons, was katastrophale Aus- wirkungen auf die Welternährung haben könnte. Mit dem Ausstieg aus Verbrauch und Anwendung von Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffen

(FCKW) sollte deshalb möglichst bald begonnen werden. Schon heute gäbe es brauchbare Ersatzstoffe:

„Auch ohne FCKW müssen wir nicht auf die kühle Dose Bier verzichten."

Prof. Dr. Franz Nader vom Verband

Für die Zerstörung der Ozonschicht, die die Erde vor den ultravioletten Strahlen der Son- ne schützt, ist FCKW mitverantwortlich.

A1-900 (40) Dt. Ärztebl. 89, Heft 11, 13. März 1992

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der Chemischen Industrie in Frank- furt sieht ebenfalls einen „dringen- den Handlungsbedarf", doch die Er- satztechnologien müßten erst ausge- reift sein. Dabei habe die Bundesre- publik eine „Vorreiterrolle" über- nommen Nader verweist auf die freiwillige Verpflichtung der Her- steller, die Produktion von FCKW bis 1995 einzustellen. Ein Verzicht sei vielleicht sogar schon in zwei Jah- ren möglich, falls Ersatzstoffe zur Verfügung stünden. Auch die An- wendung werde bereits in diesem

Man muß die Zahl „in Worten"

sehen, um ihre volle Bedeutung zu erfassen: Zum zweihundertfünfzig- sten Mal hat in der Krebsnachsorge- klinik Bad Trissl (bei Oberaudorf im oberbayerischen Inntal) die „Klinik- Talkshow" stattgefunden.

Rund 600 Prominente jeglicher Couleur haben im Verlauf von 14 Jahren dem Medizinjournalisten und Talkmaster Dr. med. Georg Schrei- ber Rede und Antwort gestanden, etliche von ihnen mehrfach, einige sogar vielfach. Seit 1964 haben insge- samt 1200 Teilnehmer auf dem Podi- um im Speisesaal der Klinik geses- sen. Für einen Entertainer, der von Hause aus mehr Schreibender als Sprechender war und in das „Medi- um Talk" selbst erst hineinwachsen mußte, ist das eine enorme Leistung, die ohne Wenn und Aber reif ist für das Guinness-Buch der Rekorde.

Das Publikum, für das diese au- ßergewöhnliche und unverwechsel- bare, ebenso einmalig wie einzigartig gebliebene Sprech-Schau veranstal- tet wird — nämlich die krebskranken Patienten, denen nach ihrer Primär- therapie hochqualifizierte klinische Nachsorge zuteil wird (die Klinik Bad Trissl ist „Außenstation" des Tumorzentrums München der bei- den Münchner Medizinfakultäten) — freut sich auf jeden neuen Talk-Ter-

Jahr weiter sinken. Deutschland könnte also im Jahr 1994 praktisch

„FCKW-frei" sein.

Bundesumweltminister Prof. Dr.

Klaus Töpfer (CDU) verwies auf die Erfolge der Bundesregierung zum Schutz der Ozonschicht. Weltweit sollte FCKW bis zum Ende des kom- menden Jahrzehnts nicht mehr pro- duziert und verbraucht werden. Er- satzstoffe und -techniken müßten auch für die Länder der Dritten Welt zugänglich gemacht werden, forderte der Minister. Kli

min, nimmt Anteil an den Gesprä- chen, lacht über Heiteres, wird nach- denklich bei Ernstem und zieht aus dem Miterleben Gewinn für den Kli- nikalltag.

Weil also auf dem Trissler Podi- um in Angebot und Wirkung viel Gu- tes zusammenläuft, weist Dr. Georg Schreiber seiner Gesprächsrunde gern den Effekt zu, „Erste Hilfe aus Zweiter Hand" zu leisten. In die glei- che Richtung deuten seine Marken- zeichen „Mit-Therapie von außen"

oder „Unklinische Visite".

Doch eben diese Slogans haben ihm Kritik von Ärzten eingetragen, vor allem aus den Reihen der Kran- kenhaus-Onkologen. In ihrer Wort- wahl nicht einmal immer akademisch maßvoll, zweifeln Arztkollegen den therapeutischen Wert einer Klinik- Talkshow an. Wie könne, fragen sie, eine Show nennenswerte Wirkungen haben, wenn sie alle fünf Wochen einmal über das Podium geht, die meisten Patienten aber bei durch- schnittlich sechswöchiger Nachsorge nur einmal, allenfalls zweimal daran teilnehmen? Können, so wird weiter gefragt, Einblicke in die Sorgen, Nö- te und Ängste anderer Menschen, wie sie nahezu jede einzelne Talk- show eröffnet, die seelische Bela- stung der zuhörenden Patienten im Sinne der unerläßlichen kontinuier-

lichen psychologischen Führung Krebskranker tatsächlich beeinflus- sen?

Vielleicht würde die Einschät- zung der Talkshow durch Ärzte, die mit der Schwierigkeit dauerhafter seelischer Aufhellung von Krebspa- tienten vertraut sind, etwas weniger skeptisch ausfallen, wenn der Talk- master seinem Publikum nicht schon mehrfach die alte Geschichte erzählt hätte, „daß die Ankunft eines Clowns für die Kranken eines Dorfes besser sei als die Ankunft von drei mit Medikamenten beladenen Eseln". So etwas muß provozieren.

Und durch Schlenker dieser Art, die nicht einmal böse gemeint sein müs- sen, fühlen sich diagnostisch und therapeutisch verantwortlich tätige Ärzte nicht eben ermutigt, Vorbe- halte zu revidieren.

Muß übrigens die Latte des An- spruchs so hoch gelegt werden? Muß die Talkshow gleich „Mit-Therapie"

oder, wie die „Süddeutsche Zeitung"

titelte, „Psychische Medizin" sein?

Genügt es nicht, von Abwechslung, Ablenkung, Zerstreuung oder sum- ma summarum von bester Unterhal- tung zu sprechen? Das würde dem verdienstvollen Unternehmen Kli- nik-Talkshow nichts von seinem Wert nehmen, böte aber weniger Ansatzpunkte für Unverständnis oder Fehlurteile.

Schließlich gehören ja nicht nur Fragegeschick und Schlagfertigkeit, sondern auch viel Einfühlungsver- mögen dazu, einem Publikum Ge- sprächspartner unterschiedlichster Struktur und Herkunft „vorzufüh- ren".

Bayerns Ex-Kammerpräsident Professor Dr. Dr. Hans-Joachim Se- wering, „Gründervater" der Klinik Bad Trissl, würdigt die Leistung und die Ausdauer des Talkshow-Erfin- ders Dr. Georg Schreiber. Dem pri- vaten Träger der Klinik, Senator Hans Hermann Rösner, dankte er dafür, daß er die Talkshow ermög- licht und gefördert habe. Über das Programm für die Zukunft war man sich einig. Es heißt: „Weiterma- chen". Denn auch die 250. Talkshow war nur eine Etappe auf einem lan- gen Weg — wenn auch eine von be- sonders exquisiter Art.

Kurt Gelsner

250. Klinik-Talkshow in Bad Trissl

Reif für das Guinness-Buch der Rekorde

Dt. Ärztebi. 89, Heft 11, 13. März 1992 (43) A1-903

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