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Archiv "Krankenhausmuseum erst in 1992" (23.05.1991)

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Indem er die Grenzen der Wahrnehmung rekapituliert, überwindet er deren Konven- tionen. Aus ihren Mängeln zieht er seine Konsequenzen.

Dabei ist es kein Zufall, daß er im postmodernen Kreis franzö- sischer Denker wie Gilles De- leuze, Felix Guatari, Roland Barthes oder Michel Foucault so etwas wie Bestätigung für seinen Ansatz des In-die-Welt- Sehens fand. Dort, in der Re- publik des Geistes, gehört der Zweifel an einer überzogenen Rationalität zur Tagesordnung.

Auf seiner Suche nach Or- ten, wo Vergleiche nicht mehr ziehen, trifft Good immer wie- der auf das endlose Reich der Kunstwerke, die sich den Mög- lichkeiten technischer Repro- duzierbarkeit entziehen. In ih- rem Bezirk gleicht keine Linie einer anderen, wie Cy Twombly mit der Eigensinnigkeit seines

„Gekritzels" belegt. Farben und Formen, wie sie von Künst- lern gesetzt werden, wehren sich gegen den Benennungstick der Kunstkritiker, ein ewiges Sträuben gegen eingleisige Versprachlichung, ein Miß- trauen gegen Klischees der Sprache, wie es sich im franzö- sischen „Nouveau Roman"

Nathalie Sarrautes oder Alain Robbe-Grillets wiederfindet.

Wahrnehmung, die sich dem Risiko des Sich-Verirrens ent- zieht, nimmt sich Erlebnischan- cen. Um diese geht es in Goods Versuchen über das Sehen.

Reizvoll ist ihm die Dich- tung, die mit „Sprache" wie mit einem „Körper" umspringt, ab- seits der Bedeutungen. Die Dichtungen von Paul Celan, Christian Morgenstern, Kurt Schwitters, Hans Arp, Eugen Gomringer und Ernst Jandl ge- hören da zum Dauerrevier ei- nes Philosophen. Dem sind Ro- mane suspekt, weil diese an kausale Zusammenhänge glau- ben, und er fragt sich, „warum Autoren, auch nach diesem epochemachenden ,Ulysses`"

immer noch so gemeinsam- keitsbesessen schreiben.

Je mehr er Abschied nimmt von dem Willen zum Narrati- ven, um so energischer bekennt er sich zur Lyrik. Warum?

„Weil in der Lyrik der Körper der Sprache das Thema ist, und nicht die Bedeutung, die ich dem anderen hinübertragen will. Viele Gedichte haben den gleichen Inhalt. Aber sie sagen trotzdem nicht das Gleiche. Je- des sagt etwas anderes durch die Art, wie das Material der Sprache, wie die Laute, die Wörter und die Sätze, wie das alles überhaupt gestaltet ist.

Von Gestalt kann ich da nicht reden, denn, wenn ich gestalte, bin ich bereits verloren."

Das sind Sätze eines, der sich selbst verbessert, weil er sich dabei ertappt, wie sehr auch ihm der ungebrochene Fluß mündlicher Rede Streiche spielt: Streiche, die sich gegen seine Überzeugungen richten.

Der unsagbare Charme der Gedichte liegt, so Good, in ih- rer Nähe zu Sprache.

Einer der Lyriker, die ihm wichtig sind, heißt Joseph Kopf, ein 1929 in St. Gallen ge- borener Eigensinniger der

„Abweichung". Von ihm gab Good einen Gedichtsband mit dem wunderbaren Titel „ein dunkles grünes hungertuch die welt" heraus. Für den Philoso- phen ist Kopf einer der unkon- ventionellsten Außenseiter oh- ne Anpassungstendenz, bezie- hungsunfähig, hungrig nach sinnlicher Sprache. Dem Son- derling der seltenen Art ist Good öfters begegnet, doch nur einmal kam es zu einem längeren Gespräch nach einer Lyrik-Tagung in Sankt Gallen, 1978 kurz vor Kopfs Tod.

