V A R I A
A
A1764 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 26½½½½29. Juni 2001
Bodendenkmäler – nicht ge- rade ein Augenschmaus, denkt sich der unbefangene Leser und lässt all die ar- chäologischen Stätten Revue passieren, die aus wenig mehr als einigen Steinen be- standen und das Vorstel- lungsvermögen des Besu- chers überstrapazierten.
Dann die Überraschung bei der Beschäftigung mit die- sem aufwendig gestalteten Bildband: In einer Vielzahl von Landschafts-Fotografien werden die mehr oder weni- ger verborgenen Boden- denkmäler Nordrhein-West- falens im Wandel der Jahres- zeiten eindrucksvoll in Szene gesetzt. Über einen Zeit- raum von mehreren Jahren hat der Fotograf Axel Thün- ker im Auftrag der Boden- denkmalpflege systematisch die archäologischen Stätten im Bild festgehalten, ihre landschaftsprägende Kraft dokumentiert. Fast wie Gemälde wirken die Foto- grafien, und der Betrachter spürt, welcher Zeitaufwand
hinter jedem einzelnen Bild steckt.
Man verweilt bei den Bildern; und neugierig ge- worden, beginnt man zu lesen – über die Heiden- straße bei Attendorn, die römische Eifelwas- serleitung, die Klever Landwehr, die Wasser- burg Eibach bei Lind- lar oder über den Westwallabschnitt bei Roetgen. Spuren der Vergangenheit, zum Teil nur noch für das geübte Auge wahr- nehmbar, werden sichtbar gemacht und in ihrem historischen Kontext erläutert. Ein durch- weg gelungener Versuch, Be- zugspunkte zur Vergangen- heit zu schaffen. Thomas Gerst
Geschichte
Versäumte Fragen
Rüdiger Hohls, Konrad H. Ja- rausch (Hrsg.): Versäumte Fra- gen. Deutsche Historiker im Schatten des Nationalsozialismus.
Deutsche Verlags-Anstalt, Stutt- gart, München, 2000, 528 Seiten, gebunden, mit Schutzumschlag, 44 DM
Seit dem Historikertag 1998 ist eine heftige Debatte zur Rolle der Historiker im Dritten Reich und zu den braunen Wurzeln der deutschen Ge- schichtswissenschaft nach 1945 entbrannt. Immer mehr er- schreckende Details zum Mit- läufer- und Mittätertum von Historikern wie Schieder und Conze, die die Geschichtswis- senschaft der Nachkriegszeit entscheidend prägten, werden bekannt, sodass gegenüber ihren Schülern der Vorwurf
laut wird, es versäumt oder vermieden zu haben, den Leh- rern Fragen zu deren NS-Ver- gangenheit zu stellen.
Das Buch enthält Inter- views mit 17 Historikern der Schülergeneration, ergänzt um eine Einführung in das Thema und einen informativen An- hang. In den Interviews wer- den Biografie und dabei insbe- sondere der wissenschaftliche Werdegang der Befragten be- leuchtet, um Erklärungen für das Versäumnis zu finden. Die Interviews decken als zeithi- storische Dokumente das Aus- maß der personellen, konzep- tuellen und methodischen Kontinuitäten nach 1945 auf und schildern die damaligen Bedingungen akademischer Arbeit. Interviews mit sponta- nen und eindeutigen Stellung- nahmen wechseln sich ab mit redigierten vorsichtigen Aus- sagen. Yvonne Treis
Krebserfahrung
Glücksfall
Helmut Ulrich: Verknotet. Tage- buch einer Krebstherapie. Rake Verlag, Kiel, 2000, 219 Seiten, 38 DM
Das Buch geht unter die Haut. Das liegt natürlich am Inhalt – der Schilderung ei- ner Krebstherapie anhand von Tagebuchaufzeichnun- gen. Aber das Betroffensein allein trägt in der Regel nicht so weit, dass aus einem Text eine fesselnde Lektüre für Unbeteiligte wird. Dazu gehört schriftstellerisches Vermögen; und so muss man es – so zynisch es auch klin- gen mag – als einen Glücks-
fall bezeichnen,
dass hier der von einer Krebserkrankung Betroffene ein Schriftsteller ist, der die Kunst des Schreibens be- herrscht.
Im Februar 1999 wird dem Autor mitgeteilt, dass er an Krebs, einem Non-Hodgkin- Lymphom, erkrankt ist. Dia- gnostik im Krankenhaus, Chemotherapie, Behandlung mit Zytostatika und Kortison und schließlich Stammzell- Transplantation – ein Jahr vergeht, in dem Ulrich eine radikale Veränderung seines Lebens erfährt. Schonungslos offen, sehr präzise und ohne jegliche Wehleidigkeit be- schreibt er den Behandlungs- verlauf, die Auswirkungen von Krankheit und Therapie auf Körper und Geist, die Ge- danken an den Tod, das stän- dige Wechselbad der Gefühle zwischen Hoffnung und Angst.
Aber auch die Beschreibung des Klinikalltags, der Wahr- nehmungen am Rande ist überzeugend. Fast schon er- schreckend deutlich wird, wie die Krebstherapie den Kör- per angreift und wie man auf ein existenzielles Minimum re- duziert wird. Michael Schmedt
Fotografie/Archäologie
Ansichten der Vergangenheit
Heinz Günter Horn, Axel Thünker: Zeitmarken/Landmarken. Boden- denkmäler in Nordrhein-Westfalen. Wienand Verlag, Köln, 2000, 264 Seiten mit 50 farbigen und 139 Duoton-Abbildungen, Format 24 × 30 cm, Leinen mit Schutzumschlag, 88 DM
Reisetipps für behinderte Men- schen hat der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter (BSK) zusammengestellt. Die Broschüre enthält auf mehr als 160 Seiten Adressen, Erfah- rungsberichte und Hinweise auf barrierefreie Reiseziele. Das Reise-ABC ist für zehn DM ein- schließlich Porto (Verrech- nungsscheck) erhältlich beim BSK, Postfach 20, 74236 Kraut- heim.
Bücher