„Er war wie ein scheues, wildes Tier. Er hat auch den Kopf nicht mehr aufrechthal- ten können, er richtete ihn mit Hilfe der Hand auf, weil der Halswirbel fehlte. Daß er sich selbst so zum Thema hatte, ist für einen, der Kopf heißt, eine zusätzlich fatale Geschichte, das ist ja verrückt. Von den Dichtern, die mir begegnet sind, ist er einer der stärksten Figuren gewesen, insofern er aus all diesen Behinderungen, körperlicher und gesellschaftli- cher Art, herausgetreten ist.

Er hat keinen Beruf ausge- übt, nie lange am gleichen Ort gewohnt, er hat nie eine Liebe lange durchhalten können. Er

war mal verheiratet, nach ein paar Monaten mußte er wieder weg von dieser Frau. Er mußte diese Lebensweise des aufge- scheuchten Tieres führen, da- mit er überhaupt schreiben konnte. Dadurch kommt seine Lyrik bei ihm aus einer tiefen Lebenserfahrung heraus, wobei die Vernetzung wieder die ist, daß er bei Rilke erst wieder Fuß fassen wollte, mit Hesse Kontakt hatte. Später ging er, jüdischer Herkunft, nach Isra- el, um sich eine größere Klar- heit zu erarbeiten, und hat das auch durch dieses Sich-Ausset- zen-in-der-Wüste geschafft.

Mit nichts hat er gelebt, und dann kommt er wieder zurück nach Sankt Gallen: Er findet sich nicht zurecht."

Soweit das Netz biographi- scher Details, wie es Good aus- breitet. Das Einmalige an den Gedichten sieht der Verskun- dige in der Art, wie das „The- ma der Einsamkeit und des To- des von der Kerngestalt der Sprache in andere Dimensio- nen getrieben wird".

Good, am Sinn interessiert, der sich sinnlich realisiert, ver- brachte seine Lehrjahre in Pa- ris, wo er an der Sorbonne mit dem Phänomenologen Jean Wahl stritt. Damals, mitten im 68er „Bürgerkrieg", eignete er sich sein Wissen an, heute spricht er „von der Verantwor- tung des Wissens". Fortge- schritten ist die Zeit.

Heinz-Norbert Jocks

D

as Deutsche Kranken- hausmuseum, das in ei- nem Baudenkmal der Bieder- meierzeit in Oldenburg ent- steht, wird nicht im Oktober diesen Jahres, sondern am 13.

März 1992 eröffnet. Dies teil- te der Vorsitzende des Trä- gervereins, der Medizinhisto- riker Prof. Axel Hinrich Mur- ken, Aachen, auf einer Pres- sekonferenz anläßlich der In- terhospital am 24. April in Düsseldorf mit.

Der Termin sei deswegen verschoben worden, weil für die Einrichtung des Museums noch ein Zeitraum von knapp einem Jahr erforderlich sei.

Vorgesehen ist ein Festakt im neu erbauten Veranstaltungs- zentrum des Peter-Friedrich- Ludwigs-Hospitals in Olden-

Krankenhausmuseum erst in 1992

Das Hospital in Oldenburg: ein Baudenkmal aus der Biedermeierzeit

burg, das dieses Museum auf- nehmen wird.

Der ursprünglich für den 12. Oktober 1991 geplante Eröffnungstermin soll nicht ungenutzt verstreichen: Er- öffnet wird eine Ausstellung zur Baugeschichte des Peter- Friedrich-Ludwigs-Hospitals, das vor fast genau 150 Jahren seine Pforten geöffnet hat.

Gleichzeitig wird eine Aus- stellung über das Bild des Deutschen Krankenhausmu- seums im 19. und 20. Jahr- hundert gezeigt sowie die ge- plante Neueinrichtung an- hand von Modellen. Es ist be- absichtigt, so hieß es in Düs- seldorf, bei einem öffentli- chen Forum Gelegenheit für weitere Vorschläge zur Neu- gestaltung zu geben. PM A-1906 (92) Dt. Ärztebl. 88, Heft 21, 23. Mai 1991

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